Simon Beckett - Die Chemie des Todes/ The Chemistry of Death

  • Kurzmeinung

    Will&Will
    Klare Empfehlung meinerseits! Spannend und sehr gut geschrieben!!
  • Kurzmeinung

    Raven5163
    Ein typischer Beckett. Spannung bis zum Ende.
  • Gibt es unter euch welche, die das Werk gelesen haben und darüber zu diskutieren möchten? :)

    Wie Du jetzt siehst, haben sehr viele von uns das Buch schon gelesen :wink:

    Das Werk ist gespickt von spannenden Stellen, die einen zum Weiterlesen einladen.

    An Details der Geschichte kann ich mich nicht mehr so gut erinnern, es ist locker 10 Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe. Aber ich weiß noch, dass ich es in einem Rutsch verschlungen habe. Ich bin normalerweise nicht der Krimileser, aber Simon Becketts Story hatte mich sofort gepackt und nach diesem Einstieg hab ich die komplette David-Hunter-Reihe verfolgt. :thumleft:

    und seine detaillierte Beschreibung der Vorgänge in puncto Leichenverwesung.

    Ein Fachgebiet, das mich fasziniert. Ich könnte mir gut vorstellen, als Gerichtsmediziner oder Pathologe zu arbeiten, hab aber nicht Medizin studiert. Somit bleibt es einfach ein interessantes Gebiet für mich. Auch würde ich sehr gerne mal auf die Body Farm gehen um mir alles erklären zu lassen - aber auch das wird leider ein Traum bleiben.
    Insofern hat Beckett bei mir alles richtig gemacht - ein tolles Thema und eine spannende Krimi-Geschichte. Ich geb zu, ich kam nicht auf den Mörder. Eine Freundin dagegen wusste bereits nach der Hälfte des Buches, wer es ist. :lol:

  • Die Tote war Schriftstellerin, eine Außenseiterin in Devonshire. Verdächtiger Nummer eins ist der schweigsame Fremde im Dorf, ein Dr. David Hunter. Doch es stellt sich heraus, dass er früher Englands berühmtester Rechtsmediziner war, und die Polizei bittet ihn um Unterstützung. Gerade
    als seine Analysen zeigen, dass die Ermordete vor ihrem Tod tagelang gefoltert wurde, verschwindet eine weitere junge Frau. Eine fieberhafte Suche
    beginnt. Gleichzeitig bricht im Dorf eine Hexenjagd los. Der Pfarrer, ein knöcherner Fanatiker, hetzt die Leute auf, und David ist Zielscheibe seiner Hasspredigte...(Klappentext)


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    David Hunter zieht in ein englisches Dörfchen, um seiner Vergangenheit zu entfliehen. Als Landarzt will er hier vergessen, auch seinen eigentlichen Beruf als forensischer Anthropologen.
    3 Jahre ging es gut, bis zwei Kinder an einem heißen Sommertag eine grausam zugerichtete Leiche entdecken - bis zur Unkenntlichkeit verwest, geschmückt mit Schwanenflügeln die ihr in den Rücken gerammt wurden.
    Dem polizeilichen Ermittler Mckenzie fällt jedoch auf, dass sich der kleine Dorfarzt mit dieser Materie besser auszukennen scheint als er sollte und durch Nachforschungen wird auch schnell klar weshalb. Mckenzie bittet Hunter um Hilfe und die benötigt er dringend, da dies nicht die einzige Leiche sein wird, die in dieser Dorfidylle auftaucht.


    Erzählt wird vorrangig aus der Perspektive von David Hunter, man erhält aber auch Einblicke in die Sichtweise der Opfer und auch des Täters.
    Trotzdem erhält man Infos über das ganze Drumherum wie z.B. Nebencharaktere und das typische Kleindorfleben, welches nicht so idyllisch ist wie es immer scheint. Auch auf das Vorhandenseins eines typischen Kleindorfpfarrers wird hier nicht vergessen.


