Kapitel 9 - 14 vom 19.03 - 22.03.06

  • Eigentlich wollte ich ja nicht schon wieder den Anfang machen, aber da es sonst keiner tut ...


    Henrik bereitet den Abend so vor, dass alles am gleichen Platz ist - nur das Bild lässt er nicht wieder aufhängen - was meine Neugier wieder entfachte ...
    Und auch den kurzen Disput zwischen Nini und Henrik auf S. 74 machte mich weiter neugierig. Henrik möchte endlich die Wahrheit wissen, Nini meint, er kenne doch die Wirklichkeit. Doch Wahrheit und Wirklichkeit sind für Henrik nicht dasselbe. Ich denke, er meint mit der Wahrheit, dass er gerne die Motive, die Gründe kennen möchte, was geschehen ist, weiß er, aber nicht, warum.
    Und für mich wird auch schon hier deutlich, dass nicht nur Konrád seine Rachegelüste entfacht hat. Seine Frau Krisztina liegt im Sterben, doch er geht nicht zu ihr, auch als sie nach ihm verlangte. Das legt die Vermutung nahe, dass etwas zwischen diesen beiden war ...


    Und nun kommt Konrád. Einfühlsam und geradezu bedächtig und mit einfachen Worten erzählt Marai von dieser Begegnung. Wie sie höflich während des Essens über ihre getrennte Zeit erzählen. So, wie Konrad das nervtötende Prasseln des Regens in den Tropen erzählt, kann man den Regen fast schon selber hören. Und wieder die "Frauenverachtung", die einem aus heutiger Sicht ins Auge springt, wie er die malaiischen Frauen beschreibt. Interessant fand ich auch, wie er von den Engländern erzählte, warum sie den Kolonien an ihrem Lebnsstil festhalten.


    Und das ganze Gespräch über liegt diese melancholische Stimmung in der Luft, Z.B. auf S. 87, herrliche Worte, die so viel ausdrücken: "Es heißt,", sagt der General in höflichem, ermutigendem Ton, "wenn man dieses Alter erreicht habe, lebe man, bis man es leid sein, Empfindest du es nicht auch so?" "Ich bin es schon leid" sagt der Gast. Er sagt es gelassen, ohne besondere Betonung."
    Und neben dieser Melancholie steigt die Spannung - zumindest bei mir. Man ist bei diesem Gespräch dabei, Marai schreibt es auch in der Gegenwart, was diesen Eindruck für mich noch verstärkt.
    Sie reden über den Untergang ihrer Welt, der russichen Revolution, den Verlust ihrer Heimat...


    Dann kommt der Stromausfall, das Essen ist fertig, sie sitzen allein am Ofen. Und Henrik beginnt von der Einsamkeit zu erzählen, von seinem 41 Jahre andauerndem Warten auf Konrad, auf diese Begegnung hat er sich vorbereitet wie für ein Duell. Diese Erwartung hat ihm am Leben erhalten.
    Und Henrik spricht über die Freundschaft, auf S. 109 sagt er, dass in jeder zwischenmenschlichen Beziehung der Eros lebt. Er unterscheidet Kameradschaft und Kumpanei von der Freundschaft.


    Das, was er auf S. 111 über die Freundschaft sagt, finde ich sehr treffend. Freunde erwarten keinen Lohn, keine Gegenleistung und vor allen Dingen liebt man den Freund mit seinen Schwächen und man muss ihn auch lieben, wenn er treulos ist.


    Über die Treulosigkeit und die Schuld möchte ich gern später mehr schreiben, das finde ich sehr interessant und geht ins Religiöse/Philosophische.


    Die Beschreibung von Konrads Wohnung, Henriks Schilderung, wie er dort Konrads künstlerisches Wesen entdeckte, die Schilderung der breiten Bettes, die Orchideen - nun war ich mir sicher, das Ehebruch der Auslöser von Konrads Flucht war - doch die Beschreibung der Jagd setzt noch eins drauf. In treffenden Worten erzählt Henrik vom Wesen der Jagd, vom Blut und vom Töten und dann der Knaller am Ende des 13. Kapitels, auf diese Wendung war ich nicht gefasst, die traf mich absolut überraschend. Und die Leserunde zwang mich dazu, das Buch wieder aus der Hand zu legen und nicht gleich weiterzulesen...


    grüße von missmarple

  • Was mich jetzt bis zum 14. Kapitel sehr interessiert sind spontan zwei Dinge.


