Frauenbücher der Güteklasse 'Eine Prinzessin zahlt nie selbst' füllen bereits seit einigen Jahren die Regale der Buchhändler, vergleichbare Männerbucher gibt es dagegen nicht. Das mag daran liegen, dass es politisch als unkorrekt gilt, etwaige Schwächen des weiblichen Geschlechts literarisch zu verarbeiten - schließlich sind Männer Schweine. Angeblich traut sich auch kein Mann, über die Macken von Frauen zu schreiben.
Jetzt ist doch so ein Männerroman erschienen, ein unterhaltsamer dazu. Wolfgang A. Gogolin hat ein satirisches, amüsantes und doch sehr böses Buch geschrieben. In dichtem, intensivem Erzählton wird die Geschichte eines Mannes erzählt, der von alleinerziehender Mutter und Emanzen-Lehrerin zum Frauenversteher erzogen wurde. Im Laufe des Lebens macht dieser Mann, Tim heißt er, die Erfahrung, dass Männer nicht immer die schlechtere Menschheitshälfte stellen und reagiert entsprechend.
Das beschreibt Gogolin unnachahmlich, selbst in dramatischen Momenten verläßt ihn seine witzige Schreibe niemals, keine Szene entgleitet, wird schwatzhaft oder öde. Der Text gleitet auch in psychologisch zwiespältigen Situationen mühelos dahin. Sicher wird 'Der Puppenkasper' nicht jeder Leserin zusagen, aber bis zu einer gewissen Grenze wird ihr Tim sympathisch sein, kann sie ihm sogar folgen.
Frauen müssen keinen Wehrdienst leisten, müssen trotz höherer Lebenserwartung nicht länger arbeiten als Männer, dürfen bei Seenot zuerst in die Rettungsboote und werden von der Justiz sanfter angefasst - und fühlen sich dennoch benachteiligt. Hier liessen sich trefflich Argumente austauschen, aber Gogolin hat um diese Thematik herum eine (auch - oder gerade für Frauen) lesenswerte Erzählung vorgelegt.
Ich habe jedenfalls meinen Spass gehabt, denn solche Sätze:' Frauen sollten wie Frauen aussehen und nicht wie indische Hungerleichen auf dem Laufsteg bisexueller Modeschöpfer' liebe ich, wenngleich man den Sachverhalt auch filigraner hätte ausdrücken können.