"Als wir den Anruf erhielten, lebten Mama und ich seit etwas mehr als drei Jahren hier. Inmitten von Kiefern, Eichen und Birken, am Ende dieser Sackgasse, die von zwei weiteren Grundstücken markiert wird.
Sie war diejenige, die uns vorgeschlagen hat, hierher zu ziehen. Und ich war nicht dagegen. Ich bin in diesem Wald aufgewachsen. Der Ort kam mir bekannt vor und ich wusste, dass wir uns dort sicher fühlen würden. Dass es nach unseren Maßstäben der richtige Ort zum Leben wäre."
Abseits der Welt versuchen eine Frau und ihre Mutter, zurückgezogen in einer Hütte im Wald, sich von den Tragödien zu erholen, die sie heimgesucht haben. In den Augen der Bewohner der Nachbarstadt sind sie die Verlorenen in der Gegend. Doch diese beiden stillen Menschen stehen, erforschen ihren Schmerz und kämpfen mitten in einem Winter, der viel mehr als eine Jahreszeit ist: eine raue Umgebung, in der das Leben trotz des Überflüssigen das Einzige bleibt, was zählt.(Quelle: Klappentext. Original auf französisch:
"Maman et moi vivions ici depuis un peu plus de trois ans quand nous avons reçu le coup de fil. Au milieu des pins, des chênes et des bouleaux, au bout de ce chemin sans issue que deux autres propriétés jalonnent.
C’est elle qui m’avait proposé de nous installer ici. Et je n’étais pas contre. J’avais grandi dans cette forêt. Le lieu m’était familier, et je savais que nous nous y sentirions en sécurité. Qu’il serait le bon endroit pour vivre à notre mesure."
À distance du monde, une fille et sa mère, recluses dans une cabane en forêt, tentent de se relever des drames qui les ont frappées. Aux yeux de ceux qui peuplent la ville voisine, elles sont les perdues du coin. Pourtant, ces deux silencieuses se tiennent debout, explorent leur douleur et luttent au cœur d’un hiver qui est bien plus qu’une saison : un écrin rugueux où vivre reste, au mépris du superflu, la seule chose qui compte.)
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In Aurélie Jeannins erstem Roman haben sich Mutter und Tochter in dem Wald zurückgezogen, wo sie einst glücklich waren. Den Grund dafür erfährt man nach und nach. Sie leben gemeinsam in ihrer Hütte. Ihr Leben ist nichts anderes als Askese und Verzicht, Arbeit und Einsamkeit. Das Klima ist bedrückend, der Kampf ums Überleben ist eine leichtere Last als die der Trauer. Es ist ein harter Kampf, intensiv um nur in der Gegenwart zu leben, um nicht „über die Vergangenheit nachzudenken, sich nicht in die Zukunft zu projizieren, sondern im Hier und Jetzt zu leben“. Die Natur hat ihre Rechte, ihre Freiheit zurückgewonnen, indem sie in den Raum des Grundstücks eingedrungen ist. Eine Winternatur, die in dieser Geschichte eine eigenständige Figur darstellt.
Es ist ein Roman über Trauer, die Verletzung, die auf den Tod eines geliebten Menschen folgt, aber auch über die innere Reise, die jeden Versuch des Wiederaufbaus nach einem Trauma begleitet.
Ein kraftvoller, fesselnder Roman, gepaart mit einem sehr feinen poetischen und gleichzeitig funkelndem, präzisen Schreibstil von seltener psychologischer Finesse. Es ist melancholisch, düster, schmerzhaft aber "préférer l‘hiver" war (zumindest für mich) ein faszinierendes Leseerlebnis welches hoffentlich auch irgendwann mal auf Deutsch erhältlich sein wird.