Seite 121-240 vom 21.08.04 bis 25.08.04

  • Hallo liebe MitleserInnen,
    gehts euch auch so wie mir? Ich muss mich teilweise zum Weiterlesen zwingen. Aber wenn ich dann lese, bin ich fasziniert und verwirrt zugleich.


    Nun bin ich mit dem zweiten Abschnitt fertig und möchte meine ersten Gedanken dazu aufschreiben, bevor ich sie vergesse ;)


    Ich besitze zwar ein Exemplar mit Erläuterungen und Kommentaren. Aber die will ich erst lesen, wenn unsere Diskussionsrunde beendet ist, denn ich will mich nicht in meiner Einschätzung beeinflussen lassen.


    Beim Lesen all dieser Absurditäten stellten sich mir wieder Fragen:
    Warum denn nur geht K. freiwillig in dieses Haus, obwohl er gar nicht vorgeladen ist?


    Was bedeutet es, dass er nicht in ein Gerichtsgebäude geladen wird, sondern in ein schäbiges Mietshaus?


    Warum sucht K. nicht Klarheit? Eine konkrete Anklage, einen Gerichtsbeschluss? Nicht mal gegenüber seinem Onkel, der ihm anscheinend helfen will, spricht er offen.


    Was sollte diese eigenartige Prügelszene in der Rumpelkammer? Personen tauchen auf, die in dieser Szenerie nichts zu suchen haben. Mit drängt sich immer wieder der Vergleich mit einem Alptraum auf.


    Was hat es mit den Frauen auf sich? Mir ist aufgefallen, dass K. auf weibliche Wesen wirkt, und auf jede noch "direkter". War bei Fräulein Bürstner nur eine zarte Anspielung zu bemerken, bot sich ihn die Frau des Gerichtsdieners ganz offen an. Und Leni verführte ihn offensichtlich.

  • Mir erscheint die Geschichte auch manchmal zusammenhanglos. Zwar ist dieser dubiose Prozess der rote Faden, aber an den knüpfen sich die kuriosesten Szenen, die nicht immer direkt mit ihm zu tun haben.


    Zunächst habe ich K. als Opfer einer Kampagne gesehen, die niemand richtig durchschaut, weder er noch die "juristischen" Personen noch irgend jemand anderer, der mit ihm zu tun hat. Aber er fängt an, sich schuldig zu machen, wenn auch weniger im juristischen als im menschlichen Sinne. Wenn man betrachtet, wie er mit den Frauen umgeht. Mitunter sitzt er auch auf hohem Ross; er scheint auch penibel und übergenau in seinem Beruf zu sein.


    Wenn man sich die einzelnen Szenarien ansieht, ist der Begriff Alptraum treffend. Es gibt keine Gerichtssäle, Zimmer werden umgestellt, Wohnungen sind miteinander verschachtelt, die meisten Orte sind nicht zu lokalisieren. Ähnlich wie in den Träumen, in denen man herumläuft, jemanden oder etwas sucht und sich heillos verirrt.


    Dem Roman fehlt schon ein gewisser Aufbau und eine innere Gliederung. Z.B. tritt der Advocat relativ spät auf.


    Was das Lesen angeht: Es ist mühsam, und ich kann auch nicht in einem Zug lesen wie ich das eigentlich von mir gewohnt bin. Ich spüre auch immer noch, wie ich mich wehre sowohl gegen die Person K. als auch gegen das, was ihm passiert.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Einmal Kafka, nie wieder Kafka????


    Ich schäme mich in Grund und Boden, dieses absurde Buch vorgestellt zu haben :oops: :oops: :oops:
    Hatte ich bei den ersten Zeilen noch meinen Elan, doch der ist mir, ja wo ist er denn, schwupps weg.
    Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder Kafka lesen werde :scratch:


    Tut mir leid, aber ich passe.




    LG Heidi

  • Zitat

    Original von Heidi Hof



    Ich schäme mich in Grund und Boden, dieses absurde Buch vorgestellt zu haben :oops: :oops: :oops:


    Also, mir tut es nicht leid, dass du das Buch vorgeschlagen hast. Nun wissen wir wenigstens, dass Kafka sehr schwer lesbar und noch schwerer verständlich ist. Noch dazu ist das ein Roman, der nicht vollendet wurde.


    Und mir tut auch nicht leid, das Buch gelesen zu haben. Nun kann ich endlich mitreden und habe einen Begriff aus erster Hand davon, was "kafkaesk" bedeutet ;)

  • Hi zusammen! :mrgreen:


    Lustig - im klassikerforum.de hab ich Kafkas Prozess auch gerade als Leserunde durchgenommen. Vielleicht interessieren Euch die Beiträge dort, in meiner Klassiker-Homepage unter Rezensionen zu finden.


    Ich glaube, Kafkas Prozess muss man mehr als einmal lesen, um wirklich zu begreifen, worum es geht. Hilfreich ist es auch, sich zu vergegenwärtigen, dass Kafka ein Vielträumer war und beim Schreiben von seinem Traumleben ausging.


    Ich schau bald wieder vorbei, bis bald, Ivy