Agatha Christie - Mord im Pfarrhaus / The Murder at the Vicarage

  • Von Agatha Christie sind hier im Forum bisher nur zwei Bücher vorgestellt.
    Dagegen muss ich etwas unternehmen :wink: Ich fange mal mit Miss Marples ersten Fall an.


    Mord im Pfarrhaus ist der erster Krimi mit Miss Marple und bei meinem Nick werde ich euch sicher kein Geheimnis verraten, dass ich ein absoluter Fan von ihr bin :D .


    Amazon:
    "Wer diesen Mann ins Jenseits befördert, tut ein gutes Werk - das sagt sogar Hochwürden. Als der Colonel ermordet wird, haben eine ganze Menge Leute ein Motiv - und ein handfestes Alibi. Nur Miss Marple kann dem trickreichen Täter auf die Spur kommen. "


    Rezensentin/Rezensent: liliangrobis (Mehr über mich) aus Berlin Deutschland:
    "Der Pfarrer von St. Mary Mead hegt ganz und gar unchristliche Gedanken - Colonel Protheroes Tod wäre wahrlich kein Verlust für die Menschheit. Der harte Mann ist im Dorf ausgesprochen unbeliebt, sogar bei der eigenen Familie. Als der Colonel ausgerechnet im Pfarrhaus ermordet wird, hat die Polizei jede Menge Verdächtige und gleich zwei Menschen, die den Mord gestehen. Wie gut, dass Miss Marple auch nicht das kleinste Detail entgeht...


    Miss Marple kennt den gesamten Dorfklatsch und durchschaut die vermeintlichen Geheimnisse ihrer Nachbarn ziemlich schnell. Dass sich die neugierige alte Dame damit nicht nur Freunde macht, liegt auf der Hand. Scharfsinnig trägt Miss Marple auch im Mordfall an Colonel Protheroe Puzzlestück für Puzzlestück zusammen. Wer bisher nur die Filme mit der wunderbaren Margaret Rutherford kennt, wird schnell feststellen, dass diese Darstellung mit der literarischen Vorlage wenig gemein hat. In den Romanen ist Jane Marple wesentlich zurückhaltender und entwirrt die Fäden eines Mordfalls meist dezent im Hintergrund."


    "Das Buch erschien 1930, aber ich weiß nicht mehr, wo, wann und wie ich es schrieb, warum, und was mir den Anstoß dazu gab, eine neue Figur als Detektiv zu präsentieren. Ganz gewiss hatte ich damals nicht die Absicht, mich für den Rest meines Lebens mit ihr zu belasten. Ich ahnte nicht, dass sie eine Konkurrenz für Hercule Poirot werden würde." schreibt Agatha Christie in ihrer Autobiographie. "



    Das Buch ist in Ich-Form von Pfarrer Clement geschrieben und es macht einfach Spaß zu lesen, wie er das Dorfleben beschreibt, sich über die "alten Katzen", d.h. die alten Jungfern in seiner Gemeinde auslässt, welche Gedanken er sich über die Protagonisten macht und was er von der Polizei hält. Man guckt irgendwie ein Stück weit durchs Schlüsselloch, wenn man z.B. seine Gespräche mit seiner Frau Griselda über Miss Marple liest - das finde ich unheimlich amüsant - u.a. auch deswegen, weil man ja schon weiß, dass sie einen scharfen Verstand hat und Fälle löst.


    Im Gegensatz zu anderen Miss-Marple-Krimis hält sich Miss Marple hier nicht so sehr "dezent im Hintergrund" wie der Amazon-Rezensent beschreibt, sondern sie nimmt durchaus aktiv am Geschehen teil und ihre treffenden Bemerkungen finde ich einfach köstlich. - (Im Vergleich zu Margret Rutherford Verfilmungen ist Miss Marple in den Büchern allerdings immer zurückhaltend)


    Der Fall selber ist auch einfach super gut. Es gibt viele Verdächtige, die sich aus den unterschiedlichsten Motiven verdächtig machen, die Handlung ist logisch, die dörfliche Atmosphäre lässt einen eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit machen und die Geschichte gut und logisch. Ein genialer Mordplan den, ich verrate da sicher kein Geheimnis, Miss Marple genial auf ihre einzigartige Art und Weise löst.


