Kennt ihr schon die erfolgreiche Reihe "Die Familie des Serienkillers"-der Schriftstellerin Alice Hunter? Nachdem mich die ersten zwei Bände aus dieser Reihe geflasht hatten, war ich sehr gespannt auf den letzten Band. Bewegt sich dieser Psychothriller auf den gleichen hohen Niveau oder kann er seine Vorgänger sogar toppen?
Das Cover ist perfekt auf die bereits erschienenen Bände abgestimmt. Der farbige Einband ist in einem leuchtenden Grün gehalten, auf dem Buchschnitt ist der Vorname "Anna" in einem auffälligen Gelb zu lesen. Das Cover zeigt das Antlitz einer dunkelhaarigen jungen Frau, die allen Betrachter*innen einen (misstrauischen oder scheuen?) Blick über die Schulter zuwirft. Der Titel fokussiert sich auf die Protagonistin, der Untertitel wirft eine rhetorische Frage auf und regt alle Leser*innen zum Nachdenken an.
Die Handlung ist in England angesiedelt, genauer gesagt: in einer idyllisch anmutenden kleinen Gemeinde in Devon. Das Geschehen spielt auf zwei zeitlichen Ebenen, in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Im Mittelpunkt steht die engagierte Lehrerin Anna Price, die kleine Kinder an einer exklusiven Schule unterrichtet. Auf den ersten Blick scheint sie ein glückliches Leben zu führen. Von ihrer alleinerziehenden drogenabhängigen Mutter vernachlässigt, ist sie i- gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder - in die Obhut eines Waisenhauses gekommen, wo die physische/psychische Misshandlung von traumatisierten Schutzbefohlenen an der Tagesordnung war (und vor der Außenwelt vertuscht worden ist). Trotz dieses schweren Starts ist ihr der Absprung aus den prekären Verhältnissen gelungen. Anna lebt in geordneten Verhältnissen, sie hat eine innige Beziehung zu ihrem Ehemann Ross, trotz ihres unerfüllten Kinderwunsches. Dennoch hütet sie einige dunkle Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit, die ihre bürgerliche Existenz infrage stellen.
Für meinen persönlichen Geschmack ist dieser finale dritte Band sehr raffiniert gestrickt. Dank der vielen unerwarteten Wendungen bleibt er auf einem konstant hohen Niveau, was die Spannung angeht, sie fesselt ihre Leser*innen von der ersten bis zur letzten Seite. Das Finale ist völlig unvorhersehbar, es hat mich geradezu umgehauen. Die Vorstadt-Idylle verwandelt sich nach und nach in einem düsteren Alptraum, aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben scheint. Für mich bildet dieser actionlastige, temporeiche Psychothriller einen gelungenen Abschluss, ich kann ihn allen Büchermenschen wärmstens empfehlen, die intelligente, packende Psychothriller lieben...