Robert Galbraith - Das strömende Grab / The running grave

  • Kurzmeinung

    Hirilvorgul
    Spannend von der ersten bis zur letzten Zeile. Strike ist und bleibt mein Lieblings-Ermittler.
  • Kurzmeinung

    Luli
    Wie erwartet absolut fesselnd, sehr komplexer aber letztlich schlüssiger Plot, grandioser Sprecher - passt alles!
  • Band 7 der Krimireihe um Cormoran Strike und Robin Ellacott


    Klappentext


    Cormoran Strike wird von einem besorgten Vater kontaktiert, dessen Sohn Will sich im ländlichen Norfolk einer undurchsichtigen Glaubensgemeinschaft angeschlossen hat. Die Universal Humanitarian Church ist nach außen hin eine friedfertige Organisation, die sich für eine bessere Welt einsetzt. Doch Strike entdeckt bald, dass unter der harmlosen Oberfläche böse Machenschaften und unerklärte Todesfälle lauern.


    Um Will zu retten, reist Strikes Geschäftspartnerin Robin Ellacott nach Norfolk, um sich der Sekte anzuschließen und inkognito unter den Mitgliedern zu leben. Doch sie ist nicht auf die Gefahren vorbereitet, die sie dort erwarten, geschweige denn auf den Preis, den sie wird zahlen müssen …


    Meine Meinung


    Ich mag die Reihe um Cormoran Strike und Robin Ellacott sehr und war mega neugierig wie es weitergeht! Besonders gefreut hab ich mich auch, wie dick der neue Band wieder ist - 1288 Seiten: schon eine Herausforderung, aber wenn mir etwas gefällt, verweile ich auch sehr gerne länger in der Geschichte. Allerdings war ich wieder viel zu schnell durch, denn ich war wieder von Anfang bis Ende komplett gefesselt!

    Wie die Autorin es schafft, mich so an die Seiten zu kleben über eine so lange Strecke fasziniert mich jedes Mal, denn ich hatte hier tatsächlich keinen einzigen Durchhänger oder langweilige Szenen.

    Das Thema hier eigentlich allen ein Begriff, wobei wenig darüber gesprochen wird: eine Sekte
    Schon die Einleitung hatte eine Sogwirkung, denn mit den verschiedenen Schriftwechseln von besorgten Eltern, deren Anwalt und den Antworten der religiösen Bewegung war man gut im Bilde, was einen hier erwartet.

    Will, ein Sohn aus gutem Hause, ist in die Fänge der UHC geraten, der Universal Humanitarian Church. Wie meist klingen die Botschaften der Glaubensgemeinschaft allesamt positiv: ein autarkes Leben in friedlicher Gemeinschaft, Projekte zur Unterstützung von Obdachlosen, vernachlässigten Kindern, der Umwelt etc. Alles natürlich finanziert durch Spenden.
    Es wird allerdings recht schnell klar, dass hier Manipulationen am Werk sind, die es in sich haben und die "schöne heile Welt" wirklich düstere Schattenseiten hat.

    Um mehr herauszufinden schleust sich Robin in die Sekte ein und erlebt hautnah, wie schnell man, abgeschottet von der Außenwelt, diesem Zwang der Gemeinschaft verfallen kann.

    Ein bisschen befremdet hat mich tatsächlich, dass Robin so optimistisch an die Sache rangeht, den Manipulationen widerstehen zu können. Strike ist zwar gar nicht begeistert, dass sie diese Aufgabe übernimmt, und sie bereitet sich auch ein bisschen darauf vor, aber ganz ehrlich: Ich hab davor einen großen Respekt. Ich würde nicht mal aus Neugier Veranstaltungen "für die Öffentlichkeit" besuchen, weil solche Leute es sehr gut verstehen, die Menschen auf ihre Seite zu ziehen und zu überzeugen.