    Sie kramt immer gern aus ihrem großen Erfahrungsschatz Erinnerungen an triviale, dörfliche Episoden, die sie dann auf das jeweilige Ereignis anwendet und sie behält recht. Die menschliche Natur ist so, wie sie sie kennt. Und wenn jemand sie an jemand bestimmtes erinnert, so ruft das zwar zunächst mitleidiges Lächeln und Unverständnis hervor, bringt sie aber der Lösung immer ein Stück weit näher. Und das liebe ich so an Miss Marple.


    grüße von missmarple, die so begeistert ist, dass sie noch stundenlang weiterschreiben könnte, was sicher aber auch nur "mitleidiges Lächeln und Unverständnis" hervorrufen würde, darum lässt sie es lieber :wink:

  • Also bei mir hättest du selbst nach stundenlangem Schwärmen noch vollstes Verständnis, ja sogar absolute Zustimmung. :D Das trifft bei diesem Buch zu und bei Agatha Christies Krimis im allgemeinen.

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Ich befinde mich gerade inmitten der Geschichte und bin einfach begeistert. Die Bücher von Agathe Christie mit der liebenswerten Miss Marple sind für mich die besten Kriminalromane überhaupt. Ich weiss nicht wieso ich schon so lange keinen mehr gelesen habe. :scratch:
    Aber nun geniesse ich es so richtig und freue mich nun aufs weiterlesen. :cheers:


    Grüsse
    Alice

  • Ich habe das Buch nun ausgelesen und finde es einfach klasse.


    Die Geschichte wird aus der Sicht des Pfarrers erzählt, somit steht die liebenswerte MIss Marple nicht im Vordergrund. Trotzdem kommt sie mit ihren Beobachtungen und ihrem Scharfsinn dem Täter schlussendlich auf die Spur. Sehr sympatisch fand ich, dass sie selbst zugibt, teils auch auf der falschen Spur gewesen zu sein. Ich finde, ohne das negativ zu meinen, den Krimi sehr einfach gestrickt und wahrscheinlich ist genau das so charmant. Es tut gut, kein forensisches Ermittlerteam mit all dem technischen Schnik-Schnak am Tatort zu haben. Somit bleiben noch genügend Hinweise am Tatort, damit eine ältere Dame auf die richtige Spur kommt. :wink:


    Für mich sind das :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Mein erster Miss Marple in Buchform hat mich nicht enttäuscht. In St. Mary Mead leben herrlich überspitzte Charaktere. Dort ist (fast) kein Geheimnis sicher und jeder scheint etwas zu verbergen. Ich mag die Ironie und die feinen Spitzen, die zwischen den Zeilen stecken :thumleft: Einzig das Ende hat mich ein wenig enttäuscht, war mir irgendwie zu lasch.


    Fazit:
    Nette Unterhaltung, nur das Ende schwächt das Gesamtergebnis :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Über das Buch:

    Genre: Krimie
    Format: Hardcover
    Verlag: Bertelsmann
    Erschien: 1952
    Originalsprache: Englisch
    Originaltitel: The Murder at the Vicarage erschien 1930
    Preis: 10 Euro
    ISBN: 3455650074
    Seiten: 188

    Inhalt:

    Vor wenigen Stunden hat Pfarrer Clement noch gesagt, der Menschheit würde ein großer Dienst erwiesen, wenn jemand Kirchenvorsteher Colonel Protheroe ins Jenseits befördere - nun ist Protheroe tatsächlich tot und Pfarrer Clement in einer unangenehmen Situaion. Zum Glück führt das seitliche Tor der Pfarrei direkt in den Garten von Miss Marple, die die Ermittlungen aufnimmt.

    Das Cover:

    Das Cover ist schon etwas älter. Deshalb nicht ganz so modern. Passt aber zu Agatha Christie.

