Charles Dickens - Barnaby Rudge (ab 02.01.2023)

  • Ich fürchte, da ist keine Verliebtheit vorhanden. Joe ist schlimmer dran als Chester, denn Dolly nimmt ihn gar nicht wahr. Für sie ist Joe unter ihrer Würde, befürchte ich.

    Aber wurde nicht in einem früheren Kapitel Dolly ganz rot bei der Erwähnung von Joes Namen, woraufhin Sim seine Messer geschleift hat? :scratch:


    bis Kapitel 18

    :totlach: Oh ja, auf jeden Fall. Mal schauen, wie lang sie bis zum Ende des Buchs sein wird.


    Da bin ich auch etwas zwiegespalten. Im Grunde ist er doch ein ziemlich mieser Charakter,

    der zwar seine komischen Momente hat, aber auch gefährlich werden könnte in seiner

    Dummheit.

    Ich empfinde Willet auch überhaupt nicht sympathisch oder für die Handlung auflockernd. So wie er Joe provoziert und runtermacht oder sich als der allwissende Meister Oberschlau in seinem Gasthaus aufspielt. :wuetend: Da ist für mich eher Barnaby der positive Part, ist er doch eigentlich ein sehr liebenswürdiger und bemerkenswert klarsichtiger Kerl. Er wirkt so unschuldig und rein auf mich.

    In der Art, wie er es beschreibt - ja. Dickens kann halt Atmosphäre :love: Seine Beschreibungen erwecken London zum Leben.

    Das war wirklich eine wundervolle Beschreibung der düsteren, unheimlichen, rauhen, bedrohlichen und gefährlichen Straßen Londons. :pray:

    Ist es mir nur nie aufgefallen oder ist das hier der erste Roman, den wir lesen, in dem Dickens sich in seiner Person als Erzähler so direkt uns, den Lesern, zu wendet?

    Stimmt, so viel war das in den anderen Büchern nicht. :-k Ab und zu gab es mal eine Anmerkung, aber vom Gefühl her nicht so oft wie hier.

    Und er findet Quartier bei dem blinden Stagg, auch eine Nachtgestalt in dem Sinn, dass er als Blinder im Dunkeln lebt.

    Eine interessante Paarung - der Blinde und der Heimatlose. Ich könnte mir vorstellen, dass diese beiden zusammen auch noch einiges bewirken könnten, denn beide sind nicht blöd, haben eine gewisse Lebenserfahrung, können Situationen einschätzen und im gefährlichen Leben in der Londoner Unterwelt überleben, ohne ihre Persönlichkeit aufzugeben.


    Der Schattenmann wirkt auf der einen Seite bedrohlich, auf der anderen Seite aber auch

    tief verzweifelt. Hat er in der Vergangenheit eine Schuld auf sich geladen die nicht mehr

    gut zu machen ist?

    Das empfand ich auch so. Zuerst wird er nur als die gefährliche unnahbare Figur - fast schon als Mythos auf Londons Straßen - dargestellt, um dann doch mit ganz elementaren Bedürfnissen nach Nahrung, Unterkunft, Ruhe oder menschlicher Gesellschaft einen verzweifelten und menschlichen Eindruck zu erwecken.

    Und dem Gespenst könnte man unterstellen, dass

    - er entweder der gesuchte Gärtner = Mörder ist

    DAS könnte wirklich passen :idea: - die Idee gefällt mir gut.

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • zu Kapitel 19


    Meine Güte, was für ein Weib :roll: Sie ist schon arg überzeichnet in ihrer Hysterie, auch wenn mir klar ist, dass das volle Absicht ist.

    Offen gestanden habe ich mich köstlich amüsiert über dieses Schmierentheater das

    Mrs. Varden hier im Vorfeld des Ausflugs mit Hilfe der höllischen Mrs. Miggs hier ver-

    anstaltet. Für den Leser ist das sicher witzig, aber umso schlimmer für den armen Mr.

    Varden. Der warnt ja sogar Dolly vor solchen Ausgeburten der häuslichen Hölle.

    Zitat

    Never have a Miggs about you!


    was meint Ihr, warum sie so gegen ihr Naturell jetzt tatsächlich Spaß an der Sause und am Maypole hat? Da werd ich gar nicht schlau draus :scratch:

    Mrs. Varden ist recht begeistert vom Maypole, aber ich denke sie erfreut sich tatsächlich nur

    daran, weil sie später ihrem Mann all das als Beweis seiner Umtriebe unter die Nase reiben

    kann. Das bereitet ihr wohl den meisten Spass. Futter für weitere theatralische Vorstellungen.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Aber wurde nicht in einem früheren Kapitel Dolly ganz rot bei der Erwähnung von Joes Namen, woraufhin Sim seine Messer geschleift hat? :scratch:

    Vielleicht ist sie ja auch nur flatterhaft, wer weiß :lol:

