Michail Bulgakow - Der Meister und Margarita / Master i Margarita

  • Der Meister und Margarita von Michail Bulgakow ist ein weiteres meiner russischen Lieblingswerke - eine bitterböse Satire.


    Inhalt laut Klappentext innen:
    Unglaubliche Dinge geschehen im Moskau der dreißiger Jahre. Berlioz, der Vorsitzende einer Literaturgesellschaft, und Besdomny, ein junger Lyriker, diskutieren an einem Frühlingsabend über die Nichtexistenz Christi. In ihr Gespräch mischt sich ein Fremder, welcher beiläufig erwähnt, dass er nicht nur mit Kant gefrühstückt habe, sondern auch beim zweiten Verhör Jusu durch Pontius Pilatus zugegen gewesen sei. Die Verblüffung der beiden Literaten kennt keine Grenzen, als der Fremde, angeblich ein Professor der Schwarzen Magie mit dem Namen Voland, ihnen eröffnet, dass Berlioz noch am selben Abend der Kopf vom Rumpf getrennt würde. Und seine Worte bewahrheiten sich... Der Teufel selbst ist es, der auf diese Weise den Auftakt zu phantastischen Ereignissen gibt und Moskau in ein Chaos aus Hypnose, Spuk und Zerstörung stürzt - die Heimsuchung für Heuchelei und Korruption. Aber die unglückliche Liebesgeschichte zwischen dem Meister und Margarita kann vielleicht doch ein gutes Ende finden...


    Autorenporträt
    Bulgakow, Michail , geb. 15.5.1891 in Kiew, gestorben am 10.3.1940 in Moskau. Noch während seines Medizinstudiums wurde Bulgakow zu Beginn des Ersten Weltkriegs als Chirurg an der österreichischen Front eingesetzt. Während des Bürgerkriegs (1918-21) war er Militärarzt in Kiew - nacheinander bei Rotgardisten, ukrainischen Nationalisten und Weißgardisten. Ab 1921 lebte er als Autor in Moskau. Seine satirischen Texte und seine Werke aus dem Milieu der mit Sympathie geschilderten "Weißen" brachten ihn in steten Konflikt mit der sowjetischen Kulturbürokratie; 1930 wurden seine Stücke abgesetzt; Bulgakow erhielt Publikationsverbot. Durch persönliches Eingreifen Stalins konnte er in den 1930er Jahren als Regieassistent am Moskauer Künstlerischen Theater arbeiten.


    Das Buch ist wieder ein Beispiel dafür, warum ich die russische Literatur so mag: abgesehen davon, dass es einfach toll geschrieben ist, ist es viel mehr als nur ein Roman. Der Autor zeichnet ein kritisches Bild der sowjetischen Gesellschaft, verbindet es mit Fantasy-Elementen (Hexen, Teufel,..) und bringt auch noch Religionsfragen mit unter. Ich habe mich bei dem Buch nicht nur gut unterhalten, sondern auch köstlich amüsiert über Bulgakows zuweilen arg satirischen Schreibstil.

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Ich habe es auch vor längerer Zeit gelesen und mir gefiel es auch sehr gut. Wie du geschrieben hast, finde ich den satirischen Schreibstil auch herrlich.


    Zu meinen Lieblingsbüchern von Bulgakow zählt auch "Hundeherz"... schon gelesen?

    Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen!
    (Oscar Wilde)

  • Hundeherz hab ich mir gleich nach der Lektüre von Der Meister und Margarita besorgt. Nur dass mir das überhaupt nicht gefallen hat. Irgendwie hat mir der Witz dabei gefehlt, es ist mir nur trocken satirisch vorgekommen...


    Magst du die anderen russischen Klassiker (Tolstoi, Dostojevskij und Co) auch gerne, Xandra?

