Louise Erdrich - Ein Jahr mit sieben Wintern / The Birchbark House

  • Verlagstext:


    Vögel zähmen und mit Bären sprechen: All das kann Omakayas, ein Indianermädchen vom Stamm der Ojibwa. Der Natur und den Tieren fühlt sie sich besonders nah. Die Krähe Andeg weicht nicht von ihrer Seite, und sie entdeckt die Heilkräfte der Pflanzen. Eines Tages aber kommt ein Fremder zu Besuch und schleppt die Pocken ein. Die Seuche breitet sich in Windeseile aus. Im Kampf gegen den Tod kann Omakayas zum ersten Mal ihr Wissen anwenden.

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    Meine Meinung:


    Dieser meist ruhige, aber streckenweise auch Gänsehaut hervorrufende Roman begleitet den Jahreslauf einer Ojibwe-Familie auf einer Insel im Lake Superior. Er beginnt und endet mit dem Bau ihrer – im Original titelgebenden – Sommerhütte aus Birkenrinde direkt am Seeufer, während sie im Herbst die Winterhütte im Dorf beziehen. Dieses Jahr führt die Familie durch viele Höhen und Tiefen des Lebens: Festmählern, Freude und Tanz stehen Krankheit (hier, von den Weißen eingeschleppt, die Pocken) und Tod gegenüber; aber auch Trost, tiefe Begegnungen mit Tieren und Pflanzen sowie die Reflexion über eigene Fehler und eigenes Wachsen finden ihren Raum.


    Erwartungsgemäß bleiben Erdrichs Schilderungen dabei frei von jeglicher verkitschter Indianerromantik. Stattdessen zeigt sie die alltäglichen, oft mühsamen Verrichtungen der Menschen – z.B. das überwindungsbedürftige Ausschaben und Gerben von Fellen, das stundenlange Warten am Eisloch auf einen Fisch, das Ernten, Stampfen und Rösten von Wildreis, das akkurate Besticken von Mokassins mit winzigen Perlen, die Ahornzuckerernte im Frühjahr u.v.a.m. An passenden Stellen werden alte Weisheiten, Mythen und die Religion der Ojibwe / Anishinabeg eingewoben. Hier musste ich v.a. bei der Schöpfungsgeschichte rund um den beinahe ertrinkenden Nanabozho, der im letzten Moment vom sich streckenden Bruder Baum gerettet wird und dann gemeinsam mit der Bisamratte eine neue Welt erschafft, sehr schmunzeln und an den gewitzten alten Nanapush aus Erdrichs großem Romanzyklus denken, den ich bald mal weiterlesen will.


    Für ein ältere Kinder adressierendes Buch hätte dieses Werk etwas mehr Spannung vertragen können. Ich selbst habe es gern gelesen, werde es meinen Kindern aber aufgrund der doch recht zahlreichen toten Menschen und Tiere erst gegen Ende des vom Verlag empfohlenen Altersspektrums (10-12 Jahre) zu lesen geben. Es bildet den 1. Band einer Reihe mit vier weiteren Büchern, die jedoch meines Wissens leider nicht mehr weiter ins Deutsche übersetzt wurden.


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