    Die ersten 3 Sätze:

    Es ist nicht leicht, sich darüber klarzuwerden, wo diese Geschichte beginnen soll, aber ich habe mich für einen bestimmten Mittwoch entschieden, um die Mittagszeit im Pfarrhaus. Ich habe gerade ein paar Scheiben von den gekochten (nebenbei gesagt, entsetzlich zähen) Rindfleisch abgeschnitten und war dabei, mich wieder hinzusetzen, als ich die Bemerkung fallen ließ - die wenig zu einem schwarzen Rock paßte -, daß derjenige, der Oberst Protherol umbrächte, die Welt den Dienst erweisen würde. Mein junger Neffe, Dennis, sagte sofort: "Das wird dich belasten, wenn der olle Knabe eines Tages blutüberströmt aufgefunden werden sollte.

    Meine Meinung:

    Nach diesem Roman muss ich sagen, das Agatha Christie nicht umsonst einer der erfolgreichsten Autorinnen ist. Ihr Buch ist spannend und schlüssig geschrieben. Man rätselt richtig mit, wer der Mörder sein könnte.
    Die alte Dame "Miss Marple" kommt einen sehr sympathisch rüber. Ich finde es toll, wie sie aus alten Erfahrungen, den Fall gelöst hat. Und sie ist überhaupt nicht oberflächlich dabei. Nein, ganz natürlich.
    Dieser Roman ist aus der Sicht von dem Pfarrer geschrieben worden, also in Ich-Form. Ich war ganz überrascht von dem Ende der Geschichte. Die Geschichte nimmt immer wieder neue Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hat und am Ende könnte jeder der Mörder sein.

    Fazit:

    Ein spannender Auftakt zu einer schönen Reihe.

    Über die Autorin:

    Beim Namen Agatha Christie denkt man sofort an die vielen Kriminalromane, in denen der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot oder die Amateurkriminalistin Miss Marple die Verbrecher mit Witz und Verstand zur Strecke bringen. Viele Verfilmungen haben zu ihrer Popularität beigetragen, etwa von „Tod auf dem Nil“, „Mord im Orientexpress“ oder „16 Uhr 50 ab Paddington“. Ein sensationeller Dauererfolg ist auch ihr Bühnenstück „Die Mausefalle“, das seit 1952 im Londoner Westend auf dem Spielplan steht – ununterbrochen! Ein weiteres Highlight ihres Werks ist das Drama „Zeugin der Anklage“, auch dank der Verfilmung mit Marlene Dietrich. Agatha Christie wurde am 15.9.1890 im heutigen Torbay geboren. Sie heiratete in zweiter Ehe den Archäologen M.E.L. Mallowan und starb am 12.1.1976 in Wallingford.

    Wie viele Sterne?

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

      

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


    Gelesene Bücher 2015: 176
    Gelesene Bücher 2016: 165
    Gelesene Bücher 2017: 165
    Gelesene Bücher 2018: 151

    Gelesene Bücher 2019: 17

  • Es ist ein großartiges Buch. Ich habe es vor ein paar Jahren zum ersten Mal gelesen und lese es seitdem immer wieder gerne. :study:

    Wenn man einmal mit einem Werk von Agatha Christie begonnen hat, kann man einfach nicht mehr aufhören:wink:

    „Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben, über die Sterne“

    – Jean Paul


    :study: Auf den zweiten Blick von Jodi Picoult


  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Agatha Christie - Mord im Pfarrhaus“ zu „Agatha Christie - Mord im Pfarrhaus / The Murder at the Vicarage“ geändert.
  • Das Cover ist schon etwas älter. Deshalb nicht ganz so modern.

    Welches? :roll: Allein hier im Fred gibts schon zwei, und bei Amazon habe ich zwei weitere gefunden, und ein fünftes hatte ich im Regal.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Nachdem ich ja (leider) mit der Hercule Poirot Reihe durch bin, starte ich jetzt mit Miss Marples erstem Fall. Wobei die alte Lady hier ja ziemlich außen vor bleibt und nur so zwischendurch mal als vorwitzige, ja besserwisserische und selbstgefällige Dame auftaucht. In dem Dorf St. Mary Meed wird sie nicht unbedingt als liebenswert angesehen - eher als neugierig und mit jedem Klatsch vertraut, und nicht so recht an "das Gute im Menschen" glaubt.


