Christine Dwyer Hickey - Schmales Land / The Narrow Land

  • Kurzmeinung

    mapefue
    Ein grandioses Stück bester Literatur
  • Produktvorstellung bei amazon.de


    Es ist das Jahr 1950. Mit einem Comic-Heft und einem Schokoriegel in der Tasche kommt Michael, ein 10-jähriger deutscher Waisenjunge, in Amerika an. Ein Sommer am Meer in Cape Cod soll die Schrecken des Krieges verblassen lassen. Licht tanzt über die Dünen und ergießt sich über kanariengelbe Sonnenschirme, doch weder das noch die Familie, die ihn aufnimmt, lindern Michaels Verlorenheit. Erst durch die eigenwillige Mrs Aitch, eine Künstlerin, die im Schatten ihres berühmten Mannes an der Bucht lebt, öffnet sich ihm in der unvertrauten Idylle eine neue Welt.

    Mit kraftvollem Pinselstrich malt Christine Dwyer Hickey das leuchtende Porträt eines Sommers, einer Ehe und einer ungewöhnlichen Freundschaft – und fängt die Farben von Einsamkeit, Nähe und Momenten flüchtigen Glücks ein.


    Eigene Beurteilung (Eigenzitat aus Amazon)


    Michael hatte es bisher nicht leicht im Leben. Im Zweiten Weltkrieg blieb sein Vater im Feld und später, bei der Begleitung von Trümmerarbeit kommt ihm auch noch seine Mutter abhanden. Sein Schicksal ändert sich, als er in das alliierte Programm für deutsche Kriegswaisen aufgenommen und in die USA geschickt wird. Dort wird er von der Familie Novak adoptiert.


    Als seine Adoptivmutter wegen einer schwierig verlaufenden Schwangerschaft ins Krankenhaus muß, kommt er für den Sommer zu einer Familie in Cape Cod, die auch einen eigenen Sohn hat, der mit der Situation nicht sonderlich glücklich ist.


    Dort lernt er auch das Künstlerehepaar Hopper (er nennt sie 'Aitch') kennen und da diese auch nicht wirklich in die dortige Gesellschaft zu passen scheinen, fühlt er eine gewisse Verbindung zu ihnen. Doch das Ehepaar ist in sich selbst emotional zerrissen, was vor allen Dingen wohl am Charakter und am Auftreten der Frau liegt.


    Die Geschichte hört sich interessant an, aber durch die erzählerische Konzentration auf die nicht wirklich zugänglich Ms. Aitch fehlt es schwer eine emotionale Verbindung zu diesem Buch zu finden, so dass ich mehrfach versucht gewesen bin, die Lektüre abzubrechen. Nur, weil es sich um ein Rezi-Exemplar handelte, habe ich mich bis zum Ende durchgequält. Keine Empfehlung.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Christine Dwyer Hickey - Schmales Land“ zu „Christine Dwyer Hickey - Schmales Land / The Narrow Land“ geändert.
  • Doch das Ehepaar ist in sich selbst emotional zerrissen, was vor allen Dingen wohl am Charakter und am Auftreten der Frau liegt.


    Die Geschichte hört sich interessant an, aber durch die erzählerische Konzentration auf die nicht wirklich zugänglich Ms. Aitch fehlt es schwer eine emotionale Verbindung zu diesem Buch zu finden, so dass ich mehrfach versucht gewesen bin, die Lektüre abzubrechen.

    Ich habe das Buch vorgestern begonnen und bin nun auf S. 140.

    Mein Lese-Erlebnis ist ein ganz anderes. Die Geschichte liest sich für mich sehr interessant und auch die Beschreibungen der Charaktere gefallen mir gut.

    Ms. Aitch erscheint mir als eine einsame Frau, die ihre Tätigkeit als Malerin aufgegeben hat für ihren Ehemann, der sie offenbar tagelang ignoriert und ganz in seinem malerischen Schaffen aufgeht.

    Das Buch hat mich dazu gebracht, über Edward Hopper zu googeln und das Verhältnis zu seiner Ehefrau war wohl ein ambivalentes. s. link

  • Cape Cod im Spätsommer 1950 - viele Amerikaner fahren hier in den Urlaub, hier findet man Sand, Meer und Ruhe. Auch M. Aitch alias Edward Hopper und seine Ehefrau verbringen hier ihren Sommer. Die Ehe ist alles andere als einfach. Ms. Aitch, die ihre künstlerische Karriere aufgegeben hat für ihren Ehemann, ist eifersüchtig, zänkisch und geltungsbedürftig, dabei aber auch einsam. Ihr Ehemann ignoriert sie oft tagelang, kommt und geht ohne ein Wort.