    Konrád entpuppt sich in diesem Teil als Künstler, und Henrik mehr als Rationalist. Doch im Gespräch spüre ich das genaue Gegenteil. Spricht Konrád profan und schon fast langweilig über sein Leben, entdecke ich bei Henrik künstlerische Beschreibungen, er spricht in Gleichnissen und Bildern. Henrik scheint sehr gebildet und belesen zu sein, und Konrád ist bis jetzt eher simpel, der Künstler kommt nicht zum Tragen. Diese Verdrehung finde ich sehr interessant.


    All das Gesagte über den Tod und seine Rituale machen mich sehr nachdenklich. Das Verhältnis zum Tod, zum Blut, zur Jagd, und die Andeutung auf das Christentum. Ist es unser Glauben, dass wir den Tod weit wegschieben, Blut als unrein ansehen, dass mit dem Tod der Tiere, die wir essen, auch gleich dieser Ekel hochkommt. Kann man das allein auf den Glauben abwälzen. Wann ging diese Natürlichkeit abhanden? Ja, könnte ich töten, wenn ich in der Wildnis überleben müsste.


    Und natürlich auch, all das Gesagte in Bezug auf das Ausrichten des Gewehrs auf Henrik. Vielleicht als Gnadenschuss, damit Henrik dieses einsame und traurige Leben erspart bleibt. Ein Akt der Freundschaft, wo dann doch der Glaube im Weg stand.


    Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht :thumleft:

  • Zitat

    Original von missmarple
    Eigentlich wollte ich ja nicht schon wieder den Anfang machen, aber da es sonst keiner tut ...
    .
    ....


    Das, was er auf S. 111 über die Freundschaft sagt, finde ich sehr treffend. Freunde erwarten keinen Lohn, keine Gegenleistung und vor allen Dingen liebt man den Freund mit seinen Schwächen und man muss ihn auch lieben, wenn er treulos ist.


    ...


    Ersteres wollte ich eigentlch tun, habe es aber vergessen :uups:
    Zum zweiten Teil muss ich sagen, dass ich mich frage, wie ich wohl reagieren würde (an Henriks Stelle)..
    Wenn ich nach 41 Jahren meinen ehemals besten Freund wiedersehen würde und wüsste, dass er erstens auf mich geschossen hat, zweitens Geheimnisse vor mir hatte und drittens schließlich einfach ohne etwas zu sagen fortgegangen ist und sich niemals wieder bei mir gemeldet hat, weiß ich nicht ob ich so einfach mit ihm plaudern könnte. (Wobei man eigentlich nicht sagen kann, dass es einfach sei, das ist es sicher für Beide nicht.)
    Und bei mir regt sich der Verdacht, ob Konrád wohl irgendwie damit in Verbindung steht, dass, wie missmarple schon sagt, Henrik nicht ans Totenbett seiner Frau km.


    Zitat

    Original von Heidi Hof
    Und natürlich auch, all das Gesagte in Bezug auf das Ausrichten des Gewehrs auf Henrik. Vielleicht als Gnadenschuss, damit Henrik dieses einsame und traurige Leben erspart bleibt. Ein Akt derFreundschaft, wo dann doch der Glaube im Weg stand.


    Auch eine sehr interessante Überlegung, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Warum ist Konrád denn dann danach fortgegangen, hat er sich für das geschämt, was er getan hat? Egal aus welchem Grunde..


    Naja, von allem Weiteren werde ich mich überraschen lassen :loool:

    Gibt es schließlich eine bessere Form, mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?


    Charles Dickens

  • Also mir ist ja der „alte“ Konrad gar nicht mehr sympathisch, er wirkt so gefühlskalt, gleichgültig und auch überheblich - vielleicht versucht er aber nur seine Beschämung und Schuldgefühle hinter einer Maske zu verbergen.
    Obwohl das Wiedersehen bzw. Abendessen scheinbar ganz ruhig u. höflich abläuft, konnte ich die unangenehme Spannung zwischen den beiden fast körperlich spüren. (Parallel dazu ist ja auch ein Gewitter im Anmarsch, dass sich dann mit einem gewaltigen Blitz, der die gesamte Stromversorgung lahm legt, entlädt). Danach kommt Henrik zur Sache und beginnt endlich über alles zu reden, was ihm schon jahrelang auf der Seele brennt.
    Ich kann bei Konrad irgendwie schwer einschätzen, ob er die Freundschaft auch so tief empfunden hat oder ob seine Gefühle für Henrik, (vielleicht auch unbewusst), doch von Eifersucht u. Neid überschattet waren. Ich könnte es ich mir schon vorstellen, er war scheinbar in allen Bereichen immer der Unterlegene. Aber man erfährt ja die Geschichte bis jetzt nur aus Henriks Sicht . Andererseits sagt Konrad ja , dass er in Wien glücklich war, weil er einen Freund hatte ... :-k


