Charles Dickens - David Copperfield

  • "Dickens hat jeden Satz leicht zu lesen gemacht, weil er wollte, daß man jeden Satz liest." (John Irving)


    Damit leite ich diese Rezension nur zu gerne ein, denn Irving, größter Bewunderer Dickens, liegt mit diesem Satz vollständig richtig. Denn zumindestens in der mir vorliegenden Übersetzung, von Gustav Meyrink, ist das Buch leicht zu verstehen, und zwar viel einfacher, als ich mir zuerst dachte (in meiner Ausgabe wird Meyrinks Übersetzung als mit Abstand die beste betitelt).


    Inhalt: David Copperfield, unglücklicherweise als Junge geboren, und schon sehr früh eine Waise, muss sich deshalb schon früh alleine durchs Leben schlagen. Nicht immer glücklich, aber immer tapfer und selten wirklich allein, gelingt ihm das in bewundernswerter Weise. Genauso wie im richtigen Leben muss Masr Davy einige Hürden überwältigen, mit Feinden zurechtkommen, der Liebe mehr als einmal begegnen, schwere Verluste erleiden, um am Ende doch wieder glücklich zu werden.


    Dickens Werk zeichnet sich durch die vielen verschiedenartigen Charaktere aus, die jede für sich, seine gut dargestellten Eigenheiten hat.
    Verwunderlich für mich war die Zartheit der beschriebenen Menschen, wie schnell ein jeder verletzt war und sich ausweinte, und sich nichts dabei dachte. Die Stimmungsschankungen des Mr. Micawber waren köstlich, und auch die Lehre, die er immer wieder versuchte jedem klar zu machen, macht dieses Buch auch zu einem Lehrwerk des Lebens.


    In dem Nachsatz von W. Somerset Maugham werden viele Vergleiche zwischen Dickens Leben, und dem des David Copperfield aufgedeckt, sodass Dickens Werk als das autobiografisch geprägteste seiner Werke bekannt ist.

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

    Einmal editiert, zuletzt von fensterfisch ()

  • Sehr schön geschrieben, Fensterfisch! =D>


    Ich habe dieses Buch (die selbe Ausgabe, die du hast) auch sehr genossen, würde aber nicht unbedingt empfehlen, das Nachwort von W. Somerset Maugham zu lesen, weil es mir doch einiges verleidet hat. Er hebt z. B. hervor, dass nicht immer alle Handlungen und Aktionen logisch und wahrscheinlich sind. Ich bin jedoch der Meinung, dass das in einer Erzählung Berechtigung hat, weil es ja schließlich kein Tatsachenbericht ist.
    Außerdem bekrittelt er die nicht perfekte Darstellung mancher Charaktere, insbesondere der Frauen. Und obwohl Dora mich unglaublich genervt hat, fand ich sie doch gut erfunden. Agnes langweilig? Mitnichten! Aber das sind natürlich subjektive Empfindungen, und jeder wird sie anders wahrnehmen.


    Fakt ist, dass ich dieses Buch in nächster Zeit wohl des öfteren verschenken werde, und ich hoffe, dass es viele Leute in meinem Bekanntenkreis so sehr begeistert wie mich!


    Lg
    Susannah

  • Ich möchte die Bewertung dieses Buches eigentlich gerne in zwei Teile zerlegen . Der Anfang und somit der Teil seiner Jugend hat mir sehr gefallen es war schön erzählt und ausgeschmückt der zweite Teil hingegen war mir ein wenig kurz gefasst - z.B werden am Anfang Mahlzeiten bis ins kleinste beschrieben ... später jedoch werden wichtige Sachen wie Beerdigungen nicht mal erwähnt . Fand ich schade ! Wie dem auch sei auch dieses Dickens Buch hat mir gefallen und im großen und ganzen wars 'ne feine Sache .

