Andreas Wunn - Saubere Zeiten

  • Kurzmeinung

    Bellis-Perennis
    Dunkle Schatten der Vergangenheit
  • Kurzmeinung

    Deadwood
    Lesenswerte Familiengeschichte. Das Ende hätte aber etwas "langsamer" sein können.
  • Oben im Drempel


    Eigentlich habe ich ähnliche Geschichten schon häufig gelesen über die Erbschaften des Nationalsozialismus; die Last der deutschen Geschichte legt sie ja nahe: die Nachkriegsgeneration holt die Leichen aus dem Keller ihrer Väter - oder eben wie hier vom Dachboden. Doch so vielfältig die Menschen gestrickt sind, kann ein Autor immer wieder neue Aspekte in den Fokus stellen.


    In diesem Fall geht es also um die Entwicklung eines Produkts und dessen wirtschaftliche Verwertung im Zusammenhang mit der "Arisierung" von Firmen. Aber so einfach wie man anfangs denkt, entwickelt es sich doch nicht. Die Kunst liegt in der Subtilität.


    Hier ist ein fähiger Erzähler am Werk. Mit seinen lakonischen, kurzen Sätzen im Stakkatostil entfacht er von der ersten Seite an einen Sog und schafft es, in den kleinen Episoden einen Spannungsbogen zu setzen, ohne dabei den großen Zusammenhang aus den Augen zu verlieren. Einfühlsam und voller Sympathie charakterisiert Andreas Wunn die Personen und verdeutlicht die psychologischen Sachverhalte in passenden und originellen Bildern weit ab vom Klischee.


    Dramaturgisch spielt er gegen Ende mehr und mehr mit den Lesern, indem er die Ereignisse aus der Vergangenheit und Gegenwart ineinander verschachtelt und dabei mit Cliffhangern arbeitet. Eigentlich schätze ich das nur bedingt, aber ich habe insgesamt das Gefühl, als würde eher er sich auf die Folter spannen, weil er den Kern der Geschichte verdrängt. Es ist ein psychologisches Problem wie bei den Kriegskindern und -enkeln im Werk Sabine Bodes. Deshalb geht es genauso um Jakobs Heute wie um das Gestern seiner Familie, das ihn unterschwellig belastet. Die Aufeinanderfolge der Szenen fädelt Wunn so geschickt ein, dass man nicht aufhören kann weiterzulesen.


    Dieser bemerkenswerte Erstlingsroman hat mich so beeindruckt, dass ich ihn gerne weiterempfehle.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Jakob Auber, Journalist in Berlin und Enkel eines ehemals reichen Waschmittelfabrikanten, fährt zu seinem im Sterben liegenden Vater nach Hause in seine alte Heimat Trier. Der Kontakt ist seit Jahren lose, die Mutter tragisch früh verstorben, die Verhältnisse innerhalb der Familie von Sprachlosigkeit geprägt. Über das Vermächtnis seines Vaters wird er mit der Geschichte seiner Familie im Dritten Reich, der Nachkriegszeit und der Zeit des Wirtschaftswunders konfrontiert. Er macht sich auf Spurensuche und taucht ein in eine Geschichte aus Opportunismus und Verdrängung, Aufstieg und Niedergang, Schuld und Sühne, Liebe und Verlust und kommt dunklen Geheimnissen auf die Spur.


    Der Roman ist spannend geschrieben und eng verbunden mit der deutschen Geschichte in den 30er bis 50er Jahren. Nach anfänglicher Begeisterung wurden meine hohen Erwartungen leider nicht ganz erfüllt. Die Dialoge empfand ich häufig als platt und inhaltsleer. Der Protagonist und sein ständiger Alkoholkonsum wurden mir im Verlauf des Buches immer fremder und seinen besten Freund Ben empfand ich als oberflächlich und unsympathisch. Umso gelungener fand ich die Zeichnung seines Vaters Hans, der mir sehr ans Herz wuchs und dessen Schmerz und Einsamkeit ich sehr gut mitfühlen konnte.


    Das Vorgehen von Jakob Auber bei seinen Nachforschungen erscheint mir erstaunlich unstrukturiert für einen studierten Journalisten. Er geht nur die Dokumente im Archivzimmer des Vaters durch und stellt keine weiteren Recherchen an. Ich hätte erwartet, dass er über Behörden, die örtliche jüdische Gemeinde und offizielle historische Archive zumindest versucht, mehr darüber herauszufinden, was mit dem Ehepaar Stein passiert ist und wie die genauen Umstände der Enteignung waren. Auch dass er die Schlüsselfigur Bella nicht googelt oder telefonisch kontaktiert oder überhaupt in Erfahrung bringt, ob sie noch lebt, bevor er nach Rio fliegt, wirkt auf mich etwas seltsam.