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Hallo Azrael,


    was "Hundeherz" angeht, sieht man mal wieder, wie verschieden die Geschmäcker sind - und das ist auch gut so :wink:


    Tolstoi, Dostojewskij mag ich auch sehr gerne. Da ich aber erst seit einiger Zeit durch einen Freund auf russische Literatur so richtig aufmerksam geworden bin, beschränken sich meine Kenntnisse eben erst einmal nur auf die gängigen bekannten Werke.


    Solltest Du ein paar Lesetipps unbedingt loswerden wollen... nur her damit, da immer dankbar bin :)


    Viele sonnige Grüße


    Xandra

    Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen!
    (Oscar Wilde)

  • Xandra, da fallen mir einige ein - ich werd sie nach und nach vorstellen. Freut mich, dass es jetzt im Forum noch jemanden gibt, dem die russischen Klassiker gefallen!

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • ich überlege öfters mal, mir dieses buch anzuschaffen. jedoch habe ich auch schon sehr unterschiedliche meinungen dazu gehört, was mich doch etwas skeptisch werden lässt... die russen sind, meiner meinung nach, nicht ganz so einfach zu lesen. schon allein wegen der namen, die man sich unmöglich merken kann :mrgreen:

    "Gern lesen heisst, die einem im Leben zugeteilten Stunden der Langeweile gegen solche des Entzückens eintauschen."

  • Hi @ll!
    Die Bulgakow-Romane habe ich sehr gerne gelesen. Aber mal eine Frage: Gehört der nicht in die Phantastik wie Kafka, ETA Hoffmann und Mary Shelley? Fantasy glaub ich wirklich nicht, das ist doch ein Teil der Phantastik, oder?
    Bin jetzt etwas verwirrt.......


    Die Szene im Theater mit den Devisen und die Sache mit Vohland und seinen Komplizen im Großraumbüro oder was das war gehören echt zu Feinsten!
    Wenn ihr also eine fast mannsgroße Katze seht, die obendrein aufrecht geht oder einen Kerl mit kaputter Nickelbrille, dann nix wie weg! :cat::twisted::rambo:

  • Wenn man Bulgakow einordnen will, was ich eigentlich schon schwer finde, dann doch eher in die Kategorie des suchenden Faust.
    Ich finde es wunderbar, dass sich hier Leser gefunden haben, die gerne einmal zu einem der großen Russen zurückgreifen.
    Vor fünf Jahren habe ich einen Mann aus dem Saarland kennengelernt, der von Deutschland nach Finnland ausgewandert ist. Er lebt in Karelien in sehr einfachen Verhältnissen und liest dort ungestört die große Literatur Russlands orginalsprachig.
    So hat er seinen Frieden mit der Welt gefunden und schien zufrieden und glücklich zu sein.
    An einem intensiven Kontakt hatte er gar kein Interesse mehr.
    Ich glaube er hat sich eine eigene Welt aus seinen Büchern geschaffen, in die ihm niemand folgen kann. Manchmal überkommt mich der Wunsch einen ähnlichen Weg zu beschteiten.

  • Es ist wirklich schon sehr lange her, seit ich dieses Buch gelesen habe, mindestens 15 Jahre. Vor einem Jahr habe ich es mir neu gekauft und werde es hoffentlich bald wieder lesen. Ich kann mich kaum noch an die Handlung erinnern, nur, dass sie mich stellenweise doch recht verwirrte.


    Ich hatte ja keine Ahnung, dass "Hundeherz" übersetzt worden ist. Es ist ein unterhaltsames Buch, so ganz anders als "Der Meister und Margarita".


    ***
    Aeria

  • Zitat

    Original von Xandra
    Tolstoi, Dostojewskij mag ich auch sehr gerne. Da ich aber erst seit einiger Zeit durch einen Freund auf russische Literatur so richtig aufmerksam geworden bin, beschränken sich meine Kenntnisse eben erst einmal nur auf die gängigen bekannten Werke.


