Monica Ali - Brick Lane

  • Hallo ihr,


    heute bin ich nach ca. 1 Woche Lesezeit mit folgendem Buch fertig geworden: "Brick Lane" von Monica Ali. Da der Klappentext doch recht viel schon vom Inhalt selbst verrät, fasse ich mal die grobe Handlung selbst zusammen...


    Inhalt:
    Nazneen wird, ohne groß von ihren Eltern gefragt zu werden, mit einem ihr unbekannten Mann nach London verheiratet und muss deshalb ihr Heimatland Bangladesh verlassen. In London leben die beiden in der "Brick Lane", dem "Klein-Indien" von London. Hier lernt Nazneen mit der Zeit Menschen kennen, mit denen sie sich anfreundet, von denen manche jedoch nicht immer ihr Bestes wollen. Und dann tritt eines Tages auch noch ein junger Mann in ihr Leben, der ihr Herz zum Klopfen bringt...


    Meine Meinung:
    Die Geschichte von Nazneen und ihrem Leben, die Frage, ob sie sich dem Schicksal überlassen wird oder es eines Tages doch einmal selbst in die Hand nehmen wird, durchzieht die ganze Handlung. Nebenbei wird jedoch auch sehr intensiv auf die Rolle des Islams eingegangen, auf das Aufeinanderprellen der verschiedenen Kulturen in ein und derselben Stadt (z.B. spielt der 11. September auch eine entscheidende Rolle für die Brick Lane). Und die Briefe der Schwester von Nazneen, die mit ihrem Geliebten die Familie verlassen hatte und nach Dhakata durchgebrannt ist, schildert mit einfachen, jedoch beeindruckenden Worten die Lebenssituation in Bangladesh selbst...


    Ich gebe zu, beim Kauf hatte ich nicht unbedingt erwartet, dass der Inhalt des Buches doch auf recht ernstem Niveau spielt, da ich spontan beim Rückentext-Lesen an eine Geschichte à la "Kick it like Beckham", also eher die komische und lustige Darstellung der beiden Kulturen dachte. Trotzdem bereut man die Lektüre des Buches nicht, da man doch viel über die Kultur in Bangladesh erfährt, über das Leben von Immigranten in ihren Vierteln und deren verzweifelten Versuch, ihre ursprüngliche Kultur auf ihre Kinder zu übertragen, die jedoch schon längst mit den westlichen Gebräuchen vertraut sind. Gerade diese Bipolarität kommt im zweiten Teil des Buches sehr gut zum Ausdruck, wenn Nazneen Mutter von zwei Töchtern wird. Und natürlich, wie bereits oben erwähnt, bleibt auch das Thema "Rassismus" nicht unausgesprochen.


    Alles in allem wird also ein recht interessantes Leben geschildert, welches sich lohnt, mitzuverfolgen. Mit seinen ca. 550 Seiten ist das Buch vielleicht an mancher Stelle etwas zu lang geraten, alles in allem gebe ich dem Buch trotzdem ein :thumright:

    Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen. (Lao-Tse)

  • Hallo,


    habe das Buch eben fertig gelesen und kann mich der Meinung von All_4_one nur anschliessen.


    Ein wirklich lesenswertes Buch, sehr einfühlsam geschrieben,
    jedoch bin ich davon überzeugt, dass es zu lang ist und somit an vielen Stellen langweilig wird.
    Besonders im zweiten Drittel ist man geneigt, es zur Seite zu legen.


    Schade!


    Aber im Großen und Ganzen ist es okay!

  • Ich lese grade dieses Buch und muss sehr kämpfen. Es ist langatmig und auf Seite 300 habe ich mich gefragt, ob ich inzwischen eigentlich mehr über die Hauptperson Nazneen weiss als am Anfang. Klar Fakten über ihre Familie, was sie tut, mit wem sie redet, was sie beobachtet.. aber was empfindet sie? Warum handelt sie so, wie sie es tut? Mit ihrer Schwester ist es nicht anders, in den Briefen beschreibt sie auf naive Weise schlimmste Erlebnisse, ohne dass Verzweiflung, Wut, Trauer oder sonstwelche Emotionen rüberkommen. Mich nervt dieser Schreibstil, unrealistisch und langweilig.

  • Nazneen wird 1967 in Bangladesh geboren. Nach der Geburt atmet sie nicht, man überlässt sie zunächst ihrem Schicksal - doch sie überlebt.


    Achtzehn Jahre später geht sie auf Geheiß ihres Vaters widerspruchslos nach London, um dort einen Mann zu heiraten, den er für sie ausgesucht hat. Chanu ist ein kluger Kopf, belesen und der Philosophie zugeneigt, redet von Dingen, die Nazneen nicht versteht, und bald merkt sie, dass reden das ist, was Chanu am besten kann. Seine hochfliegenden Pläne auch in die Tat umzusetzen, ist dagegen nicht seine Stärke.


