Tracy Chevalier - Das Geheimnis der Glasmacherin / The Glasmaker

  • Innovativer Geschichtsunterricht mit Herzblut


    Es hat tatsächlich ein bisschen gedauert, bis wir Freunde wurden, dieses Buch und ich, aber jetzt habe ich es beendet und bin begeistert, gerührt und voller Bewunderung für eine Autorin, die mich immer wieder überrascht.


    Tracy Chevalier ist hier ein Geniestreich gelungen, an den man sich gewöhnen muss. Sie erzählt die Geschichte einer Glasmacherfamilie aus Murano über 500 Jahre hinweg, nur leben die Mitglieder der Familie in einer Art Zeitblase. So ist das bei Künstlern, die in ihrer Arbeit versinken, im Flow sind, sie haben ihre eigene Zeit, merken nicht, wie sich die Welt um sie herum weiterbewegt. Die Familie Rosso lebt für das Glasmachen, schon immer.


    1486 ist Orsola Rosso 9 Jahre alt und fällt bei ihrem ersten Venedigbesuch ins Wasser, 1574 ist sie 18 Jahre und lernt Glasperlen herzustellen. 1631 ist sie kaum älter und kann diese Perlen während der Pestepidemie als Zahlungsmittel benutzen.

    Wir bekommen eine Familiengeschichte erzählt, die sich über 500 Jahre erstreckt, ohne dabei massenhaft Kinder, Enkel und Urenkel verdauen zu müssen. Die Familie Rosso wird langsam älter, während sich die Welt viel schneller bewegt und das passiert viel organischer als es jetzt klingen mag. Man erlebt fast nebenbei die Geschichte der Glasmacher in Murano mit, sogar die Geschichte Venedigs im Wandel der Zeit, 500 Jahre Kulturgeschichte, trifft dabei Giacomo Casanova und Kaiserin Josephine höchst persönlich. Tracy Chevallier schmückt diese Geschichte mit unglaublich vielen historischen Details. Sogar die Dienstkleidung der Gondoliere im Wandel der Zeit wird beobachtet und dokumentiert.


    Man hat bislang vielleicht schon mal gehört, dass in Murano Glas hergestellt wird, nach dem Lesen dieses Buches weiß man, was das heißt und ist beeindruckt. Es schafft eine fast selbstverständliche Symbiose von schicksalhafter Familiengeschichte und Historie, ist ein toller Schmöker zum Mitfiebern und vermittelt nebenher ganz viel Wissenswertes, nicht zuletzt eine Passion für künstlerische Glasperlen, aus Murano natürlich, nicht das billige Zeug aus China!

  • sursulapitschi

    Hat den Titel des Themas von „Innovativer Geschichtsunterricht mit Herzblut“ zu „Tracy Chevallier, Das Geheimnis der Glasmacherin“ geändert.
  • Tracy Chevalier ist derzeit die einzige Autorin, die mich auch historische Geschichten lesen lässt.


    Danke für die schöne Rezension.

    Apropos Bücherkauf:

    "Eine Versuchung wird man nur los, indem man ihr nachgibt."

    Markus Gasser von meinem Lieblingsliteratur-Podcast "Literatur ist alles"

    Mein Lesetagebuch


    2023 - 84 von 80 - geschafft :)

    2024 - 50 von 81

  • Kann bitte die Schreibweise der Autorin im Threadtitel korrigiert werden? :winken:

    :study: Iida Turpeinen - Das Wesen des Lebens

    :musik: Marica Bodrožić – Mystische Fauna. Von der Liebe der Tiere

    :montag: Elizabeth C. Bunce - Das Geheimnis des Glockenturms (Myrtle Hardcastle Bd. 3)






  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Tracy Chevallier, Das Geheimnis der Glasmacherin“ zu „Tracy Chevalier - Das Geheimnis der Glasmacherin“ geändert.
  • Lebendige Geschichte – das Glaskunsthandwerk 4*
    Das Cover besticht durch seine farbenfrohe Aufmachung: Der Himmel gestaltet wie in Regenbogenfarben gezogenes Glas, während den unteren Teil ein detailliertes Gemälde von Venedig aus historischer Zeit schmückt. Ebenso farblich aufwendig ist der Buchschnitt gearbeitet.


