Original: Slowenisch, 2017
INHALT:
Nach der Eroberung Jugoslawiens durch die deutsche Armee im Jahr 1941 wurde die slowenische Stadt Maribor, die historisch gesehen deutschsprachig war, vom Dritten Reich annektiert. In der in Marburg an der Drau umbenannten Stadt entzweien sich die Nachbarn und Freunde von einst und in den umliegenden Bergen organisiert sich eine Widerstandsbewegung. Im Mittelpunkt des Romans stehen drei Personen: Valentin, der Maquis, Sonja, seine Freundin, und der SS-Mann Ludwig, den man früher Ludek nannte. Der Krieg erschüttert ihre Wahrnehmung der Welt und ihrer selbst, er zerbricht unweigerlich ihr Leben.
(Quelle: franz Klappentext, übersetzt mit DeepL.com, kostenlose Version)
BEMERKUNGEN:
Vier römisch numerierte grössere Teile mit 31, 39, 8 und 14 Kapiteln. Und was für eine originelle Einleitung: das Coverbild zeigt eine Postkarte, und der Autor beschreibt im ersten Kapitel, um wen es sich (so sein fiktives Spiel) bei zwei der Personen handelt: um Sonja, einer Medizinstudentin, einerseits, deren Freund im Widerstand war und sich jetzt in Haft befindet, und Ludek/Ludwig, der als SS-Mann eventuell was für ihren Freund bewirken könnte? Tja, und er macht dann seinen Deal mit Sonja, und bedient sich Valentins um sich Sonja gefügig zu machen… Eine Ganzhingabe Sonjas…, die später von ihrem Tine einfach nicht als solche wahrgenommen wird. In ihm Eifersucht und Neid? Ludwig, der germanophile Ex-Ludek, ist ganz der “deutschen Sache” ergeben. Er wird bis ans Äusserste gehen.
In den drei folgenden Kapiteln werden wir im Einzelnen einige der Ursprünge und einige der Folgen ihres Handelns bei diesen drei Personen erfahren: Valentin, Sonja, Ludwig Mischkulnik.
Es steht ausser Frage, dass die deutsche Seite, erheblich unterstützt von Mitläufern unter der germanophilen Bevölkerungsschicht, zu allem fähig ist. Wir tauchen hinab in die Unterwelt von Folter und Willkür… Als Tine aber frei kommt, und zum zweiten Mal in die Berge geht, um seine Partisanen wiederzufinden, werden wir ebenso Zeugen, wie auch dort radikal “aussortiert” wird: auch hier scheut man nicht vor Tortur zurück, um vermeintliche Verräter unter den Wiederkehrern auszumachen.
Jancar zeigt sich als sehr mutig, hier nicht eine Seite absolut zu schwärzen, oder halt zu beschönigen. Diese quasi “objektive” Schreibe, eventuell distant, aber sehr eindrücklich und teils hart, hat es mir erneut angetan. Dazu kommt sicherlich auch die (männliche) Unfähigkeit, Sonjas Tun ins rechte Licht zu rücken. Schnell hat man die grosse Liebe vergessen! Ich vergebe gern ****/* Sterne!
AUTOR:
Drago
Jančar (* 13. April 1948 in Maribor, Jugoslawien) ist ein
slowenischer Schriftsteller, Dramatiker, Essayist und Journalist. Er
gilt als einer der bedeutendsten Akteure der zeitgenössischen
slowenischen Literatur.
Nach der Matura an einem Gymnasium in Maribor begann Jančar ebendort an der Juristischen Fakultät ein Studium der Rechtswissenschaften, das er 1970 abschloss. Einen Beruf als Jurist trat Jančar jedoch nie an, sondern arbeitet im Anschluss an sein Studium, von 1971 bis 1974, als Redakteur der Mariborer Tageszeitung Večer. Diesen Job verlor er jedoch, als er 1974 nach Einfuhr und Weitergabe des Werks V Rogu ležimo pobiti („Im Graben liegen wir erschlagen“), in dem der Mord an einer Gruppe von Domobranci durch kommunistische Truppen beschrieben wird, wegen „Verbreitung feindlicher Propaganda“ zu einem Jahr Haft verurteilt wurde. Aus dieser wurde er zwar bereits nach drei Monaten wieder entlassen, kurz darauf aber in die jugoslawische Volksarmee eingezogen und nach Serbien geschickt. Nach seiner Rückkehr vom Militärdienst konnte er bei Večer jedoch nur mehr als Lektor und Übersetzer arbeiten, weshalb er 1979 beschloss, nach Ljubljana zu ziehen.
In Ljubljana lernte Jančar andere oppositionell gesinnte Intellektuelle und Künstler wie Edvard Kocbek und Boris Pahor kennen. 1979 arbeitete er für das Filmstudio Vrbafilm und schrieb zahlreiche Drehbücher. Nach Uneinigkeiten mit der Leitung des Filmstudios nahm Jančar 1980 eine Stelle als Redakteur beim Verlag Slovenska matica und gehört im selben Jahr zu den Mitbegründern der Zeitschrift Nova revija, die eine wesentliche Rolle in der slowenischen Unabhängigkeitsbewegung spielen sollte. Von 1987 bis 1991 übernahm er zudem den Vorsitz des slowenischen PEN-Zentrums. In dieser Funktion entwickelte sich sein politisches Interesse zu einem aktiven Engagement in den Bemühungen Sloweniens, ein selbstständiger Staat zu werden. Er betrachtete kritisch die Geschehnisse in allen Teilrepubliken des heutigen Ex-Jugoslawiens und prophezeite mitunter den Zerfall Jugoslawiens. 1998 organisierte er gemeinsam mit Gleichgesinnten der slowenischen Intelligenz die Dokumentationsausstellung Temna stran Meseca („Die dunkle Seite des Mondes“), die sich unter dem Titel einer Erzählung von Edvard Kocbek mit dem Totalitarismus in Slowenien von 1945 bis 1990 auseinandersetzte.
Jančar ist Mitglied des Slowenischen Schriftstellerverbands und lebt in Ljubljana.
Publisher : Paul Zsolnay Verlag; 4th edition (22 July 2019)
Language : German
Hardcover : 400 pages
ISBN-10 : 3552059504
ISBN-13 : 978-3552059504
Original title : In Ljubezen tudi
Dimensions : 13.7 x 3.1 x 21 cm