Nimmt die Genderfrage in zeitgenössischen Romanen zu viel Raum ein?

  • Nimmt die Genderfrage in zeitgenössischen Romanen zu viel Raum ein? 36

    1. Ich finde, es wird in Romanen zu viel über Gender und Queerness geschrieben (17) 47%
    2. Ich mag es, wenn die Genderthematik in die Handlung von Romanen integriert wird (12) 33%
    3. Das Thema kommt noch viel zu selten vor, denn es gehört genauso zum alltäglichen Leben wie Heterosexualität (12) 33%

    „Gefühlt jeder Roman, der etwas auf sich hält, widmet sich auf irgendeine Weise unbedingt auch der Genderfrage. Natürlich, ebenfalls ein wichtiges Thema. Aber weshalb immer alles auf einmal?“


    Dieser Satz bezieht sich auf einen Roman, in dem die Hauptperson eigentlich ganz andere Probleme hat, von denen die Geschichte handelt. Sie stellt sich aber - als eine Folge der Ereignisse - auch die Frage, ob sie sich weiblich, männlich oder non-binär definiert.


    Nun würde mich interessieren, ob ihr das auch so seht, dass derzeit die "Genderfrage", also das Thema unterschiedlicher (queerer) Identitäten, in Büchern zu viel Raum einnimmt. Stimmt das überhaupt, ist es vielleicht einfach eine Frage der Perspektive oder wie sehr ihr das?


    Meine Meinung dazu schreibe ich hier nicht, um eure Antworten nicht von vorneherein zu beeinflussen. Ihr könnt sie aber auf meinem Blog finden und natürlich gerne auch hier oder dort diskutieren.

  • Nun würde mich interessieren, ob ihr das auch so seht, dass derzeit die "Genderfrage", also das Thema unterschiedlicher (queerer) Identitäten, in Büchern zu viel Raum einnimmt. Stimmt das überhaupt, ist es vielleicht einfach eine Frage der Perspektive oder wie sehr ihr das?

    Ich persönlich halte ja von diesem ganzen Genderwahnsinn rein gar nichts und mir ist auch noch nie aufgefallen, dass in Büchern gegendert wird. :shock: Da lese ich wahrscheinlich andere Bücher als Du :lol: Gendern in Büchern wäre für mich ein Ausschlusskriterium.

    Die Vorstellung, dass es so etwas wie Karma tatsächlich gibt, hat irgendwie etwas Beruhigendes. (Unbekannt)

  • Es kommt mehr auf Qualität als auf Quantität an. Wenn jedes Ermittlerteam im Krimi inzwischen eine Quoten-Lesbe oder andere queere Figur dabei hat, kann das leicht wirken, als würde allein ein Markt bedient. Die Figur an sich muss selbst auch überzeugen.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Nun würde mich interessieren, ob ihr das auch so seht, dass derzeit die "Genderfrage", also das Thema unterschiedlicher (queerer) Identitäten, in Büchern zu viel Raum einnimmt. Stimmt das überhaupt, ist es vielleicht einfach eine Frage der Perspektive oder wie sehr ihr das?

    Ich lese wahrscheinlich auch die falschen Bücher, denn mir ist das noch nicht weiter aufgefallen.

    Bei Zeitungen und Fernsehsendungen geht mir ehrlich gesagt dieses gegendere einfach nur auf die Nerven und meist stört es den Lesefluss oder das Hören einfach nur.

    Und wie jemand gesagt hat nützt mir das als Frau recht wenig, wenn ich im gleichen Beruf viel weniger als ein Mann verdiene. Ich persönlich bevorzuge lieber das generischen Maskulinum.

    In meinem Regal gibt es eine Verschenkrubrik und wer ein Buch davon möchte kann es haben.

  • Es geht nicht ums Gendern, sondern um das Thema Gender/Geschlecht/Identität. Die Kritik im Ausgangssatz und darauf aufbauend meine Frage ist: Stimmt es (für dich), dass Themen wie Queerness, verschiedene Geschlechts-Identitäten und was damit zusammenhängt, neuerdings zu oft in Romanen, die sich nicht speziell dieser Thematik widmen, mitbehandelt werden?

