"Ein Mann will nach oben" von Hans Fallada

  • Inhaltsangabe bei Amazon kopiert;

    Ein sechzehnjähriger Waisenjunge kommt nach Berlin und will es hier zu Reichtum und Macht bringen. Kauzig und kernige, liebenswerte und fragwürdige Menschen kreuzen seinen Weg nach oben - und immer wieder sind es die Frauen, die zu ihm halten und denen er seinen Erfolg verdankt. Ein packender Roman, voll unverwüstlichem Berliner Humor, in dem sich zweieinhalb Jahrzehnte wechselvoller deutscher Geschichte spiegeln: ein echter Fallada.


    Durch Susanne Juhnke's Buch (In guten und in schlechten Tagen) bin ich wieder auf dieses Buch von Hans Fallada aufmerksam geworden.
    Es wird vielleicht einige unter uns geben, die sich noch an die wunderschöne Verfilmung des Buches aus dem Jahre 1978 erinnern. Für einige junge Schauspieler war diese 13-teilige Serie der Startschuss für eine grosse Karriere.
    MathieuCarriére spielte damals die Hauptrolle des Waisenjungen Karl Siebrecht, Ursula Monn die Rieke, Rainer Hunold den Kalli. In weiteren Rollen sah man dann schon die etablierten Schauspieler wie Juhnke, Pfitzmann, Strack, Haucke ect.
    An die Verfilmung habe ich nur positive Erinnerungen, darum möchte ich das Buch nun mal lesen und habe es mir heute morgen bestellt.


    Grüsse von Bonprix

  • Hallo und guten Abend!


    Ich lese zur Zeit gerade "Ein Mann will nach oben" von Hans Fallada.


    Ich habe damals schon als ich noch jünger war die Serie ehrfürchtig verfolgt. Ich finde diese Geschichte ist beispielhaft und mich ergreift immer wieder diese charmante berliner Art.


    Kennt jemand von euch das Buch?


    Es grüßt euch


    meggie.sue

  • :shock: Ist schon etwas länger her, dass zu diesem wunderbaren Buch etwas geschrieben wurde.


    Karl Siebert verlässt im Jahr 1909 als 15-jähriger sein Heimatdorf. Seine Eltern waren verstorben und es gibt nicht mehr viel, was ihn in diesem Kaff halten kann. Sein Ziel ist Berlin, und er vermeint zu verspüren, dass er zu ganz Großem fähig ist, dass er es weit bringen würde.


    Während der Bahnfahrt lernt er Rieke kennen. In wunderbarem Berlinerisch zeigt ihm das resolute Mädchen , dessen Mutter verstorben ist und das sich sowohl um den alkoholkranken Vater als auch um die kleine Schwester kümmern muss, wie der Hase läuft. Sie ist das Sprungbrett für Karl in dieser großen, fremden Stadt, ohne Rieke wäre Karl bereits an der Anreise in die Stadt seiner Träume gescheitert.


    Rieke verhilft ihm zu einem Job und zu ersten Kontakten. Mit viel Ehrgeiz und Fleiß schafft es Karl, ein kleines Gepäckstransportunternehmen – in Konkurrenz zu den Dienstmännern - am Berliner Bahnhof aufzubauen. Immer an seiner Seite ist sein Freund Kalli, ein ehemaliger Matrose. Das Unternehmen erblüht, wird am jäh vom Ausbruch des 1. Weltkrieges zerstört. Karl wird eingezogen, und als er 1919 nach der französischen Gefangenschaft wieder nach Berlin kommt, hat sich das Leben dort von Grund auf geändert.


    Es sind die Personen und Charaktere, die dieses Buch so lesenswert machen. Karl, der unermüdlich und ehrgeizig versucht, seine Träume zu leben, der viele Rückschläge einstecken muss und trotzdem immer wieder aufsteht. Rieke, die etwas naive Ur-Berlinerin, die als Kind schon erwachsen sein muss, die praktisch agiert und sich keinen Träumen oder Hoffnungen hingibt. Die das Beste aus dem macht, was das Leben ihr bringt. Und nicht zuletzt Kalli, der treue Freund an Karls Seite. Der zu ihm steht, obwohl er die Meinung nicht immer teilt, der selber zurücksteckt und kein Stein in Karls Weg sein will. Die Charaktere sind weder gut, noch böse. Sie sind vielschichtig, manche Reaktionen und Handlungen rufen objektiv gesehen Kopfschütteln hervor, sind jedoch aus der Sicht des Betreffenden nachvollziehbar und verständlich.


    Zudem wird ein wunderbares Bild der Stadt Berlin gezeichnet. Die pulsierende, aufblühende, rege Großstadt in den Jahren vor Ausbruch des 1. Weltkrieges steht den Scherben, dem Niedergang nach dem Krieg, dem Verlust von Schönheit und Moral in den 20-er Jahren gegenüber.


    Ein sehr schönes Buch, in das man versinken kann und das trotz seiner äußerst kleingedruckten knapp 500 Seiten rasch gelesen ist.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

    Einmal editiert, zuletzt von Rosalita ()

  • Die von Bonprix bereits erwähnte Verfilmung in Form einer Serie aus dem Jahr 1978 gibt es übrigens ab nächster Woche als DVD zu kaufen.


    *KLICK HIER*... :idea:

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Ich habe wirklich versucht dieses Buch zu lesen. Aber ich fand es ganz schrecklich und habe nach ca. der Hälfte kapituliert.


