Klappentext/Verlagstext
Ein Roman über einen Schriftsteller und die Geheimnisse seines Lebens
Seit Tagen wartet die Dokumentarfilmerin Andrea mit ihrem Team auf Richard Wechsler in seinem Heimatort in der Schweiz. Bei ersten Aufnahmen in Paris hatte der bekannte Schriftsteller wenig von sich preisgeben wollen und nun droht der ganze Film zu scheitern. In den kleinen Straßen und Gassen des Ortes sucht Andrea entgegen der Absprache nach Spuren von Wechslers Leben. Doch erst als sie wieder seine Bücher liest, entdeckt sie einen Hinweis auf eine Jugendliebe, die noch immer in dem kleinen Ort leben könnte. Eine Jugendliebe, die sein ganzes Leben beeinflusst hat und von der nie jemand wusste.
Der Autor
Peter Stamm, geboren 1963, studierte Anglistik, Psychologie und Psychopathologie und übte verschiedene Berufe aus, u.a. in Paris und New York. Er lebt in der Schweiz. Seit 1990 arbeitet er als freier Autor. (… gekürzt)
Inhalt
Andrea ist dabei, einen Dokumentarfilm über den Schriftsteller Richard Wechsler zu drehen. Wechsler ist rund 20 Jahre älter als Andrea, stammt aus der Schweiz und hat in seiner Jugend in Paris gelebt. Die Aufnahmen in Paris standen bisher unter einem wenig glücklichen Stern. Wechsler wirkte erschöpft und distanziert, kritisierte seine Vereinnahmung als gefilmtes Objekt. Doch sowie Andrea außerhalb des Film-Sets mit ihm sprach, schien er bei aller Zurückhaltung ein anderer Mensch zu sein. In Wechslers Heimatort trifft Andrea auf Wechslers Jugendfreundin Judith, die heute dort Pfarrerin ist – und nie aufgehört hat, Wechsler zu lieben.
Die Begegnungen mit Judith und mit David, einem Freund aus Andreas Studienzeit, wenden das Eingangs-Setting eines scheiternden Filmprojekts zur Betrachtung der gescheiterten Filmemacherin und ihres gesamten Berufszweigs, der sein Publikum in einer unübersehbaren Menge von Alltags-Videos im Netz untergehen sieht. Andrea, ihr Kameramann und David, der als Dozent für Film bereits die Seite gewechselt hat, sind entbehrlich geworden.
Fazit
Andrea erkennt, wie Szenen und Figuren aus Wechslers Büchern in seinem Leben wurzeln. Sie selbst scheint wie ein Flaschengeist aus der Realität in fremde Leben und geträumte Filmszenen zu diffundieren. In ihrer Fantasie kann Wechsler ihr mitteilen, was sein Schreiben ausmacht. Eine Tätigkeit, die in ihrer Suche nach Inhalt und dem Preisgeben der eigenen Person kaum von Andreas Tätigkeit abweicht. „Ihr“ fantasierter Wechsler hält ihr indirekt den Spiegel vor, lässt sie aus der Gegenrichtung durch ihren Sucher blicken. Komplexe Geschichte einer Dokumentarfilmerin, die einen Autor filmt und durch ihr Scheitern indirekt von ihm lernt, seine Persönlichkeit zu erfassen.
Eine Dokumentarfilmerin mit und ohne Kameramann - eine ungewohnte Perspektive.