  • Ich bin eher neugierig darauf, welchen Einfluss diese Person auf die Handlung oder die Beziehungen darin haben wird. Zu dem Thema frand ich Frans de Waal sehr hilfreich, der anschaulich beschrieb, wie stark sich sein Forschungsthema verändert hat, seit zusätzlich zu "typischen" Männern Frauen und schmächtige Asiaten forschen und neuerdings auch auf Kongressen gehört werden. Dass muss ja eine 180°-Wende gewesen sein. Ebenso klingt Bugnyar, der sachlich feststellt, dass seine Wissenschaft erst schwule Team-Mitglieder haben musste, bevor in der Forschung homosexuelle Beziehungen von Tieren wahrgenommen wurden. Wahrnehmung setzt also zunächst Teilhabe/Vorkommen voraus.


    Mir fällt zum Thema eher auf, dass es offenbar eine woke, vorauseilende Buchkritik in den Sozialen Medien gibt, die Bücher allein danach beurteilt, dass queere Figuren darin vorkommen, ohne Qualitätskriterien für das Genre. Ein Buch, das in seinem Genre nicht überzeugt oder das ich für mein gewünschtes Ziel nicht einsetzen kann (Nachhilfe, Geschenk, Krankenbesuch) wird durch queere Figuren aber nicht rausgerissen. Wir hatten hier mal das Thema von Kinderbüchern, in denen die queeren Figuren Tiere sind. Sie werden allgemein sehr gelobt ... Wenn mein Kind vom dritten Lebensjahr an keine Tiergeschichten mehr vorgelesen haben möchte, nützt mir das queere Tier jedoch nichts und menschliche Figuren fehlen zur Identifikation.

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  • Mir fällt zum Thema eher auf, dass es offenbar eine woke, vorauseilende Buchkritik in den Sozialen Medien gibt, die Bücher allein danach beurteilt, dass queere Figuren darin vorkommen, ohne Qualitätskritierien für das Genre.

    So etwas entsetzt mich richtig :shock:


    Ich habe nichts gegen queere Menschen, ich habe in meinem Lebensumfeld zwei Männer welche jetzt glücklich als Frauen leben. Und das schon seit 2008. Da hat sich keiner dran gestört, warum auch. Soll doch jeder nach seiner Fasson selig werden.

    Was mich nur nervt, ist, dass diese ganze Thematik welche persönlich ja nur sehr wenige Menschen betrifft irgendwann extrem in den Vordergrund gerückt wurde und nun allen Leuten in vielen Lebensbereichen ständig aufgezwungen wird, egal ob man sich dafür interessiert oder nicht. Genau wie Veganismus. Wie gesagt, soll jeder leben und machen was er möchte aber nicht andere ständig missionieren wollen. Und wenn man dann nicht der Meinung der lauten woken Community ist welche über alles Mögliche dauerempört ist, ist man gleich transphob, rechts und was weiss ich nicht alles. Für diese Menschen existiert leider nur schwarz oder weiss aber so ist das Leben nicht. Scheinbar ist das Alles nun auch schon bei Büchern angekommen, das finde ich schlimm.

    In PC-Spielen ist das leider inzwischen auch schon Thema, ich sage nur "Hogwarts Legacy".


    Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Mir selbst ist das in Büchern allerdings noch nie aufgefallen, solche Bücher würde ich auch nicht lesen wollen.

    Die Vorstellung, dass es so etwas wie Karma tatsächlich gibt, hat irgendwie etwas Beruhigendes. (Unbekannt)

  • Genau dazu habe ich meine Ansicht in meinem Blogbeitrag formuliert. Ganz kurz gefasst: Sieh dir das mal aus der anderen Perspektive an: So wenige Menschen sind das erst mal gar nicht, die nicht dem heteronormativen Muster entsprechen. Und wir lesen immer und überall über Beziehungen zwischen Männern und Frauen. Uns wird das auch aufgezwungen, wenn du so magst. Missionieren passt hier auch nicht wirklich, denn Menschen sind wie sie sind, sie lassen sich nicht umdrehen/missionieren.

  • Ich persönlich finde es gut, wenn das Thema in Büchern aufgegriffen wird ... je natürlicher, desto besser. Das heißt für mich, die Charaktere müssen glaubhaft sein, in die Handlung passen und ihre Aktionen dürfen nicht nur durch dieses Thema gerechtfertigt werden.

    Leigh Bardugo macht das, meiner Meinung nach, zB sehr gut. Da gibt es zB eine Liebesgeschichte, die zwischen zwei Männern stattfindet, aber es ist eben nicht Thema, dass es ein homosexuelles Paar ist. Ich hoffe, man versteht, was ich meine.