    Die Theorie mit dem Gnadenschuss ist ein interessanter Ansatz ... für mich wäre das aber kein Freundschaftsakt sondern eine Anmaßung (Konrad kann ja gar nicht wissen, wie das Leben für den betrogenen Henrik weiter geht.) Ich sehe in der Szene doch eher niedere Motive, wie spontane Hassgefühle, Egoismus oder Feigheit .
    Man könnte auch in der Flucht einen Akt der Freundschaft sehen, denn Konrad verzichtet ja dadurch auf sein Glück mit Krisztina, räumt freiwillig das Feld, um den Freund nicht zu verletzen. Aber es steckt wohl auch Feigheit dahinter, er scheut einfach die persönliche Aussprache mit Henrik, weil er sich schämt u. Angst vor dessen Reaktion hat und nicht den Mut hat zur Geliebten u. seinen Gefühlen zu stehen.
    Die vielbeschworene wahre Freundschaft bzw. Liebe würde sich doch so gestalten: Konrad ist ehrlich zu seinem Freund, gesteht das Verhältnis zu Krisztina - und Henrik freut sich für die beiden und wünscht ihnen viel Glück ... ein unrealistisches Szenario. Wie hätte Henrik da wohl reagiert?
    Die selbstlose Freundschaft, die nichts fordert u. auch durch Treulosigkeit nicht geschmälert wird, gibt es wohl nur äußerst selten.
    So, das waren mal meine ersten Gedanken zum Thema ... ich glaube, ich muss noch mehr darüber nachdenken ...

    Gruß Bibliomana :cat:
    "Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur!"

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  • Hallo Bibliomana


    Sicher liegt das auf der Hand, dass der Beweggrund aus anderen Motiven erfolgt. Es war ja auch nur so ein Gedanke. Allerdings können dann diese Motive Márai nicht zu dieser ausführlichen Beschreibung (Tod, töten usw.) veranlasst haben. Ich suche hier die Absicht, und bin für jede andere Anregung offen. Wobei mir der Gnadenschuss immer noch sehr gut gefällt, aber das dann später, ich möchte nichts vorwegnehmen.

  • Hmm, aber ein Gnadenschuss hat etwas mit Mitleid zu tun, in der Abhandlung über das Töten wird dieser Aspekt aber nicht angesprochen, es geht um die Leidenschaft, die sinnliche Lust am Töten und um den sakralen Akt des Opfers. Konrad ist im Begriff das wertvollste in seinem Leben - Henriks Freundschaft - zu opfern. Seine Gefühle für Henik, sei nun Hass oder Liebe, müssen sehr stark sein, denn Gleichgültigkeit würde ihn nicht zu dieser Handlung verleiten.
    Heidi, nach deiner Theorie mit den Gnadenschuss würden folgende Sätze Sinn machen ... ich bin mir aber nicht sicher, ehrlich gesagt, ich verstehe noch nicht ganz was uns Marai sagen will. :uups:
    "Denn wären wir keine Freunde gewesen, hättest du am Morgen im Wald, auf der Jagd, nicht das Gewehr gegen mich erhoben. (S. 142)"
    "Und in dem Augenblick, da du das Gewehr angelegt hast, um mich zu töten, war unsere Freundschaft lebendiger als in den vierundzwanzig Jahren der Kindheit und Jugend. (S. 144)"

    Gruß Bibliomana :cat:
    "Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur!"

  • Ich bin in den letzten Tagen nicht zum Lesen gekommen. Muß ich heute abend nachholen.

    "Die Erde ist aller Wesen Erhalterin, sowohl des Menschen, der sie bebaut, als auch des Hamsters, der sie durchwühlt." Friedrich Gabriel Sulzer
    Offroader kommen in den Himmel, durch die Hölle sind wir schon gefahren.


    :study: Der Name des Windes - Patrick Rothfuss

  • Gleich vorweg: Als Wien-Liebhaber fand ich natürlich die Beschreibung Wiens am Ende der K.-u.-K.-Monarchie wunderschön. Wien hat einen besonderen Flair und Marai hat das ganz wunderbar eingefangen.


    Dieses Kapitel gab wohl sehr viel zum Nachdenken auf. Ich kann Henriks Theorie, dass Konrad ihn hasst, und zwar mit Leidenschaft, etwas abgewinnen. Henrik hat Verständnis für Konrad, trotz allem. Er erkennt jetzt, dass Konrad eigentlich immer anders sein wollte, dass er in ein Leben gezwängt wurde, dass er wohl selber - hätte er die Wahl gehabt - nicht gewählt hätte.


