Susanna Leonard - Die Radfahrerin: Annie Londonderry

  • Annie unterwegs


    Die Radfahrerin – Annie Londonderry, Romanbiografie von Susanne Leonard, 400 Seiten erschienen im Lübbe-Verlag.
    Eine Frau. Ein Fahrrad. Einmal um die Welt.


    Die 22jährige Anna Kopchovsky, lässt sich auf eine Wette zweier Gentlemen ein, dass es eine Frau nicht schaffen würde mit dem Fahrrad einmal die Welt zu umrunden. Es lockt nicht nur das Preisgeld. Annie ist in einer lieblosen Ehe gefangen, wohnt mit ihrer Familie und ihrem Bruder und dessen Familie in engsten Verhältnissen und in kürzester Zeit hat sie drei Kinder geboren. Sie will raus. Obwohl sie eigentlich gar nicht Rad fahren kann nimmt sie die Herausforderung an. Auf ihrer Reise begegnen ihr viele Strapazen und schier unüberbrückbare Herausforderungen. Doch mit viel Mut und Tatkraft stürzt sich Annie Londonderry, denn selbst den Namen hat sie geändert, in das Abenteuer.


    Eine kurzweilige Lektüre die mir viel Spaß bereitet hat. Die Autorin, deren Bücher ich gerne lese, konnte mich hier wieder einmal überzeugen. Flüssiger fröhlicher Schreibstil und bildhafte Erzählungen lassen den Leser nur so durchs Buch fliegen. Das Personenregister am Buchanfang musste ich anfangs des Öfteren zu Rate ziehen, doch schon bald habe ich mich an die Personen gewöhnt, die Zahl ist überschaubar, und Lesefluss hat sich eingestellt. Ich habe mich sehr über die Zeittafel im Anhang gefreut, da sie viele Informationen über den Buchinhalt hinaus über die Person Annie bereithält. Auch das Glossar am Ende des Buches habe ich gerne angenommen.
    Bis ich dieses Buch las, war mir die Person Annie Londonderry gänzlich unbekannt. Viel ist über sie auch bei gründlicher Recherche nicht zu erfahren, dabei müssen doch während ihrer „Fahrt“ die Zeitungen und Gazetten überhäuft von ihren Erlebnissen gewesen sein. Susanna Leonhard hat es geschafft, Annie als eine Person darzustellen, über die man gerne liest. Eine Charismatische Person in einer Zeit in der eine Frau nichts galt. Ihr hat man unterstellt manipulativ gewesen zu sein und sich selbst so positiv wie möglich darzustellen. Sogar als Hochstaplerin wurde sie bezichtigt. Sie selbst bezeichnet sich an einer Stelle im Buch als „Neue Frau“. Heutzutage ist eine Frau die auf dem Fahrrad unterwegs ist, eine Selbstverständlichkeit, auch in Hosen, nichts skandalöses mehr. Das haben wir Frauen wie Annie zu verdanken.
    Ihre Abenteuer sind toll beschrieben, bei der Tigerjagd z.B. hatte ich das Gefühl ich bin dabei. Gerne hätte ich jedoch gelesen, wie es nach Annies Ankunft, in ihrem Leben weitergegangen ist. Laut Zeittafel war sie weiter mit Max verheiratet und sie hatten noch ein gemeinsames Kind. Max war mir von Anfang an unsympathisch. Frömmlerisch und kriecherisch. Die Hosen hatte definitiv Annie an. Alle Personen waren gut charakterisiert, sie handelten authentisch.
    Ein Buch welches nicht durchgehend für bare Münze gehalten werden sollte, denn darüber ist über Annie viel zu wenig bekannt. Die Autorin hat es geschafft mich mit einer Romanbiografie über eine ungewöhnliche Frau in einer ungewöhnlichen Zeit, gut zu unterhalten. Von mir eine Leseempfehlung und 5 Sterne. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

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    Und wenn mir alle Königskronen für meine Bücher und meine Freude am Lesen angeboten wären: Ich würde sie ausschlagen.
    François Fénelon

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    Einmal um die ganze Welt, ohne Geld.


