Inhalt:
»Specimen Days«, »Besondere Tage« nannte Walt Whitman seine Sammlung autobiographischer Texte. Ihr Herzstück sind seine Erlebnisse während des Amerikanischen Bürgerkriegs. Drei Jahre lang zieht Whitman durch die Lazarette Washingtons, lauscht den Erzählungen der Verwundeten, ihren Hoffnungen und Ängsten, und gibt seelischen Zuspruch – ein erschütterndes Zeugnis jener Seite des Krieges, die nicht in die Geschichtsbücher Eingang findet. Dazu gesellen sich Erinnerungen an die Kindheit und Naturbeschreibungen. Der Duft von Heu, das sanfte Gebrumm der Hummeln, die Luftsprünge der Schwalben, die letzten Strahlen der untergehenden Sonne über dem Teich: eine Quelle des Friedens und des Glücks, worin die menschliche Existenz eingebettet erscheint. (Quelle: Verlag)
Über den Autor:
Walt Whitman wurde am 31. Mai 1819 auf Long Island, New York, geboren und wuchs in Brooklyn auf. Er arbeitete als Dorfschullehrer, Zimmermann, Schriftsetzer, Drucker, Journalist, Sekretär im Innenministerium und als freiwilliger Lazaretthelfer während des Sezessionskriegs. Mit seiner bahnbrechenden Gedichtsammlung »Leaves of Grass« gilt Whitman als der Begründer der modernen amerikanischen Dichtung. Er starb am 26. März 1892 in Camden, New Jersey, wo er, gezeichnet von Krankheit, die letzten beiden Dekaden seines Lebens verbrachte.(Quelle: Verlag)
Mein Eindruck:
Als ich von "Besondere Tage" erfahren habe, musste ich es unbedingt lesen. Ich besitze einen Band mit einer kleinen Auswahl Prosagedichte seines berühmtesten Werkes "Leaves of Grass". Und natürlich kam mir auch direkt die Schlussszene des Filmes "Der Club der toten Dichter" mit Robin Williams als Lehrer in den Sinn. Seine Schüler stiegen da auf die Tische, um ihn mit dem Gedicht "O Captain! My Captain!" ihre Reverenz zu erweisen. Das alles machte mich sehr neugierig auf dieses Werk. Denn wer war eigentlich dieser Walt Whitman. Als "unanständig" wurde er zu Lebzeiten verrissen und mehr. Gleichzeitig gilt er als der berühmteste Dichter Amerikas, mit einem Einfluss bis in die heutige Zeit hinein.
Nun, wo lernt man letzten Endes eine Person nicht besser kennen als von dem was er über sich berichtet. Und das habe ich hier gefunden. Ganz besonders interessant fand ich den Zeitraum über den Bürgerkrieg Amerikas. Hier erfährt man die Dinge, die man nicht gerade in der Geschichtsschreibung findet. Whitman ging als eine Art "Almosenpfleger" in die Lazarette, sprach mit den Verwundeten und schrieb ihre Geschichten auf kleinen Notizblättern auf. Selbstredend, dass dies keine leichte Lektüre war.
Eines der Zitate, die ich mir unterstrichen habe lautete:
"Künftige Zeiten werden niemals die brodelnde Hölle und den schwarzen infernalischen Hintergrund der zahllosen kleinen Szenen und innerlichen Begebenheiten (nicht die förmliche Scheinhöflichkeit der Generäle, auch nicht die wenigen großen Schlachten) des Sezessionskrieges erfahren, und das ist auch besser so - denn der wahre Krieg wird niemals in die Bücher kommen." (S. 143)
Dafür wurde dann die zweite Hälfte des Buches mit ihren wunderbaren Naturbeschreibungen und Reiseerlebnisse ein entsprechender Ausgleich. Wobei der Anlass zunächst auch kein guter war. Whitman erlitt einen Schlaganfall und erholte sich langsam davon. Er verbrachte dabei unzählige Stunden in der Natur. Sehr informativ war auch das Nachwort von Rainer Wieland, dass mir noch tiefere Einblicke über Whitman gebracht hatte.
Fazit:
Für mich eine sehr bereichernde Lektüre. Whitman rückte mir hier ein großes Stück näher. Hervorheben möchte ich noch den Übersetzer dieses Buches, Götz Burghardt. Ich vergebe für diese Lektüre sehr gerne 4,5 Sterne und eine Empfehlung.