    Die Charakterzeichnungen sind authentisch und wirklich gut ausgearbeitet. Auch die Beschreibung des Settings ist beeindruckend und verleiht der Story Tiefe. Was mich jedoch wirklich beeindrucken konnte ist der Schreib- und Erzählstil.
    Hier wird zwar eine ruhige Erzählweise verwendet, aber es ist trotzdem durchgehend eine subtile Spannung spürbar, welche einem regelrecht am Buch kleben lässt. Trotz der detailreichen Beschreibungen der Leichen, inklusive Madenstadien, kommt dieser Thriller ohne Gewaltexzesse aus. Lesern mit einem empfindlichen Magen würde ich trotzdem davon abraten.
    Diese Mischung aus Ruhe und Spannung, blutig, jedoch ohne Gewalt ist eine ungewöhnliche Kombination, die vom Autor jedoch gekonnt umgesetzt wurde.
    Auch an überraschenden Wendungen fehlt es hier nicht. Man spekuliert von Anfang bis Ende und doch kommt es dann ganz anders. Das Spekulieren könnte man also eigentlich komplett lassen *g*.
    Der Showdown mit der Auflösung ist genial, nur mit dem Ende bin ich nicht ganz so glücklich, da es ein unglaubwürdiges Happy-End beinhaltet.
    Das ist jedoch meckern auf hohem Niveau und vermutlich nur für Personen unglaubwürdig, welche auf dem medizinischem Sektor ein bissl bewandert sind.


    Fazit:
    Seit einer Ewigkeit habe ich diese Thrillerreihe ungelesen im Regal stehen. Dafür könnte ich mir jetzt in den Hintern treten, da dadurch ein genialer Autor spurlos an mir vorüber ging.
    Dieser Thriller beinhaltet eine fantastische Erzählkunst und man merkt, dass der Autor im Bereich der Forensik wirklich gut regergiert hat. Hier hat wirklich alles Hand und Fuß.
    Wenn dieses unglaubwürdige Happypeppi-Ende nicht gewesen wäre, wäre dieser Thriller absolut perfekt.
    Daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung!!

    Wenn ein Mann zurückweicht, weicht er zurück. Eine Frau weicht nur zurück, um besser Anlauf nehmen zu können. (Zsa Zsa Gabor)
    :twisted:

  • Meine Meinung:


    Das Buch liegt schon ziemlich lange auf meinem SUB und Dr. David Hunter könnte sein Wissen an Verwesung beim Menschen dadurch erweitern, wie das bei Büchern auf dem SUB ist. :loool: Ich jedenfalls war begeistert von dem Buch und den Beschreibungen und hatte lange nicht mehr so ein gruselig, schauriges Kopfkino. Es ist aber nicht nur das Kopfkino gewesen, sondern auch die Beschreibung der Geruchssinne. Irgendwie hatte ich wirklich das Gefühl mitten in der Geschichte zu sein. Das Ende hat so seine Funklöcher, das gefiel mir nicht so wirklich, ansonsten kam ich nicht direkt auf den Mörder, aber das gelingt mir auch eher selten.


    Fazit:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Feuerkind (Stephen King) 34 / 542 Seiten

    :study: Mit Nachsicht (Sina Haghiri) 14 / 268 Seiten


    SUB: 857

  • Die Hülle des Lebens
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
    Simon Beckett hat es mit "Die Chemie des Todes" auf einige Listen à la '150 Bücher, die man unbedingt gelesen haben sollte!' geschafft und gilt allgemein als außergewöhnlicher, literarisch wertvoller Thriller. Tatsächlich habe ich das Buch jetzt vor allem deshalb gelesen, weil es auf der Liste der "Bücherkultur Challenge" stand, und insofern bin ich mit sehr hohen Erwartungen an es herangegangen.


    Und was soll ich sagen? Die Erwartungen wurden mehr als erfüllt.