    Solltest Du ein paar Lesetipps unbedingt loswerden wollen... nur her damit, da immer dankbar bin :)
    Xandra



    :) gehört alexander puschkin´s "eugen onegin" für dich schon zu den "gängigen bekannten werke(n)"?


    wenn nicht: ich finde ihn sehr, sehr schön - seinetwegen wünsche ich mir fremdsprachen - talent: ich würd ihn so gern im original lesen können!


    ein teil des romangedichtes fehlt; wahrscheinlich hat puschkin ihn verbrannt, als er mal wieder von der politischen polizei bedrängt wurde, weil er damit freunde verraten hätte ... er war schon ein interessanter kerl ;).
    (wenn ich erstmal meinen eigenen pc aufgestellt und angeschlossen habe und viiiel zeit für´s internet habe, werde ich seine biographie einstellen - die ist wirklich spannend).



    lg



    findley

  • Also "Der Meister und Margarita" ist und bleibt mein absolutes Lieblingsbuch! Es hat mir super gefallen, die Geschichte und der Schriebstil sind großartig!


    Werde mir demnächst auch noch andere Werke von ihm besorgen!


    Liebe Grüße, Nathy! :cherry:

  • Nathy: jemand der mir aus der Seele spricht ! " Der Meister und Margarita " ist auch mein absolutes Lieblingsbuch,ich weiß nicht wie oft ich es gelesen habe und könnte,glaube ich komplett auswendig zitieren ;-)


    Allerdings habe ich festgestellt,daß im deutschen Teil meines Freundeskreises " Das Hundeherz " besser ankommt ...


    LG
    Simonja

  • Hallo,


    gerade habe ich Bulgakows Meisterwerk "Meister und Margarita" beendet.
    Bedauerlicherweise muß ich zugeben, dass ich ein Hauptthema des Buches
    nicht zu interpretieren weiß. Es handelt sich nämlich um die als Roman
    im Roman verankerte Passionsgeschichte. Welchen Zweck sollen die drei
    Kaptiel erfüllen und wie läßt sich diese "Welt" mit den beiden anderen
    "Welten", die in Moskau spielen, verknüpfen?


    Leider konnte ich im Internet auch keine Rezensionen finden, die mir meine
    Frage beatworten könnte.


    Über Eure Meinung bzw. Links zu hilfreichen Internetseiten wäre ich sehr
    verbunden.


    Gruß,
    Christian

  • Hallo Christian,


    eine sehr interessante Frage- ich weiß nicht ,ob ich sie genügend beantworten kann,kann nur lediglich ein paar Gedanken meinerseits zu diesem Thema anbieten ...


    Ich denke eine der zentralen Fragen ist die,die Woland im Variete stellt: " Haben sich die Menschen im Laufe der Geschichte verändert?"
    Er stellt fest,daß sie sich keineswegs verändert haben...


    Meiner Meinung nach,hat Bulgakow die Passionsgeschichte gewählt ,weil diese eben eine klassische international bekannte Geschichte über die Menschen im allgemeinen und im besonderen ist- über ihre Tugenden und Unzulänglichkeiten und das große Vergeben ..


    Ein paar parallele Charaktere findet man in beiden Welten- zum Beispiel Judas aus Kirjath ,( der Verräter aus der Passionsgeschichte ) und Baron Maigel,( Spitzel und Spion aus der russischen stalinistischen Zeit)- beide verkaufen sich für Geld ,ohne an irgendetwas wirklich zu glauben ; Kaiphas ( der Hohe Priester von Judäa) und " Der Mann im Trenchcoat" ( der Parteifunktionär und KGB -Mann)- beide fanatisch in ihrem Glauben,der eine an seine Religion,der andere an die Partei und Stalin...Beide versuchen Andersdenkende zu eliminieren- Kaiphas begnadigt NICHT Jeshua,sondern War-Rawwan,(der sich sogar eines Mordes schuldig gemacht hat) ,weil er versteht,daß Jeshua " gefährlicher" für ihn ist,als ein einfacher dummer Verbrecher. " Der Mann im Trench " eliminiert Menschen wie Meister,die sich eine eigene Meinung erlauben im stalinistischen Moskau...