    Die Geschichte ist in Teilen sicher die Geschichte vieler Familien im Deutschland der damaligen Zeit. "Saubere Zeiten" greift die Schatten der Vergangenheit gekonnt auf, bleibt aber stellenweise zu sehr an der Oberfläche. Ich hätte mir manchmal noch mehr Tiefgang gewünscht und auch einen ausführlicheren und tiefer gehenden Austausch zwischen Jakob und Bella.


    Der Roman bietet insgesamt eine interessante und lesenswerte Geschichte, die zum Nachdenken anregt und mich dazu gebracht hat, über meine eigene Familie und das, was letztlich bleibt, zu reflektieren.

  • In seinem großartigen Debütroman „Saubere Zeiten“ erzählt Anderas Wunn über den auf wahre Begebenheiten beruhenden steilen Aufstieg und raketenschnellen Fall seines Großvaters. Der hatte in den frühen Jahren des deutschen Wirtschaftswunders ein Waschmittel erfunden, das heute noch bekannt ist. Doch leider hielt die Glückssträhne nur kurz und der gesamte Reichtum verpulverte sich nach wenigen Jahren. Was dann im Roman erzählt wird, ist reine Fantasie und eine großartige Geschichte. Andreas Wunn schlüpft in die Romanfigur Jakob Auber und es beginnt eine aufregende und hochemotionale Reise in die Vergangenheit.


    Jakob ist Ende dreißig, Journalist, frisch getrennt und Vater des kleinen Oskar, Ex- und immer mal wieder Freund von Teresa, Sohn von Hans und Enkel von Theodor Auber. All das in seiner Verdichtung schon nicht leicht, schleppt Jakob jede Menge Erinnerungen mit sich herum, die ihn psychisch fordern: der frühe Tod der Mutter, das Aufwachsen als Halbwaise mit einem Vater, der sich mit seiner Trauer ganz in sich selbst zurückzieht und Jakob wenig hilft, den Verlust zu bewältigen. Nun liegt der Vater nach einem Schlaganfall im Koma und Jakob eilt zu ihm.

    Zuhause warten auf Jakob Überraschungen. Sein Vater, nicht mehr ansprechbar, hat ihm einen Zettel mit den Worten „Drempel“ und „Kiste“, hinterlassen. Im Elternhaus führt die Spur in sein altes Kinderzimmer, das in ein Archiv aus Ordnern, Bildern, Tonbändern verwandelt wurde, in dem sein Vater ihm sein ganzes Leben hinterlassen hat. Jakob kämpft sich durch diese Hinterlassenschaften und muss erkennen, dass er von seiner Familiengeschichte, und besonders von seinem eigenen Vater, kaum etwas wusste.


    Ich war betrunken und erschöpft, als ich zuhause ankam. Und froh, wieder in die abgeschottete Welt meines Zimmers zurückzukehren, dieses Zimmer, das einmal meines gewesen war und nun die Geschichte meiner Familie beherbergte.


    Meine persönlichen Leseeindrücke

    Andreas Wunn erzählt mit Nonchalance eine Familiengeschichte, die es in sich hat. Er konzentriert sich dabei hauptsächlich auf die männlichen Familienmitglieder (Großvater, Sohn und Enkel) und überlässt es den weiblichen Figuren, die einzelnen Puzzlesteine zu einem großen Ganzen zusammen zu fügen. Überaus spritzig und abwechslungsreich spielt er dabei mit den verschiedenen Erzählebenen, in der die Gegenwart immer wieder mit Szenen aus der Vergangenheit alterniert. Dieses Hin- und Her der Erinnerungen, gepaart mit Gedanken und Gefühlen, ist der besondere Stil dieses Romans.


    Ob der Vater oder der Sohn in diesem Roman die zentrale Rolle spielen, ist gar nicht so leicht zu sagen. Beide sind sensibel, tragen Narben von Schicksalsschlägen und haben sich in sich zurückgezogen. Diese Unfähigkeit Gefühle zuzulassen, rächt sich mit Jakobs Älterwerden, wenn er keine Bindung mehr zu seinem Vater spürt.


    Warum hatten wir aufgehört zu sprechen oder zuzuhören? Warum hatten wir nie damit angefangen?


    Die große Tragik der Geschichte kommt erst gegen Ende des Romans. Ich will mir gar nicht vorstellen, welchen Schock die Nachricht aus Brasilien beim Vater ausgelöst hat. Für diesen einsamen, gebrochenen Mann war das zu viel. Jakob hingegen versteht die Chance zu nutzen, sein Leben emotionell wieder in den Griff zu bekommen.