    Interessant ist alleine schon die Rolle des Protagonisten: David Hunter ist forensischer Anthropologe und gewährt dem Leser einen ungewöhnlichen Blickwinkel auf die Geschehnisse. Wie ein Sherlock Holmes des Todes untersucht er die Leichen von Mordopfern und deren Fundorte und bestimmt zum Beispiel anhand der Anzahl und Farbe von Parasiten, der Beschaffenheit des Bodens und dem Zustand der Haut den genauen Todeszeitpunkt. Er erzählt dem Leser, ruhig und sachlich, was von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus nach dem Tod mit einem Körper passiert, baut das aber in kleinen Dosierungen in die Geschichte ein, so dass es nicht trocken oder langweilig wird.


    Originell fand ich auch, dass es dennoch nicht nur um diesen wissenschaftlichen Standpunkt geht, sondern gleichzeitig darum, wie sich die Mordfälle auf das Leben der Kleinstadt, in der sie begangen wurden, auswirkt: die scheinbare Einträchtigkeit bekommt Risse, die Menschen beginnen damit, sich gegenseitig zu misstrauen. Die Idyll gerät ins Wanken, während der Pfarrer von der Kanzel die Rache Gottes predigt. Man merkt, dass der Autor ein gutes Gespür hat für Gruppendynamik und die Psychologie des Zwischenmenschlichen.


    Die Spannung baut sich schnell auf, denn nach dem Fund der ersten Leiche wird bald schon klar, dass der Mörder nicht die Absicht hat, es dabei zu belassen. Als die nächste Frau verschwindet, schwärmt das Dorf geschlossen aus, um die Wälder zu durchkämmen - aber der Mörder hat sie mit Fallen gespickt... Obwohl das Buch durchaus anspruchsvoll geschrieben ist, liest es sich packend und unterhaltsam bis zur letzten Seite und bleibt dabei immer logisch und in sich schlüssig. Zwar wird vieles ins kleinste Detail beschrieben, aber in meinen Augen verzichtet der Autor auf unnötige Gewaltorgien - das Meiste erfährt man sozusagen erst posthum.


    David hat eigentlich nicht die Absicht, sich mit dem Fall zu beschäftigen, denn er hat nach einer persönlichen Tragödie der forensischen Anthropologie den Rücken gekehrt. Aber natürlich lässt sein Gewissen ihm keine Ruhe, und schnell steckt er wesentlich tiefer im Morast menschlicher Abgründe, als er erwartet hätte. Denn das Dorf misstraut ihm, dem Fremden. Ich fand ihn interessant und glaubhaft geschrieben, und auch die anderen Charaktere wirkten auf mich komplex und lebendig.


    Der Schreibstil ist außergewöhnlich: klar, mit starken Bildern und einer ganz eigenen "Stimme". Hier muss ich auch dem Übersetzer ein Lob aussprechen: ich besitze das Buch auf deutsch, habe es mir auf englisch ausgeliehen und bin kapitelweise hin- und hergesprungen, und ich würde sagen, dass die deutsche Übersetzung so nah an Atmosphäre und Sprache des Originals herankommt, wie irgend möglich.


    Fazit:
    In einem kleinen Dorf geschieht ein Mord. Als kurz darauf eine weitere junge Frau verschwindet, zerbricht die scheinbare Idylle und weicht Paranoia und Fanatismus, was vom Pfarrer des Ortes noch geschürt wird. Gegen seinen Willen wird der forensische Antropologe David Hunter, der gehofft hatte, diesen Teil seines Lebens hinter sich gelassen zu haben, in den Fall verstrickt.


    Das Buch gilt als Klassiker des Genres, und in meinen Augen zurecht. Es ist anspruchsvoll geschrieben und dennoch fesselnd, originell, psycholgisch interessant und voller vielschichtiger, lebensechter Charaktere. Eine ganz klare Leseempfehlung!