    Und so leben Nazneen und Chanu jahrelang in einer kleinen vollgestopften Wohnung in der Gegend um die Londoner Brick Lane, dem Bangladeshi-Viertel. Nie wagt sich Nazneen über dessen Grenzen hinaus, ihre sozialen Kontakte beschränken sich auf ihresgleichen. Von den Ereignissen in der Heimat erfährt sie aus Briefen ihrer Schwester, die zurückgeblieben ist und nach der Flucht vor ihrem gewalttätigen Mann ein unstetes, ständig gefährdetes Leben führt.


    Nazneen bekommt Kinder, beginnt eines Tages, in Heimarbeit zu nähen, und verliebt sich heimlich in Karim, den Mann, der ihr die Näharbeiten nach Hause bringt.


    Karim ist engagierter Moslem und gründet mit einigen anderen eine Organisation, um sich gegen die Hetze einer ultrakonservativen christlichen zu wehren, die noch schlimmer wird, als am 11. September 2001 die Anschläge in den USA geschehen.


    Während Nazneen zwischen Verliebtheit und Pflichtgefühl hin- und hergerissen wird, schmiedet Chanu eifrige Pläne, endlich nach Bangladesh zurückzukehren, gegen den Willen der Kinder - und, wie Naz-neen sich eingestehen muss, auch gegen ihren ...


    Das Buch bietet einen Einblick in das Leben der Bangladeshi-Einwanderer in London, die im Viertel Tower Hamlets in einer eigenen, abgeschlossenen Welt leben, insbesondere die Frauen - Nazneen kann noch Jahre nach ihrer Einwanderung kaum Englisch, und kaum jemand außer ihrer rebellischen Freundin Razia ermutigt sie, es zu lernen.


    Das Leben in England bedeutet vor allem für die Kinder einen ständigen Spagat zwischen den Gepflogenheiten ihres Herkunftslandes und des Gastlandes, es kommt zu diversen Konflikten, wenn die beiden Kulturen aufeinanderprallen.


    Diese Thematik wird vor allem in der zweiten Hälfte des Buches, als die Kinder größer werden, schön herausgearbeitet. Auf die Nerven ging mir allerdings Nazneens Gleichgültigkeit und Duldsamkeit, mit der sie alles über sich ergehen lässt, meistens ohne selbst groß darüber nachzudenken, ob und wie sich manches ändern ließe. Oft hatte ich das Gefühl, dass sie nicht aus Überzeugung und Tradition, sondern aus einer Art Bequemlichkeit den Weg des geringsten Widerstandes geht.


    Immer wieder eingestreut sind Briefe von Nazneens Schwester Hasina, die von ihrem gehetzten Leben in Bangladesh berichtet. Diese fand ich oft interessanter als Nazneens Alltagstrott, sehr gestört hat mich aber die gebrochene Sprache in den Briefen. Diese soll verdeutlichen, dass sich Hasina im Gegensatz zu ihrer Schwester nicht groß Gedanken macht, wie sie etwas formulieren will, sondern einfach drauflos schreibt, aber seitenlang Sätze zu lesen, denen so gut wie alle Artikel fehlen und in denen Verben meistens im Infinitiv vorkommen, war extrem nervig.


    Die Hauptperson Nazneen kam mir trotz teilweise minutiöser Schilderungen ihres Alltags nicht richtig nahe, eher ging mir ihre Passivität auf den Geist. Als realistisch empfand ich die Darstellung ihrer ältesten Tochter Shahana und auch den ambivalenten Chanu, der teils mit seinen ewigen Worten statt Taten nervt, dann aber wieder erstaunlich liebevoll und einfühlsam erscheint.


    Sehr hilfreich fand ich das Glossar am Schluss, in dem zahlreiche typische Ausdrücke aus Bangladesh und aus dem Islam erläutert werden.


    Monica Ali ist selbst Halb-Bangladeshi, weswegen ich annehme, dass sie die geschilderten Verhältnisse aus der eigenen Lebenswelt kennt und ein realistisches Bild davon zeichnet. Das war durchaus interessant zu lesen, doch so richtig gepackt und gefesselt hat mich das Buch nicht.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Sagen wir so... Ich kämpfe, seitdem die Suchfunktion im Rezensionsindex nicht mehr funktioniert, auch mit ihren Tücken.
    Zu genau diesem Buch hatte ich letztens eine Rezension gesucht, aber nicht gefunden.

    "Outside of a dog, a book is man's best friend. Inside of a dog, it is too dark to read."
    - Groucho Marx