Alexa Linell - BOX - Nimm dich in Acht vor dieser KI

  • Rachefeldzug oder späte Reue?


    Veda kann nicht glauben, dass ihr Ex-Freund Danilo Selbstmord begangen hat. Damit steht sie nicht allein. Auf seiner Beerdigung trifft sie ehemalige Kommilitonen, die ihre Zweifel teilen. Ralph, der jüngere Bruder des Verstorbenen, kontaktiert Veda, weil Danilo geheimnisvolle Unterlagen für sie hinterlassen hat. Zweifelnd erklärt sie sich bereit, die mysteriösen Dokumente anzusehen und löst damit eine Kette von Ereignissen aus. Zusammen mit ihrem besten Freund Philipp und der Polizistin Talli versucht sie, das Rätsel um Danilos Tod zu lösen.


    „BOX – Nimm dich in acht vor dieser KI“ ist mein erstes Buch von Alexa Linell. Neugierig hat mich ihre Biografie gemacht. Jurastudium und Tätigkeit in der Rechtsmedizin, wenn das keine idealen Voraussetzungen für einen guten Thriller sind.


    Die Charaktere sind in Haupt- und Nebenrollen stimmig. Veda war mir von Anfang an sehr sympathisch. Mit ihren Vorlieben und kleinen Schrullen wirkt sie sehr authentisch. Obwohl sie grundsätzlich weiß, was sie kann, lässt sie sich andrerseits leicht verunsichern. Ihr bester Freund Philipp leidet nicht unter diesem Problem. Sehr selbstbewusst und ordnungsliebend, verkörpert er den erfolgreichen jungen Anwalt, ohne überheblich zu sein. Talli, die Kriminaloberkommissarin, die gegen ihren Willen von der Mordkommission in die Abteilung organisierte Kriminalität versetzt wurde, stößt erst im zweiten Drittel des Buches zum recherchierenden Duo. Und mit ihr, die zunächst undurchsichtig wirkt, nimmt die Geschichte an Tempo und Spannung zu.


    „Er hat an den Professoren geklebt wie Naturkaugummi“ oder „wenn sie nicht so ein Besen wäre, täte sie Veda leid“ - Alexa Linells lockerer Stil gefällt mir. Sie schreibt klar und anschaulich. Als es um die KI geht, erklärt sie dieses komplizierte Thema so verständlich, dass auch ein Technik-Muffel wie ich, daraus schlau wurde.


    Die Spannung steigt nach einem verhaltenen Start kontinuierlich an. Dazu tragen die kurzen Kapitel aus der Sicht von ehemaligen (?) Straftätern und attackierten Personen entscheidend bei. Ereignisse, wie Philipps kurzzeitig blockierter Tesla oder unerklärliche Unfälle, verstärken die bedrohliche Stimmung.


    Mein Fazit:


    KI und neue Medien liegen derzeit im Trend. Ob ihr Nutzen oder mögliche Gefahren überwiegen, ist eine Frage, auf die es noch keine abschließende Antwort gibt. In Alexa Linells Thriller spielt diese Diskussion eine große Rolle. Neben den moralischen Fragen, ob Selbstjustiz und Rache ein ordentliches Gerichtsverfahren ersetzen sollten oder wie neutral eine von Menschen programmierte und mit Daten versorgte KI agiert. Obwohl es für mich mit der Zeit voraussehbar war, wer hinter der Verschwörung steckt, blieb für mich die Spannung erhalten. Ich wollte unbedingt, das Wie und Warum erklärt haben. Die Lösung und die daraus resultierenden (Nicht-) Folgen waren für mich nachvollziehbar und logisch.

    Eine kleine Kritik am Rande: Die häufige Thematisierung von Vedas Verzicht auf ihr zweites Staatsexamen. Da wäre weniger mehr gewesen. Insgesamt wurde ich gut unterhalten und habe beunruhigendes Neues erfahren.


    Von mir 4,5 von 5 möglichen Sternen und eine Leseempfehlung an alle, die sich für KI und Justiz interessieren.


    Nach dem Lesen dieses Thrillers würde ich Einsteins Zitat modifizieren: „Nicht nur die Dummheit, sondern auch die Hybris (mancher) Menschen ist unendlich“.

  • Zitat:


    „An so ein Szenario glaube ich nicht. Wie soll ein von Menschen geschriebenes Programm, also ein digitales Teilabbild von uns, über die Menschheit hinauswachsen können?“


    So hat es mir gefallen:


    Als Fan des Tech-Thriller-Genres war „Box“ für mich natürlich Pflichtprogramm. Und was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte rund um die Juristin Veda, die den vermeintlichen Selbstmord ihres Ex-Freundes Danilo aufklären will, verstrickt sie schnell in eine Welt voller Korruption, technologischer Bedrohungen und moralischer Abgründe. Besonders hat mir gefallen, dass die Autorin ihr umfangreiches juristisches Wissen in das Buch einfließen lässt. Das hat der Geschichte gutgetan und ihr zusätzliche Tiefe sowie Glaubwürdigkeit verliehen. Der Einblick in die Justiz und, im Übrigen, auch in die technischen Aspekte gelingt Alexa Linnel sehr gut, ohne den weniger bewanderten Leser zu überfordern.


    Ein weiterer Pluspunkt sind die Figuren. Gerade Veda überzeugt als Protagonistin durch und durch. Ihre Authentizität und Hartnäckigkeit machen sie glaubwürdig, und genau das hat es mir am Ende leicht gemacht, mit ihr mitzufiebern. Auch die Nebenfiguren sind durchgängig gelungen – da gibt es keinen Raum für Kritik. Die Handlung ist durchweg spannend und gut strukturiert. Die Autorin platziert geschickt Wendungen und kleine Überraschungen, sodass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Das Finale setzt einen packenden Höhepunkt, der die Geschichte stimmig abrundet.


    Das gewählte Thema künstliche Intelligenz ist natürlich hochaktuell und wird hier als zentrale Bedrohung in Szene gesetzt, an sich wirklich gut gelungen, dennoch bleibt gerade dieses Thema vergleichsweise oberflächlich. Hier hätte ich mir als Fan des Genres einfach etwas mehr Tiefgang gewünscht, gerade weil KI ein so komplexes und spannendes Feld ist. Da wünscht man sich natürlich mehr Details und Hintergründe. Doch das ist Meckern auf hohem Niveau, und vielleicht liegt das auch einfach nur an meinem besonderen Interesse am Genre.


    Insgesamt ist „Box“ ein sehr spannender und gelungener Thriller, der mit Story, Figuren und der hochaktuellen Thematik punkten kann. Das Zusammenspiel zwischen Technologie und Justiz überzeugt auf ganzer Linie, und ich habe mich gut unterhalten gefühlt.


    9/10 – Leseempfehlung

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