    Eine ergreifende Geschichte, die Andreas Wunn leicht darzubieten versteht. Es gibt nichts, das aneckt oder grob wirkt.


    Fazit

    „Saubere Zeiten“ ist der Debütroman des bekannten Journalisten Andreas Wunn, erzählt mit toll getroffenem Sprachsound. Wenngleich sich der Teil der Geschichte, der sich auf den kurzen, steilen wirtschaftlichen Aufstieg der Großeltern bezieht, auf wahre Tatsachen beruht, ist die restliche Story reine Fiktion. Das Ergebnis ist ein toller Plot mit tollem Sprachsound. So geht gute deutsche Gegenwartsliteratur!

  • Fesselnde Spuren in die Vergangenheit


    Die traurige Nachricht, sein Vater liege im Krankenhaus, bringt den Berliner Journalisten Jacob Auber in seine Heimatstadt Trier zurück. Dort stößt er auf das Vermächtnis seines Vaters, eine Sammlung von Geschichten aus der Vergangenheit seiner Familie, auf Bildern, Tonband und in Tagebüchern des Großvaters. Stück für Stück taucht Jacob ein, in alle Ereignisse rund um seine Familie und bringt dabei einige Dinge ans Licht! Schweigen war anscheinend schon immer ein Problem zwischen den Vätern und Söhnen der Familie Auber. Auch sein erfindungsreicher Großvater, Entwickler eines Waschmittels in Zeiten des Wirtschaftswunders, hatte so seine Geheimnisse.


    „Saubere Zeiten“ von Autor Andreas Wunn, ist ein unglaublich fesselnder Roman über eine deutsche Familie und deren Geschichte über drei Generationen hinweg. Ein wenig wurde der Autor dabei von seiner eigenen Familiengeschichte inspiriert, hatte sein Großvater damals wirklich Erfolg mit seinem Waschmittel. Ansonsten ist die Handlung zwar rein fiktiv, aber unglaublich gut konstruiert und erzählt. Die Seiten flogen nur so dahin, man fiebert regelrecht zusammen mit Jacob, um am Ende alle Familiengeheimnisse zu lüften.

    Das Buch fokussiert sich besonders auf die Vater-Sohn-Beziehungen und handelt von einem großen Schweigen zwischen den Generationen, insbesondere den Männern. Die Ansicht, es sei ein Zeichen der Stärke seine Gefühle zu verbergen, bis es einfach zu spät ist, ist leider nur allzu wahr!

    Ein wunderschönes Cover, illustriert mit Vater und Sohn im Stil der 50er Jahre, passt perfekt zum Inhalt.


    Mein Fazit:

    Eine faszinierende Erzählung über Familienbande, Vater und Sohn, Erfolge und Verluste, Krieg und Frieden und das Schweigen der Lebenden. Ein Roman, der mich begeistert hat! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :applause:

  • Geheimnisse und Schweigen

    In einem einerseits leserfreundlichen doch gleichzeitig chaotischen Schreibstil führt der Autor durch eine fiktive Familiengeschichte, die nur wenige Fixpunkte mit der realen Familiengeschichte des Autors hat.



    Kerngeschichte ist der Aufstieg und Fall der Familie Auber. Diese Geschichte versucht der Enkel Jakob anhand von hinterlassenen Aufzeichnungen zu rekonstruieren. Denn zu Lebzeiten von Vater und Großvater wurde wenig bis nichts über die Familiengeschichte weitergegeben. Es herrschte das große Schweigen oder war es Sprachlosigkeit gepaart mit Charme? Und da sich die Familiengeschichte über drei Generationen erstreckt wirkt die Erzählweise recht chaotisch, da der Erzähler urplötzlich von der Vergangenheit in die Gegenwart springt. Als Leser muss man da teilweise sehr genau aufpassen, wo man sich denn gerade auf der Zeitachse befindet. So wird zwar wie in einem Puzzle die Familiengeschichte zusammengesetzt und man erfährt so dies und das. Prinzipiell war mir die ganze Geschichte einfach ein wenig zu oberflächlich. Einige Dialoge waren wirklich sehr plump, andere wieder sehr gut. Leider hat das lieblose in den Dialogen überwogen. Wobei man hierbei zu bedenken geben muss, dass dieses „lieblose“ sowohl in den Dialogen als auch in der Geschichte selbst der Historie geschuldet ist. Denn dieses „lieblose“ ja distanzierte innerhalb der Familie Auber ist ein Echo aus der Vergangenheit des Großvaters und dessen eigene Erziehung. Und dieses Echo wurde dann von einer zu nächsten Generation weiter gegeben.