    Warum? Zuerst einmal ist mir die Figur Karl Siebrecht komplett unsympatisch, was das Lesen natürlich erschwert. Außerdem erscheinen mir Karl Siebrecht - und auch die anderen Figuren - sehr konstruiert und festgelegt auf einen Charakterzug. Die Blauäugigkeit, mit der Rieke und Kalli Karl vertrauten war für mich nur sehr schwer verständlich und ich konnte mir nur sehr schwer vorstellen, dass in dieser schweren Zeit Menschen wirklich so handelten. Zusätzlich hat mich die Thematik kaum angesprochen.
    Dann fand ich auch diesen Berliner Akzent sehr anstrengend zu lesen. ( Ich muss den schon den ganzen Tag ertragen, da ich in der Nähe von Berlin wohne. Ich hasse das. ) Da will ich das nicht auch noch in einem Roman ertragen müssen, wo ich eigentlich abschalten will.


    Es könnte auch gut sein, dass ich noch zu jung für das Buch bin. Deswegen hoffe ich ihm später nochmal eine Chance geben zu können. Aber aufgrund der Eindrücke, die ich bisher habe, wird das noch eine sehr lange Zeit dauern.


    Ich hatte übrigens eine andere Ausgabe des Romans der Berliner Zeitung, die eine ganze Reihe Romane herausgegeben haben, die in Berlin spielen oder in denen Berlin in irgendeiner Form behandelt wird. Die anderen Bände der Reihe sprechen mich auc sehr an.
    (Siehe hier: http://www.berlinonline.de/ber…ritiken/berlinbibliothek/ )
    Liebe Grüße,
    shia

    Ich :study:
    J.M.Coetzee - Das Leben der Tiere
    Erzählungen von Franz Kafka
    Gedichte von Allen Ginsberg und Cummings

  • Habe Fallada`s "Ein Mann will nach oben" jetzt ausgelesen.
    Sehr schöne Berliner Geschichte aus dem frühen, zwanzigsten Jahrhundert.
    Mit Karl Siebrecht hat Hans Fallada eine wie ich finde sehr interessante Figur geschaffen.
    Ein junger Kerl kommt mit sechzehn Jahren als Vollwaise nach Berlin und ist völlig auf sich alleine gestellt.
    Sein Ziel, er will etwas werden, er will Berlin erobern.
    Auf der Fahrt nach Berlin lernt er die 13jährige Berliner Göre Rieke kennen die unter katastrophalen Zuständen zusammen mit ihrer Schwester (einem Kleinkind) und ihrem trinkenden Vater in einem kleinen Loch im Wedding wohnt.
    Eine Freundschaft entsteht zu der nach kurzer Zeit noch ein dritter Jugendlicher, Kalli Flau, dazu kommt.
    Die drei halten fest zusammen und schlagen sich gemeinsam durch.
    Dann kommt der erste Weltkrieg ...


    shia: Du schreibst in Deiner Rezension:
    "Die Blauäugigkeit, mit der Rieke und Kalli Karl vertrauten war für mich
    nur sehr schwer verständlich und ich konnte mir nur sehr schwer
    vorstellen, dass in dieser schweren Zeit Menschen wirklich so handelten."


    Ich denke dieses blinde Vertrauen ist darauf zurückzuführen das es sich bei den drei Protagonisten um drei Teenager im Alter von 13, 16 + 18 handelt.
    Zu dem standen alle drei mit dem Rücken an der Wand, Siebrecht als Vollwaise, Kalli Flau auch ohne irgend einen Anhang in Berlin und Rieke die mit ihren 13 Jahren einen Haushalt incl. der Erziehung eines Kleinkindes, der Versorgung eines Alkoholikers, Schule, Putzstelle, Nähen etc. bewältigen musste.
    Ich glaube das wenn man in einer solchen Situation nicht zusammenhält und sich gegenseitig nicht absolut vertraut man sowieso gleich einpacken kann.


    Wie dem auch sei, ich fand das Buch sehr schön und gebe gerne :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: dafür.


    Hier noch ein paar Links zu Rezensionen anderer Fallada-Bücher:



    Hans Fallada - Damals bei uns daheim




    Fallada - Kleiner Mann - was nun ?




    "Der Trinker" von Hans Fallada




    Hans Fallada - Wolf unter Wölfen


    Die folgende Biographie ist auch sehr zu empfehlen:


    Jenny Williams - Mehr Leben als eins - Hans Fallada - Eine Biographie

  • Zitat

    Ich denke dieses blinde Vertrauen ist darauf zurückzuführen das es sich bei den drei Protagonisten um drei Teenager im Alter von 13, 16 + 18 handelt.
    Zu dem standen alle drei mit dem Rücken an der Wand, Siebrecht als Vollwaise, Kalli Flau auch ohne irgend einen Anhang in Berlin und Rieke die mit ihren 13 Jahren einen Haushalt incl. der Erziehung eines Kleinkindes, der Versorgung eines Alkoholikers, Schule, Putzstelle, Nähen etc. bewältigen musste.
    Ich glaube das wenn man in einer solchen Situation nicht zusammenhält und sich gegenseitig nicht absolut vertraut man sowieso gleich einpacken kann.


    Hm, das glaube ich nicht.
    Ich fand, dass gerade die "hoffnungslose" Situation der Jugendlichen sie misstrauischer hätte machen müssen. Die drei hatten Glück, dass sie wechselseitig auf moralisch "saubere" Personen gestoßen sind. Aber wenn die drei eine so wie im Buch beschriebene Kindheit gehabt hätten, denke ich, dass sie nicht so handeln würden, wie sie es eben tun und sich dieses Maß an Vertrauen entgegenbringen.

    Ich :study:
    J.M.Coetzee - Das Leben der Tiere
    Erzählungen von Franz Kafka
    Gedichte von Allen Ginsberg und Cummings