Elias Canetti - Das Buch gegen den Tod

  • Autor: Elias Canetti
    Titel: Das Buch gegen den Tod, erschien erstmals 2014
    Seiten: 352
    Verlag: Hanser
    ISBN: 9783446244672


    Der Autor:
    Elias Canetti (geboren 1905 in Russe, Bulgarien, und gestorben am 14. Aug 1994 in Zürich) war ein deutschsprachiger Schriftsteller, der zudem 1981 den Literaturnobelpreis erhalten hat. Er entstammt einer wohlhabenden, jüdischstämmigen Kaufmannsfamilie und musste in seiner Kindheit und Jugend häufig umziehen (Bulgarien, Wien, Berlin, Frankfurt, London). Seine schriftstellerische Tätigkeit ist sehr abwechslungsreich: so hat er den Roman „Die Blendung“ geschrieben, Dramen verfasst, eine mehrbändige Autobiographie, sowie Aufzeichnungen und Studien (bspw Masse und Macht) veröffentlicht. Canetti starb 1994 in Zürich. Seinen Nachlass hat er der Zentralbibliothek in Zürich vermacht, darunter seine 20.000 Bände fassende Bibliothek. Seine Tagebücher und private Briefkorrespondenz sind bis 2024 gesperrt und erst danach für die Forschung zugänglich.


    Inhalt: (Klappentext)
    Zeitlebens wollte Nobelpreisträger Canetti, der sich stets als „Todfeind“ bezeichnete, dieses Buch schreiben. Mit dem Phänomen Tod hat er sich über Jahrzehnte hinweg beschäftigt, und er hat zahlreiche Anläufe unternommen, um das Thema mit seiner anthropologischen Methode einzukreisen: Canetti las Dichter und Philosophen, sammelte Märchen, Mythen und Riten. Das Buch ist die Quintessenz seiner lebenslangen Auseinandersetzung, und immer wieder kommt hier die Eleganz seines Denkens und Schreibens zum Ausdruck. Peter von Matt ergänzt dieses wichtige Buch um einen großen Essay über Canetti und dessen Todfeindschaft.


    Meinung:
    Mit Canettis Aufzeichnungen konnte ich nicht immer etwas anfangen. Bei das «Geheimherz der Uhr» beispielsweise, waren es tatsächlich unzusammenhängende, unkommentierte Gedankenschnipsel, deren Sinn sich mir nicht erschlossen.


    Einigermassen skeptisch nahm ich nun diesen Sammelband zur Hand und wurde positiv überrascht. Offensichtlich hat man aus einem noch grösseren Konvolut die «brauchbarsten», aussagekräftigsten Gedankensprenkel Canettis herausgesucht und sorgsam kuratiert. So entstand also eine rund 300 Seiten starke Sammlung, chronologisch geordnet, zwar immer thematisch um den Tod kreisend, aber in ihrer Form doch recht unterschiedlich: längere Überlegungen, Aphorismen, Tagebucheinträge (bspw Jahrestag zum Tod seiner Frau), Fundstücke aus Nachrichten, aus seinen Lektüren, aus Unterhaltungen – kurz Canetti hat alles zum Thema gesammelt und aufgeschrieben.


    Im Nachwort heisst es, Canetti hätte sein Leben lang gegen den Tod angeschrieben, ihn nicht als natürliches Ereignis akzeptiert, sich als Feind des Todes gesehen. Er war also Einer, der sich mit der (eigenen) Sterblichkeit nicht abfinden konnte, und das kann man auch leicht aus seinen Texten herauslesen: wenig Trauer, mehr Wut. Manches Mal wünscht Canetti jemanden den Tod, andererseits vermag Ruhm und Gunst der Nachwelt den Tod überdauern.


    Am Ende ist es vielleicht die Einstellung des Lesers oder der Leserin selbst, wie man persönlich zum Thema «Tod» steht, um Canettis Gedanken zu bewerten. Selten konnte ich ihm zustimmen; für mich gehört der Tod zum Leben dazu und es ist vermutlich besser, beizeiten seinen Frieden mit der Sterblichkeit zu finden – erst recht im hohen Alter, welches Canetti ja erreichen durfte. Insofern konnte ich seine lebenslange Aversion zum Tod nicht ganz nachvollziehen; oder besser ausgedrückt Canettis Engagement zum Thema «Tod».

    «Mögen» wird ihn wohl niemand, aber auch daher könnte man sich ja zu Lebzeiten mit anderen Themen beschäftigen.


    Für mich daher war das Buch interessant, um mehr über Canetti zu erfahren, auch wenn ich mit Vielem nicht einverstanden bin, bzw mit einigen Gedanken und Aussagen nichts anfangen kann. Dafür half mir das Nachwort und die editorische Notiz beim Einordnen der Gedanken – etwas, das mir bei früheren Aufzeichnungen gefehlt hatte.


    Dennoch bleibt das Werk eher etwas für Fans des Autors, oder für Leute, die sich ebenfalls mit dem Thema «Tod» beschäftigen – und gedanklich gegen ihn ankämpfen möchten…