Cover zum Buch Cascadia

Titel: Cascadia

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3,3 von 5 Sternen bei 5 Bewertungen

66% Zufriedenheit

Verlag: hanserblau

Format: Gebundene Ausgabe

Seitenzahl: 272

ISBN: 9783446281530

Termin: Neuerscheinung Juli 2024

Aktion

  • Klappentext/Verlagstext

    Auf einer Insel im Nordwesten der USA lebt Sam mit ihrer Schwester Elena und der schwerkranken Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Sam arbeitet auf der Fähre, die die wohlhabenden Urlauber zu ihren Feriendomizilen bringt, während Elena im Golfclub kellnert. Sie beide träumen von einem besseren Leben, davon, woanders neu anzufangen.

    Dann, eines Nachts, erblickt Sam einen Bären, der durch die dunklen Gewässer vor der Küste schwimmt. Noch kann sie nicht ahnen, dass das wilde Tier die Welt der beiden Schwestern aus den Angeln heben und ihren lang gehegten Traum in Gefahr bringen wird.

    Inhalt

    Samantha Arthur lebt mit Mutter und Schwester Elena auf einer der San Juan Inseln zwischen Vancouver Island und dem US-Staat Washington. Sam arbeitet in der Cafeteria der Fähre, die die Inseln umrundet; gemeinsam mit Elena versorgt sie ihre unheilbar kranke Mutter. Als Sam von der Fähre aus einen schwimmenden Bären erblickt, wird ihr erneut bewusst, dass Menschen sich an dieser Küste als Eindringlinge im Revier wilder Tiere befinden. Als Kinder hatten die Schwestern in der Heimat der Küsten-Salish paradiesische Freiheiten; Wale und Delphine kreuzten vor der Küste in Sichtweite. Die Schwestern waren schon immer Außenseiter in einer Region, die von sehr wohlhabenden Touristen lebt. Keine von ihnen weiß, wer ihr Vater ist, Mutter und Töchter arbeiten in prekären Jobs ohne Krankenversicherung. Hoffnung gibt den Mädchen allein der Plan, dass sie eines Tages die Insel verlassen und es besser haben würden. Die Realität besteht kurz nach dem Corona-Lockdown 2020 aus Kreditkartenschulden und unbezahlten Arztrechnungen, die für Sam jedoch nichts anderes bedeuten als ein Stapel Papier. Vor dem Verlassen der Insel müssten die Schulden bezahlt sein. Das Auftauchen eines weiteren Bären am Holzhaus der Familie befeuert ein schier unlösbares Problem, als das ungewöhnlich große, kräftige Tier die Paneele des einfachen Hauses abreißt, das kaum stabiler als eine Gartenlaube ist. Dass unklar bleibt, ob es sich es sich um eine Cinnamon-Variante von Schwarzbären oder einen kräftigen Grizzly handelt, lässt offen, ob der Bär nicht allein symbolische Bedeutung hat.

    Die Bärensichtung mitten im Ort wird von den Schwestern den Behörden gemeldet; das sichere Verhalten gegenüber den oft dreisten Tieren lernt man im pazifischen Nordwesten schon im Kindergarten. Die Bären-Managerin Madeline, die die Arthurs beraten soll, macht allerdings keinen vertrauenswürdigen Eindruck, so dass die Schwestern in ihre erlernte Haltung zurückfallen, dass Behörden noch nie etwas Sinnvolles geleistet haben. Der Bär, der sich am Haus der Arthurs den Rücken scheuert, tritt als Katalysator auf, der den Schwestern verdeutlicht, dass ein wildes Tier in ihrem Vorgarten eines ihrer geringeren Probleme ist. Wenn man überzeugt ist, niemandem trauen zu können - ein absurdes Szenario. Während Elena sich um unbezahlte Arztrechnungen sorgt und die Mutter täglich schwächer wird, eskaliert die Situation …

    Fazit

    Julia Phillips gibt einen berührenden Einblick in prekäre Lebensverhältnisse, in denen Krankheit den Bankrott bedeuten kann, vor der Kulisse einer Landschaft, deren Bewohner theoretisch ein sorgenfreies Einkommen aus dem Tourismus haben könnten.