    In meinem Freundes- und Verwandtenkreis gibt es auch homosexuelle Paare, deshalb finde ich es nur natürlich, dass solche auch in Büchern vorkommen. Warum auch nicht? Es ist aber für mich auch kein Ausschlusskriterium, wenn nichts zu dem Thema im Buch zu finden ist. Wie gesagt, es muss zum Inhalt passen.


    Bücher ganz speziell zu dieser Thematik finde ich auch interessant, lese ich allerdings gar nicht so oft. Ich persönlich finde es schöner, wenn es sich einfach in die Handlung einfügt, ohne großes Tamtam.


    Kinderbücher bzw Bilderbücher zu dem Thema leihen wir auch immer wieder aus der Bücherei aus, aber auch da gibt es gute und schlechte. Aufgesetzte, moralische Handlungen finde ich eher doof.

    Derzeit haben wir zB ein Bilderbuch da, in dem verschiedene Einschlafrituale gezeigt werden und da gibt es neben heterosexuellen Eltern auch homosexuelle, Alleinerziehende usw.. Finde ich gut. Bei Bedarf kann man darüber sprechen, ansonsten fügt es sich ganz natürlich ein. Da meine Tochter homosexuelle Paare kennt, hat sie bisher noch nicht nachgefragt.

  • Und wir lesen immer und überall über Beziehungen zwischen Männern und Frauen. Uns wird das auch aufgezwungen, wenn du so magst.

    :shock:



    Da ich aber diese Art Bücher welche Du in Deiner Frage meintest, eh nicht lese oder kenne, kann ich da auch ja nichts Konkretes zu sagen. Von daher bin ich hier eh erstmal raus aus der Diskussion. Ich wünsche Dir, dass Du von anderen Usern für Dich bereichernde und erhellende Antworten auf Deine Frage bekommst ! :winken:

    Die Vorstellung, dass es so etwas wie Karma tatsächlich gibt, hat irgendwie etwas Beruhigendes. (Unbekannt)

  • Was mich nur nervt, ist, dass diese ganze Thematik welche persönlich ja nur sehr wenige Menschen betrifft irgendwann extrem in den Vordergrund gerückt wurde und nun allen Leuten in vielen Lebensbereichen ständig aufgezwungen wird, egal ob man sich dafür interessiert oder nicht. Genau wie Veganismus. Wie gesagt, soll jeder leben und machen was er möchte

    Genau das ist der Punkt. Jeder soll leben können wie er möchte, solange es Dritten nicht schadet. Und genau das ist für viele queere Menschen nicht möglich und daher braucht es unter anderem Sichtbarkeit, um auch der heterosexuellen Norm die Lebenrealität von queeren Menschen nahezubringen. (Übrigens wollen Tiere auch leben, denen als Dritte geschadet wird, daher Veganismus, ist aber ein anderes Thema)


    Wenn queere Themen passend in den Romanen integriert sind, finde ich das absolut in Ordnung. Mir ist aber auch wichtig, dass wenn es vorkommt, nicht nur mit den gängigen Klischees gearbeitet wird.

    Mir fällt es aber auch schwer zu verstehen, warum man einen Roman ablehnen sollte, nur weil eine queere Person zum Beispiel Protagonist ist oder eine queere Person nur am Rande vorkommt, wenn der Roman sonst gut ist.


    Mir fällt zum Thema eher auf, dass es offenbar eine woke, vorauseilende Buchkritik in den Sozialen Medien gibt, die Bücher allein danach beurteilt, dass queere Figuren darin vorkommen, ohne Qualitätskriterien für das Genre.

    Das finde ich auch schade. Man darf nur nie vergessen, dass es viele queere Menschen gibt, die nicht laut sind und/oder sich nicht von dieser Bubble repräsentiert fühlen.

  • Und wir lesen immer und überall über Beziehungen zwischen Männern und Frauen. Uns wird das auch aufgezwungen, wenn du so magst.

    :shock:



    Da ich aber diese Art Bücher welche Du in Deiner Frage meintest, eh nicht lese oder kenne, kann ich da auch ja nichts Konkretes zu sagen. Von daher bin ich hier eh erstmal raus aus der Diskussion. Ich wünsche Dir, dass Du von anderen Usern für Dich bereichernde und erhellende Antworten auf Deine Frage bekommst ! :winken:

    Welche Art Bücher denkst du denn, dass ich meine? Ich meine einfach durchschnittliche Romane, Gesellschaftsromane, Jugendromane, Krimis - whatever. Und immer und überall geht es doch irgendwo auch um Beziehungen oder zwischenmenschliche Kontakte, wie man sie im Alltag lebt. Und diese waren lange Zeit eben auf Kontakte, Gefühle, Knistern, Eheschließungen ... zwischen Männern und Frauen beschränkt und sind es in der Überzahl nach meinem Empfinden immer noch. Im Leben aber gibt es ja auch andere Beziehungen. Und diese sollten, so wünsche ich mir das (und so versuche ich es auch in meinen eigenen Büchern umzusetzen) ganz "normal" in die Geschichten und die Handlung einfließen.