    Annie, mit 24 bereits Mutter von drei Kindern, wagt sich auf eine ungewöhnliche Reise. Sie bewirbt sich auf eine Wette, bei der zwei Bostoner Geschäftsleute wetten, dass eine Frau es nie schaffen wird, auf dem Fahrrad die Welt zu umrunden. Und das im Jahr 1884 und unter erschwerten Wettbedingungen. Ein schwieriges Unterfangen.


    Annie Londonderry, eigentlich Annie Kopchovsky, war mir vorher nicht bekannt. Umso interessanter war es, die Romanbiographie über sie zu lesen und sie auf ihrer Fahrt zu begleiten.

    Der Roman ist gut geschrieben, man kommt schnell in das Geschehen hinein und erfährt viel aus der Zeit und den Vorstellungen, die damals ein Großteil der Männer in Bezug auf Intelligenz und Befähigung von Frauen vertrat. Der Autorin Susanna Leonard ist es dabei gelungen, die recherchierbaren Fakten mit fiktionalen Geschichten rund um die Ereignisse miteinander so zu verknüpfen, so dass ein interessant zu lesender Roman entstanden ist. Hilfreich fand ich auch die Übersicht der handelnden Personen zu Beginn mit den Hinweisen auf tatsächlich damals lebende Personen und die Zeittafel und das Glossar zum Ende. Auch das Nachwort der Autorin ist lesenswert.

    An der ein oder anderen Stelle hätte ich gerne noch mehr erfahren wollen, auch wie es mit Annie nach der Rückkehr weitergeht. Einiges erfährt man aus den wenigen im Jahr 1940 einzuordnenden Kapiteln, in dem Annie ihre älteste Tochter trifft. Das war mir nicht genug. Aber dann wäre das Buch wohl doppelt so dick geworden!

    Empfehlenswerter Roman für Leserinnen und Leser, die sich für im historischen Kontext interessante Persönlichkeiten interessieren.

  • Von einer wegbereitenden, ungewöhnlichen Frau


    Annie Londonderry sollte eigentlich allen, die sich zumindest ein wenig für die Rolle und Gleichstellung der Frau interessieren, ein Begriff sein. Denn was sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts als erste Frau tat, ist auch in der heutigen Zeit ein Wagnis: auf einem Fahrrad um die Welt radeln mit nichts in der Tasche als Wechselunterwäsche.


    Mich hat das Buch sofort angesprochen und neugierig gemacht. Was für eine Frau das wohl gewesen sein mochte, die sich als Familienmutter auf solch ein Abenteuer einlässt? Warum weiß heutzutage kaum einer etwas von dieser wagemutigen Person? Wie hängt das alles mit einer Wette zusammen? Susanne Leonard hat sich der Geschichte von Anna Kopochvsky, wie Annie mit bürgerlichem Namen hieß, angenommen und einen interessanten Roman daraus gemacht. Dass es nur spärliche Quellen zu dieser Reise gibt, hat die Recherche sicher sehr schwierig gemacht, aber Leonard hat sich eine gute Rahmenhandlung ausgedacht und eine amüsante Geschichte erzählt.


    Im Roman wird zunächst Annies Lebenswelt und die Umstände der Wette und Annies Befürwortern in Boston dargestellt. Anschließend erfährt man aus verschiedenen Perspektiven von Annies Weltumrundung. Dabei wechselt die Erzählperspektive von Annie mit der ihrer Unterstützer und Tagebucheinträgen von Annie. Gerade letztere werden im Laufe der Zeit immer kreativer und fantastischer, da Annie, wenn man diesem Roman glaubt, dadurhc eine größere Anhängerschaft zu gewinnen versuchte. Deshalb kann wohl auch den historischen Quellen nur mit Zurückhaltung begegnet werden. Ansich finde ich es eine gute Idee, wie Leonard dem begegnet. Allerdings ist mir der Übergang an verschiedenen Stellen etwas zu holprig geraten. Denn mir war oft nicht ganz klar, wo sich Annie nun gerade befindet und auch wie sie dort hingekommen ist. Dass Annies Tagebuch, wie auch ihre Interviews in verschiedenen Zeitungen nur bedingt als Quellen taugen, soll und muss im Roman natürlich eine Rolle spielen. Trotzdem hätte es in der Erzählung für meinen Geschmack an einigen Stellen etwas klarer dargestellt werden müssen, was nun tatsächlich passiert ist, warum Annie etwas tut oder wem sie weshalb einen Bären aufbindet. Denn leider wird es im Verlaufe der Handlung doch ein wenig zu diffus, was wiederum auch die amüsanten Lügengeschichten Annies teilweise eher merkwürdig statt lustig anmuten lässt.


