224. Lesenacht am Samstag, den 7. Januar 2023

Zitat von Northlight1

Ich erkenne in Momo nicht nur Kritik an hektischer Eile, um Zeit zu sparen.

Ich lese heraus, das Fantasie Zeit braucht und diese den Menschen glücklich macht. Der Mensch als Wesen, der im Hier und Jetzt lebt, seine Zeit nicht sparen kann, sondern sie nur ausfüllen kann mit Liebe und Leben, oder seine Zeit mit anderen verbringt oder anderen Menschen etwas von seiner Zeit schenkt: In Form von Aufmerksamkeit, so wie Momo es vorlebt.

Aber zurück zur Kritik:

Gigis Geschichte über den Goldfisch ist eine Geschicht, wie einem die Gier nach Reichtum zum Verhängnis wird...

Die grauen Herren sind - für mich - ein Symbol für Kapitalismus. Sie möchten Zeit effizient machen... alles soll effizienter werden im Leben der Menschen... auch das Bankenwesen und die Medien werden in diesem Zusammenhang negativ erwähnt. In digitalen Zeitalter, wo man mit nur wenigen Klicks Bankgeschäfte online erledigt, Käufe tätigt und lieber in SMS-Sprache textet, statt sich persönlich zu treffen... das Thema ist aktueller denn je! Insb. In Bezug auf die Burnout-Fallzahlen und die steigende Einsamkeit der Menschen, die in Momo vor allem die Erwachsenen betrifft...

Wir kennen die Sprüche, die auch in diesem Buch auftauchen:

"Mach mehr aus deinem Leben" oder "Zeit ist Geld"

Konsum, eine unstillbare Kaufwut, wie Momos Puppe zeigt, resultiert aus dieser Unzufriedenheit...

Soviel zu meinen Gedanken beim Lesen.

In Momo steckt so viel drin!

Alles anzeigen

Das hatte ich gestern Abend noch geschrieben.

Wenn ich eine Moral daraus ableiten müsste, auch in Bezug auf die 2010er-20er Jahre, dann Folgendes:

Lebe im Hier und Jetzt, liebe und schenke anderen Menschen Zeit.

Zeit lässt sich nicht sparen, egal wie schnell und effizient die Menschheit wird (betongraue Plattenbauten; Online-Banking; Online-Shopping und Fast Fashion; Fast Food statt genussvolles Essen und "Schnelle Küche" statt Kochen mit Leidenschaft; Ganztagsschulen und Nachmittagsunterricht; elektronische Spielzeuge/Spielkonsolen, die keine Fantasie benötigt; steigende Vereinsamung etc.), unsere Zeit wird nicht mehr, aber ärmer an Erfahrungen und Freude. Wir können nicht für die Zukunft leben und das ist auch nicht schlimm: Die Zukunft wird noch früh genug zur Gegenwart, die man leben kann.

Der Aktualitätsbezug liegt für mich in der stetig wachsenden Wirtschaftsmacht und der Digitalisierung, die alles effizienter machen soll. Verlockende Angebote, die uns nicht oder nur kurzfristig glücklich machen können auf Kosten der Lebenszufriedenheit hetzen wir Menschen durch den Tag.