Was hat Dir so sehr missfallen, dass es sich als Superflop qualifiziert hat?
Rein stilistisch fand ich es ziemlich konfus, weil sie thematisch immer hin und her springt und darum auch manche Aussagen mehrfach wiederholt, also zumindest in den ersten Kapiteln, mehr habe ich nicht gelesen. Das wirkte schon, als wäre sie geistig nicht mehr ganz auf der Höhe, sie ist ja nun auch nicht mehr die Jüngste. Würde auch erklären, warum sie einen ziemlich dummen und peinlichen Fehler eingebaut, aber den hat außer mir anscheinend niemand bemerkt. Finde ich allerdings auch peinlich, wie oberflächlich muss man lesen, dass man DAS nicht bemerkt?
Tja, und fachlich … ihr Pech (oder meins) dass ich mich gerade selbst mit einem Maler aus der 2. Hälfte des 17. Jh. beschäftige. Darum kenne ich die frühen Werke dessen, was man heute Kunstgeschichte nennen würde – witzigerweise kenne ich tatsächlich das Werk von Maria Sibyllas Stiefvater, aber ihre Werke waren mir unbekannt (Insektenkunde interessiert mich halt nicht). Und ich habe mich auch durch ziemlich viele Kirchenbücher gewühlt, sehr interessant wenn man sich mit der Frage der Familiennamen beschäftigt oder wer wen geheiratet hat. Ich will das jetzt hier nicht alles aufführen, aber sie hat sich ihre Fakten so zurechtgedreht, dass sie aus M.S. eine Power-Emanze des 17. Jh. inszenieren konnte. Es ist nicht mal unbedingt falsch, aber sie macht z.B. den Kardinalfehler aus der heutigen Sicht zu argumentieren und nicht aus und in der Zeit. Sie will krampfhaft alles an ihrer Protagonistin als außergewöhnlich darstellen, aber im Gesamtkontext ist es zumindest der Teil ihres Lebens, den ich mir in dieser Biografie angetan habe, nicht.
Ich fand’s schade, ich denke, Maria Sibylla Merian war eine interessante, in ihrer späteren Abenteuerlust ungewöhnliche und auch komplizierte Persönlichkeit, die diese Verzerrung nicht gebraucht hätte. Wobei ich den Menschen Maria Sibylla in dieser Biografie ohnehin nicht wirklich gefunden habe.