Edzard Schaper - Die Geisterbahn

  • Autor: Edzard Schaper
    Titel: Die Geisterbahn, erschien erstmals 1959
    Seiten: 126
    Verlag: dtv – Deutscher Taschenbuchverlag
    ISBN: B09CXNM2R2


    Der Autor:
    Edzard Schaper, 1908 in Ostrowo (Polen) geboren und 1984 in Bern (Schweiz) gestorben, war ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Sein bewegtes Leben verbrachte er in Ostrowo, Hannover, Stuttgart, Cristiansø (Dänemark), in Tallinn (damals noch Reval), in Finnland, Schweden und schließlich in der Schweiz. Während der Nazizeit wurden seine Bücher verboten und er selbst war vom deutschen Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Deshalb floh er während einiger Jahre durch Europa, nahm diverse Gelegenheitsjobs an (Kriegsberichterstatter, Übersetzer, Waldarbeiter, Sekretär...), bis er nach dem Krieg im Oberwallis eine Heimat fand und erfolgreich für Fernsehen und Radio tätig war.


    Inhalt:
    Seit wann Adameit in dem Zirkus arbeitet, weiß keiner mehr so genau. Als Jugendlicher startete er als Aushilfe unter dem alten Direktor und erwies sich als fleißiger, treuer Arbeiter.


    Dann kommt der Krieg und Adameit verschlägt es quer durch Europa – was er erlebt, behält er lieber für sich. Doch im Nachkriegsdeutschland sucht er den Weg zurück zu seinem Zirkus, wo die Tochter des alten Direktors sich seiner erinnert und aus Loyalität und Pflichtbewusstsein den Kriegsveteranen wieder aufnimmt. Doch Adameit tut sich schwer: unter dem neuen Direktor wandelt sich der Zirkus zum Vergnügungspark. Shows mit Raubtieren gibt es nicht mehr, dafür Autoscooter, Schießbuden und blinkende Automaten. Adameit hadert mit sich, dem Erlebtem, der Unterhaltungsindustrie so kurz nach dem Krieg, dem technologischen Fortschritt. Kurz – Adameit fühlt sich fremd, heimatlos und zweifelt am Sinn des Lebens.


    Durch ein Gespräch mit einem Gefängnispfarrer findet er dann zum Glauben – und als eine Geisterbahn angeschafft wird, findet Adameit im Betrieb auch eine Lebensaufgabe!


    Meinung:
    Von Edzard Schaper gefielen mir zuvor schon die beiden weihnachtlichen Novellen „Das Christkind aus den großen Wäldern“ und „Die Legende vom vierten König“.


    Diese „Geisterbahn-Novelle“ ist allerdings etwas düsterer. Es geht um innere Zerrissenheit und traumatische Erinnerungen, und insbesondere um den Außenseiter, der als Kriegsheimkehrer die Gesellschaft nicht mehr wieder erkennt, mit dem technologischen Fortschritt nicht mehr Schritt halten mag, der sich abgehängt fühlt…


    Einen christlichen Bezug haben alle 3 Novellen, aber hier ist Adameit ein „Strauchelnder“, der den rechten Weg erst wiederfinden muss, während es in meinen zuvor gelesenen Geschichten von Schaper um überzeugte Gläubige geht, die aus einer inneren Stärke heraus handeln.
    Trotzdem bin ich überzeugt, dass LeserInnen, die Themen um Glauben, Hoffnung, Schuld und Erlösung mit deutlich christlichem Bezug mögen, auch diese ältere, aber immer noch stark wirkende Erzählung schätzen werden.

    Schade, dass Edzard Schaper kaum noch verlegt wird; über einen Sammelband mit seinen Novellen würde ich mich sehr freuen.