    Durch die Distanz zu den eigenen Kindern, hat sich über die Generationen hinweg eine emotionale Stumpfheit entwickelt, mit der sowohl Jakob als auch früher sein Vater bereits in der Kindheit zu kämpfen hatten und ja auch stark darunter gelitten hatten. Man könnte fast sagen dass sie eine emotionale Verkrüppelung davon getragen haben. Dies kann man beim Vater als auch beim Sohn sehr schön sehen, da beide Probleme im Umgang mit ihren Kindern hatten, bzw. Jakob sogar in der Ehe mit seiner Frau.


    Bella, die neben den Frauen der Familie eine weitere sehr präsente Figur in der Geschichte ist, nicht nur weil sie eine gewisse Konstante in der Familiengeschichte war, über sie hätte ich wirklich gerne mehr erfahren. Denn ihre Geschichte hatte zwar ähnlich wie die Familiengeschichte der Aubers viele Höhen und Tiefen. Aber Bella ist sprichwörtlich durch die Hölle gegangen, hat gelitten, hat sich hoch gerappelt und etwas aus sich gemacht.



    Das Cover passt übrigens sehr gut zur Geschichte, da es die Geschichte der Aubers zum Teil sehr gut festhält, der Vater in sich versunken und der Sohn der ihn ansieht aber selbst nicht gesehen wird.



    Fazit: Eine eigentlich interessante Familiengeschichte, wäre da nicht dieser chaotische Erzählstil. Vom Schreibstil bin ich begeistert. Kurze Kapitel, die sich gut lesen lassen. Die Story hätte man auch anders erzählen können, dann wäre sie auch etwas runder geworden und die letzten Seiten nicht so lieblos hingeworfen gewesen.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:


  • Auber macht sauber

    Jakob Auber lebt als Journalist in Berlin. Eines Tages erreicht ihn die Nachricht, dass sein Vater Hans, zu dem er seit Jahren kaum Kontakt hat, mit Schlaganfall in der Klinik liegt. Jakob fährt in seine Heimatstadt Trier ans Krankenbett des Vaters, der jedoch nicht ansprechbar ist und wenig später verstirbt.


    Im Haus seiner Kindheit findet Jakob sein früheres Kinderzimmer voller Tonbandaufnahmen seines Vaters und Tagebücher seines Großvaters Theodor vor. Auf den Tonbändern schildert Jakobs Vater sein Leben, den Aufstieg der Familie zu reichen Waschmittelfabrikanten während des Wirtschaftswunders und die darauffolgende Pleite, bei der sie alles verlor. Zu Lebzeiten hatte der Vater nie darüber gesprochen, wie auch der tragische Tod von Jakobs Mutter, als Jakob acht Jahre alt war, ein Tabuthema war. Aus den Tagebüchern seines Großvaters Theodor erfährt Jakob viel über das Leben seiner Großeltern vor und während des Zweiten Weltkriegs und die erschütternden Kriegserlebnisse des Großvaters.


    „Saubere Zeiten“ ist ein ganz und gar faszinierender Roman, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Andreas Wunn nimmt uns mit auf eine spannende Reise in die Vergangenheit der Familie Auber, vom beschaulichen St. Ingbert im Saarland, nach Trier, Berlin und Rio de Janeiro. Das Grundgerüst des Romans, etwa die Erfindung des erfolgreichen Waschmittels, ist autobiografisch, die Geschichten erfunden. Trotz der vielen Schauplätze und der verschiedenen Zeitebenen empfand ich das Buch nie als verwirrend und es hat mich bis zur letzten Seite gefesselt. Für mich ist es das erste Lesehighlight dieses Jahres! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Andreas Wunn ist mit seinem Debütroman "Sauber Zeiten" ein wunderbarer Familienroman gelungen, der mir beste Lesestunden beschert hat.
    Als Grundlage dafür hat er einige Fakten aus seiner eigenen Familiengeschichte mit einfließen lassen. Wie z. B. das sein Großvater damals wirklich ein Waschmittel entwickelt hat. Die Protagonisten und die Geschichte um diese Fakten sind aber frei erfunden. Und trotzdem fühlte es sich für mich auf jeder Seite so an, als ob es so eine Begebenheit wirklich hätte geben können. Schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt und wollte mehr über die Familie Auber erfahren. Wie kam es zu dieser schwierigen Beziehung zwischen Jakob und seinem Vater? Warum weiß er so wenig von seiner Vergangenheit? Welche Geheimnisse gibt es auch um den Großvater? Fragen über Fragen, die aber alle Stück für Stück gelüftet werden. Durch die abwechselnden Erzählweisen, in denen wir zwischen Gegenwart und Vergangenheit springen, bleibt es durchgängig spannend und interessant. Dazu ist der Schreibstil von Andreas Wunn einfach wunderbar atmosphärisch, tiefgründig und berührend.