    Venedig und ihre benachbarte Insel Murano, berühmt für ihr Glaskunsthandwerk ab 1468 bis in unsere Gegenwart – das ist das Hauptthema dieses lehrreichen, historischen Romans. In drei Teilen mit klar angezeigten Zeitsprüngen geht es nicht nur um die Geschichte Venedigs, eingeflochten in das jeweilige Weltgeschehen. Besonders das Alltagsleben und auch Überleben der Glasbläserfamilie Rosso aus Murano mit der weiblichen Hauptfigur Orsola steht im Mittelpunkt. Der besondere Zauber dieser Handwerkskunst, mit guter Beschreibung der einzelnen Herstellungsprozesse, wird lebendig beschrieben. Orsola mit ihrer eigenen Glasperlen-Produktion umspannt mit Antonio und seinen Glas-Delphinen wie ein roter Faden Muranoglas und ihre gehüteten Geheimnisse über mehr als fünf Jahrhunderte sowie deren weltweiten Handel. Das italienische und venezianische Glossar ist hilfreich, besonders um die kräftigen Flüche der Gondoliere richtig einstufen zu können. Sie runden vor allem die lebendige Atmosphäre des mittelalterlichen Venedigs im 15. Jahrhundert ab. Der Schreibstil gefällt, besonders weibliche, starke Charakteren werden positiv herausgestellt. So wird Geschichte lebendig.

  • Venezianische Perlen


    Das Geheimnis der Glasmacherin, Historischer Roman von Tracey Chevalier, Ebook von Atlantik.
    500 Jahre aus Venedigs bewegter Geschichte.


    Venedig 1468, auf der Insel Murano florieren die Glasmanufakturen. Der Maestro und Padre der Glasmacherfamilie Rosso hat einen tragischen Unfall und stirbt, das ändert das Schicksal der Familie einschneidend, seine Söhne sind noch nicht soweit und Frauen haben in einer Glaswerkstatt nichts zu suchen, Orsola die älteste Schwester kann jedoch mit ihrem Geschick durch die Produktion von Glasperlen die Familie durch die schwersten Zeiten bringen, dabei muss sie sogar ihr Lebensglück zugunsten der Familie aufgeben.


    Das Buch ist aus drei Teilen aufgebaut die jeweils einen Titel tragen. Insgesamt besteht der Roman aus acht umfangreichen Kapiteln. Jeder Kapitelanfang beschreibt die jeweilige Zeit in der das Kapitel handelt, die Veränderungen und Geschehnisse in der Geschichte, dann folgt ein Hinweis wieviel Zeit aus der Sicht der Hauptfiguren vergangen ist. Und wie alt Orsola in diesem Abschnitt der Erzählung ist. Das Glossar im Anhang habe ich immer wieder gerne zur Rate gezogen, dort werden italienische bzw. typisch venezianische Begriffe erklärt.

    Mir hat die Art diesen Roman zu erzählen, unheimlich gut gefallen, Figuren die Abseits der realen Zeit in ihrer eigenen Zeit leben lieben und sterben. Mit großem Geschick hat es die Autorin geschafft die Charaktere der jeweiligen Zeit anzupassen, ohne dass ihre Authentizität dabei verloren gegangen wäre. Aufmerksam lesen ist natürlich schon nötig, dies ist mir leicht gelungen, so bildhaft und flüssig wie hier erzählt wird. An einer Stelle ist mir das so sehr bewusst geworden, Orsola lässt sich mit einer Gondel durch die Kanäle fahren, die Beschreibung der Lichtspiegelungen auf dem Wellen, die Schilderung der Geräusche und das Geplätscher des Wassers, hat mich direkt in eine Gondel und nach Venedig versetzt.

