Elmar Theveßen - Kampf der Supermächte

  • Der Ukraine-Krieg als Test für ein bevorstehendes Armageddon?
    Inmitten des derzeitigen Konflikts zwischen Russland und der Ukraine geraten andere, ebenso bedeutende Konfliktherde (fast) ins Abseits. Um nur einige zu nennen: Klimakrise, Hungersnot in der Dritten Welt, weiterhin schwelende Auseinandersetzungen und kriegerische Konflikte an anderen Stellen des Globus und der wachsende Konflikt zwischen China und den USA um nicht weniger als eine globale Vorherrschaft.
    Letzteren Punkt greift Elmar Theveßen, journalistisches Urgestein des ZDF und Amerika-Experte in seinem neuen Buch über den "Kampf der Supermächte" auf.

    Geradezu natürlich nimmt die zurzeit latente Auseinandersetzung zwischen der Ukraine und dem Aggressor Russland eine Rolle. Theveßen betrachtet diesen Krieg als Lackmustest für den Umgang der westlichen Staatengemeinschaft mit autoritären Systemen, wie sie in Russland und China zu finden sind.
    Die wachsende Spannung zwischen dem Reich der Mitt mit all seinen politischen, wirtschaftlichen und geostrategischen Zielsetzungen, bieten der Supermacht USA nicht nur die Stirn. Exakt betrachtet Elmar Theveßen das an vielen Stellen subtile Vorgehen der Chinesen gegenüber vermeintlichen "Partnern" und zeigt auf, dass hier mit harten Bandagen gearbeitet wird.
    Wie geht die westliche Staatengemeinschaft unter der wiedererstarkten Führung der USA damit um?
    Der Regierungswechsel vom erratischen agierenden Donald Trump zur neuen Administration unter Joe Biden wird aufgegriffen und beleuchtet.
    Die Strategien beider Seiten, die wechselnden Kooperationen und deren Zustandekommen aufgrund der jeweils vorherrschenden Prioritäten (wirtschaftlich, militärisch, ideologisch) werden dargestellt. Fast selbstredend spielen die Staaten der Europäischen Union in diesem Spiel eine bedeutende Rolle und werden kritisch beleuchtet. Auch das Agieren Russlands, das sich nicht nur politisch auf die Seite Chinas gezogen fühlt, sondern zugleich eine Art Sonderrolle zwischen dem europäischen und dem asiatischen Kontinenten als geografischer "Puffer" wahrnimmt.

    Elmar Theveßen greift ein heißes Eisen während aktueller Krisen auf. Aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit gelingt ihm ein ausgezeichnet zu lesendes und inhaltlich den Kern treffendes Werk. Seine profunden Kenntnisse der amerikanischen Politik und sein weitgefächertes Netzwerk sind dabei zweifelsfrei hilfreich, durchaus zum Nutzen der Leserschaft.
    Klar ist: Er betrachtet illiberale Demokratien (wie beispielsweise Ungarn) und autokratische Herrschaft (Russland und China) kritisch und sieht sie als Gefahr für die Demokratie. Leider völlig zurecht.
    Eines gerät hierbei meines Erachtens ein wenig zu kurz: Natürlich schwingt sich die alte Supermacht USA unter ihrem derzeitigen Präsidenten erneut auf, eine hegemoniale Stellung einzunehmen. Dass dies an verschiedenen Stellen in der Vergangenheit auch gründlich schief ging und zur Befremdung zwischen Partnerstaaten führte, ist nicht zu bestreiten.
    Allerdings sollten wir Europäer (und hier spielt Deutschland als größtes EU-Land und stärkste Volkswirtschaft innerhalb der Union sicher eine Vorreiterrolle) uns klar machen, dass ein eindeutiges Bekenntnis zur liberalen Demokratie kein Gefallen ist, den wir den Vereinigten Staaten erweisen. Die Überzeugung, richtig zu handeln, muss von innen heraus wachsen - ein Blick auf drohende Alternativen sollte den Blick schärfen!