    Ein für mich starker Vater-Sohn Roman über Liebe und Hass, Aufstieg und Fall, Schuld oder Unschuld. Absolut lesenswert.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    SuB Anfang 2024/aktuell: 742/751
    gelesene Bücher/Seiten 2024: 15 / 4 882 S.

    :study:


    Hier kommt ihr zu meinem Bookstagram Account . :D Schaut gerne vorbei. :love:

  • Der Klappentext fast das Buch gut zusammen.

    In der Gegenwart wird die Geschichte von Jacob Auber chronologisch erzählt. Dazwischen gibt es immer wieder Rückblenden, aus Sicht verschiedener Personen erzählt. Die Rückblenden fließen in den Text ein und werden nicht explizit erwähnt. Dadurch muss man am Buch dranbleiben. Der Schreibstil ist einfach aber sehr angenehm zu lesen. Es ist so als würde dir ein Freund seine Lebensgeschichte erzählen.

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Deshalb gibt es von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

    Sub: 5537:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 14 / 1 abgebrochen

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • Auf den Spuren eines Familiengeheimnisses

    Jakob Auber hat als Taferlklassler seine Mutter bei einem Flugzeugabsturz verloren und nun, als Erwachsener liegt sein Vater nach einem Schlaganfall bewusstlos im Krankenhaus. Bei seiner Einlieferung hat er einige wenige Worte für Jakob auf einen Zettel gekritzelt. Jakob versteht die Hinweise und muss sich nun der Familiengeschichte stellen, die in seinem ehemaligen Kinderzimmer einem Gral gleich, aufgetischt sind. Er hört Tonbandaufzeichnungen, die ihm sein Vater Hans hinterlassen und liest die Tagebücher seines Großvaters Theodor, der als genialer Erfinder gilt. Sein Zugpferd ist das Waschpulver, das unter dem Slogan „Auber wäscht sauber“ sehr bekannt ist. Doch ist ist der Lebensweg des alten Auber wirklich so sauber?


    Jakobs Spurensuche führt in bis nach Rio de Janeiro, wo er der greisen Bella begegnet. Bella ist die Tochter von Theodors Lehrherrn, des jüdischen Drogeriebesitzers Klein, in dessen Geschäft einst die Karriere von Theodor Auber begann. Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen setzt Jakob die Geschichte des Aufstiegs und Falls des Familienimperiums zusammen.


    Meine Meinung:


    Der Buchtitel ist eine Metapher auf die Entnazifizierung vieler Deutscher, die vom NS-Regime profitiert haben. Der sprichwörtliche "Persilschein" also. Das passt auch gut zu Großvater Auber, denn der hat neben zahlreichen anderen Erfindungen ein Waschmittel erfunden: "Auber wäscht sauber". Dazu ist auch ein Auszug aus dem fiktiven Entnazifizierungsprotokoll der Romanfigur zu lesen.


    Das Thema des Romans, die Aufarbeitung der Geschichte, der Erlebnisse und des Verhalten der Eltern und Großeltern durch den Protagonisten, ist sicherlich nicht neu - Expertise und Erfahrung des Autors versprechen jedoch eine sauber recherchierte Story.


    Die Charaktere sind gut gestaltet. Jakob Auber ist der typische Kriegsenkel, der die Geschichte des Großvaters aufarbeiten muss. Jakob hat sein eigenes Leben nicht im Griff, ist mit Ende Dreißig unschlüssig, ob er es sich lohnt, um seine Ehe zu kämpfen. Erst als er sich der Vergangenheit und der Familiengeschichte stellt, kann er die Gegenwart begreifen und an seine Zukunft denken. Das „Nicht-miteinander-Reden“ wird hier über drei Generationen gepflegt. Erst Jakob kann diesen Teufelskreis durchbrechen. Dass bei der Aufarbeitung der Familiengeschichte nicht immer Angenehmes zu Tage gefördert wird, versteht sich von selbst.


    Der Schreibstil ist eingängig und durch die Erzählung auf mehreren Zeitebenen liest sich diese Familiengeschichte wie ein Krimi. Ich könnte mir eine Verfilmung sehr gut vorstellen.


    Fazit:


    Eine gelungene Aufarbeitung einer fiktiven Familiengeschichte, der ich gerne 5 Sterne gebe.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)