  • Stimmt es (für dich), dass Themen wie Queerness, verschiedene Geschlechts-Identitäten und was damit zusammenhängt, neuerdings zu oft in Romanen, die sich nicht speziell dieser Thematik widmen, mitbehandelt werden?

    Es kommt mir so vor, dass es in letzter Zeit sehr viele Bücher speziell über diese Themen gibt. Ich lese sie nicht, weil sie mich nicht interessieren. Wenn in einen Roman queere Figuren integriert sind, die glaubwürdig in die Handlung passen und nicht wegen ihrer "Queerness" im Mittelpunkt stehen, habe ich damit kein Problem.

    Und wir lesen immer und überall über Beziehungen zwischen Männern und Frauen.

    Das finde ich nun gar nicht. Ich lese viele skandinavische Romane und gerade dort kommen immer Paare und Familien vor, die nicht ins klassische Mann & Frau & Kind(er)-Schema passen: homosexuelle oder lesbische Paare, Patchworkfamilien etc.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
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    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • nijuras

    Ich könnte jetzt hier endlos grundsätzliche Denkweisen diskutieren aber ich denke, wir kämen da a) auf keinen gemeinsamen Nenner und b) ist das hier auch nicht der richtige Ort dafür.


    Nur ganz kurz noch:


    Mir fällt es aber auch schwer zu verstehen, warum man einen Roman ablehnen sollte, nur weil eine queere Person zum Beispiel Protagonist ist oder eine queere Person nur am Rande vorkommt, wenn der Roman sonst gut ist.

    Damit hätte ich kein Problem. Irgendeinen Krimi habe ich letztens gelesen, da war ein Kommissar auch homosexuell. Das stört mich null.

    Ich dachte da eher so an Bücher wo dieses Thema generell nur im Vordergrund steht.


    Man darf nur nie vergessen, dass es viele queere Menschen gibt, die nicht laut sind und/oder sich nicht von dieser Bubble repräsentiert fühlen.

    Ist das nicht schlimm ? Ich kenne mehrere homosexuelle Menschen welche diese "Schreihälse" auch ablehnen und mit dieser Bubble auch gar nichts zu tun haben wollen. Umso schlimmer ist es auch, dass diese Leute der eigentlichen Zielgruppe doch eher schaden als nützen.

    Zitat eines homosexuellen Kollegen: "Ich mache meine Sexualität doch nicht zum allgemeinen Tagesthema und trage diese auch nicht wie eine Torte vor mir her".


    Im Übrigen habe ich mal dieses Buch gelesen, das hatte mir meine Schwester geliehen.

    Das kann ich nur empfehlen. Das ist ein Beispiel wo keine erhobenen Zeigefinger und/oder Geschrei enthalten sind.

    Die Vorstellung, dass es so etwas wie Karma tatsächlich gibt, hat irgendwie etwas Beruhigendes. (Unbekannt)

  • Mir fällt zum Thema eher auf, dass es offenbar eine woke, vorauseilende Buchkritik in den Sozialen Medien gibt, die Bücher allein danach beurteilt, dass queere Figuren darin vorkommen, ohne Qualitätskriterien für das Genre.

    Das ist völliger Unsinn (und auch überhaupt nicht der Sache dienlich).


    Ich finde es spannend, über andere Lebensentwürfe, sexuelle Orientierungen, Beziehungsformen in Romanen zu lesen, egal ob das Thema selbst im Mittelpunkt des Buches steht oder einfach so nebenher einfließt. Es stört mich nur dann, wenn ich das Gefühl habe, belehrt zu werden oder aber, dass da nun eine Quoten-Queer-Person eingeführt wird, weil das jetzt gerade so Mode ist.

  • Ich kenne mehrere homosexuelle Menschen welche diese "Schreihälse" auch ablehnen und mit dieser Bubble auch gar nichts zu tun haben wollen. Umso schlimmer ist es auch, dass diese Leute der eigentlichen Zielgruppe doch eher schaden als nützen.

