Donata Elschenbroich - Weltwissen der Siebenjährigen

  • Hallo zusammen,


    das lese ich zur Zeit.
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    Aus der Amazon.de-Redaktion
    Die Kindheit nicht verschulen! -- Diese Forderung veränderte in den letzten Jahren die Kindergärten und bereicherte sie durch Rückzugsecken mit Klangmulden, Duftkojen und Hängematten. Doch wo bleiben Schreibecken und Werkbänke, fragt sich Donata Elschenbroich, die am Deutschen Jugendinstitut auf dem Gebiet der international vergleichenden Kindheitsfoschung arbeitet. Denn gerade in den ersten Lebensjahren ist der Entdeckerdrang und die Begeisterung fürs Lernen besonders ausgeprägt.


    "Um uns in der Welt schrittweise einquartieren zu können, sind wir darauf angewiesen, dass man sie uns zeigt", schreibt die Autorin in ihrem Buch Weltwissen Siebenjähriger. Doch was sollen Eltern ihren Kindern in den ersten Lebensjahren vermitteln, mit was sollen sie in Berührung kommen? Diese Frage stellte Donata Elschenbroich zwischen 1996 und 1999 Menschen jeden Alters, aller Schichten und Bildungshintergründe: "die eigene Anwesenheit als positiven Beitrag erleben, einen Schneemann bauen, in einer anderen Familie übernachten" sind nur einige Erfahrungen, die Siebenjährige der Umfrage zufolge gemacht haben sollten.


    "Wissen, das sind ebenso Erinnerungsspuren des Kindes, Routinen, Zweifel, offene Fragen, intelligentes Raten. Auch entscheiden zu können: das interessiert mich jetzt nicht. Wissen heißt nicht, über etwas viel reden, sondern etwas tun können", erklärt die Autorin. So geht sie in ihrem Buch auch auf das Kind als Lebens-Unternehmer ein, als Forscher, Sammler, Erfinder und wirft einen Blick auf beispielhafte Initiativen in anderen Ländern.


    Das Buch bietet keine Patentrezepte oder Checklisten, welches Wissen Kindern vermittelt werden sollte. "Im Kind die Kraft zu bestärken, sein eigener Lehrer zu sein, darum geht es", so die Autorin. Donata Elschenbroich gibt daher Anregungen, das Kind bestmöglich zu fördern und ihm wichtige Erfahrungen nahe zu bringen -- Inspirationen für Eltern, die sich gezielter mit der frühkindlichen Erfahrungswelt beschäftigen möchten. --Gabriele Hilchenbach


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    Ich habe bisher nur reingeblättert und einzelne Kapitel gelesen, aber es spricht mich sehr an.
    Und mit 284 Seiten auch recht überschaubar.
    Bei "Bildung" von Schwanitz habe ich wegen der Textmenge früher aufgesteckt ;-)

  • Hallo Deli,


    habe witzigerweise erst gestern Abend im Jako-o Katalog geblättert und mir (unter anderem) bei diesem Buch überlegt, ob ich es anschaffen soll.


    So ganz sicher bin ich mir immer noch nicht - es gibt einfach zuviele gutgemeinte Elternratgeber, deren here Zielvorgaben einem das Leben mit Kindern eher noch erschweren (an dieser Stelle die Frage: Hast Du Kinder oder interessiert Dich das Thema rein akademisch?).


    Vielleicht magst Du an dieser Stelle noch mehr berichten, wenn Du weiter gelesen hast? Würde mich freuen!!!



    Grüße - Sylke (deren Kinder noch friedlich schlummern)

  • Guten Morgen, frechfee,
    ich habe dieses Buch bestimmt schon zwei Jahre hier rumstehen (du weißt ja, der SUB!), aber ich war damals so angetan von dem Buch, nachdem ich die ersten Seiten angelesen hatte, dass ich dachte, das >Buch brauchst du! Immerhin waren damals die beiden Jungs 6 und 8.
    Ich habe jetzt noch mal kurz reingeschaut und das Buch wieder zuoberst gelegt.
    Für dich vielleicht noch interessant über das bei Amazon geschriebene hinaus (Auszug aus dem Buch):
    "Zusammenfassend: Was sollten die Siebenjährigen im engeren Sinne der Zielsetzung der Kinder-Akademie können und wissen?
    Sie sollten schon mal einen Nagel in die Wand geschlagen haben, ein Bild aufgehängt, die Batterie der Taschenlampe gewechselt haben - elemetare Dinge. Sie sollten wissen, dass die Milch nicht in der Tüte wächst und dass der Strom nicht aus der Steckdose kommt. Begreifen, dass hinter den Ereignissen der Dinge auch eine Erklärung steckt, oder ein Erklärungsversuch."

    In diesem Sinne kann ich nur sagen: Wir wohnen weder auf dem Dorf noch in der Stadt - aber manches wissen unsere Kinder (und ich!) "nur" wegen solcher informativen Sendungen wie Maus, Löwenzahn und Wissen macht ahhh! (ganz toll!!)
    In diesem Sinne: Viele Erfahrungen wünscht dir
    Börsenblatt

    Der Weg ist schwer, auch wenn er mit Büchern gepflastert wäre. (HK)

  • Hallo zusammen,


    ich habe das Buch nun zu etwa einem Drittel gelesen und mir gefällt es bisher sehr gut.


