Mo Yan - Die Knoblauchrevolte / Tiantang suantai zhi ge

  • Kurzbeschreibung Amazon:
    Verwoben mit einer turbulenten bäuerlichen Liebesgeschichte, erzählt der bedeutendste chinesische Autor der Gegenwart vom Aufstand der Knoblauchanbauenden Bauern gegen eine korrupte Bürokratie.


    Ich hatte mir dieses Buch ausgeliehen, weil es (u.a. von der New York Times) fantastische Rezensionen für seine Vielschichtigkeit, Anschaulichkeit etc. bekommen hat.
    Naja, vielleicht bin ich ja nicht geschaffen für solche hohen Ansprüche, mir hat das Buch nicht gefallen. Das kann auch daran liegen, dass die Handlung und der geschichtliche Hintergrund wirklich sehr deprimierend sind - ich wusste nicht, dass es den chinesischen Bauern SOO schlecht ging. Und auch dieser ganze Morast aus Gewalt, Korruption und Klüngelei...dazwischen die Hauptpersonen, die völlig ungebildet sind, nicht besonders liebenswert und stets nur handeln wie es die Umstände erzwingen und dadurch noch tiefer abstürzen als sie es so schon sind...



    LG schnakchen

  • Passend zum Gast-Status Chinas auf der Buchmesse gibt es beim Unionsverlag dieses Jahr eine neue Ausgabe dieses Romans:

    Klappentext:


    Die Bauern in Gaomi erwarten die alljährliche Knoblauchernte - doch zum Verkauf der Knollen kommt es nicht. Die Gemeinde weigert sich, den Knoblauch abzunehmen: es gibt einfach zu viel in diesem Jahr.
    Statt des würzig-herben Dufts legt sich erstickender Modergeruch über die Dörfer. Die schlicht falschen Planungen der Behörden bedrohen die Existenz der bevölkerung. In ihrer Wut revoltieren die Bauern gegen die erbarmungslose und korrupte Bürokratie.

    Eigene Beurteilung:


    Nun, die Darstellungen des bäuerlichen Lebens in China sind in diesem Roman ziemlich drastisch - aber zum Teil noch zutreffend. Wobei man sagen muss, dass schnakchens Urteil über die Charaktere durachaus passed ist. Dazu hier ein kleines Zitat aus dem Buch:


    Zitat

    Ein Vater liegt auf dem Sterbelager und ruft seine drei Söhne zu sich. Er fragt sie: "Ich werde bald tot sein. Was werdet ihr dann mit meiner Leiche machen?" Der älteste Sohn sagt: " Vater, wir sind arm und können uns keinen richtigen Sarg leisten. Am besten kaufen wir für zwei Schnüre Geld einen Sarg aus dünnen Bretter, legen dich hinein und begraben dich. Wie findest du das?" Der Vater schüttelt den Kopf: "Nicht gut, nicht gut." Der zweite Sohn sagt: "Vater,ich denke, wir rollen dich in eine alte Schilfmatte und beerdigen dich. Wäre dir das recht?" Der Vater sagt: "Nicht gut, nicht gut." Der dritte sohn erklärt: "Vater, ich würde es so machen. Wir teilen deine Leiche in drei Stücke, ziehen dir die Haut ab, bringen die Teile zum Markt und verkaufen sie als Hundefleisch, Rindfleisch und Eselsfleisch. Wäre das in deinem Sinne?" Der Vater lächelt und sagt: "Nur der Jüngste versteht mich. aber vergeßt nicht, wenn ihr das Fleisch verkauft, etwas Wasser darüber zu gießen, damit es mehr wiegt."

    Das ist ein Witz, der in diesem Buch erzählt wird - und noch eine der weniger drastischen Darstellung der Art zu denken und der Lebensumstände, die zum Teil heute noch in China auf dem Land anzutreffen sein sollen - etwa 20 Jahre, nachdem dieses Buch geschrieben worden ist. Wie genau es für Gaomi stimmt ist sicherlich zu hinterfragen, aber Mo Yan ist dort aufgewachsen, deswegen befürchte ich, sind die Darstellungen zumindest für die späten 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wahrscheinlich ziemlich akkurat. Und er schafft es, diese sprachlich sehr geschickt darzustellen, was mich an das Lied der chinesischen Teepflückerinnen erinnerte. Trotzdem - oder gerade deswegen - ein Buch, dass ich mit viel Freude gelesen habe. (Ich meine, man liest ja auch Bukowski. :twisted: )

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Mo Yan: Die Knoblauchrevolte“ zu „Mo Yan - Die Knoblauchrevolte / Tiantang suantai zhi ge“ geändert.
  • Und hier noch das Original:

    1. Verlag: Shanghai Literature and Art Publishing House-上海文艺出版社