Jessie Burton - Das Haus an der Herengracht / The House of Fortune

  • Kurzmeinung

    kleine_hexe
    Vielschichtiger historischer Roman
  • Kurzmeinung

    Tine13
    Eine geheimnisvolle Geschichte aus Amsterdam
  • Klappentext

    Amsterdam, 1705: Thea Brandt ist gerade achtzehn geworden und will endlich tun und lassen, was sie will. Sie liebt das Theater und nach den Vorstellungen besucht sie heimlich ihren Geliebten, Walter, den Kulissenmaler der Schouwburg. Doch als Tochter einer verarmten Kaufmannsfamilie, die nach und nach ihren Hausrat verkaufen muss, um sich über Wasser zu halten, wird von Thea erwartet, „eine gute Partie“ zu machen. Auf einem Ball stellt ihre Tante ihr Jacob van Loos vor, einen wohlhabenden Sohn aus gutem Hause. Eine Heirat mit ihm würde Thea nicht nur vor einem Leben in Armut bewahren, sondern ihr und ihrer Familie auch einen Platz in der feinen Gesellschaft sichern, der ihr bislang verwehrt war – Thea ist unehelich und hat auffallend dunkle Haut. Thea muss sich entscheiden: Rettet sie ihre Familie – oder folgt sie ihrem Herzen?


    Über die Autorin

    Jessie Burton, 1982 in London geboren, hat Englisch und Spanisch in Oxford sowie Schauspiel an der Central School of Speech and Drama studiert. Ihr erster Roman Die Magie der kleinen Dinge (2014) wurde mehrfach ausgezeichnet, derzeit wird er von BBC One fürs Fernsehen verfilmt. 2016 erschien ihr neuer Roman Das Geheimnis der Muse. Ihre Bücher wurden in 38 Sprachen übersetzt und sind internationale Bestseller. Jessie Burton lebt in London.


    Mein persönliches Fazit

    Ich habe erst im Laufe des Buches bemerkt, dass es sich um eine Fortsetzung zu einem anderen Buch handelt. Im Großen und Ganzen kann man das Buch aber auch recht problemlos ohne Vorwissen lesen. Lediglich an einigen wenigen Stellen fehlten mir die Informationen aus dem ersten Band.


    Zu Beginn war ich ehrlicherweise nicht so sehr begeistert von der Geschichte. Thea erscheint als hochnäsige und rechthaberische Göre, die sehr in ihrer eigenen Welt lebt. Der Rest des Haushalts ist im Grunde damit beschäftigt, den Schein einer vornehmen Kaufmannsfamilie zu wahren - mal mehr und mal weniger erfolgreich. Die finanzielle Situation ist prekär, das Ansehen stark angeschlagen. Die Familie Brandt befindet sich auf dem absteigenden Ast der Amsterdamer Gesellschaft. Es werden viele Geheimnisse gewahrt, die Vergangenheit soll um Himmels Willen bitte auch Vergangenheit bleiben. Das fand ich nach einiger Zeit dann doch ziemlich ermüdend. Ich hatte den Eindruck, alles dreht sich im Kreis und es werden die ewig gleichen Dinge besprochen.


    Gut gelungen ist der Autorin für meinen Geschmack aber von Anfang an die Atmosphäre im Hause Brandt und die Darstellung der feineren Gesellschaft. Man spürt den Druck, unter dem die Familie steht. Ihren Wunsch nach einer Rückkehr zu einem normalen Leben, zu Ansehen. Die Trostlosigkeit der Räume, das Schweigen aller Beteiligten untereinander, das sparsame Leben. Wie sehr es letztlich auf eine "gute Herkunft" ankommt, auf gute Beziehungen und die äußere Darstellung.