    Ein schöner historischer Roman über eine Frau, von der man einmal gehört haben sollte. Was nun tatsächlich passiert ist und was ins Reich der Fantasie gehört, lässt sich heute natürlich nicht mehr klären. Aber die Umstände und der Schneid der Annie Londonderry sind in jedem Fall bemerkenswert.

  • Annie Londonderry und ihre Weltreise

    Nach zahlreichen Veröffentlichungen (Dian Fossey- Die Forscherin oder Marie Curie und die Kraft zu Träumen) hat Susanna Leonard nun ihr neustes Werk „Die Radfahrerin“, welches im März 2023 im Lübbe Verlag erschienen ist, vorgelegt. Ich muss leider gestehen, dass ich weder die Autorin noch eines ihrer Bücher gelesen habe. Bei diesem Roman hat mich sowohl der Klapptext, sowie auch die Leseprobe mehr als neugierig gemacht und so stand schnell fest, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss.


    Der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin hat mich sofort in die Geschichte um Annie Cohen Kopchovsky ein- und abtauchen lassen. Während des Lesens merkte ich, wie mich Annies Reise mehr und mehr in ihren Bann zog und ich diesen Roman kaum noch aus den Händen legen konnte. Zu jedem Zeitpunkt musste ich wissen, wie es mit Annie weitergeht. In der Schlussbemerkung merkte Susanna Leonard an, dass es nur ganz wenige Aufzeichnungen von dieser Weltreise gibt und das wenige, was die Autorin hier an Informationen und Fakten zusammengetragen hat, hat sie in die Geschichte eingewoben. Der Rest ist fiktiver Natur. Wäre dies jetzt nicht erwähnt worden, wäre es niemanden aufgefallen und man hätte meinen können, dass sich dies genauso abgespielt hat. Kompliment an die Autorin, die aus Wenig eine wunderbare Geschichte gezaubert hat.


    Die Charaktere fand ich sehr authentisch und detailliert gezeichnet und ich konnte mich sehr gut in ihr Handeln und Tun hineinversetzen. Ebenso brillant wurde die Kulisse eingefangen und wieder gespiegelt. Wer gerne Fahrrad fährt, spürt den Fahrtwind um die Nase wehen. Die Handlung ist die Reise einer jungen Ehefrau und Mutter, die aus ihrem bescheidenen Leben einfach ausbrechen möchte und da kam ihr der Aufruf, dass eine mutige und junge Fahrradfahrerin gesucht wird, gerade richtig. Diese soll in 15 Monaten um die Welt radeln, aber daran sind einige Auflagen geknüpft. Warum nicht und Annie bewirb sich. Sie soll den Job bekommen und eine abenteuerliche Reise beginnt. Ihre Fahrt wird durch die Presse populär und das Interesse an Annie steigt immens. Ein Autor will sogar ein Buch über sie schreiben. Mehr möchte ich jetzt nicht schreiben, denn sie sollen die einzigartige Reise selbst miterleben.


    Was ich auch sehr gut fand, war am Anfang das Personenregister und am Ende die Zeittafel & das Glossar.


    Das Buch Die Radfahrerin Annie Londonderry war für mich eine sehr interessante und spannende Reise, die mir sehr viel Freude bereitet hat.

    5 Sterne und ich kann dieses Buch wirklich nur weiterempfehlen.

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    Dich schaff ich auch noch - Angelika Schwarzhuber :study:

  • Nach Madame Curie und Dian Fossey widmet sich Susanna Leonard in ihrer neuen Romanbiografie Anna Cohen Kopchovsky, die als Annie Londonderry berühmt wird.


