Eines Abends trifft sich der in Kentucky lebende Mr. Shelby mit dem Sklavenhändler Haley, um seinen besten Sklaven Tom aus Geldsorgen zu verkaufen. Doch der Sklavenhändler ist nicht nur an dem frommen und pflichtbewussten Tom interessiert, sondern auch an einem kleinen Jungen namens Harry, der mit dem Verkauf von seiner Mutter Eliza getrennt werden würde. Diese hört das Verkaufsgespräch zufällig mit und begibt sich noch in der selben Nacht gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn auf die Flucht. Vorher allerdings warnt sie noch Tom, der für sich selbst eine Flucht nicht Erwägung zieht – kennt er doch die Konsequenzen, mit denen die Familie Shelby zu kämpfen hätte, wenn ihre „Geldquelle“ Tom versiegen würde. Die Geschichte führt den Leser nun durch zwei Lebensgeschichten, einmal begleitet er den kleinen Harry und seine Mutter Eliza auf deren Flucht vor dem Sklavenhändler Haley und weiter nimmt er an Toms weiterem Leben teil, der zunächst an die Familie St. Claire verkauft wird...
Mit diesem Meisterwerke ist Harriet Beecher Stowe gelungen, die Sklaverei in ein Licht zu rücken, das den Leser aufrüttelt und ihn zum Nachdenken anregt. Dabei arbeitet sie noch nicht einmal mit den schlechtesten Charakteren, die wir uns vorstellen können, sondern schafft mit der Familie Shelby eine Südstaatenfamilie, die sehr freundlich zu ihren Sklaven ist – und die sich sogar für Eliza freuen, dass ihr die Flucht gelungen ist. Natürlich ist es für unseren heutigen Maßstab dennoch unvorstellbar, Sklaven zu halten, Freundlichkeit hin oder her. Aber die Autorin zeigt auch, in welchen Gewissenskonflikten sich einige Amerikaner einige Jahre vor dem amerikanischen Bürgerkrieg befunden haben. (Beispielsweise erhält Eliza auf ihrer Flucht Hilfe von einem Senator, der sich sogar gegen das Gesetz lehnt, um der entflohenen Sklavin zu helfen.
Der Leser leidet unwillkürlich mit Tom, der mit dem ersten Verkauf von seiner Familie getrennt wird und nach einigen – doch relativ zufriedenen Jahren – an einen brutalen Sklavenbesitzer verkauft wird,
der ihn schließlich zu Tode prügelt.
"Onkel Toms Hütte" ist ein sehr trauriges Buch, das aber gleichzeitig Hoffnung erwecken kann und zwei besondere Lebensgeschichten erzählt, ohne ins Kitschige abzurutschen. Ich kann wirklich jedem empfehlen, sich die Zeit und die Ruhe zu nehmen, die die Lektüre dieses Buches erfordert - und auch verdient.
Interessant ist auch, dass wir als heutige Leser die historische Entwicklung der Vereinigten Staaten kennen, die Autorin zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nichts vom kommenden Bürgerkrieg wusste.
Wer sich über die Autorin informieren möchte, findet *hier*
ein von Bonprix erstelltes Autorenportrait.
Gruß
Wilaja