    Zitat

    Wer keinen Teil nimmt, will wahrscheinlich alles, das Ganze“


    naja, und so war es dann fast auch.


    Für mich stellt sich die Szene während der Jagd als Mordplan dar. Konrad hat offenbar eine Beziehung mit Kristina und sieht keinen anderen Ausweg, als Henrik aus dem Weg zu räumen. Niemand würde sein Motiv erkennen, er würde von jeder Schuld freigesprochen, wie Henrik schon ausführlich darlegt.


    Ich bin schon sehr gespannt, ob sich das Blatt wendet bzw. welche Mutmaßungen sich bewahrheiten!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Zitat

    Original von Heidi Hof


    Konrád entpuppt sich in diesem Teil als Künstler, und Henrik mehr als Rationalist.


    Ich würde Künstler und Extrovertiertheit nicht unbedingt gleichstellen. Ich verbinde mit einem "künstlerischen Menschen" weniger den Paradiesvogel als vielmehr die Begriffe Eigenbrötlerei, Wortkargheit, vielleicht ein bisschen weltfremd, intellektuell, Leute, bei denen sich eben die Phantasie im Kopf abspielt.


    Zitat

    All das Gesagte über den Tod und seine Rituale machen mich sehr nachdenklich.


    dazu hat mir die Textstelle auf Seite 126 (Tb):

    Zitat

    Vielleicht begann mit dieser Bewegung das Menschsein, nach dem Zwischenzustand zwischen Mensch und Tier … Nach gängigem Wissen begann das Menschsein damit, dass man seinen Daumen abwinkeln und also die Waffe oder das Werkzeug packen konnte.


    Zitat

    Original von Heidi Hof
    Und natürlich auch, all das Gesagte in Bezug auf das Ausrichten des Gewehrs auf Henrik. Vielleicht als Gnadenschuss, damit Henrik dieses einsame und traurige Leben erspart bleibt. Ein Akt der Freundschaft, wo dann doch der Glaube im Weg stand.


    Interessanter Ansatzpunkt, wobei ich doch mehr Henriks Theorie über die "Hassliebe" nachvollziehn kann. (siehe oben).

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Mit der Gnadentheorie kann ich mich nicht anfreunden-ist mir zu nobel.
    Ich denke,dass Konrad den Mord während der Jagd geplant hat. Sein Hass ist groß genug, aber ihm fehlt der Mut es durchzuführen.
    Was mich beschäftigt ist die Frage inwieweit Kristina davon Kenntnis hat.
    Bin gespannt auf das Ende, obwohl ich befürchte nicht die gewünschten Antworten zu erhalten.
    Gruß Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Hallo Heidi,
    und auch hier kann ich absolut nicht finden, dass ich eine bloße Inhaltsangabe und ellenlange Kommentare abgegeben habe. :scratch:


    Mit der Gnadentheorie kann ich mich, genauso wie Wirbelwind - übrigens auch nicht anfreunden.
    Worauf stützt sich diese Theorie eigentlich, bzw. was hat diesen Gedanken ausgelöst?


    grüße von missmaprle

  • Hallo Missmarple


    Zitat

    Worauf stützt sich diese Theorie eigentlich, bzw. was hat diesen Gedanken ausgelöst?


    Das kann ich dir gar nicht mehr sagen, der Gedanke kam einfach.


    Für mich spielt es dann auch überhaupt keine Rolle, ob so Impulse, die ich beim Lesen erhalte, richtig oder falsch sind. Ich stelle sie gerne zur Diskussion frei. Und wenn sich zum Schluss heraus stellen würde, dass es der größte Schrott war, weil mir das Hintergrundwissen, oder sonstiges fehlt; das stört mich nicht.


    Meine Theorie hier ist kein Interpretationsansatz, und ist wohl auch völlig aus der Luft gegriffen, aber zum Schluss passt er doch irgendwie gut ins Bild. Weil es ein "Gnadenschuss" gewesen wäre.

  • Zitat

    Original von Heidi Hof
    aber zum Schluss passt er doch irgendwie gut ins Bild. Weil es ein "Gnadenschuss" gewesen wäre.


    Was allerdings stimmt. Ich finde jetzt leider die Textstellen nicht, aber Henrik sagt selber sinngemäß: Die Strafe besteht darin, dass er Kristina überlebte und ohne sie weiterleben musste.


    Passt doch irgendwie zusammen!