    Was ist Annies Verdienst?


    Sie hat es 1894/95 als erste Frau geschafft, binnen 15 Monaten die Welt mit dem Fahrrad zu umrunden. Ausgangspunkt ist eine Wette unter Männern, bei der der eine den Frauen nichts zutraut, sondern sie hinter den Herd und zwischen den zahlreichen Kindern sehen wollen, und der andere eine gänzlich konträre Meinung dazu hat.


    Wer ist nun diese Anna Cohen Kopchovsky, die als Annie Londonderry Geschichte schreiben wird?


    Anna ist knapp 22 Jahre alt, Jüdin und lebt mit ihrem Mann, dem Hausierer Simon Max Kopchovsky und drei kleinen Kindern in einem jüdischen Ghetto auf sehr beengtem Raum und muss neben Haushalt und Kinderbetreuung noch Geld mit dem Verkauf von Werbeanzeigen dazuverdienen, da Max ein schlechter Geschäftsmann ist, der sich leicht übers Ohr hauen lässt. Nebenbei hält sie den Ärger mit der Mischpoche, mit der sie die winzige Wohnung teilen muss, nicht mehr aus. Als jüngste, muss sie die Launen und die Faulheit ihrer Schwägerin ertragen.


    Als sie von der Wette hört, bewirbt sie sich sofort, verlässt die Familie und begibt sich auf die Reise. Dabei kann Anna zunächst nicht einmal radfahren. Die Bedingungen der Wette sind hart und nicht einmal gerät sie in Lebensgefahr. Wie zu erwarten, trifft sie neben Menschen, die ihr Übles wollen auch solche, die ihr weiterhelfen.

    Als lebende Litfaßsäule radelt Anna Cohen Kopchovsky, nun unter dem Namen Annie Londonderry, rund um die Welt. Londonderry ist der Name eines Mineralwasser-Herstellers.


    Meine Meinung:


    Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Wir Leser erfahren einiges über Fahrräder, die ursprünglich nur in einer Männerausführung produziert worden sind und sehr schwer waren, sowie über die Vorbehalte der Amerikaner. In Europa ist man da schon weiter. In Frankreich wird sie von Mitgliedern der Fahrradclubs gefeiert und auf ihrer Fahrt nach Marseille begleitet.


    Wir lesen Annies Tagebucheintragungen, denn ein penibel geführtes Logbuch ist eine der zahlreichen Bedingungen, und blicken den daheimgebliebenen Wettvätern über die Schulter, wenn sie in den Zeitungsberichte blättern. Da Annie ihren Lebensunterhalt auf der Reise selbst verdienen muss, hält sie Vorträge und gibt Interviews, die manchmal ein wenig an Münchhausen erinnern.


    Immer wieder gibt es einen Schwenk ins Jahr 1940 und in ein katholisches Kloster. Hierin hat sich ihre Tochter Mollie zurückgezogen, die sich seinerzeit von ihrer Mutter verlassen gefühlt hat.


    Auf welcher Route Annie Londonderry die Welt mit ihrem Fahrrad umrundet hat, müsst ihr, wie ihren inneren Kampf, weiterzumachen, selber lesen.


    Die Autorin hat geschickt Fakten und Fiktion miteinander verknüpft, was sie auch im Nachwort erwähnt.


    Ich habe vor einiger Zeit den biografischen Roman on Simona Baldelli gelesen, der das Leben der Alfonsina Strada (1891-1959) zum Inhalt hat. Alfonsina hat mit 13 Jahren das Radfahren für sich entdeckt und will unbedingt den Giro d’Italia zu fahren. Auch diesen Roman kann ich empfehlen.


    Fazit:


    Gerne gebe ich dieser lebendig erzählten Romanbiografie 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)

  • Leider ist von ihrer Geschichte vieles nicht nachprüfbar und oft auch unwahrscheinlich, weshalb vieles was sie selbst wiedergegeben hat, auch Fiktion sein dürfte.

    Aber das dürfte dem Lesevergnügen nicht im Wege dstehen.

    Damals war immer noch eine harte Zeit für Frauen.


    Das Buch über Alfonsia Strada kann ich auch empfehlen.