    Das Volk ,( sowohl von Judäa als auch das der Sowjetunion) ist passiv,mitläuferisch ,verunsichert und teilweise auch fanatisch in ihrem Glauben an was auch immer...Ehemalige Adelige und Andersdenkende wurden in den 30-ger Jahren erschoßen ( analog Kreuzigung) , verbannt oder " umgedreht ".


    Jeshua sagt,daß für ihn die Feigheit eine der schlimmsten menschlichen Sünden sei.


    Pontius Pilatus rettet NICHT Jeshuas Leben aus Angst um seine Karriere als Prokurator von Judäa- das Gleiche macht eigentlich auch Berlioz,der den Roman des Meisters aus Angst vor Repressalien und auch aus Angst um seine Karriere NICHT drucken läßt .Ähnlich geht es ja auch den drei Kritikern,die die Auszüge des Romans in der Presse verreißen.


    Der Nachbar des Meisters ( Alois Mogarych,der Name bedeutet übrigens " Schmiergeld" ) verrät und verkauft diesen aus Habgier ,genauso wie Judas Jeshua aus Habgier für dreißig Silberlinge verkauft.


    Die Menschen haben sich also im Laufe der Geschichte kaum bis gar nicht verändert.


    Ich finde die Charaktere im Buch allesamt sehr menschlich,denn es gibt dort keine " perfekten",immer richtig handelnden Helden,sondern nur Personen mit Schwächen und Stärken.Wenn man es genau nimmt ,verstoßen auch Meister und Margarita gegen die Gebote,denn Margarita läßt sich als verheiratete Frau mit einem anderen Mann ein.


    Woland spielt Streiche auch den " unschuldigen" Menschen,aber wer würde vom Satan Gerechtigkeit erwarten ?


    Ich liebe dieses Buch,weil dort nirgends die Moral mit einem erhobenen Finger propagiert wird,sondern die Menschen so unperfekt wie sie nunmal sind dargestellt werden.Jeder kann sich eigene Gedanken dazu machen- ich für meinen Teil versuche seit der Lektüre, ( die ich das erstemal als Teenie gelesen habe) nicht nach den allgemeingültigen Moralvorstellungen zu leben,sondern ehrlich zu mir selbst zu sein.Ab und zu gelingt es sogar :mrgreen:


    So weit meine Gedanken zu diesem Thema, ich erhebe nicht den Anspruch alles richtig verstanden zu haben,denn obwohl ich in der ehemaligen Sowjetunion aufgewachsen bin,ist die Stalin-Aera Gott sei Dank vor meiner Zeit gewesen,so daß ich auch nicht alles nachvollziehen kann.



    LG
    Simonja

  • Diesen Roman lese ich alle 5 Jahre wieder. Als ich ihn zum ersten Mal gelesen hatte ( etwa ´82 ) , war mir, als hätte jemand meinen Schädel geöffnet und ihn mal ordentlich durchlüftet. Leider haben mich seine anderen Romane nicht so umgehauen, aber er ist ein Großer unter den Großen...

  • Hab das Buch nun auch gelesen. Die vielen Ideen Bulgakows in diesem Buch sind toll beschrieben, und ich habe es mit viel Vergnügen verschlungen.
    So richtig verstanden habe ich leider auch nicht alles, also die Verbindung zwischen Passionsgeschichte und dem Rest des Buches.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Ich habe das Buch heute angefangen. Und auch wenn ich noch nicht sehr weit bin - Seite 68 - gefällt mir der Anfang wirklich gut!

  • Heute vormittag habe ich das Buch beendet. Ich kann nicht behaupten, das ich alles verstanden habe, aber trotzdem hat es mir sehr gut gefallen. Diese ganzen fantastischten Elemente, herrlich! =D>