    "Um Geld zu verdienen brauchen wir keine
    grandiose, makellose Literatur. Was wir brauchen ist Mittelmaß,
    Massenware. Was zählt, ist das verkaufte Papier. Und nicht die Worte,
    die drauf stehen"
    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher
    :love:

  • Ich habe David Cooperfield auch sehr gerne gelesen. Allerdings ist ist schon einige Zeit her, so das ich mich ehrlich gesagt nicht mehr richtig erinnern kann, ob der zweite Teil weniger beschrieben wurde. 8-[


    Etwas verwundert hat mich allerdings, dass das Buch hier bei den Biographien eingeordnet ist - ich hätte es eher bei den Klassikern vermutet. ;)

  • Ich habe David Copperfield einmal angefangen und nach etwa zehn Seite weglegen müssen, weil ich den Stil furchtbar fand. Bleibt das ganze Buch so oder liest es sich besser, wenn der Anfang erstmal getan ist? Ich überlege, ob ich es nochmal wagen soll, aber wenn ihr dann sagt, dass das Buch genauso weitergeht, wie es beginnt, brauche ich es gar nicht erst zu versuchen :wink:

  • Ich habe David Copperfield einmal angefangen und nach etwa zehn Seite weglegen müssen, weil ich den Stil furchtbar fand. Bleibt das ganze Buch so oder liest es sich besser, wenn der Anfang erstmal getan ist? Ich überlege, ob ich es nochmal wagen soll, aber wenn ihr dann sagt, dass das Buch genauso weitergeht, wie es beginnt, brauche ich es gar nicht erst zu versuchen :wink:

    Hallo,


    hmm, ich meine nicht, das sich der Stil später ändert. Man muss sich etwas reinlesen, aber ich mag Dickens ganz gerne. Aber wie gesagt, bei mir ist es schon länger her, das das ich das Buch gelesen habe. ;)

  • Ich finde dieses Buch große klasse!
    Hier hatte jemand die Frage gestellt, warum es zu den Biographien gesetzt wurde, darauf will ich gerne antworten: es ist mit einer hohen Warscheinlichkeit Charles Dickens' Biographie, da die Geschichte des Buches mit seinem Leben sehr übereinstimmt! :)
    Mit seinen Geschichten hat Charles Dickens früher den Menschen die Augen geöffnet. Er erzählt ja in mehreren Büchern von Kindern, die nicht gut behandelt wurden oder unter schlechten Bedingungen lebten. Damit hat er erstmals auslösen können, dass mit dem jungen Volk besser umgegangen wurde!


    Liebe Grüße! :)

  • Wunderbares Buch.
    Sehr gefühlvoll,traurig,einfach wunderbar geschrieben :thumleft:
    Gehört zu meinen absoluten Favoriten!


    Charles Dickens selbst sagte sogar einmal über dieses Buch:"Ich bin ein guter Vater gegen jedes Kind meiner Phantasie, ... aber ...
    im Innersten meines Herzens hege ich ein Lieblingskind, und sein Name
    ist David Copperfield" (Quelle:http://www.klassiker-der-weltl….de/david_copperfield.htm)


    Grüße,
    Eisblume

  • Ich lese das Buch jetzt seit etwas über einer Woche. Manchmal finde ich es ziemlich anstregend und zäh. Ich habe jetzt gut 300 Seiten gelesen und bin im Moment an einem Punkt, wo ich überlege ob ich überhaupt fertig lesen soll. Schade, ich hatte mich so gefreut auf das Buch. :-k :?:

    Hunde sind wie Bücher, man muss nur in ihnen lesen können, dann kann man viel lernen.


    [align=center]Oliver Jobes

  • Meine Meinung:


    Gelesen habe ich diesen Klassiker in einer Leserunde, dass ist für mich persönlich schonmal von Vorteil, denn ein gewisses Maß an Konversation und Gedankenaustausch ist immer förderlich. Auch gut gefallen hat mir der Anfang des Buches. Der Sprachstil ist definitiv herausragend, auch wenn mir der Mittelteil streckenweise zu langatmig war. Definitiv gut in meiner Ausgabe war das Nachwort und eine Zeittafel, die sehr informativ war. Des weiteren hat mir gefallen, dass David Copperfield immer mal wieder mit Nebenprotagonisten zusammengeführt wird und diese nicht aus der Geschichte verschwinden, sondern stets wiederkehren.


    Fazit:


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: 13 Gebote (Mortimer Müller) 274 / 426 Seiten

    :study: Einfach Mensch sein (Sy Montgomery) 32 / 208 Seiten


    SUB: 857

  • Geschafft! In meiner Ausgabe hat der Roman über 1.100 Seiten. Dem entsprechend viel Lesezeit verbringt man mit der Lebensgeschichte David Copperfields, und glücklicherweise war die Lektüre intensiv, spannend und amüsant, ansonsten hätte ich ein solch umfangreiches Buch irgendwann abgebrochen.

