>Mario und der Zauberer<
Kurzbeschreibung von amazon:
Die Geschichte von dem häßlichen, aber mächtigen, selbstherrlichen Zauberer Cipolla, der mit seinen hypnotischen Fähigkeiten die Zuschauer zu immer entwürdigeren Taten bringt, bis es schließlich zu einem Eklat kommt, enthält mannigfaltige tiefsinnige Interpretationsmöglichkeiten. Während die Zuschauer zwischen Unbehagen und Faszination untätig schwanken, ist Mario der einzige, der sich schließlich erhebt und letztlich die Würde der Anwesenden rettet. Cipollas Reitpeitsche als Symbol der Macht, seine Theorie von "Autorität und Gehorsam" und schließlich die Übertragung auf "Volk und Führer" lassen viel vom damaligen Zeitgefühl und den Ängsten 1926 anklingen und zeigen Mann's weise Vorausschau und Warnung. So weit von mir, alles andere überlasse ich lieber den Profis und Deutsch-Lehrern mit ihren ergänzenden Werken
Die Novelle ist mit 60 Seiten kurz und ermöglicht ohne große zeitliche Investition einen guten Einstieg in das große Lebenswerk Mann's. Sie eignet sich jedoch nicht nur ihrer Kürze wegen. "Mario" ist auch ein "Werk der Mitte": während Mann vor 1930 eher an der Realität ausgerichtete Literatur schrieb (wie "Buddenbrocks", "Tod in Venedig" oder der bereits beunruhigende "Zauberberg"), wurde er danach entrückter, mythischer (etwa bei "Joseph und seine Brüder" oder "Doktor Faustus"). "Mario und der Zauberer" liegt genau zwischen diesen Phasen: die Geschichte ist realistisch, Cipollas Fähigkeiten jedoch teilweise schon fantastisch.
Mir hat "Mario" viel Spaß gemacht. Manns erstaunliches Vokabular und anspruchsvolle Schreibweise sind auch hier enthalten, und sein Stil ist sehr schön zu lesen. Gerade in dieser Geschichte spricht er den Leser immer wieder direkt an und schafft einen engen Bezug. Der nette "Mario" ist also eine Versuchung wert.