Glenn Meade - Unternehmen Brandenburg / Brandenburg

  • Inhalt:
    Drei ominöse Todesfälle, die scheinbar in keinem Zusammenhang stehen: 1994 wird in Berlin ein politischer Aktivist auf offener Straße erschossen; in Asuncion kommt ein Schmuggler bei eineer Verfolgungsjagd ums Leben, während ein reicher Geschäftsmann in der paraguayischen Hauptstadt Selbstmord begeht. Als der Journalist Rudi Hernandez vor Ort den vermeintlichen Selbstmord unter die Lupe nimmt, stößt er auf eine Gruppe deutscher Immigranten, die einen perfiden Plan verfogt. Dieses Unternehmen könnte die politische Landkarte Europas verändern und das wiedervereinigte Deutschland um sechzig Jahre zurückwerfen...



    Obwohl es eigentlich nicht so ganz mein Thema ist (schon wieder die bösen Deutschen) ist es ein sehr spannender Thriller, der mir widererwarten gut gefallen hat.

  • Ich fand das Buch sehr spannend, auch wenn das beschriebene Szenario (Gott sei Dank) sehr weit hergeholt war.
    Mir gefällt Glenn Meade's flüssiger Schreibstiel, einfach schön zu lesen.
    Für Freunde von Politik- und Geschichtsthrillern absolut zu empfehlen.


    :thumleft: :thumleft: :thumleft: (3/5)

  • Das Buch hat mir auch prima gefallen. War ein gut gestricker Thriller, wie viele andere. Mir hat aber besonders gefallen, dass die Sicht von Ausländern auf uns Deutsche ein grosses Thema war. Finde ich interesant, zumal der Autor in irgendeiner Beziehung zu Deutschland stand. Ich weiss nicht mehr was, ist schon zu lange her, dass ich es gelesen habe. Ich glaube, er hat in Deutschland gearbeitet.

    :cyclopsani: :cyclopsani: :cyclopsani:
    Ödipus in zehn Sekunden:
    Ödipus wacht auf und sagt: Welches Schwein hat mit meiner Mutter geschlafen?
    Ach, das war ja ich.
    :cyclopsani: :cyclopsani: :cyclopsani:
    (Woody Allen)

  • Zuerst einmal: die erste Befürchtung nach flüchtiger Lektüre des Einbandtextes, bei Unternehmen Brandenburg (1999) handele es sich lediglich um einen Aufguß von Robert Ludlums Holcroft-Vertrag von 1978, bestätigte sich nicht. Meade hat einen eigenen, sehr präzisen und spannenden Stil, vermeidet dankenswerter Weise Zeitsprünge und fokussiert sich auf wenige handelnde Personen, die für den Leser sorgfältig eingeführt werden, bevor neue hinzukommen. So entsteht eine (zumindest in sich) schlüssige Geschichte mit einem sorgfältig aufgebauten Spannungsbogen: die Spannung hält auch über die 700 Seiten der Taschenbuchausgabe, ohne dass zwischendurch Langeweile auftritt.

    Bei vielen englischsprachigen Autoren scheinen „The Nazis" und ein bevorstehendes „IV. Reich“ eine ungebrochene Faszination auszuüben, sei es im Gewand der EU wie bei Andrew Roberts' Das Aachen Memorandum, sei es durch Genmanipulationen wie in Ira Levins The Boys from Brazil oder als von einem „neuen Führer“ aufgestellte NS-Geheimarmee wie in John Gardeners James-Bond-Roman Operation Eisbrecher. Auch bei Meade spielt ein neuer Führer samt konspirativen Netz eine Rolle, auch die unvermeidliche „Organisation der ehemaligen SS-Angehörigen“ (ODESSA) – bekannt aus Frederick Forsyths Die Akte ODESSA – ist dabei.

    Im Großen und Ganzen behält Meade einigermaßen die historischen Realitäten und die politische Plausibilität im Blick. Aber auch nur einigermaßen, denn Neonazi-Zellen in Bundeswehr und Polizei, hohe, putschbereite Spitzenbeamte der Bundesregierung und rechtsradikale „Aufstände“, eine beabsichtigte Notstandsverordnung der Bundesregierung „zur Internierung sämtlicher Extremisten“ und Linksterroristen, die sich den bösen Nazis mit entgegenstellen, um die Bundesregierung zu retten sind zwar politisch absurd, aber, da der literarischen Dramatik geschuldet, in einem Polit-Thriller legitim.

    Bei einigen zu vernachlässigenden Randpunkten geht es historisch etwas unsauber zu, so wird im Eifer des Gefechts Dachau zum Vernichtungslager und es ist im wieder vereinten Berlin der 90er von einem „Oberbürgermeister von Berlin“ die Rede. Einen solchen gab es aber nur im Sowjetsektor Berlins, der Regierungschef übernahm nach der Vereinigung die bisherige West-Bezeichnung „Regierender Bürgermeister“. Nicht korrekt ist auch die Behauptung, nach der Verfassung übernähme der Vizekanzler automatisch die Amtsgeschäfte des ausgefallenen Bundeskanzlers, hier ging Meade wohl von der US-Verfassung aus – das Grundgesetz kennt aber schlicht keinen Vizekanzler. Und ein Bundespräsident, der mal eben bis auf Weiteres das Amt des Bundeskanzlers mitübernimmt, ist komplett Schmarrn, der letzte, der Kanzler und Präsident in Personalunion war, hieß Adolf Hitler... Dass dem Bundeskabinett in den 90ern ausschließlich männliche Minister angehören sollen, ist eher eine Schnurre, da bereits 1961 Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) die erste Bundesministerin in der Bundesrepublik Deutschland wurde.

    Alles in allem aber ein exzellenter Thriller, wenn man die reale Geschichte der 1990er und die politischen und verfassungsrechtlichen Hintergründe nicht zu genau kennt... ;-)

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Unternehmen Brandenburg - Glenn Meade“ zu „Glenn Meade - Unternehmen Brandenburg / Brandenburg“ geändert.