    Für mich war es nach Dickens Weihnachtsgeschichten, "Bleak House" und "Grosse Erwartungen" mein vierter Roman von Dickens, und irgendwie weiss ich schon, was mich erwarten wird, wenn ich zu einem Buch von ihm greife. Das ist gar nicht negativ gemeint. Ich muss nicht immer wieder etwas Neues entdecken. Dickens lesen ist wie heimkommen: Die skurrillen Figuren, die leidenschaftlichen Beschreibungen, die vernetzten und verwinkelten Verflechtungen wie sich die Personen in der Geschichte gegenseitig beeinflussen, Randfiguren immer wieder mal auftauchen,... Da ist die Rahmenhandlung nahezu nebensächlich.

    Ja, es ist ein typischer Bildungsroman, das heisst, ein mittlerweile erwachsener Ich-Erzähler erklärt uns wie er zu dem Menschen gebildet / geformt wurde, der er heute ist - und das tatsächlich bei der Geburt beginnend. Allerdings sind die biographisch-persönlichen Motive ganz interessant (und welche Parallelen es zu Dickens Lebenslauf gibt, ist für Fans sicherlich auch spannend nachzulesen), aber diesen Roman fand ich besonders herausragend, weil eben ganz viele andere, gesellschaftliche Themen beschrieben werden: das Rechtssystem mit den Doctors Commons wird kritisiert (wobei das bei Bleak House natürlich noch spöttischer beschrieben wird), das Leben im Armenhaus, der Umgang mit "geistig Schwachen", der Strafvollzug, Australien als Gegenpol zum "verkrusteten" England, usw. Diese Themenvielfalt, diese ausschweifende Beschreibung des Alltags im Viktorianischen Zeitalter - das fand ich von Anfang bis Ende nicht nur informativ, sondern durch die Dickens-typischen, überzeichneten Charaktere auch wieder humorvoll. Auch das Ende ist zwar ein glückliches, bei dem die Bösen verlieren, und die Guten alles erreichen, aber doch auch mit einem wehmütigen Rückblick, da in den vielen beschriebenen Jahren auch einige Weggefährten sterben.

    Und Wilkins Micawber wird wohl für immer eine meiner allerliebsten Romanfiguren bleiben - unvergesslich...

  • Und Wilkins Micawber wird wohl für immer eine meiner allerliebsten Romanfiguren bleiben - unvergesslich...

    Ausgerechnet der.

    Hier im Süden bezeichnet man solche Menschen als "Dampfplauderer": viel Dampf, wenig dahinter.

    Und Micawber war für mich die Karikatur (Dickens schafft es ja, mit wenigen Strichen solche Typen, teilweise

    karikaturesk in unserem Kopf entstehen zu lassen) eines solchen Dampfplauderers.

    Außerdem spannt er ohne großen Skrupel andere für seine Zwecke ein, lässt sich Bürgschaften geben, für

    die andere dann aufkommen müssen - aber irgendwie hat er doch noch Ehre im Leib, wenn er sein

    Darlehen abträgt, das hat mich versöhnt mit ihm.

    Schade, dass Du bei der Leserunde aussteigen musstet :winken:

    :study: Joseph Roth, Hiob. MLR.

    :study: Vigdis Hjorth, Ein falsches Wort.

    :musik: Leonie Schöler, Beklaute Frauen.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Es wird Zeit für meinen Leseeindruck zu diesem wunderbaren Buch, dass auch ich in der gemeinsamen Leserunde gelesen hab. Und das war auch wieder gut so und sehr interessant, der jeder sieht gewisse Punkte aus einem anderen Blickwinkel und so gibt es viel Gesprächsstoff und vieles lässt sich gemeinsam leichter nachvollziehen.

    Dickens lesen ist wie heimkommen: Die skurrillen Figuren, die leidenschaftlichen Beschreibungen, die vernetzten und verwinkelten Verflechtungen wie sich die Personen in der Geschichte gegenseitig beeinflussen, Randfiguren immer wieder mal auftauchen,... Da ist die Rahmenhandlung nahezu nebensächlich.