    Erzählt wird hier aus der Sicht des Pfarrers Clement, in dessen Pfarrhaus die Leiche aufgefunden wurde. Interessant ist, dass das Opfer von vielen nicht gemocht wurde und in den letzten Tagen desöfteren der Ausspruch kam, es wäre besser, er wäre tot. Die gewohnte Vorlage für einen whodunit Krimi und ein guter Nährboden für allerlei Verdächtige.

    Ist es der offensichtliche Liebhaber der Ehefrau des Toten? Die eifersüchtige Tochter? Die zurückgezogene Dame, die frisch ins Dorf gezogen ist? Oder sogar der Pfarrer selbst?

    Ich hab sehr viel mitgerätselt, während ich den Ermittlungen gefolgt bin, und wenn die Handlung scheinbar dahinplätschert und wenig von Aufregung geprägt ist, war ich durchweg gefesselt. Nach und nach tauchen viele kleine Informationen auf, die die Motive unterstützen; sogar ein Geständnis für den Mord wird abgelegt, aber nichts scheint zusammenzupassen, denn alle haben ein Alibi.

    Es ist sehr verstrickt, da die Zeit und die Abläufe der Ereignisse alles in Frage stellen.

    Ich mag den Stil und ich fand die Einblicke in das Dorfleben sehr belebend. Der Pfarrer ist immer und überall dabei und die Menschen gehen aufeinander zu. Laden sich zum Tee ein, wollen ein Schwätzchen halten und den Klatsch weitertragen. Ein typisches Bild wie man es sich vorstellt und ich mag das Eintauchen in diese alte Zeit, grade aus der Sicht von Agatha Christie, die ja dieses gesellschaftliche Treiben selbst erlebt hat.


    Miss Marple selbst hat, wie gesagt, nur wenig Auftritte, aber sie kommt in den überraschendsten Momenten zum Zug und nimmt sich auch mal selbst aufs Korn, weil sie genau weiß, dass sie mir ihrer Neugier und besserwisserischen Art überall aneckt. Über sie kann ich also noch gar nicht so wirklich viel sagen, außer dass sie eine gute Beobachtungsgabe und ein nützliches Kombinationstalent hat.

    Während die Polizei im Dunkeln tappt und wenig auf die Vermutungen der Dorfbewohner gibt, lüftet Pfarrer Clement viele kleine Rätsel, ohne dass ich dem Mörder auf die Spur kommen konnte.

    Die Aufklärung hat mich dann auch überrascht, hat aber keine Fragen offengelassen.


    Mein Fazit: 4 Sterne


    Weltenwanderer

  • Ich mochte Agatha Christie früher (als Teenager) sehr gerne, habe fast alle Bücher von ihr besessen.

    Jetzt habe ich mir mal dieses Buch als Reread vorgenommen.

    Es ist zum Verzweifeln: ich möchte es so gerne mögen, aber es geht nicht. Irgendwie ist die "Magie" von früher nicht mehr da.

    Ich fand das Buch zäh und es konnte mich leider nicht fesseln. Miss Marple als Person finde ich noch immer sympathisch, was mich immer wieder stört, sind die altmodischen Bemerkungen zum Beispiel über ältere, unverheiratete Frauen und über Frauen im Allgemeinen. Ok, das Buch wurde in den 30er Jahren geschrieben. Trotzdem nervt es.

    Ich finde es vom Stil her enorm verstaubt und kann den Charme darin nicht sehen. Auch gehen die Ermittlungen so schleppend voran.

    Schade, denn es hatte mir doch einmal so gut gefallen. Jetzt finde ich es höchstens durchschnittlich.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Anyone who stops learning is old, whether at twenty or eighty. Anyone who keeps learning stays young. The greatest thing in life is to keep your mind young.

    - Henry Ford-