    Dem stimme ich zu. Einer unserer Söhne und seine Lebensgefährtin sind mit einem homosexuellen Ehepaar in ihrer Wohnanlage befreundet. Diese beiden Männer führen eine ganz normale Ehe, sind beide berufstätig und treffen sich mit Freunden. Sie legen keinen Wert auf Regenbogenfahnen, "schrille" Auftritte wie z.B. beim CSD und entsprechen in keiner Weise den "Schwulen-Klischees".

    Sie tragen ihre Sexualität nicht demonstrativ vor sich her, sondern wollen einfach nur wie alle anderen Paare auch - in Ruhe und Frieden leben.

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  • Zitat eines homosexuellen Kollegen: "Ich mache meine Sexualität doch nicht zum allgemeinen Tagesthema und trage diese auch nicht wie eine Torte vor mir her".

    Hier geht es aber nicht nur darum, ob Person X das offen ausleben möchte oder nicht, sondern darum, ob sie es auch kann. Ja, es schockiert mich, wenn ich Erzählungen höre von jungen homosexuellen Paaren, die überlegen, wo sie Urlaub machen können ohne sich als "nur Freunde" ausgeben zu müssen. Es erschreckt mich, wenn eine Kommilitonin (eine Transfrau) mir erklärt, dass sie bestimmte Städte in Deutschland meidet, weil sie Angst hat, körperlich attackiert zu werden.

    Und Fakt ist nunmal, dass man als heterosexuelle Person seine Sexualität wie eine Torte vor sich hertragen kann, ohne Ablehnung und im schlimmsten Fall Diskriminierung und Gewalt (nur aufgrund der Heterosexualität) ausgesetzt zu sein.

  • Ich persönlich finde es gut, wenn das Thema in Büchern aufgegriffen wird ... je natürlicher, desto besser. Das heißt für mich, die Charaktere müssen glaubhaft sein, in die Handlung passen und ihre Aktionen dürfen nicht nur durch dieses Thema gerechtfertigt werden.

    So sehe ich das auch - meistens.


    In Deutschland sind viele (längst nicht alle) Menschen vergleichsweise tolerant und lassen andere Menschen so leben, wie es sie eben glücklich macht; in anderen Ländern / Gesellschaften gibt es noch stärkere Tabus hinsichtlich diverser Identitäten und Lebensentwürfe. Wenn ich z.B. an Ostasien denke, finde ich solche Romane wie diesen, in dem eine Mutter sich mit dem Lesbischsein ihrer Tochter auseinandersetzt, durchaus notwendig und wüsste nicht, wie und warum man das Thema nur am Rande und nicht auch ganz explizit behandeln sollte. Es steht dann ja auch i.d.R. im Klappentext und wer sich nicht dafür interessiert, braucht das Buch einfach nicht zu lesen.


    Kim Hye-jin, die neue literarische Entdeckung aus Südkorea, erzählt die Geschichte einer Frau, deren Weltbild angesichts des queeren Lebensentwurfs ihrer Tochter aus den Fugen gerät.

    Seit Jahren teilen Mutter und Tochter wenig mehr als ein wortkarges Mittagessen pro Woche. Zwischen ihren Nudelschalen türmt sich ein Berg aus Ungesagtem. Die Mutter, Pflegerin im Seniorenheim, führt ein unauffälliges, bescheidenes Leben. Ihre Tochter Green hat einen anderen Weg gewählt: Sie hat keinen Mann, kaum Einkommen und liebt eine Frau. Als das Paar bei der Mutter einziehen muss, prallen die radikal verschiedenen Lebensentwürfe aufeinander.

    Mit großer Sensibilität und sanfter Wucht ergründet Kim Hye-jin die Ängste einer Generation, die sich dem selbstbestimmten Leben ihrer Kinder stur in den Weg stellt. Ein notwendiger Roman über die Enge und Starrheit von Tradition und die Möglichkeit zum Wandel.

    Quelle: amazon.de

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  • Interessant wäre noch, von wem das Eingangszitat stammt. Müssen wir uns diese Einschätzung überhaupt "anziehen"?

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Interessant wäre noch, von wem das Eingangszitat stammt. Müssen wir uns diese Einschätzung überhaupt "anziehen"?

    Müssen wir natürlich nicht. Aber mich interessiert das schon, ob dies nur eine einzelne (bzw. zwei einzelne) Meinung einer Rezension ist (es ging da um eines meiner Bücher, also keine großen Namen auf beiden Seiten) - oder ob das vielen Leser*innen so geht.