    Das hast du schön gesagt und genauso empfinde ich es auch. Dies war mein drittes Werk von Dickens und ich hab mich gleich heimisch gefühlt in der Geschichte, in der wunderbaren Sprache, die Dickens verwendete und bis zur absoluten Perfektion beherrschte, mit all den wunderbaren und auch wunderlichen Charakteren. Da ich das Original gelesen habe, konnte ich erst recht nicht umhin, diese Sprache zu bewundern. Dickens beherrschte es einfach exzellent, mit ganz wenigen Sätzen tiefe Atmosphäre zu schaffen, und diese Fähigkeit kam auch hier wieder voll zum Tragen. Besonders eindrücklich hab ich das in den beiden Sturm-Kapiteln empfunden - mir taten sogar die Pferde leid, so intensiv war die Beschreibung dieser Szenen. :pray:


    Ja, es ist ein typischer Bildungsroman, das heisst, ein mittlerweile erwachsener Ich-Erzähler erklärt uns wie er zu dem Menschen gebildet / geformt wurde, der er heute ist - und das tatsächlich bei der Geburt beginnend. Allerdings sind die biographisch-persönlichen Motive ganz interessant (und welche Parallelen es zu Dickens Lebenslauf gibt, ist für Fans sicherlich auch spannend nachzulesen),

    Ich weiß, ich bin Euch noch einen Nachtrag schuldig - versprochen ist versprochen :uups: In meinen Zuatzinformationen im Buch sind viele Hinweise zu lebenden Vorlagen für die gezeichneten Figuren, so z.B. Mrs Micawber, die in gewissen Punkten seiner Mutter nachempfunden war, und natürlich weist dein Freund Mr. Micawber starke Ähnlichkeit mit Dickens Vater auf, der ebenfalls nicht in der Lage war, seine Familie zu ernähren. Weiteres folgt hoffentlich bald im Leserunden-Thread und auch hier. :wink:

    das Rechtssystem mit den Doctors Commons wird kritisiert (wobei das bei Bleak House natürlich noch spöttischer beschrieben wird), das Leben im Armenhaus, der Umgang mit "geistig Schwachen", der Strafvollzug, Australien als Gegenpol zum "verkrusteten" England, usw.

    "Bleak House" ist die Gerichts-Satire schlechthin für mich, da kann "Copperfield" nicht mithalten. Vor allem, weil es für uns so schwierig nachzuvollziehen ist, wie da was funktionierte in den "House of Commons". Aber das, was Dickens seine Figuren erläutern liess, reicht aus für die Satire.:loool: Sehr interessant fand ich, wie Dickens Australien - das damals hauptsächlich zur Deportation Gefangener bekannt war - als eine Zukunftsperspektive für Menschen aufbaute, die im verkrusteten Mutterland keine Chance auf ein einigermaßen erträgliches Leben hatten. Im echten Leben hat sich Dickens dahingehend ja auch engagiert. Die Themenvielfalt war wirklich wesentlich größer als in den anderen Romanen, die ich von Dickens gelesen habe. Und trotzdem hat er es für mich geschafft, diese Vielfalt nicht unübersichtlich werden zu lassen, sondern immer noch alle Fäden in der Hand zu halten und alles zu einem Großen und Ganzen zu bündeln am Ende.


    Und Wilkins Micawber wird wohl für immer eine meiner allerliebsten Romanfiguren bleiben - unvergesslich...

    Ich glaube, damit stehst du recht alleine :totlach: Wobei ich ihn durchaus auch mag, aber ein wenig war er mir zu nervig. :uups:


    Dickens verwendet in diesem Bildungsroman einen Großteil auf Kindheit und Jugend von David. Ich kann nur vermuten, dass er damit zum Ausdruck bringen wollte, wie wichtig diese beiden Lebensphasen und die verantwortlichen Personen im Umfeld für die Entwicklung eines jeden Menschen sind. Das sind für mich sehr moderne Ansichten, die sich ja heute wiederspiegeln in Erziehungsfragen aller Arten. Aus dieser verantwortungsvollen Erziehung heraus, die auch nach einem sehr missglückten Start noch möglich ist, kann ein gelungenes und verantwortungsvolles Leben werden - das bleibt für mich die Grundaussage von "David Copperfield", die Dickens mit vielen Charakteren gespickt und auch neben David an mehreren anderen Personen aufzeigt. Viele der modernen Ansichten, die wir beim Lesen entdeckt haben, verblüffen mich immer wieder. Das war auch in "Bleak House" und in "Great Expectations" der Fall. Ich glaube, Charles Dickens hätte ich gerne mal in persona kennen gelernt, er war bestimmt ein ganz faszinierender Mensch.


