Eva Reichl - Rachedorf

  • Klappentext


    Diana Heller beobachtet vom Fenster ihrer Wohnung aus den Überfall auf einen jungen Mann. Die Angreifer sind in der Überzahl. Als Diana auf die Straße rennt, um dem Opfer zu helfen, brennt es lichterloh. Der Mann stirbt, die Angreifer sind verschwunden. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf, doch die Täter wissen, dass es eine Zeugin gibt, die sie identifizieren kann. Um das zu verhindern und um ihre Freiheit zu erhalten, ist ihnen jedes Mittel recht. Ein ungleicher Kampf beginnt.



    Autorin


    Eva Reichl wurde in Kirchdorf an der Krems in Oberösterreich geboren und lebt mit ihrer Familie im Mühlviertel. Neben ihrer Arbeit als Controllerin schreibt sie überwiegend Kriminalromane. Mit ihrer Mühlviertler-Krimiserie rund um Chefinspektor Oskar Stern und den Thrillern mit Diana Heller verwandelt sie ihre Heimat, das wunderschöne Mühlviertel, in einen Tatort getreu dem Motto: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Böse liegt so nah.



    Meine Meinung


    Diana Heller wird von ihrem Zimmerfenster aus Zeugin eines Überfalls auf Amir Saidi. Drei junge Männer haben ihn angepöbelt, angegriffen und ihn dann angezündet. Amir hat in Afghanistan als einziger aus seiner Familie einen Anschlag überlebt. Hier hier stirbt er nun, weil junge Neonazis es so wollen – unvorstellbar! Diana schildert diesen Vorfall der Polizei und es werden Phantombilder der Männer erstellt. Dann erhält sie einen Drohbrief der Täter. Aber da es keine weiteren Zeugen gibt, steht Chefinspektor Gerhard Köchner von LKA Oberösterreich ihren Schilderungen äußerst kritisch gegenüber. Diana ist erst vor kurzem nach Linz gezogen, sie hatte aus der Vergangenheit einiges zu bewältigen und ist in Therapie. Zufällig lernt sie dort im Hausflur einen netten jungen Mann kennen und als sie dieser nach einem ersten Kennenlerntreffen nach Hause bringt, wird dieser ebenfalls von besagtem Trio angepöbelt. Auch hier muß es Diana mit ansehen, aber bis sie zum Schauplatz kommt, sind alle vier spurlos verschwunden. Mathias haben sie als Geisel mitgenommen und auch dieses Mal gibt es keine Zeugen. Erst als Diana Videomaterial über die Gefangennahme von Mathias zugespielt wird, greift Köchner tatkräftig ein. Nur damit ist die Sache nicht ausgestanden. Mehr Details möchte ich nicht verraten, nur soviel – es bleibt spannend.



    Ich hatte Band 1 nicht gelesen, aber die richtige Reihenfolge wäre hier sinnvoll gewesen. Die Autorin läßt zwar wichtige Informationen hierzu einfließen, allerdings hätte ich mir Vorwissen an etlichen Stellen gewünscht. Dabei denke ich vor allem an die Aspekte rund um den Tod ihres Mannes und ihrer Familie/Herkunft. Ich hätte mir dann die psychische Situation, in der sich Diana befand, besser vorstellen können. Sehr realistisch wurde die ständige Bedrohung und Beobachtung durch die Gruppe beschrieben, und dem gegenüber ihre Ängste, das Ausgeliefertsein und ihre absolute Hilflosigkeit. Das Finale fand ich zwar schlüssig, wirkte auf mich aber doch überzogen.


    Die Autorin schreibt auf jeden Fall packend, rasant und man fiebert als Leser bis zum Ende mit. Wer gerne spannende Regionalkrimis liest, dem wird dieses Buch mit Sicherheit gefallen. Ich werde auf jeden Fall Band 1 noch lesen!

  • Wow, beklemmend und spannend bis zur letzten Seite - Albtraum - Linz bei Nacht


    Nach dem Tod ihres Mannes Oliver vor 3 Jahren hat Diana Heller ihr kleines Dorf hinter sich gelassen und versucht in Oberösterreichs Hauptstadt Linz, ihr Leben neu zu ordnen.

    Doch das scheitert grandios als sie eines Nachts von ihrem Fenster aus beobachtet, wie drei Männer offensichtlich grundlos auf einen vierten losgehen. Sie eilt dem Überfallenen zu Hilfe, doch sie kann nichts mehr für den Mann tun: Die drei Angreifer haben in mit Benzin übergossen, angezündet und fliehen. Zurück bleibt Diana mit dem Sterbenden, dieselbe Situation wie damals mit Oliver.


    Die Polizei leitet Ermittlungen ein, scheint aber, da es sich beim Toten um einen afghanischen Asylwerber handelt, nicht den nötigen Eifer an den Tag zu legen. Auch Diana selbst gilt bei Chefinspektor Köchner, wegen ihrer Vorgeschichte und weil sie therapeutische Hilfe in Anspruch nimmt, als wenig vertrauenswürdig.


    Die Täter hingegen wissen, dass Diana sie wiedererkennen könnte, und setzen alles daran, die Frau einzuschüchtern. Da kommt ihnen Matthias, eine Zufallsbekanntschaft Dianas gerade recht. Matthias wird entführt und mit einem brutalen Video versuchen die Täter Diana mundtot zu machen. Dieses Video ist es dann auch, dass Köchner aufrüttelt. Doch die Zeit läuft allen davon.


    Meine Meinung:


    Schon der Vorgänger „Todesdorf“ ist ein fesselnder Thriller. Doch dieses Buch hier übertrifft ihn noch.


    Wir erleben diesen Thriller aus unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst aus der Sicht des spätern Opfers, des Afghanen, dann dürfen wir in die Köpfe der Täter, die der Neonazi-Szene in Linz zuzurechnen sind, schlüpfen und an Dianas Gedanken und Gefühlen teilhaben. Eine komplexe und explosive Mischung also.


    Wir Leser sind den Ermittlern immer ein, zwei Schritte voraus, was die Spannung bis ins Unerträgliche steigert. Wird es gelingen, wenigstens Diana zu retten? In einem fulminanten Showdown wird auch der Grund für den Titel des Thrillers offensichtlich. Eine Art Wiedergutmachung wegen der Bösartigkeiten eines Dorfes im Vorgänger?


    Obwohl es durchaus möglich ist, „Rachedorf“ ohne Kenntnis von „Todesdorf“ zu lesen, empfehle ich dringend die richtige Reihenfolge einzuhalten. Eva Reichl bringt immer wieder die Eckdaten in Erinnerung, doch die ganze Tragödie erschließt sich besser, Band eins zu kennen.


    Der Schreibstil ist fesselnd, manchmal verstörend und sehr realistisch. Die ständige Bedrohung, Dianas Ängste und die Hilf- und Machtlosigkeit fühlen sich ziemlich authentisch an.


    Wer es nicht ganz so rasant möchte, dem darf ich Eva Reichls Reihe rund um Chefinspektor Oskar Stern empfehlen, die im oberösterreichischen Mühlviertel spielt.


    Fazit:


    Ein Thriller, der bis zur letzten Seite fesselt und die Abgründe so mancher Menschen offenbart. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)