    Und dann nimmt das Buch plötzlich Fahrt auf. Thea durchläuft - gezwungenermaßen - eine Wandlung und beginnt vieles mit anderen Augen zu sehen. Auch Nella, Theas Tante und eine weitere sehr zentrale Figur in diesem Drama, beginnt ihr Handeln zu hinterfragen. Plötzlich wird die Geschichte mitreißend, die Figuren bekommen mehr Tiefe. Und jetzt hat man als Leser auch die Chance hinter diese Fassade des Schweigens zu schauen, Beweggründe zu erkennen und einzelne Handlungen einzuordnen oder zu bewerten. Und ganz unwillkürlich drückte ich dieser gebeutelten Familie ganz fest die Daumen, dass sie ganz am Ende doch noch zueinander finden.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Jessie Burton - Das Haus an der Herengracht“ zu „Jessie Burton - Das Haus an der Herengracht / The House of Fortune“ geändert.
  • Welchen Weg wählst du? Diese alles entscheidende Frage steht im Mittelpunkt dieses fulminanten Romans um die junge Thea im Amsterdam im beginnenden 18. Jahrhundert. Soll sie den Weg der Liebe zu einem Mann oder den Weg der Liebe zu ihrer Familie und damit die scheinbare Aufgabe des eigenen persönlichen Glückes wählen? Den Weg der scheinbaren finanziellen Sicherheit für alle oder den der ungewissen Zukunft? Und gibt es vielleicht noch Wege, die Thea gerade noch nicht sehen kann?

    Der Autorin Jessie Burton gelingt es auf besondere Art und Weise die Leser*innen am Leben und den Entscheidungen der Charaktere teilhaben zu lassen und ihnen gleichzeitig ein Gefühl für die damalige Zeit und die damit zusammenhängenden gesellschaftlichen Traditionen zu vermitteln. Mensch fühlt sich beim Lesen den Charakteren sehr schnell nahe, wie als ob mensch direkt dabei wäre. Gerne mehr davon.

  • Tolles Cover ...


    Thea ist gerade 18 Jahre alt geworden und hat eine dunkle Haut. Sie kommt aus einer Kaufmanns-Familie, die einst reich war und nun nach und nach alles verkaufen muss. Total verarmt müsste sie jetzt eigentlich einen reichen Mann (Jacob van Loos) heiraten. Doch eigentlich mag sie ihren heimlichen Geliebten (Walter, Kulissenmaler) nicht aufgeben.


    Es wurde zwar viel erklärt, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, ich hätte den ersten Band lesen sollen, damit ich alles verstanden hätte. Allerdings hab ich das zu spät bemerkt.


    Das Cover gefällt mir sehr gut. Es passt wunderbar für diesen zeitgeschichtlichen Roman. Die „vergangene Zeit“ in der Geschichte fand ich gut eingefangen. Leider hatte das Buch dann einige Längen, so dass das auslesen erschwert wurde. Und hätte ich das Buch nicht bei Vorablesen gewonnen, hätte ich es nicht ausgelesen. Ich hab sehr lange dafür benötigt.


    Der Schreibstil war gut, so dass ich dachte, ich würde das Buch gerne lesen. Aber es war die Geschichte, die dann entsprechende Längen vorwies und die mir nicht so gut gefiel. Zudem war leider doch vieles vorhersehbar, was den Spaß am Lesen vermiest hat. Allerdings ist der Schreibstil wirklich toll, so hat die Autorin viele Bilder skizziert, die man sich gut vorstellen konnte. Das Ende gefiel mir nicht, passte aber gut ins Buch.


    Mein – Lesezeichenfees – Fazit:

    Das war leider nicht so mein Buch, etwas zäh, mit Längen und vorhersehbar. Ich empfehle, vorher Band 1 zu lesen! Das Geschichtliche wunderbar eingefangen in Bildern, die man sich vorstellen konnte. Von daher würde ich das Buch allen empfehlen, die gerne historische Romane lesen. Der Schreibstill war echt klasse, so dass ich das Buch mit 3 Sternen empfehlen kann.

  • Wunderschöner historischer Roman

    Amsterdam in längst vergangener Zeit, und doch, some things never change. Damals wie heute gab und gibt es Probleme wegen der Rassenzugehörigkeit. Und "gemischtes Blut" kann ein Makel sein, wenn man sich in der Gesellschaft behaupten will.