    Während man also Robin auf der Farm begleitet, auf der sie immer mehr in die verdrehten Glaubenssätze und Dogmen gezogen wird, ist Strike außerhalb auf der Suche nach ehemaligen Mitgliedern und Zeugen von Missbrauch und Gewalt. Das stellt sich als immens schwierig heraus, auch weil die Menschen, die tatsächlich den Absprung geschafft haben, psychische Verletzungen davon getragen haben, die lange nachwirken.
    Die Praktiken, die wir hier durch Robin erleben, sind wirklich nicht ohne. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass man nach einigen Wochen nicht mehr klar denken kann und gerade durch die völlige Abgetrenntheit zur Außenwelt sich alles auf dieses Leben innerhalb konzentriert, wodurch man den Draht zur Realität verliert. Wie das alles sehr perfide eingefädelt wird war echt gruselig und erschreckend tragisch!

    Das ständige Bombardement mit Untergangsmeldungen war derart angsteinflößend, dass Robin inzwischen die Phasen herbeisehnte, in denen die Rekruten zum Tempel geführt wurden, wo Robin diese Gedanken vergessen und sich im kollektiven Gesang der Gruppe verlieren konnte, wenn sie auf dem harten Boden saß und die endlosen Gebete chantete.
    Zitat Seite 459

    Robin hat übrigens einen neuen Freund: Murphy. Strike passt das natürlich gar nicht.
    Die Beziehung der beiden, bzw. die Nicht-Beziehung, geht ja einigen Lesern auf die Nerven, weil man endlich will, dass sie zusammenkommen. Aber nun, das geht halt nicht immer so einfach und mich hat es auch bisher nicht gestört, dass es so ein hin und her ist. Für mich eher eine schöne Nebenhandlung, denn irgendwie hab ich Angst davor, was passiert, wenn sie tatsächlich zusammen kommen ^^ Allerdings spürt man hier jetzt konkrete Änderungen, auf die ich nicht näher eingehen möchte :)

    Der Wechsel zwischen Robins Einsatz, ihre Erfahrungen und die psychischen Veränderungen durch ihren Aufenthalt waren extrem fesselnd - ebenso Strikes Befragungen und Ermittlungen, weil ich das eben an Krimis besonders gerne mag. Und ich kann mich nur wiederholen: bei so einem dicken Schinken durchgehend an der Stange gehalten zu werden und immer weiterlesen zu wollen ist eine grandiose Leistung und ich kann hier nur meine Begeisterung aussprechen!
    Neben den Schauplätzen und den Hauptfiguren gab es auch viele interessante Nebencharaktere und auch die Auflösung hat mich verblüfft. Ich hatte ja einige Vermutungen, die in die richtige Richtung gingen, aber am Ende war ich doch überrascht!

    Die Kapitel werden ja mit Zitaten aus dem I-Ging eingeleitet. Hier handelt es sich um ein altes Buch, das seinen Ursprung in China hat, und in dem man mithilfe von Stäbchen im Sinne eines Orakels sich Antworten auf Fragen erhofft. Ähnlich dem Tarot. Das fand ich spannend, weil ich mich bisher noch nicht damit beschäftigt habe, aber die Befragung der Stäbchen aus der His Dark Materials Trilogie von Philip Pullman kenne. Allerdings hat mich die negative Ausstrahlung der "Antworten/Weisheiten" etwas überrascht - vielleicht hab ich es aber auch nur im Kontext so aufgefasst...

    Ein äußerst spannender, super aufgebauter Krimi, der tief unter die Haut geht!


    Mein Fazit: 5 Sterne!

    Weltenwanderer

  • Galbraith schreibt über die Sekte wie ein Autor über Sekten halt zu schreiben hat: Manipulative Anführer, die Wasser predigen und Wein trinken, nur am Geld der Mitglieder interessiert sind, diese wie Gefangene halten, während ihnen Freiheit vorgegaukelt wird. Böse Stimmen von draußen werden zum Schweigen gebracht, und der lange Arm reicht in die höchsten Kreise. Ziemlich blauäugig schleust Robin sich ein.