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    :musik: -- Arvola - Der Aufbruch (1.)

    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Auf der Insel San Juan an der Grenze der USA zu Kanada: Samantha Arthur (28) lebt mit ihrer Schwester Elena (29) in ärmlichen Verhältnissen. Ihre Mutter ist schwer krank, die Arztkosten sind hoch. Seit zehn Jahren wünscht sich Sam eine Zukunft fernab der Insel. Die beiden jungen Frauen wollen ihre Mutter aber nicht im Stich lassen. Da taucht plötzlich ein Bär auf, der sich bis an die Haustür der Familie traut…

    „Cascadia“ ist ein Roman von Julia Phillips.

    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus vielen kurzen Kapiteln. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus der Perspektive von Sam. Die Handlung spielt im nördlichen Teil des US-Bundesstaats Washington.

    In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman komplett überzeugt. Der Schreibstil ist sehr atmosphärisch und voller eindrücklicher, bildstarker Beschreibungen.

    Mit Sam und Elena stehen zwei junge Frauen im Vordergrund der Geschichte, die ich als durchaus authentisch empfunden habe. Ihre Schwächen, Ecken und Kanten machen sie nicht in jeglichem Aspekt sympathisch, aber lebensnah. Die beiden Charaktere sind psychologisch gut ausgearbeitet. Die übrigen Figuren bleiben recht blass, sind allerdings erfreulicherweise wenig stereotyp dargestellt.

    Eine weitere Hauptrolle spielt der Bär. Da ich keine Biologin bin, kenne ich mich mit den Gepflogenheiten dieser Tiere nicht besonders gut aus. Dennoch glaube ich, dass die im Roman geschilderten Verhaltensweisen des Bären nicht sehr realistisch sind. Die recht märchenhaft anmutenden Szenen sind aus meiner Sicht übertrieben.

    Aus inhaltlicher Sicht geht es jedoch um weit mehr als das Auftauchen des Bären. Insbesondere die Verbindung zwischen zwei Schwestern und weitere familiäre Verpflichtungen und Verflechtungen sind zentral. Dabei schwingt Gesellschaftskritik mit.

    Auf den rund 270 Seiten erzeugt die Geschichte eine subtile Spannung, die sich zunehmend steigert. Die Bedrohung durch den Bären, aber auch diverse Konflikte machen den Roman kurzweilig. Gut gefallen hat mir, dass nicht alle Fragen bis ins kleinste Detail beantwortet werden.

    Der deutsche Titel ist weniger passend als das prägnante Original („Bear“). Das Cover gefällt mir dagegen gut.

    Mein Fazit:

    „Cascadia“ von Julia Phillips ist ein ungewöhnlicher Roman, der mehrere interessante Themen in einer gelungenen Sprache bearbeitet und zum Nachdenken anregt. Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die damit leben können, wenn sich die Fiktion ein paar Freiheiten erlaubt.

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  • Worauf bezieht sich eigentlich der deutsche Titel? Ist Cascadia ein Ort?

    Die Schwestern haben ja die imposanten Cascadian Mountains direkt vor Augen. Ich habe es so interpretiert, dass die Bergkette als Symbol für Unerreichbares steht. Sie hätten längst auf einem der Berge gewesen sein können, sind jedoch auf der Insel angebunden.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kaskadenkette

    :study: -- Lents - Diversität
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    :musik: -- Arvola - Der Aufbruch (1.)

    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Julia Philipps hat ihrem zweiten Roman ein Zitat aus Grimms Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot" vorangestellt. Es ist nicht der letzte Bezug auf die Märchenwelt, der im folgenden Text zu finden ist.

    Zwei Schwestern und ein Bär. Zwei Frauen, deren Leben durch das Eintreffen eines wilden Tieres auf ungeahnte Weise aus den Fugen gerät.