    Jessie Burton lässt das alte Amsterdam des achtzehnten Jahrhunderts vor unseren Augen wieder auferstehen. Die Straßen und Gassen, die herrschaftlichen Häuser, die üppigen Damenkleider aus deren Stoff geschickte Schneiderinnen heutzutage zwei oder drei Kleider nähen könnten. Und doch ist nicht alles Gold, was glänzt. In manchen Anwesen ist Meister Schmalhans der Koch, Möbel und Teppiche mussten verkauft werden, in den repräsentativen Räumen, die zur Straße hin lagen wurde an manchen Abenden nur Kerzenlicht gezeigt, um den Nachbarn zu zeigen, “wir nutzen alle Räume, wir sind nicht so arm, wie ihr glaubt”. Auch im Haus der Familie Brandt ist es so weit gekommen. Die ehemals herrschaftlichen Tage des Reichtums sind vorbei, Die Familie muss an allen Ecken und Enden sparen. Da würde eine reiche Heirat der achtzehnjährigen Tochter Thea die Familie vor dem sicheren Ruin retten. Um Theas Hautfarbe und Geburt aber gibt es ein Geheimnis, so dass eine reiche Heirat nicht sicher ist. Und doch, ein Anwärter wäre auch bei der Hand. Jakob van Loos hat es aber mehr auf das zentral gelegene Anwesen der Familie abgesehen, denn auf Theas Hand. Das Mädchen selbst liebt Walter, den Kulissenmaler des Amsterdamer Theaters.

    Arme Thea, Die große Liebesenttäuschung bleibt ihr nicht erspart. Aber sie will auch nicht Jakob heiraten. Und so findet sie eine Lösung, die auch ihr Vater und Tante und sogar das alte Kindermädchen akzeptieren können. Das ist wohl die einzige Möglichkeit, ein ehrliches Leben zu führen, ohne sich zu verkaufen, ohne seinen eigenen Wert zu mindern. Die Familie kehrt Amsterdam mit all seinem Klatsch und Tratsch, heimlichen Augen, Lügnern, Betrügern und Erpressern den Rücken. Amsterdam ist ja nur eine Stadt im beginnenden 18. Jahrhundert, aber die Menschen lassen die Stadt nicht richtig liebenswert erscheinen.

    Peter Knecht, der Übersetzer des Werkes, hat höchstes Lob verdient. Er ist diesem nicht immer leichten Werk gerecht geworden.

  • Große Geheimniskrämerei


    Amsterdam 1705

    Die blutjunge Thea Brandt liebt das Theater und verbringt jede freie Minute dort, um eine Vorstellung oder ihre Freundin, die Schauspielerin Rebecca zu besuchen.

    Allerdings ist Thea auch heimlich verliebt in den hübschen Bühnenbildner Walter. Weder ihr Vater Otto, noch ihre Tante Nella dürfen davon wissen. Die haben auch andere Sorgen, da ihre finanzielle Situation immer prekärer wird! Die meisten Wertsachen des großen Hauses sind schon verkauft und Otto hat nun auch noch seinen Job verloren. An Theas 18. Geburtstag beschließt Tante Nella: Thea muss einen reichen Mann heiraten, um sie alle und das Haus an der Herengracht zu retten! Nella hat sogar schon einen speziellen Kandidaten im Auge.


    Der Roman „Das Haus an der Herengracht“ von Autorin Jessie Burton steckt voller Geheimnisse.

    Alle Bewohner des Hauses haben hier etwas zu verbergen und die Geheimniskrämerei ist grenzenlos. Als Leser hat man zunächst Probleme, die Bewohner des Hauses richtig einzuschätzen und zu sortieren. Hauptprotagonistin Thea, die Tochter der im Kindbett verstorbenen mysteriösen Marin, ihr Vater Otto Brandt, ein Diener des verstorbenen Hausherren und dessen Frau Nella, zuletzt gibt es auch noch die Köchin Cornelia. Daneben tauchen im Laufe der Handlung viele weitere Darsteller, sowie auch kleine Miniaturen und Puppen einer mysteriösen Miniaturistin auf.