    Diese Menge Leute. Wer ist wessen Vater, Mutter, Tochter, Schwester, Bruder, Kind? Und wer liebt wen und darf nicht? Und welcher von den 5 (?) Propheten, von denen sich 4 für den Fortgang der Handlung als unnütz erweisen, wird auf wen zurückgeführt und warum? Und wie hieß nochmal die … die vielleicht die Schwester von x ist, aber nee … das war doch …?


    Findet sich im Büro des Lektors / Redakteurs kein PC, dessen Löschtaste funktioniert, die man ohne Weiteres für ein Drittel der Seiten hätte verwenden können?

    Ohne Bücher auf der Welt wäre ich längst verzweifelt. (Arthur Schopenhauer)

  • Findet sich im Büro des Lektors / Redakteurs kein PC, dessen Löschtaste funktioniert, die man ohne Weiteres für ein Drittel der Seiten hätte verwenden können?

    Ich hab jetzt mehr als 1000 Seiten geschafft und müchte es gerne fertig lesen, ist ja ganz spannend aber weniger wäre besser gewesen. Hoffe ich schaffe den Rest auch noch. Sie wird imme länger und länger in ihren Ausführungen, war ja bei den Potterbüchern auch so, die wurden von Band zu Band immer dicker.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Findet sich im Büro des Lektors / Redakteurs kein PC, dessen Löschtaste funktioniert, die man ohne Weiteres für ein Drittel der Seiten hätte verwenden können?

    Ich hab jetzt mehr als 1000 Seiten geschafft und müchte es gerne fertig lesen, ist ja ganz spannend aber weniger wäre besser gewesen. Hoffe ich schaffe den Rest auch noch. Sie wird imme länger und länger in ihren Ausführungen, war ja bei den Potterbüchern auch so, die wurden von Band zu Band immer dicker.

    Also ich fands durchwegs spannend und hätte da kaum Kürzungen gebraucht :)


    Bei Harry Potter wird die Handlung ja auch immer komplexer, die mussten so dick werden :D

  • So, jetzt bin ich fertig im wahren Sinne des Wortes, aber es hat mir gut gefallen, nur etwa in der Hälfte war ich im Zweifel ob ich es fertig schaffe. Freue mich auf das nächste.

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Ich habe mich bei der Lektüre des neuen Falls für Comoran Strike aus den gleichen Gründen schwergetan, die mir schon beim Vorgänger Probleme gemacht haben. Zum einen die Zitate am Anfang jedes Kapitels, die mir zu salbungsvoll vorkamen. Es gab auch wieder viel Korrespondenz, die zwar zum jeweiligen Geschehen passte, aber den Fluss der Geschichte unterbrochen haben.


    Mir hat die Beschreibung, wie Robin langsam im Geflecht der UHC verschwindet, gut gefallen. Robert Galbraith zeigt, wie sie zunächst durch Kleinigkeiten, später auch durch massivere Maßnahmen immer mehr verunsichert wird, bis ihr eigener Willen immer schwächer wird. Das erklärt zum Teil auch, warum sie wider besseres Wissen viel zu lange auf der Farm geblieben ist, obwohl die Gefahr für sie immer größer wurde. Aber trotzdem kam mir ihr Verhalten nicht immer stimmig vor, denn ihre Ermittlungen waren zu offen für jemand, der so unter Beobachtung steht wie sie.


    Daneben gab es noch das Tagesgeschäft der Detektei mit verschiedenen kleineren Fällen und Problemen beim Personal. Die hätte ich nicht gebraucht, die Ermittlungen im Fall der UHC waren mir genug und die normale Arbeit der Detektei hat mich eher abgelenkt, gerade weil es dadurch noch mehr Handlungsstränge und Personen gab, die nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hatten. Vielleicht kamen deshalb die Ermittlungen so langsam voran. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sich die Autorin aufs Wesentliche konzentriert hätte.


    Auch wenn die Auflösung mich sehr überrascht hat, konnte sie mich mit den Längen im Buch nur bedingt versöhnen. Ich habe nichts gegen dicke Bücher, aber diesem hätten ein paar Seiten weniger zumindest für mich gutgetan.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

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