    Sam und Elena leben gemeinsam mit ihrer pflegebedürftigen Mutter in der Isolation und Einsamkeit einer Inselgruppe im Nordwesten der USA. Die finanziellen Verhältnisse der Familie sind prekär. Das Geld, das Sam mit Gelegenheitsjobs verdient, wird von den medizinischen Rechnungen verschlungen. Sie träumt vom Weggehen. Davon irgendwo gemeinsam mit ihrer Schwester ein neues Leben anzufangen. Ihre eingefahrenen Routinen werden gestört, als ein Grizzlybär auftaucht und eine unmittelbare Bedrohung für die Familie darstellt.


    Obwohl es sich um ein ganz und gar anderes Buch handelt, habe ich Julia Philipps Eigenart zu schreiben und die Motive, zu denen sie sich hingezogen fühlt, aus ihrem Vorgängerroman wiedererkannt.

    Das Buch ist durchsetzt on einer ätherisch bis tristen Atmosphäre. Manchmal ist der Text beinahe unwirklich, bei genauerem Hinsehen verschwimmen die unmittelbaren Grenzen zur Realität. Ich mochte den Bezug zur Märchenwelt, der immer wieder in Ansätzen durchschimmert. In Kombination mit der grauen Welt der Armen und Sozialschwachen entsteht so ein interessantes Spannungsfeld. Der Bär selbst ist dabei klar als Symbol oder Metapher erkennbar, also ebenfalls ein Stilmittel, das stark an Märchen erinnert.

    Inhaltlich konzentriert sich der Roman im Kern auf die Beziehung der Schwestern Sam und Elena. Genau diese hat sich mir jedoch nicht in all ihren Facetten erschlossen. Teilweise hat man beim Lesen das Gefühl, die beiden (inklusive der Handlung) drehen sich viel zu lange um sich selbst. Ich gehe davon aus, dies ist genauso beabsichtigt. Dieses "Feststecken" miteinander und in diesem ungewollten, eigentlich verabscheuten Lebensentwurf.

    Das Ende, das die Autorin konzipiert hat, ist hingegen furios und dramatisch. Ähnlich wie der Bär die Schwestern reißt es die Leser aus dem Rhythmus des Romans. Ich bin am Schluss überrascht worden und das hat mir sehr gut gefallen.

    Fazit:

    Julia Philipps hat einen sehr eigensinnigen, einzigartigen, in Teilen zähen, aber doch sehr lesenswerten Roman geschrieben. Wer atmosphärisch dominiertes Erzählen gepaart mit komplizierten innerfamiliären Konflikten und Sozialkritik mag, wird hier fündig werden.

  • Das Buch beginnt mit einem Zitat aus „Schneeweißchen und Rosenrot“ und setzt damit Parallelen zur Handlung mit zwei Schwestern, ihrer Mutter und einem Bären. Das waren dann aber auch schon die Ähnlichkeiten. Die ganze Geschichte wird aus der Sicht Sams erzählt, die mit ihrer Schwester Elena und schwerkranken Mutter in prekären Verhältnissen lebt. Der Bär und der unterschiedliche Umgang der Schwestern mit seinem Auftauchen verschiebt die Verhältnisse und die Beziehung der beiden. Das Ganze hat streckenweise die Anmutung eines Märchens, mir hat aber die Moral gefehlt oder ich habe das Buch nicht verstanden. Die Corona-Pandemie wird erwähnt, auch sind die sozialen Schichten in den USA ein Thema, aber es wird nicht klar, worauf das Alles hinauslaufen soll. Das Ende hat mir gar nicht gefallen und ich fand es auch nicht passend zu den Charakteren. Die Handlung ist damit unglaubwürdig und nicht konsistent und das Buch bekommt nur aufgrund des guten Schreibstils noch drei Sterne.

  • Inhalt:

    Auf einer Insel im Nordwesten der USA lebt Sam mit ihrer Schwester Elena und der schwerkranken Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Sam arbeitet auf der Fähre, die die wohlhabenden Urlauber zu ihren Feriendomizilen bringt, während Elena im Golfclub kellnert. Sie beide träumen von einem besseren Leben, davon, woanders neu anzufangen.