    Und da ist Michael, ein zehnjähriger deutscher Waisenjunge, der nach Amerika verschickt wurde und nun bei Pflegeeltern lebt. Nun soll er seinen Sommer bei den Kaplans verbringen. Richie Kaplan ist im selben Alter wie Michael und hat ebenfalls seinen Vater im Krieg verloren. Doch zwischen den Beiden kommt nicht wirklich eine Freundschaft auf, zu sehr kapselt sich Michael ab. Michael lernt per Zufall Ms. Aitch kennen und nähert sich ihr vorsichtig an.

    Der Roman zeigt die Traumata, die Michael (und auch andere Personen im Roman) erlitten hat und noch verarbeitet werden müssen.

    Außerdem geht es um die Auseinandersetzung mit der Kunst und weitere Themen, bei denen es um Krieg und Politik geht, werden angeschnitten, oft in Nebensätzen.

    Es gelingt der Autorin bestens, die Handlungsstränge und Motive auszubalancieren. Die Spannung wird bis zum Schluss gehalten und die Beschreibungen der Landschaft, der Umgebung erinnern an die Gemälde Hoppers. Die Entwicklung der Charaktere ist facettenreich, jeder Charakter hat seine Stärken und Schwächen, die sich oft erst später zeigen.

    Von mir eine klare Leseempfehlung.

  • 1950: Spätsommer auf Cape Cod. Michael, ein deutscher 10-jähriger jüdischer Junge, lebt bei Familie Harry Novak, seinen Pflegeeltern in New York, nachdem er die Konzentrationslager des Zweiten Weltkriegs überlebt hatte. Er wird in den Zug gesetzt und für zwei Wochen nach Cape Cod geschickt, um den Sommer bei Familie Kaplan zu verbringen und mit Mrs. Kaplans gleichaltrigen Enkel Richie soll er spielen. Michael und Richie haben Probleme, miteinander auszukommen. Sich selbst überlassen fasziniert Michael mehr die Nachbarschaft von nebenan, das Künstlerehepaar Edward & Josephine Hooper (alias Mr. und Mrs. Aitch); es entsteht eine ungewöhnliche Freundschaft.


    Die Atmosphäre des Sommers in Cape Cod, eine wunderschöne Kulisse für diese Coming-of-Age-Geschichte und die schwierige Ehe zwischen dem Künstlerehepartnern. Das Adjektiv „schwierig“ beschreibt die Ehe fast beschönigend, viel eher trifft „toxisch“ zu, bisweilen erwartete ich eine emotionale Eruption von einem der beiden. Paartherapie wäre angesagt.

    Alle Erwachsenen haben mit ihrer Einsamkeit, Selbstmitleid, Wut, Eifersucht, Alter und Krankheit sowie der Komplexität jeder ihrer Beziehungen zu kämpfen.

    Jo ist sprunghaft, leidenschaftlich und oft irrational und leidet unter zwanghafter sexueller Eifersucht. Sie fühlt sich in seinem Schatten völlig verkannt und von ihm nicht wahrgenommen.

    „Nicht alle halten Kinder für das Erfolgsgeheimnis jeder glücklichen Ehe. Das ist meines Erachtens (Anm. Jo) eine ziemlich altmodische Sicht.“ (S. 307)


    Ed zurückgezogen und unwohl, deprimiert wegen seiner Arbeitsunfähigkeit verliebt sich in Richies gebrechliche und schöne Tante Katherine, die nicht mehr lange zu leben hat, eine Verliebtheit, die er mit dem jungen Michael teilt.

    „Ich will dich malen, und wenn ich damit fertig bin, will ich Dinge mit dir anstellen, für die ich keine Worte habe.“ (S. 280)


    Ein ruhiger, nüchterner Roman mit wenig Schnickschnack, unprätentiös und ohne Schnörkel. Voller Gefühle, Drama und ein wenig Spannung. Auch ein Kompliment der Übersetzerin, hervorragend gelungen. Die Charaktere werden in einer überragend fesselnden Meisterleistung des Geschichtenerzählens offengelegt.

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