    Silke: ich habe eine viereinhalbjährige Tochter und mich interessiert das Thema Bildung sowohl allgemein als auch speziell auf sie zugeschnitten.


    Ich gehöre zu den Müttern, die manche nur zu gern mit dem Begriff "Eislaufmütter" herabwürdigen wollen, weil wir (der Kindesvater und ich) unser Kind fördern, ohne zu fordern.
    Sprich: wir bieten vieles an, um zu gucken, was sie so mag und was ihr liegt, und bauen das ggf. aus.


    Und ich freue mich natürlich über ein Buch, wo ich mich dann auch bestätigt sehe, dass Kinder eben viel früher wissen und lernen wollen als manche glauben.


    Für einen Elternratgeber halte ich das Buch nicht, diese lese ich nicht (mehr) und bin da auch weitgehend "beratungsresistent" *gg*, eher für eine Zusammenfassung von Meinungen (die allerdings weitestgehend in eine Richtung gehen ;-)


    Lange Rede, kurzer Sinn: freue mich darüber, dass noch andere die Ansicht teilen, dass man den Kindern mit Lernen und Fördern was Gutes tut und dass es nicht schnöde ungeliebte Arbeit ist.


    Mal sehen, ob mein positiver erster Eindruck des Buches bis zum Schluss erhalten bleibt.

  • ich habe auch erst ein drittel gelesen, denke aber, dass dieses buch, unabhängig davon ob man eigene kinder hat oder nicht, ein gutes nachdenkbuch ist. nachdenken darüber, ob man andere vorstellungen und werte hat, erinnern, wie es bei einem selbst war, bei strittigen punkten auch nachdenken, warum man etwas anders sieht; weil man es selbst anders gelernt hat, weil man ews nicht anders kennt, weil man das für zu viel/wenig/schwer/falsch hält?
    nehmen wir das beispiel strom kommt nicht aus der steckdose. welcher erwachsene kann ganz genau erklären woher der strom kommt, wie er nun in die steckdose kommt und wie der betrag errechnet wird, den man dafür zahlt? sol ein kind also nur die vorstellung davon haben, dass der strom nicht in der steckdose "anfängt" oder wo liegen die maßstäbe? man kann auch gut überleben, ohne zu wissen woher er nun wirklich kommt, der strom (auch ohne die farbe von strom zu kennen). aber es ist doch gut zu wissen, dass es leute gibt, die sich und kindern diese fragen stellen. dieses buch bietet wie gesagt denkanstöße. (@ deli: auch geeignet als denkanstoß wo man fördern und fordern kann aber nicht zwingend muss)


    vio

  • Klappentext/Verlagstext

    Was sollte ein Kind in seinen ersten sieben Lebensjahren erfahren haben, können, wissen? Womit sollte es zumindest in Berührung gekommen sein? Donata Elschenbroich hat über Jahre in einer großangelegten Studie Menschen aller Schichten, jeden Alters und verschiedenster Bildungshintergründe befragt. Ausgangs- und Zielpunkt der vielstimmigen Recherche: eine Wunschliste für "Weltwissen", die lebenspraktische, soziale, motorische Fähigkeiten und Erfahrungen ebenso umgreift wie kognitive und ästhetische Angebote. Nicht um einen Lernzielkatalog, eine Checkliste abzuprüfender Fähigkeiten geht es hier, wohl aber um ein Panorama von Bildungserlebnissen, die wir Erwachsenen - Eltern, Erzieher, Nachbarn, Politiker - Kindern in den frühen Jahren schulden. Donata Elschenbroich bietet eine Fülle von Anregungen, wie sich Weltwissen im Alltag für und mit unseren Kindern entwickeln lässt - ein Spiel mit offenem Ende, dessen Gewinner wir alle sind.


    Die Autorin

    Donata Elschenbroich (* 1944 in Dresden) ist eine deutsche Pädagogin, Literatur- und Musikwissenschaftlerin sowie Sachbuchautorin, die sich in ihren zahlreichen Büchern wie dem in mehrere Sprachen übersetzten Weltwissen der Siebenjährigen insbesondere mit Fragen der Erziehung von Kindern beschäftigt. (Quelle: Wikipedia)


    Donata Elschenbroich studierte Literaturwissenschaft und Musik in München und London und promovierte 1977 mit einer Arbeit zur Kulturgeschichte der Kindheit. Am Deutschen Jugendinstitut arbeitet sie auf dem Gebiet der international vergleichenden Kindheitsforschung und publizierte insbesondere zu Kindheit und Erziehung in Japan. Daneben produzierte sie zusammen mit dem Dokumentarfilmer Otto Schweitzer mehrere Filme zum Thema Bildung in frühen Jahren. Donata Elschenbroich hat drei erwachsene Kinder und lebt in Frankfurt a.M. (Quelle: perlentaucher.de)


    Inhalt

    (Das Buch erschien 2001)

    Warum hat mich der Buchtitel lange Zeit nicht angesprochen? Weil ich gerade für kein 7-jähriges Kind zuständig bin? Schade, schade; denn Donata Elschenbroich wirft Fragen auf, die in jedem Kindergarten und jeder Mutter-Kind-Gruppe diskutiert werden sollten. Was braucht ein Kind? Was wollen wir unseren Kindern mit auf den Lebensweg geben? Wollen wir es schützen oder fördern? Welche Lehrmethoden der Vergangenheit waren erfolgreich, welchen Irrtümern von Pädagogen sind wir aufgesessen?