    PS: Ich finde es auch übrigens sehr positiv, wenn die Leserundenteilnehmer eigene Gedanken und Assoziationen im Thread niederschreiben. Jeder hat andere Eindrücke vom Buch, jeder stellt andere Querverbindungen her und gerade diese Zwischenkommentare machen eine Leserunde spannend und interessant!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


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  • Hallo Missmarple


    Doch einen Grund wodurch sich unsere Spekulationen unterscheiden, kann ich dir an dieser Stelle schon mitteilen. Ich frage mit meiner These nach dem Beweggrund Márais, wo liegt die Absicht, was möchte er uns damit sagen, wie ergibt das einen Sinn?
    Du versuchst mit deiner Spekulation eine fiktive Figur zu ergründen, zu interpretieren, zu analysieren, und das gibt das Buch weder zu Beginn, noch im Verlauf her.

  • Zitat

    Original von Marie


    Wäre Eszter eine reale Person, könnte man über das "was wäre, wenn" nachdenken. Aber sie ist eine fiktive Person mit dem Charakter und dem Lebenslauf, den Márai ihr geschrieben hat. In diesem Fall stellt sich die Frage nicht.


    Marie


    Hallo Heidi,
    mir kamen deine Worte bekannt vor. Ich finde es gut, dass du dir Maries Argumentation aus einem anderen Thread zu Herzen gnommen hast.
    Doch ich habe an keiner Stelle über ein "was wäre, wenn " spekuliert. Könntest du mir vielleicht sagen, auf welche meiner Spekulationen du dich beziehst? Ich weiß leider wirklich nicht genau, was du meinst.
    Denn natürlich muss man sich mit den fiktiven Personen beschäftigen und versuchen, sie zu verstehen. Es ist nur müßig, über einen anderen Lebenslauf und Charakter nachzudenken.


    Um die Beweggründe und Absichten eines Autors herauszufinden, bzw. sich damit auseinanderzusetzen, muss man selbstverständlich die fiktiven Personen ergründen. Denn der Autor lässt sie ja sprechen und handeln. Wie, wenn nicht durch sie, kann man herausfinden, was der Autor sagen will?


    grüße von missmarple, die immer noch auf deine Antwort bezüglich der Inhaltsangabe wartet :wink:

  • Hallo Missmarple


    Dein Spiel spiel ich nicht :wink:
    Vielleicht soviel vorweg, eine Freundschaft besteht aus mindestens zwei Personen :idea: Wieviele Personen stehen hier denn im Rampenlicht :?: Was gibt uns Márai vor?


    Zitat

    Denn natürlich muss man sich mit den fiktiven Personen beschäftigen und versuchen, sie zu verstehen. Es ist nur müßig, über einen anderen Lebenslauf und Charakter nachzudenken.
    Um die Beweggründe und Absichten eines Autors herauszufinden, bzw. sich damit auseinanderzusetzen, muss man selbstverständlich die fiktiven Personen ergründen. Denn der Autor lässt sie ja sprechen und handeln. Wie, wenn nicht durch sie, kann man herausfinden, was der Autor sagen will?



    Ja, ist reiner Zufall nicht wahr, bleibt aber der gleiche Autor. :wink:

  • Nun werde ich auch noch meine Meinung zu diesem Teil niederschreiben.


    Gnadenschuss? Mordanschlag? Ich weiß nicht so recht. Für mich stellt sich das so dar: Konrad steht hinter Henrik, die Waffe in der Hand, da drängt sich ihm der Gedanke auf, was wäre, wenn Herik nicht mehr wäre? Er hebt das Gewehr - legt an. Er drückt nicht ab. Ein Soldat war er nie gern. Er ist der Künstler. Er liebt das Schöne und der Tod ist nicht schön. Den Tod eines Freundes, das ist Henrik für ihn immer noch, herbeizuführen ist nicht Konrads Ziel. Er genießt in diesem Moment eher eine Art Tagtraum.


    Wichtig waren für mich auch die Ausführungen zu Konrads Wohnung und Henriks Schloss (das Schloss wurde zwar schon im 1. Teil beschrieben, es ist mir im 2. Teil unserer Leserunde noch einmal bedeutsam geworden). Henriks Schloss wurde als kalt beschrieben, Konrads Wohnung ist die eines Künstlers. Wo würde sich eine Frau wie Krisztina wohler fühlen? Damit klärt sich auch, zu wem sie sich mehr hingezogen fühlt. Was letztlich der Kern des Konfliktes ist.


    Außerdem finde ich es schade, dass an unserer Leserunde kein Mann teilgenommen hat. Vielleicht könnte er uns das Besondere an Männerfreundschaften und die Gedanken von unseren Protagonisten aus männlicher Sicht interpretieren.


    Nun kennt ihr meine Meinung. Ich weiß nicht ob sie richtig ist, aber ich empfinde die Situation in diesem Abschnitt so.