    Gelesen habe ich diese Originalausgabe.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Und hier hab ich einen interessanten Neuzugang in meiner Bibliothek, den ich auf jeden Fall vor unserer nächsten Dickens-Minileserunde gelesen haben möchte. Dann dürft Ihr mir Löcher in den Bauch fragen. :lol:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Ausgerechnet der.

    Ja, ein Dampfplauderer ist er wohl, aber seine geschwurbelten Sätze habe ich sehr gerne, auch mehrmals, mit Genuss gelesen. Ich wollte, ich könnte so reden oder schreiben - das wäre mir ein Vergnügen, Kollegen und Freunde zu verwirren...

    Und Karikaturen sind die Figuren bei Dickens ohnehin alle.

    Mir gefiel natürlich vor allem seine stets optimistische Grundhaltung, auch wenn sie ein paar mal erschüttert wurde, und er kurz in eine defaitistische Laune geriet. Aber er bemüht sich doch immer, ein Vorbild für seine Kinder zu sein. Klar, einfache Arbeit liegt ihm nicht, irgendwann kommt schon die Wende - und auch wenn es etwas gedauert hat, irgendwann hatte auch er Glück und machte Karriere.


    Übrigens: Ich erinnere mich noch, wie vor zwei Jahren eine Bt´lerin meinte, Harold Skimpole aus Bleak House sei einer ihrer Lieblingscharaktere in der Literatur. Da war ICH dann fassungslos...

  • das war aber nicht ich :shock: hoffe ich :pale:

    Keine Sorge, Du warst es nicht. Und da das Netz nicht vergisst, hier die "Meldung":

    Dass Ihr alle den Mr. Skimpole nicht mögt, finde ich recht amüsant - ich muss zugeben, dass Mr. Skimpole eine meiner liebsten Romanfiguren aller Zeiten ist.

    Wobei ich Hypocritia so verstehe, dass Skimpole ihr nicht zwangsweise sympathisch sein muss, um als liebste Romanfigur zu gelten, sondern der Charakter eines ehrlichen Schmarotzers einfach unvergesslich, einzigartig ist und der Geschichte das "gewisse Etwas" verleiht.

  • Wobei ich Hypocritia so verstehe, dass Skimpole ihr nicht zwangsweise sympathisch sein muss, um als liebste Romanfigur zu gelten, sondern der Charakter eines ehrlichen Schmarotzers einfach unvergesslich, einzigartig ist und der Geschichte das "gewisse Etwas" verleiht.

    Ja, das trifft es ziemlich genau - Skimpole hat in mir als Leser immer ein gewisses Gefühl des ohnmächtigen Ausgeliefertseins erzeugt mit seinem dreist-unschuldigen Schmarotzer-Verhalten. Und es imponiert mir (wahnsinnig), dass ein Autor so viel Humor besitzt, dass er sich extra einen Charakter ausdenkt, mit dem er auf seine unschuldig-dreiste Art den Leser gnadenlos ärgert - ist das dann nicht zwangsläufig ein Grund mitzulachen? Außerdem ist Skimpole in seiner zur Weißglut treibenden schmarotzerischen Art irgendwie total charmant - wenn ich so einem Mann jemals im richtigen Leben begegnet wäre, hätte ich heute vielleicht keinen Pfennig Cent Geld mehr ...


    Oh Squirrel : Sag bloß, Du magst Skimpole wirklich nicht? Wie kannst Du nur so abgebrüht und gefühlskalt sein?

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Oh Squirrel : Sag bloß, Du magst Skimpole wirklich nicht? Wie kannst Du nur so abgebrüht und gefühlskalt sein?

    so bin ich eben :P


    Nein, ganz so ist es ja nicht: in dem Sinne wie Du die Figur beschreibst, mag ich ihn als nervigen und den Leser ärgernden Charakter. Gelacht hab ich durchaus auch über ihn. Und ganz genauso imponiert mir Dickens mit seiner Fähigkeit, solche Charaktere zu kreieren. Diese Fähigkeit beweist er immer wieder in seinen Büchern und davor kann ich mich nur verneigen :pray: Aber mein Lieblingscharakter ist er wohl doch nicht und im echten Leben wäre ich einem solchen Menschen gegenüber wohl wirklich abgebrüht. Da bin ich nämlich gebranntes Kind. :-,

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn