Gilda Sahebi - Wie wir uns Rassismus beibringen

  • sehr lehrreich - 5 Sterne


    Worum geht es?

    Um den erlernten Rassismus in den Köpfen der Menschen, um unsere Sozialisation und die Folgen von rassistischem Denken.


    Worum geht es wirklich?

    Gesellschaft, Politik und Eigenverantwortung


    Lesenswert?

    Ja, sehr bereichernd. Keine leichte Lektüre, aber ich denke den Anspruch darf man bei einem solchen Thema auch nicht haben.

    Umfassen und ausführlich recherchiert (mit Quellenangaben im Anhang) zeigt die Autorin auf, wie Rassismus in unserer Gesellschaft verankert ist, welche Abwehrhaltung es bereits gegen diese Benennung gibt und wie er dennoch den Umgang mit unseren Mitmenschen bestimmt. Es geht dabei nicht nur um unsere aktuelle Situation in Deutschland, sondern auch unsere Geschichte und den Umgang mit geflüchteten Menschen vor mehreren Jahrzehnten. Schnell zeigt sich, dass wir wiederkehrende Debatten führen und die Politik oftmals keinen neuen Input liefert und sich Dinge immer wieder wiederholen. Hier war vieles für mich neu und ich fand dieses ganze Wissen sehr bereichernd und lehrreich.

    Zeitgleich geht es auch um die Benennung von rassistischen Aussagen und unsere Weigerung, Rassismus als solchen auch zu benennen und anzuerkennen. Sahebi führt viele Beispiele aus den Medien an und verdeutlicht den unterschiedlichen Umgang einzelner Medien und Journalist*innen mit der identischen Situation. Auch das war sehr eindrücklich und hat nochmal gezeigt, warum es für jede einzelne Person eine entscheidende Rolle spielt, welche Medien man konsumiert.

    Immer wieder gibt es auch Erläuterungen zur politischen Situation und Zitate einzelner Politiker*innen, die eingeordnet werden und an Hand derer man auch sieht, wie sich Themen im Laufe der Zeit verändert haben oder immer noch gleich bleibend sind.

    Das Buch ist einerseits wirklich gut verständlich und andererseits sehr lehrreich (ohne belehrend zu sein). Man kann viel für seine eignen Handlungen mitnehmen, obwohl es natürlich eher um das gesellschaftliche Problem geht.

    Dennoch wird aufgezeigt, warum klare Werte und Menschenwürde, Widerspruch gegen Hass und Hetze, eine große Rolle spielen können und gerade eine schweigende Mehrheit auch ein Problem darstellt. Es kann uns passieren, dass wir rassistisch handeln und denken. Das kann man auch benennen und ansprechen. Man kann Fehler machen und daraus lernen.

    Trotzdem kann jeder von uns entscheiden, ob wir gerne in einer Gesellschaft leben wollen, die die Menschenwürde respektiert und Menschen inkludiert statt ausgrenzt.

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