    Obwohl sich kein greifbares Bild von Thea in meinem Kopf manifestiert hat, faszinierten mich ihre Erlebnisse und Handlungen, die einerseits naiv, aber dennoch recht entschlossen wirkten. Es scheint einen Vorläufer-Roman zu geben mit dem Titel „Die Magie der kleinen Dinge“, der das Schicksal von Theas Tante Nella zum Thema hat. Dort erfährt man vielleicht noch etwas mehr zur Bedeutung der geheimnisvollen Miniaturistin und die Vor-Geschichte der Familie.

    Die flüssige Schreibweise und lebhafte Handlung sorgen jedoch für einen angenehmen Lesefluss. Besonders hübsch ist bei diesem Buch das Cover gestaltet, es passt hervorragend zum Inhalt und gefällt mir sehr gut.


    Mein Fazit:

    Eine unterhaltsame Geschichte aus einer fernen Zeit, über eine leidenschaftliche junge Frau mit etwas rätselhaften Hintergrund, der zwar am Ende etwas aufklart, mich aber dennoch nicht gänzlich zufrieden stellte.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :flower:

  • Wunderschöner historischer Roman
    Amsterdam in längst vergangener Zeit, und doch, some things never change. Damals wie
    heute gab und gibt es Probleme wegen der Rassenzugehörigkeit. Und "gemischtes Blut"
    kann ein Makel sein, wenn man sich in der Gesellschaft behaupten will.
    Jessie Burton lässt das alte Amsterdam des achtzehnten Jahrhunderts vor unseren Augen
    wieder auferstehen. Die Straßen und Gassen, die herrschaftlichen Häuser, die üppigen
    Damenkleider aus deren Stoff geschickte Schneiderinnen heutzutage zwei oder drei Kleider
    nähen könnten. Und doch ist nicht alles Gold, was glänzt. In manchen Anwesen ist Meister
    Schmalhans der Koch, Möbel und Teppiche mussten verkauft werden, in den
    repräsentativen Räumen, die zur Straße hin lagen wurde an manchen Abenden nur
    Kerzenlicht gezeigt, um den Nachbarn zu zeigen, “wir nutzen alle Räume, wir sind nicht so
    arm, wie ihr glaubt”. Auch im Haus der Familie Brandt ist es so weit gekommen. Die
    ehemals herrschaftlichen Tage des Reichtums sind vorbei, Die Familie muss an allen Ecken
    und Enden sparen. Da würde eine reiche Heirat der achtzehnjährigen Tochter Thea die
    Familie vor dem sicheren Ruin retten. Um Theas Hautfarbe und Geburt aber gibt es ein
    Geheimnis, so dass eine reiche Heirat nicht sicher ist. Und doch, ein Anwärter wäre auch bei
    der Hand. Jakob van Loos hat es aber mehr auf das zentral gelegene Anwesen der Familie
    abgesehen, denn auf Theas Hand. Das Mädchen selbst liebt Walter, den Kulissenmaler des
    Amsterdamer Theaters.
    Arme Thea, Die große Liebesenttäuschung bleibt ihr nicht erspart. Aber sie will auch nicht
    Jakob heiraten. Und so findet sie eine Lösung, die auch ihr Vater und Tante und sogar das
    alte Kindermädchen akzeptieren können. Das ist wohl die einzige Möglichkeit, ein ehrliches
    Leben zu führen, ohne sich zu verkaufen, ohne seinen eigenen Wert zu mindern. Die
    Familie kehrt Amsterdam mit all seinem Klatsch und Tratsch, heimlichen Augen, Lügnern,
    Betrügern und Erpressern den Rücken. Amsterdam ist ja nur eine Stadt im beginnenden 18.
    Jahrhundert, aber die Menschen lassen die Stadt nicht richtig liebenswert erscheinen.
    Peter Knecht, der Übersetzer des Werkes, hat höchstes Lob verdient. Er ist diesem nicht
    immer leichten Werk gerecht geworden.