    500 Jahre Historie Venedigs, anhand einer Familiengeschichte erzählt. Von den Ruderbooten hin zu den großen Kreuzfahrtschiffen die im Kanal direkt am Markusplatz vorbeifahren, Das Festland in weiter Ferne, das durch den Bau des Dammes und der Eisenbahn näherkommt. Von Frauen die nicht lesen können bis zum Einsatz von Smartphones und dem Skypen, Von der Pest bis Corona. Selbst Josephine die Gattin Napoleons und Casanova hatten ihren Auftritt. Da hat nichts gefehlt nichts wurde ausgelassen und vergessen. Und doch ist alles so leicht und selbstverständlich ausgeführt, dass es ein Vergnügen war sich durch die Seiten zu lesen. Das ist mir in kürzester Zeit gelungen.
    Die Figuren sind so lebensecht beschrieben und charakterisiert, auch hier hieß es aufpassen, denn die Familie hat sich immer mehr vergrößert. Ganz viele Figuren habe ich geschätzt. Den deutschen Kaufmann Klingenberg und seine Tochter Klara, seinen Gehilfen Jonas, der schwarze Gondoliere Domenego, natürlich Stefano auch Antonio und vor allem Orsola, diese mutige und starke Frau. Selbst Marco der mir am Anfang unsympathisch war, hat sich letztendlich noch als treuer Bruder erwiesen. Die Trauer, Angst oder Verzweiflung der Charaktere war so gut beschrieben, dass ich sie direkt mitgefühlt habe. Sie alle konnte ich am Ende nur schwer gehen lassen.
    Dieses Buch hat mich bestens unterhalten, hat mich direkt nach Venedig entführt, hat mir viel aus der Vergangenheit der Lagunenstadt und auch von Murano gezeigt, was ich nicht wusste. Z.B. über die Herstellung von Glas insbesondere von Glasperlen. Ich habe die Lektüre genossen, eine absolute Kauf- und Leseempfehlung.

    Volle Punktzahl 5 Sterne. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study::musik::montag:


    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

  • Das Glas aus Murano, einer Insel die zu Venedig gehört, ist seit Jahrhunderten weltberühmt. In diesem Buch begleiten wir Orsola und ihre Familie durch die Jahrhunderte und immer dabei das Glas das sie herstellen, künstlerisch gestalten. Sie leben und sterben mit Glas. Die Geschichte beginnt im Jahr 1468, der Patriarch der Familie Rosso stirbt unerwartet und hinterlässt eine Glashütte und unerfahrene Erben. Orsola seine kleine Tochter hat in der Werkstatt nichts zu suchen, es ist Männerarbeit und die Frauen sind für den Haushalt verantwortlich. Aber das Geld ist knapp und daher sucht die Mutter nach allen möglichen Auswegen aus der Misere. Das Mädchen lernt Glasperlen herzustellen, das Einzige das Frauen dürfen.

    Sehr detailliert wird die Herstellung von Glas und die Lebensumstände beschrieben, z. B.: auch die Mode im Wandel der Zeiten und nicht nur zu Beginn des Romans, sondern wir begleiten Orsola durch den Lauf der Jahrhunderte, erfahren von den Veränderungen, egal ob politisch, gesellschaftlich oder im persönlichen Leben der Familie Rosso. Die Welt dreht sich weiter aber die Familie ist in einer Art Blase, sie altern nicht, sie gleiten durch die Zeit ohne das wir Leser von Generationen begleitet werden. Immer erlebt Orsola die Pest, die Kriege, bis hin zu Corona.

    Ein Stilmittel mit dem ich nicht so recht warm geworden bin. Es ist gut das man nicht ständig neue Familienmitglieder kennen lernt, Kinder, Enkel, Urenkel und weitere Ur. Aber es gibt keine Erklärung wie andere auf die nicht alternde Glaskünstlerin reagieren. Sie scheint ein Geist zu sein, sie sieht alles, kommentiert und berichtet während andere sie nur in diesem Augenblick erleben, ein Kind, eine junge Frau, eine Frau mittleren Alters, eine Ältere. Sie dagegen weiß das sie in diesem Augenblick mit dem Urenkel eines alten längst verstorbenen Freundes spricht.

    Ich mag die Bücher der Autorin, die Informationsvielfalt ist immer spannend verpackt, nur hier hat mir die Verpackung nicht so gut gefallen.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Tracy Chevalier - Das Geheimnis der Glasmacherin“ zu „Tracy Chevalier - Das Geheimnis der Glasmacherin / The Glasmaker“ geändert.