Julie Otsuka – Solange wir schwimmen / The Swimmers

  • Kurzmeinung

    towonder
    Sehr verdichtete Sprache, viele Themen und Gedanken zur Demenz aber auch zum Umgang mit Veränderung (der Riss)!
  • Kurzmeinung

    drawe
    Ein Roman über die Demenzerkrankung der Mutter, in eigenwilliger Sprache, sehr lesenswert!
  • Klappentext/Verlagstext
    In ihrem Schwimmbad fühlen sie sich zu Hause, hier können sie bei ihren täglichen Bahnen ihre Sorgen hinter sich lassen: Designer, Nonnen, Hundesitter, Veganerinnen, Polizisten, Professorinnen, Schauspieler... Bis eines Tages ein Riss erscheint – am Beckengrund, aber auch im Gedächtnis von Alice, die genau wie die anderen hier im Schwimmen stets Trost und Halt gefunden hat. Während sie bald nur noch in bruchstückhaften Erinnerungen schwimmt, versucht ihre Tochter, sich in ihre Mutter hineinzuversetzen, ihr Verhältnis zueinander neu auszuloten und Alice’ Leben Sinn und Zusammenhang zurückzugeben. Aus so unterschiedlichen wie verblüffenden Perspektiven und mit unvergleichlichem Gespür für das Komische im Tragischen schreibt Julie Otsuka über Liebe und Verlust, Trauer und Erinnerung, Mütter und Töchter und die große Frage, was wir unseren Eltern schuldig sind.


    Die Autorin
    Julie Otsuka, geboren 1962 in Kalifornien, lebt heute in New York City und ist ehemalige Guggenheim-Stipendiatin. 2012 erschien in Deutschland ihr internationaler Bestseller »Wovon wir träumten«, der von Publikum und Presse hymnisch gefeiert wurde und für den die Autorin u.a. den PEN / Faulkner Award, den Prix Femina sowie gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Katja Scholtz den Albatros-Literaturpreis der Günter-Grass-Stiftung erhielt.


    Inhalt
    Die eingeschworene Schwimmer-Gruppe benutzt das Schwimmbecken im Keller aus den unterschiedlichsten Gründen, von ärztlich empfohlenem Reha-Training bis zu individuellen Zielen. Diese Schwimmer sind krebskrank, unfreiwillig kinderlos, verzweifelt – und ihre Kümmernisse werden als gleichwertig wahrgenommen. Beim Eintritt in die unterirdische Welt bleiben die alltäglichen Katastrophen an der Oberfläche zurück und man wechselt in ein „Wir“, das z. B. den eigenen Partner ausschließt. Die Schwimm-Meister führen ein strenges Regiment, unter dem jedoch freiwillig auf Alice Rücksicht genommen wird. Wegen ihrer beginnenden Demenz muss sie keine Baderegeln aufsagen und ist vor Kritik geschützt. Der enge Zusammenhalt lässt es unvorstellbar erscheinen, dass es diese Gruppe einmal nicht mehr geben könnte. Und doch tritt ein Ereignis ein, das unerwartete Seiten an einigen Schwimmern ans Licht bringt.


    Der Handlungsfaden im Schwimmbad wird in der Wir-Form erzählt und demonstriert damit den unverrückbar wirkenden Zusammenhalt. Warum die Erzählerstimme so viel aus Alices Kindheit zu berichten weiß, könnte allerdings verwundern. Ein zweiter Handlungsfaden richtet sich in der Du-Form an Alices rund 50jährige Tochter, von Beruf Autorin. Die Tochter hat als kleines Mädchen Kleider und das Spiel mit Puppen abgelehnt, wollte nie eigene Kinder und hält Distanz zu ihrer Mutter. Alice wiederum nutzt die - vermutlich letzte - Gelegenheit, von ihrer japanischen Herkunft zu sprechen und der Deportation in die amerikanische Wüste während des Zweiten Weltkriegs. Dieser Teil der US-Geschichte wird mit Alice sterben. Ein weiterer Du-Appell spricht Alice als neu aufgenommene Patientin im Pflegeheim Belavista an und stellt unerbittlich klar, dass es mit ihr von nun an nur bergab gehen kann. Die Gruppe – die Patientin – die Tochter – Otsuka bietet auf nur 160 Seiten Anlass, über die Verbindung zwischen ihnen zu grübeln.


    Fazit

    Julie Otsuka lässt kein Stadium von Alices Demenzerkrankung aus, blickt auf die betroffenen Angehörigen und zeigt schonungslos, wie sinnlos Hadern mit dem Schicksal oder Schuldgefühle sind. In der Kürze zeigt sich die Meisterin.


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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Die Menschen, die regelmäßig ins Schwimmbad unter der Erde kommen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch hier ist es unwichtig, wer sie sind. Wichtig ist, dass sie ihre Sorgen und Probleme hinter sich lassen können. Zu den Schwimmern gehört auch die demente Alice. Doch dann erscheint ein Riss im Becken. Da man die Ursache nicht finden kann, wird das Bad geschlossen. Damit verschlechtert sich auch der Zustand von Alice.


    Die Autorin Julie Otsuka erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven und in sehr verschiedenen Erzählweisen. Ich fand es anstrengend, diese Art des Erzählens zu lesen.


    Das Leben ist nicht berechenbar und es kann vorkommen, dass uns etwas aus der Bahn wirft, das für sich betrachtet kein großes Problem ist. Für Alice bedeutet das, dass ein Stück Verlässlichkeit weggebrochen ist und ihr damit Halt fehlt. Auch in ihrem Zustand entsteht ein Riss und sie muss in ein Pflegeheim ziehen. Alices Tochter hat ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht weiß, ob sie im Kontakt zu ihrer Mutter wirklich alles richtig gemacht hat. Sie versucht zu ergründen, warum ihre Mutter mit der Krankheit geschlagen wurde.


    Das Leben in dem Heim ist strengen Regeln unterworfen. Die Pflegebedürftigen mit ihren individuellen Bedürfnissen können nicht adäquat betreut werden. Es ist deprimierend, das mitzuerleben, aber in Zeiten des Pflegenotstandes wohl nicht ungewöhnlich.


    Es ist eine emotionale und bedrückende Geschichte, die mich aber aufgrund der distanzierten Erzählweise nicht wirklich abgeholt hat.


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