    Dann, eines Nachts, erblickt Sam einen Bären, der durch die dunklen Gewässer vor der Küste schwimmt. Noch kann sie nicht ahnen, dass das wilde Tier die Welt der beiden Schwestern aus den Angeln heben und ihren lang gehegten Traum in Gefahr bringen wird.

    Rezension: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Modernes Märchen regt zum Nachdenken an


    In Anlehnung an das Märchen der Gebrüder Grimm lesen wir mit „Cascadia“ die faszinierende Geschichte zweier Schwestern. Schwesternliebe, Verantwortung, Tagträumerei, Suche nach dem eigenen Weg sind Schlagworte, die mir hierzu einfallen. Aber es tauchen bei mir auch Fragen auf. Inwieweit ist es vertretbar die Wahrheit vor geliebten Menschen zu verheimlichen? Löst das nicht zwangsläufig Probleme aus? Dazu muss nicht einmal eine Lüge erzählt werden.


    Mit Sam und Elena hat Julia Phillips eine in sich geschlossene Welt erschaffen. So erscheint es zumindest auf den ersten Blick. Doch je weiter man sich in ihr Leben einliest, desto mehr bemerkt man die Differenz der beiden. Die Unterschiede, die sich scheinbar wandelnden Stärken der Schwestern, die Wünsche und Bedürfnisse, die Ansichten und Verhaltensweisen werden deutlicher und verwischen gleichzeitig.


    Und über alledem das Mystische, das Starke, das Wilde, das Bedrohliche, das Faszinierende, der Bär. Entzweit er die Schwestern? Verbindet oder trennt er ihre Welten? Oder ist er nur unschuldiger Auslöser einer unausweichlichen Katastrophe?


    Das Ende des Buches hat mich überrascht und leicht irritiert zurückgelassen. Ich musste erst meine Gedanken sortieren um zu einem Schluss zu kommen.


    Ich finde, es hat sich gelohnt dieses Buch zu lesen. Es gehört sicherlich zu den Geschichten, die polarisieren können. Aber auf jeden Fall ist Cascadia faszinierend geschrieben und regt zum Nachdenken an.

    gelesen: ------------- SUB:

    2025 Ende Mai - 28------- 01.01.25 - 112
    2024 - 83 ----------------- 01.01.24 - 127
    2023 - 100 --------------- 01.01.23 - 139
    2022 - 84 ----------------- 01.01.22 - 139
    2021 - 88 ----------------- 01.01.21 - 142
    2020 - 64 ----------------- 01.01.20 - 156
    2019 - 65 ----------------- 01.01.19 - 143
    2018 - 61 ----------------- 01.01.18 - 142

  • Ziemlich verstörend

    "Cascadia" ist ein Buch, das mich sehr gereizt hatte, es zu lesen - und bei dem ich mich am Ende gefragt habe: Warum habe ich das jetzt nochmal gelesen? (Überhaupt lesen wollen?)

    Die Idee fand ich richtig gut. Ich liebe die ganzen Retellings, die es gerade auf dem Markt gibt, egal ob von Sagen oder eben Märchen. Hier soll es Schneeweißchen und Rosenrot sein, aber eben in neu und modern. Dazu kommt ein tolles Setting auf einer Insel mit viel Natur und Tieren, in diesem Fall einem Bären.

    Leider hat mir die Umsetzung dann aber gar nichts gegeben.

    Ich fand beide Schwestern irgendwie unnahbar und auf jeweils unterschiedliche Art unsympathisch, was daran gelegen haben könnte, dass sie ziemlich stereotyp angelegt sind. Charakterentwicklung gibt es im Laufe des Buches nicht. Beide haben ihren Standpunkt und von dem rücken sie nicht ab, weswegen es letztlich zu einer Katastrophe kommt.

    Das würde zwar wieder zu einem Märchen passen, die ja auch oft sehr brutal sind, allerdings empfand ich den Epilog nur noch als verstörend und eklig. Ohne zu spoilern kann ich nur soviel sagen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein normaler Mensch auf diese Art und Weise an seine Schwester denkt...

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