    Studenten und Wissenschaftler zogen mit dem Entwurf einer Liste kulturunabhängiger Kompetenzen zu 150 Interviews und Gesprächen in unterschiedliche Länder, nachdem sie zunächst Inhalt und Absichten nicht nur übersetzen, sondern sie einer anderen Kultur verständlich machen mussten. Beispiele aus Elschenbroichs Liste: einen Kranken pflegen, darüber sprechen, was man gut kann, ein Gedicht auswendig gelernt haben, zwei chinesische Schriftzeichen schreiben, Heimweh empfinden, wissen, wie sich ein Baby anfühlt. Wissen meint eher Erfahren, Fühlen, Urteilen. Es geht nicht um Fakten, sondern um Grundlagen, auf die schulische Bildung und kognitive Entwicklung aufbauen kann. Was Elschenbroichs Liste enthält, ist nicht wichtig; das Gespräch zwischen Eltern und Erziehern aller Kulturen ist wichtig, was jeder seinen Kindern mitgeben möchte.


    Die Autorin hat 7-Jährige als Forschungsthema gewählt, weil Kinder im Alter von Schulanfängern gerade entdecken, dass andere Experten außer ihren Eltern interessante Anregungen zu bieten haben. Elschenbroichs 7-jährigen Zielpersonen zeigten sich in den Interviews als kluge Beobachter, die ganz ohne Hilfestellung Erwachsener über sich und die Welt sprechen können.


    Zur Einstimmung stellt E. Comenius als einen der ersten Entwickler eines Bildungs-Kanons vor. Sie interviewt Experten, die Kinder nicht wissensfrei aufwachsen sehen möchten: Herr Fischer mit dem Fischer-Dübel wünscht sich eine Gesellschaft, die kreativen Forschergeist zu schätzen weiß. Als Entwickler und Unternehmer kann er gut erklären, welchen Sachkundeunterricht Kinder für die Welt von heute benötigen. Laden Lehrplan-Kommissionen Herrn Fischer zur Mitarbeit ein? Wenn nein - warum nicht?


    Die Chemikerin Frau Dr. habil Lück stellt fest, dass Erzieherinnen und Mütter naturwissenschaftlichen Fragestellungen gern ausweichen. Lücks Versuche für Kindergartenkinder sind so einfach, dass es schon an Vernachlässigung grenzt, sie Kindern vorzuenthalten. Der Grundschuldidaktiker beklagt, dass kleine Kinder bisher zu viel ansehen und zu wenig abstrahieren, obwohl sie es längst können.


    Wie die Autorin war auch ich verblüfft, wie stark ihre Auswahl polarisieren kann, wie entschieden einige Posten der Liste von Eltern abgelehnt wurden. Ebenso wie Eltern bei Fremdsprachen im Kindergarten, neuen Methoden, neuen Lehrplänen "Überforderung" fürchten, wurden chinesische Schriftzeichen sofort als überflüssig abgelehnt. Eltern scheinen ziemlich humorlos ihren Kindern die Freude an Entdeckungen verderben zu wollen. Warum sollen Kinder nicht anschaulich erfahren, dass andere Kulturen keine Buchstaben haben, eine andere Schreibrichtung oder eine Bildersprache?


    Auch die Gespräche mit einer türkischen Mutter (die selbst nie zur Schule ging) und einem indischen Vater werfen viele Fragen auf. Warum sprechen Eltern aller Nationalitäten bei Elternabenden in Kindergarten und Schule so selten darüber, was wir unseren Kindern mit auf den Weg geben möchten? Warum findet ein indischer Vater deutsche Kinder und in Deutschland aufgewachsene Ausländer schlecht erzogen und unkonzentriert?


    Stellvertretend werden zwei durchschnittliche 7-jährige deutsche Kinder vorgestellt. Am Ende ihrer Grundschulzeit fragt die Autorin nach, was aus ihnen wurde, was ihnen die Schule auf den Lebensweg mitgegeben hat. Schließlich bietet die Expertin für frühkindliche Entwicklung einen Blick in Kinderbetreuung und vorschulische Bildung der USA, Großbritanniens, Ungarns und Japans.


    Die einzelnen Texte, Interviews und Analysen finde ich lesenswert und anregend, doch ohne Querverweise unübersichtlich gegliedert. Viele der kurz angerissenen Fragen verdienen eine Vertiefung. Das "Weltwissen der Siebenjährigen" bietet eine Fülle von Anregungen als Diskussionseinstieg in Gespräche über Erziehung und Bildung im Kindergartenalter.


    (22.3.2010)

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

    :musik: --


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow