Petra Aicher - Die Prinzregentenmorde

  • Kurzmeinung

    Traute
    Schöner, ruhiger Roman, trotz einiger entsprechender Elemente kein Krimi.
  • Kurzmeinung

    eveco
    An sich nicht schlecht, zog sich aber doch sehr.
  • Sehr gelungener Auftakt

    Nach zahlreichen Veröffentlichungen unter anderem Namen hat Petra Aicher nun ihr neustes Werk „Fräulein Anna Gerichtsmedizin“, dass im Dezember 2022 im Ullstein Verlag erschienen ist, veröffentlicht. Ich muss leider gestehen, dass ich weder die Autorin noch ihre bisherigen Bücher kenne und somit war dieser Roman mein Debüt. Dank eines Buchportals bin ich auf dieses Buch aufmerksam gemacht worden und nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, stand für mich fest: ein Must Have, dass ich unbedingt lesen muss!


    Der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin ließ mich sofort in die Geschichte um Anna Zech ein und abtauchen. Bereits nach wenigen Seiten hatte mich der Roman komplett in seinen Bann gezogen und von da an, konnte bzw. wollte ich ihn auch nicht mehr aus den Händen legen. Zu jedem Zeitpunkt musste ich wissen, wie es mit Anna und Fritz weitergehen wird. Bevor ich aber näher auf die Geschichte eingehe, möchte ich noch die sehr gut gezeichneten Charaktere loben. Authentisch und lebensnah und dank dieser brillanten Darstellung konnte ich mich perfekt auf die Zeit 1912 einlassen. Während des Lesens merkt ich, mit wieviel Herzblut die Autorin ihren Roman geschrieben hat. Petra Aicher hat es nicht nur geschafft, eine brillant eingefangene Kulisse zu schaffen, sondern auch die gut recherchierten Fakten, perfekt in die Geschichte einfließen zu lassen. Die Handlung ist ein gelungener Mix zwischen historischen Roman und Kriminalfall. Ihre Tage am Rotkreuzkrankenhaus sind für die Krankenschwester Anna Zech gezählt, aber sie hat schon einen neuen Job in Aussicht: eine Assistentenstelle in der Münchner Gerichtsmedizin. Anna hat kaum Zeit ihren neuen Arbeitsplatz kennenzulernen, da muss sie auch ihre erste Obduktion beiwohnen. Die ehemals erfolgreiche Schauspielerin Adele Röckl wird tot aus dem Wasser geborgen und um die Todesursache zu ermitteln, muss sie medizinisch untersucht werden. Für den ersten Tag eine ziemliche Herausforderung.

    Zur gleichen Zeit erfährt der Skandalreporter Fritz von Weynand von der toten Schauspielerin und wittert seine Chance. Um jeden Preis will er die Story für seine Zeitung haben und mit seinem Charme lernt er Anna Zech kennen. Obwohl sie sehr misstrauisch ihm gegenüber ist, lernen die beiden sich näher kennen und sind der gleichen Meinung: Adele Röckl hat sich niemals selbst getötet. Anna und Fritz wollen Licht ins Dunkel bringen. Ob ihnen das gelingen wird? Das Ende war stimmig und macht Lust auf den zweiten Band.


    Mit ihrem ersten Band Petra Aicher hat es geschafft, meine Erwartungen mehr als nur zu erfüllen. Sehr gute Charaktere, eine spannende Geschichte, die in einer zeitgemäßen Kulisse spielt, was will der Leser mehr.

    4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung!

    "Bücher sind fliegende Teppiche ins Reich der Phantasie." (James Daniel) :study:

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    Eddas Aufbruch - Beate Rösler :study:

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Petra Aicher - Fräulein Anna Gerichtsmedizin“ zu „Petra Aicher - Die Prinzregentenmorde“ geändert.
  • Der hier vorgestellte historische Krimi von Petra Aicher ist der erste Band der Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Reihe und am 29. Dezember 2022 im Ullstein Verlag erschienen.


    Allgemeines zur aktuellen Ausgabe:

    ISBN: 978-3548064000

    Sprache: Deutsch
    Ausgabe: Taschenbuch mit 432 Seiten
    Preis: 12,99 €
    oder als ebook für 4,99 €



    Klappentext:

    Anna Zech beginnt 1912 als Krankenschwester in der Münchner Gerichtsmedizin. Gleich ihre erste Leichenschau ist eine Tote aus der Isar. Anna glaubt nicht, dass die alternde Schauspielerin selbst ins Wasser gegangen ist. Auch der Skandalreporter Fritz von Weynand vermutet, jemand hat hier nachgeholfen. Denn die Tote hatte beste Verbindungen und kannte viele Persönlichkeiten. Anna, aus kinderreicher, kleinbürgerlicher Familie, ist vom adeligen Charmeur Fritz zuerst ein wenig eingeschüchtert. Aber ihre Courage und Neugier sind stärker. Gemeinsam decken sie die dunklen Seiten der feinen Münchner Gesellschaft auf.


    Mein Leseeindruck/Fazit:

    Äußerlich betrachtet zeigt das Cover sehr viel vom Inhalt. München, eine Frau und ein Mann, eine interessante Farbgestaltung ... kurzum, ich finde Erscheinungsbild des Buches sehr ansprechend.

    In der Innenklappe finden wir dann die Frau und den Mann vom Cover wieder. Die gezeigten Personen sollen wohl Anna Zech und Fritz von Weynand darstellen. Beide werden kurz vorgestellt, so dass man schnell weiterlesen und mehr über die Beiden erfahren möchte.

    Mit "Rund um Anna eilten Leute durcheinander" lädt die Münchner Autorin zu den Ermittlungsarbeiten bezüglich des Todes einer Schauspielerin ein.

    Ich möchte gleich anmerken, dass es sich nicht um einen rasanten, actionreichen Krimi handelt in dem das Blut nur so spritzt, nein, es ist ein Krimi, dessen Handlung leicht und locker vor sich hinplätschert. Er ist deshalb nicht uninteressant oder gar langweilig. Nein, ganz im Gegenteil. Der Krimileser sollte sich nur auf eine leichte Kost einstellen, ohne viel Blutvergießen.

    Die Protagonisten sind detailliert charakterisiert und harmonieren perfekt. Es ist ein Genuss, den beiden Hauptdarstellern, Anna und Fritz, bei ihren Ermittlungsarbeit zuzu"sehen" und zu erleben, wie sie sich immer besser kennenlernen. Nein, eine große Liebesgeschichte zwischen den Protagonisten sollte man nicht erwarten. Es ist eher eine Freundschaft, die im Laufe der Handlung sich verdichtet.

    Mir hat dieser Reihenauftakt sehr gut gefallen, so dass ich voller Spannung auf die Fortsetzung warte, die für Juli 2023 geplant ist.


    Meine Bewertung: ⭐⭐⭐⭐

  • Eher Sittengemälde als Kriminalroman, aber überaus fesselnd


    Buchmeinung zu Petra Aicher – Fräulein Anna, Gerichtsmedizin: Die Prinzregentenmorde


    Fräulein Anna, Gerichtsmedizin: Die Prinzregentenmorde ist ein historischer Roman von Petra Aicher, der 2022 bei Ullstein eBooks erschienen ist.


    Zum Autor:
    Petra Aicher, geboren 1972, ist Münchnerin mit ganzem Herzen und recherchiert die Geschichte und Geschichten ihrer Stadt, wenn ihre Zeit es zulässt.


    Klappentext:
    Anna Zech beginnt 1912 als Krankenschwester in der Münchner Gerichtsmedizin. Gleich ihre erste Leichenschau ist eine Tote aus der Isar. Anna glaubt nicht, dass die alternde Schauspielerin selbst ins Wasser gegangen ist. Auch der Skandalreporter Fritz von Weynand vermutet, jemand hat hier nachgeholfen. Denn die Tote hatte beste Verbindungen und kannte viele Persönlichkeiten. Anna, aus kinderreicher, kleinbürgerlicher Familie, ist vom adeligen Charmeur Fritz zuerst ein wenig eingeschüchtert. Aber ihre Courage und Neugier sind stärker. Gemeinsam decken sie die dunklen Seiten der feinen Münchner Gesellschaft auf.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist eine interessante Mischung aus historischem Roman, zeitgenössischem Sittengemälde, einem Hauch Kriminalroman und einem Hauch Liebesroman. Die vermeintliche Hauptperson Anna Zech ist eine überaus sympathische Erscheinung, die ihren Platz in einer männerdominierten Gesellschaft sucht. Tatsächlich ist der Star aber das Münchener Leben kurz vor Ausbruch des ersten Weltkriegs. Anna wirkt ein wenig naiv, ist aber prinzipientreu und geniest die Aufmerksamkeiten des Adligen Friedrich von Weynand, der als Skandalreporter Fritz Nachtweyh eine Zeitung betreibt. Von Weynand lebt zwischen zerrütteter Ehe, gesellschaftlichen Verpflichtungen und aufrührerischen Ideen. Zudem hat er sich in Anna Zech verguckt und wirbt hartnäckig um sie. Viele Nebenfiguren ermöglichen den Blick auf soziale Missstände, notleidenden Menschen und den wenigen Reichen, die ein Leben im Überfluss führen. Der Todesfall der Schauspielerin spielt eine untergeordnete Rolle und dient eher als Einstieg in diverse Nebenschauplätze, auch wenn am Ende eine plausible Auflösung präsentiert wird.
    Die atmosphärische Schilderung des Lebens der Menschen im München jener Zeit macht das Buch zu etwas Besonderen und hat mich süchtig nach mehr gemacht.


    Fazit:
    Ein fesselnder Roman, bei dem das historische München und seine Bewohner im Mittelpunkt stehen. Mich hat der Titel begeistert und deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

    :study: James Lee Burke - Die Tote im Eisblock


    :musik: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Neue historische Ermittler-Reihe um Anna und Friedrich

    Das historische Buchcover gefällt mir sehr gut. Der interessante Buchtitel hat mich auf den Klappentext neugierig gemacht. Dieses Buch ist der Auftakt einer neuen historischen Ermittler-Reihe, die in München im September 1912 beginnt. Nach der Aufmachung der vorderen Innenklappe habe ich vor allem einen historischen Kriminalroman erwartet. Dieser fällt jedoch umfangmäßig relativ gering aus. Statt dessen lernt der Leser sehr gut die Münchner Atmosphäre und die Sichweise der unterschiedlichen Gesellschaftschichten kurz vor dem ersten Weltkrieg kennen. Dies ist meines Erachtens der Autorin Petra Aicher sehr gut gelungen. Auch das Verhalten des Mörders nach seiner Entdeckung ist für diese Zeit stimmig.

    Die Protagonistin Anna, die aus einfachen Verhältnissen kommt, war mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie ist fleißig, bescheiden und lässt sich von Friedrich von Weynand nicht einfach „kaufen“. Friedrich von Weynand, verarmter Adliger, lebt vom Geld seiner reichen bürgerlichen Ehefrau Sibylle bzw. vom Geld seines Schwiegervaters und wird ansonsten von der Kindererziehung seiner Söhne ausgeschlossen. Einerseits tat er mir leid, andererseits hätte er sein Leben auch anders, aber halt nicht so komfortabel. gestalten können. Er wurde mir jedoch im Laufe der Geschichte immer sympathischer, da er persönlich reift und Anna finanziell unterstützt, ohne eine Gegenleistung von ihr zu verlangen.

    Fazit:

    Trotz eines historischen Patzers ist es ein lesenswertes Buch, für Leser, die sich für das historische München der 1910er Jahre interessieren

  • Anna kommt vom Land in die Aufregung der Stadt


    München 1912

    Es ist ein aufregender Schritt in ein neues Leben, als die gelernte Krankenschwester Anna aus Aschheim, auf Empfehlung ihres Onkels ihre neue Stelle als Assistentin der Münchner Gerichtsmedizin antreten darf! Zu Annas Überraschung, ist die zu untersuchende Leiche an ihrem ersten Arbeitstag keine geringere, als eine skandalumwitterte Schauspielerin, namens Adele Röckl. Die arme tote Frau hatte man aus der Isar gefischt. Als kurz darauf ein smarter junger Herr ihren Weg kreuzt, der ihr spontan eine freie Wohnung anbietet, kann Anna ihr Glück kaum fassen, glaubt sie doch an einen glücklichen Zufall. Leider entpuppt sich der nette Herr Nachtwey, dann als neugieriger Skandalreporter und ist obendrein ein verheirateter Mann von Adel, namens Fritz von Weynard. Anna ist schockiert!


    Mit dem Titel “Die Prinzregentenmorde”, beginnt die neue spannende historische Serie “Fräulein Anna Gerichtsmedizin” der Münchner Autorin Petra Aicher. Titelheldin Anna bekommt eine für Frauen damals wohl einzigartige Anstellung an der Münchner Gerichtsmedizin. Für ein Mädchen vom Land erlebt Anna allerlei aufregende Abenteuer in der großen Stadt, dafür sorgt auch der freche Fritz, der an dem Mädchen Gefallen findet.

    Es liegt allerlei Spannung in der Geschichte, nicht nur die tragischen Umstände von Adeles Tod, nein auch die Politik, die Dünkel des Adels, der Tod des Prinzregenten und das amüsante Nachtleben Schwabings sind Thema der Handlung. Die Autorin beherrscht es, ihre Figuren lebendig zu charakterisieren und die Szenerien großartig zu beschreiben. Es macht großen Spaß, gerade als Ortskundiger, sich auf diese Geschichte einzulassen.

    Auch das Cover gefällt mir sehr gut, ein wunderschöner Blick auf die Münchner Innenstadt und zwei sehr sympathisch wirkende Porträts der Protagonisten laden ein ins Buch zu schauen, auf dessen Innencover die Beiden näher vorstellig werden.


    Mein Fazit:

    Ein wirklich toller historischer Serienauftakt, mit sympathischen Protagonisten, der eine wunderbare Zeitreise in die bayrische Hauptstadt vor gut 100 Jahren bietet. Die Handlung fand ich fesselnd und sehr unterhaltsam, deshalb freue ich mich jetzt schon jetzt auf die Fortsetzung:). Die Geschichte ist allerdings meiner Ansicht mehr ein Zeitporträt mit einer spannungsvollen Handlung, man sollte also keinen historischen Krimi erwarten.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :thumleft:

  • Als Liebhaber*in historischer Romane kam ich nicht umhin, auch in dieses Buch einen Blick zu werfen und wurde sofort in seinen Bann gezogen. Inhaltlich geht es um die junge Obduktionsassistentin Anna und den Skandalreporter Fritz, die gemeinsam mehrere Morde aufklären und mit der Zeit eine Freundschaft zueinander entwickeln.

    Dieses Buch, das in der Zeit vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges spielt, entführt die Leser*innen in die Landeshauptstadt München, wo das Festhalten an Standesdünkeln und der Kampf um gesellschaftliche Veränderung noch um die Vorherrschaft streiten. Im Fokus stehen dabei der Umgang mit den Arbeiter*innen und den Frauen sowie die Doppelmoral des Adels.

    Die Geschichte ist lebendig und spannend verfasst und bekommt durch den bayrischen Dialekt eine ganz eigene Note. Ich bin jetzt schon gespannt auf die weiteren Bücher mit diesem ungleichen Duo.

  • Das historische München während der Prinzregentenzeit

    Das wunderschöne Buchcover mit der Krankenschwester Anna, die nun in der Gerichtsmedizin arbeitet sowie der fesche Friedrich von Weynand, der inkognito als Fritz Nachtwey den Beruf als Journalist ausübt, lässt einen zu dem Buch greifen. Der Klappentext mit der Info, dass dieser Krimi in München angesiedelt ist, klingt ebenfalls sehr interessant. Die Idee eines Ermittler-Duos, die sehr unterschiedlichen sozialen Schichten zugeordnet werden, klingt sehr vielversprechend. Die Obduktionsassistentin Anna (Tochter eines Gerichtsdiener) und der Klatschreporter Fritz Nachtwey (verarmter Freiherr) beschäftigen sich mit dem Tod der Schauspielerin Adele Röckl. Ich vermisste jedoch über lange Strecken die Ermittlungsarbeiten, die zur Lösung des Falls. führt. So ist das Buch eher als historischer Roman anzusehen, der einen jedoch gut unterhält und die Stimmung während der Prinzregentenzeit sehr gut wiedergibt. Mir hat der flüssige Schreibstil von Petra Aicher gefallen.

    Fazit:

    Dieses Buch kann ich Leser empfehlen, die gerne historische Romane lesen und sich für München während der Prinzregentenzeit interessieren.

  • Eine Tote aus der Isar – ein spektakulärer beruflicher Anfang für Fräulein Anna.


    Historische Vorgänge im Vorfeld des 1. Weltkriegs sind verwoben in einem Krimi mit bayrischem Ambiente. Die sehr verschiedenen Hauptakteure beschäftigen sich in ihrem beruflichen Umfeld mit Morden und ihrer Aufklärung: Anna Zech, 19 Jahre alt, vom Lande, wissbegierig, naiv, pflichtbewusst, aus bescheidenen Verhältnissen aus kinderreicher Familie, verantwortungsbewusst, Obduktionsassistentin in der Gerichtsmedizin München. Ihr Gegenpart ist Friedrich von Weynand alias Fritz Nachtwey, Inhaber des Münchner Generalanzeigers, mimt zum Spass den Klatschreporter und schreibt unzensierte, sarkastische, verruchte Artikel aus seinem adeligen Milieu. Er kämpft gegen eine Leere in seinem Leben, in seiner Ehe an in einer Welt des schönen Scheins, die sich so sehr überlebt hat, dass sie die eigenen Regeln der Aristokratie nicht mehr versteht – sehr im Gegensatz zu Annas Alltag. Aus diesem Gegensatz der Charaktere entwickelt sich ein spannungsgeladener Kriminalfall, liebevoll drapiert mit weiteren, lebendig skizzierten Figuren aus verschiedenen Milieus der Zeit vor 1914.

  • *** Toller historischer Roman mit Krimi-Elementen ***


    Wow, dieser vor Esprit strotzende Roman hat mich enorm überrascht! Mit herrlich atmosphärischen Beschreibungen, zeitgerechter Wortwahl (inklusive Dialekt) sowie durch und durch authentisch gezeichneten Figuren erweckt Autorin Petra Aicher das München um 1912 direkt vor meinen Augen zum Leben und lässt mich tief ins Geschehen eintauchen. Geschickt verbindet sie geschichtliche Fakten mit Fiktion und reichert die Handlung mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit an. Die Story um das ungewöhnliche Ermittler-Duo Anna und Fritz (aka Friedrich) hat mich rundum überzeugen können. Es war mein erster Roman aus dem Subgenre historischer Krimi, wobei ich das Werk im Nachhinein eher als einen (sehr gelungenen) historischen Roman mit eingewobenen Krimielementen bezeichnen würde. SIE (- Mädchen vom Land, klug, aufrichtig, herzensgut, tugendhaft -) arbeitet seit Kurzem in der Gerichtsmedizin und ist not amused, als sie herausfindet, dass ER (- Spross aus vermögender Adelsfamilie, der heimlich eine Skandalzeitung veröffentlicht -) sie zu Beginn ihrer Bekanntschaft bewusst getäuscht hat, um ihr Informationen zu entlocken. Aber da kann der wortgewandte Herr noch so charmant tun, Anna lässt sich nicht von ihm um den Finger wickeln. Hach, es war absolut erfrischend, wie sie ihm regelmäßig die Leviten gelesen hat hinsichtlich seiner polarisierenden, frechen Artikel. Zudem fühlt sie sich von seiner Aufmerksamkeit zwar geschmeichelt, weist ihn allerdings bezüglich ihrer unverhofft aufkeimenden Freundschaft klar in seine Schranken und bleibt ihren Prinzipien treu: Keinerlei Anbändeln - der Mann ist schließlich verheiratet! Dennoch liegt etwas in der Luft, es knistert leicht zwischen ihnen; beide genießen die gemeinsamen Momente und die wachsende Vertrautheit. Fritz (dessen Frau nur an seinem Adelstitel interessiert gewesen war und nach der Geburt zweier Kinder ihre eheliche Pflicht als erfüllt sieht) hat in der Tat häufig Affären. Eine davon, die clevere Schauspielerin Carlotta, lernen wir direkt zu Beginn kennen und sie nimmt eine bedeutende Rolle in der Handlung ein. Ihr Pragmatismus, ihre Schlagfertigkeit und ihr Humor haben mir sehr imponiert; ich mochte sie richtig, richtig gerne. Trotz ihres Rufes (- Schauspielerinnen galten als sündige, leichte Frauen -) hat Carlotta das Herz definitiv am rechten Fleck und ich hoffe inständig, in den Folgebänden hin und wieder von ihr lesen zu dürfen. Auch die anderen Nebenfiguren sind wahre Unikate, z.B. Annas Vorgesetzter - der sympathische Dr. Gernhuber, Annas Mentor, war mein Star; ich liebte seine Kabbeleien mit Co-Arzt Dr. Schmidt sowie dem Gehilfen Lobinger! Was den Schreibstil betrifft: Wunderbar!! Ich war rundum zufrieden mit der intensiven Vorstellung der Charaktere (facettenreich, glaubwürdig agierend) und dem Spannungsbogen samt völlig überraschender Auflösung. Einzig die Ermittlungsarbeit hätte gerne noch einen Tick stärker in den Vordergrund gestellt werden können, doch wie gesagt: Für mich war es ohnehin mehr spannender Histo-Read als reiner Krimi, daher vergebe ich sehr gerne volle 5 Sterne. Fazit: Den Namen dieser talentierten Autorin muss ich mir merken! Ich war mehr als happy mit meinem Leseerlebnis und freue mich schon jetzt auf den nächsten Band ( "Die Schwabinger Morde" erscheint im Juli 2023). Klare Empfehlung für alle Fans von historischen Romanen!

  • Anna ist 21 als es sie nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester vom Land nach München zieht, wo sie eine Stelle als Obduktionsassistentin in der Gerichtsmedizin antritt. Unbedarft macht sie schon bald die Bekanntschaft mit dem vermeintlichen Reporter Fritz Nachtwey. Um an Informationen aus erster Hand aus der Gerichtsmedizin für sein Klatschblatt den „Münchner Generalanzeiger“ zu erhalten vermittelt er ihr berechnend eine Wohnung. Schon bald kommt sie dem „Reporter“ auf die Schliche. Trotz anfänglicher Missverständnisse und Komplikationen entwickelt sich letztendlich eine Freundschaft daraus, wobei sie tunlichst darauf bedacht ist ein einwandfrei sittliches Leben zu führen.


    Der Kriminalroman zeichnet in erster Linie ein interessantes Sittenbild der Münchner Gesellschaft kurz vor dem 1. Weltkrieg. Die Kriminalgeschichte rund um den Tod der Schauspielerin Adele Röckl kommt dabei ein wenig zu kurz und die Lösung des Falls erscheint ein wenig abrupt an den Haaren herbei gezogen.

  • Mord, Mord, Selbstmord im historischen München

    Das Buchcover ist ein echter Hingucker. Im oberen Teil sehen wir die Obduktionsassistentin Anna Zech und Journalist Friedrich von Weynand, die zusammen den Tod von Adele Röckl untersuchen sowie im unteren Teil das historische München. Der Buchtitel und vor allem der Klappentext macht auf die Leseprobe neugierig. Schon während den ersten Seiten hat mich der Schreibstil der Autorin Petra Aicher gepackt. So sprechen die einfachen Leuten mit bayrischen Dialekt und wirken authentisch.

    Die Geschichte beginnt mit dem ersten Arbeitstag von Anna in der Gerichtsmedizin, die ihrem Chef hilft eine ehemalige Skandalschauspielerin zu obduzieren. Der adlige Friedrich von Weynand, der sich als Journalist Fritz Nachtwey nennt, horcht Anna geschickt aus und schreibt daraufhin einen Leitartikel in seinem Revolverblatt. Anschließend lernen sich die beiden privat sehr gut kennen und akzeptieren, dass die Polizei diesen Todesfall als Selbstmord abgetan hat.

    Der Schwerpunkt bei diesem Buch liegt nicht (wie ich erwartet hatte) im Lösen der Todesumstände (klassischer Krimi), sondern das sehr anschauliche Beschreiben der Münchner Gesellschaft kurz vor dem ersten Weltkrieg (historischer Roman). So sind die Ehe-Szenen von Sibylle von Weynand und Friedrich glaubhaft beschrieben und die einzelnen Protagonistinnen wirken authentisch. Hin und wieder werden auch politische Ereignisse geschickt in die Handlungen eingeflochten.

    Aufgrund des tollen Schreibstils gibt es von mir eine Kauf- und Leseempfehlung.

  • Nach der Leseprobe habe ich ein anderes Buch erwartet. Aber ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen, nachdem ich das Cover eher bei den Liebesromanen eingeordnet hatte. Die Krimihandlung kommt viel zu kurz. Auch gelingt es der Autorin nicht, das historische Flair rüberzubringen. Bei der Figurengestaltung hat sie meiner Meinung nach zu tief in die Klischeekiste gegriffen. Anna ist das tugendvolle Fräulein vom Lande, dass sich erst in der großen Stadt zurechtfinden muss. Natürlich ist sie sehr zielstrebig, so dass sie auch Erfolg hat. Fritz ist der gelangweilte Sohn aus verarmten Landadel, der reich geheiratet hat. Seine Frau ist die Parodie einer Neureichen. Fritz betreibt nebenher ein Klatschblatt bei dem er unter Pseudonym als Reporter auftritt. Bei einen Artikel über den Tod einer alterten Schauspielerin hat er aus Versehen in ein Wespennest gestochen und weitere Ereignisse ausgelöst. Aus der Konstellation hätte man mehr machen können. Stattdessen schreibt die Autorin seitenlang über das platonische Verhältnis von Fritz und Anna. Die politischen Verhältnisse vor Beginn des ersten Weltkriegs werden so oberflächlich behandelt, da hätte sie es besser gelassen.
    Das Buch ist leichte Unterhaltungsliteratur, die sich für kein Genre entscheiden kann. Es lässt sich angenehm lesen, nur sollte man keinen Krimi erwarten.

    Sub: 5537:twisted: (Start 2024: 5533)

    Gelesen 2024: 14 / 1 abgebrochen

    gelesen 2023: 55/ 2 abgebrochen / 26075 Seiten

    gelesen 2022: 65 / 26292 Seiten

    gelesen 2021: 94 / 1 abgebrochen / 35469 Seiten


    :montag: Anders Roslund - Engelsgabe

    :study: John Katzenbach - Der Wolf


    Lesen... das geht 1 bis 2 Jahre gut, aber dann ist man süchtig danach.

  • :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Witziges Duo



    Anna Zech beginnt 1912 als Krankenschwester in der Münchner Gerichtsmedizin. Gleich ihre erste Leichenschau ist eine Tote aus der Isar. Anna glaubt nicht, dass die alternde Schauspielerin selbst ins Wasser gegangen ist. Auch der Skandalreporter Fritz von Weynand vermutet, jemand hat hier nachgeholfen. Denn die Tote hatte beste Verbindungen und kannte viele Persönlichkeiten. Anna, aus kinderreicher, kleinbürgerlicher Familie, ist vom adeligen Charmeur Fritz zuerst ein wenig eingeschüchtert. Aber ihre Courage und Neugier sind stärker. Gemeinsam decken sie die dunklen Seiten der feinen Münchner Gesellschaft auf.



    „Fräulein Anna – Gerichtsmedizin“ von Petra Aicher hat mich durch das Gerichtsmedizinthema neugierig gemacht. Das fand ich echt spannend und war auf die Umsetzung neugierig.


    Petra Aicher lässt uns ihre beiden Hauptfiguren Anna Zech und Friedrich von Weynand kennenlernen und begleiten. Anna kommt aus einfacheren Verhältnissen, war die beste Schülerin bei der Krankenschwesternausbildung und beginnt nun als Assistentin in der Rechtsmedizin. Auf ihrem Heimweg begegnet sie dem Skandalreporter Fritz Nachtwey, dem Alterego des Baronen Friedrich von Weynand. Zunächst sieht er in Anna ein einfaches Opfer, aus dem er interessante Informationen für seine Zeitung quetschen kann, doch er hat nicht mit Annas Sturheit gerechnet.


    Das Buch lebt von der Dynamik der Beiden. Ein Wortgefecht folgt auf das andere. Ernste Themen wechseln sich mit Kabbeleien ab. Beide harmonieren einfach gut miteinander und ich glaube, die meisten Leser werden es richtig schade finden, dass Friedrich in einer arrangierten Ehe feststeckt. Mir hat das Duo richtig viel Spaß gemacht.


    Natürlich geht es nicht nur um deren Geplänkel und Erlebnisse. Eine berühmte Sängerin wird tot aufgefunden und obwohl alles erst nach Selbstmord aussieht, machen sich Anna und Friedrich als Fritz auf die Suche nach der Wahrheit. Dabei kommen viele pikante Dinge ans Tageslicht, die alles in ein anderes Licht rücken. Annas Arbeit in der Gerichtsmedizin wird dabei immer wieder richtig interessant geschildert.


    Nebenbei erfahren wir noch viel über die damaligen Monarchen in Bayern und erleben den Beginn des ersten Weltkrieges aus der Sicht unserer Figuren mit.


    Der Autorin ist eine wirklich tolle Geschichte gelungen. Sympathische Figuren, wunderbare Gespräche und Wortgefechte, ein spannender Fall, interessante Dinge über die damalige Gerichtsmedizin, Monarchien, der Kriegsbeginn und ein toller Schreibstil machen das Buch zu einem gelungenen Gesamtpaket, welches mich sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten lässt.