    Ich empfinde Willet auch überhaupt nicht sympathisch oder für die Handlung auflockernd. So wie er Joe provoziert und runtermacht oder sich als der allwissende Meister Oberschlau

    Sympathisch ist er ganz sicher nicht, das hab ich auch nicht behauptet. Aber seine Darbietungen als Mr Oberschlau unter dem Beifall seiner genauso "intelligenten" Zuhörer hat doch viel Slapstick-Potential für mich. Mehr als Mrs Varden, aber das ist persönliche Neigung und Vorliebe :loool:

    Ich könnte mir vorstellen, dass diese beiden zusammen auch noch einiges bewirken könnten,

    die Frage ist nur ob zum Guten oder zum Bösen


    Kapitel 19

    Offen gestanden habe ich mich köstlich amüsiert über dieses Schmierentheater das

    Mrs. Varden hier im Vorfeld des Ausflugs mit Hilfe der höllischen Mrs. Miggs hier ver-

    anstaltet.

    Vielleicht geht sie mir als Frau mehr auf die Nerven als Dir :lol:


    Der warnt ja sogar Dolly vor solchen Ausgeburten der häuslichen Hölle.

    Ich hoffe, sie hört auf ihren Vater und kommt nicht gar zu sehr nach ihrer Mutter im späteren Leben 8-[

    Mrs. Varden ist recht begeistert vom Maypole, aber ich denke sie erfreut sich tatsächlich nur daran, weil sie später ihrem Mann all das als Beweis seiner Umtriebe unter die Nase reiben kann.

    Das steht zu befürchten und vielleicht ist das wirklich der einzige Grund, warum sie sich so amüsiert.

  • Und in Kapitel 21 gibt es einen Faden, der auch noch dazu passen würde - einen völlig überraschenden auch noch

    Das habe ich auch gerade gelesen. Dieses Kapitel befeuert wieder wilde Spekulationslust.

    :shock:

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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  • Dann mach ich mal vorsichtig weiter mit Kapitel 20


    Das Ziel der Varden'schen Ausfahrt ist erreicht: Dolly besucht Emma Haredale und wir erfahren, dass Dolly quasi die Pflegeschwester Emmas von Kindesbeinen an ist, in diesem Haushalt aus- und eingehen kann wie sie möchte. Schön für die beiden jungen Frauen, doch ich frage mich doch, wie diese Verbindung zustande kam. Die Vardens sind sicherlich angesehene Geschäftsleute, aber eben doch Handwerker, während die Haredales eher der Gentry zuzurechnen sind. Außerdem sind die Haredales katholisch, die Vardens definitiv nicht. Das ist also eine ziemlich ungewöhnliche Konstellation, finde ich. :scratch: ?(


    Jedenfalls freuen sich die jungen Frauen über das Wiedersehen und Dolly kann Chesters Brief übergeben. Hier tritt ein interessanter Funfakt auf: man hat damals, weil das Porto so teuer war, Briefseiten erst normal und dann noch quer im rechten Winkel dazu beschrieben, also doppelt pro Seite. Das finde ich spannend, so einen Brief würde ich echt gerne mal sehen und schauen, wie gut sich das lesen lässt :lechz:


    Irgendwie hab ich das Gefühl, dass in dem Brief nicht unbedingt das steht, was Emma gerne gehört hätte ... sie liest den Brief mehrfach, aber irgendwie wirkt sie nicht völlig beglückt. Und sie braucht eine "Verdauungspause" bevor sie antwortet. Was Chester wohl geschrieben hat? Jedenfalls verleben die jungen Frauen einen schönen Nachmittag bevor Dolly mit der Antwort in der Tasche von dannen ziehen will. Tja, will, denn erstmal begegnet sie Mr Haredale, vor dem sie offensichtlich gehörigen Respekt hat. Er hat auf sie gewartet und fragt sehr direkt nach ihrem Auftrag als Postbotin. Er ist ja nicht dumm und hat wohl damit gerechnet. Dolly sowie auch Emma haben wohl soviel "Angst" vor ihm, dass er seine Antwort bekommt. Verblüffenderweise will er den Brief gar nicht sehen - damit hatte ich in der Szene dann doch gerechnet. Aber nein, ganz im Gegenteil bietet er Dolly sogar die Position einer Gesellschafterin für seine Nichte an. Hupps, da tut sich also was - nur wohin führt das dann? Immerhin hätte er damit Dolly als Postbotin ausgeschaltet, denn dann wäre sie ja ständig auf Warren. Berechnung? Oder doch einfach Mitleid mit dem sehr einsamen Leben seiner Nichte?


    Tja, und dann geht Dolly zurück zum Maypole, in der Dämmerung durch den abgelegenen Weg ... :shock:

  • zu Kapitel 19

    Also hat Chester in Dolly einen neuen Postillon d'amour gefunden, allerdings einen leicht verwirrten Postillon, denn der jungen Frau schwirrt noch die vergangene Party und ein gewisser junger Mann im Kopf herum.

    Hier wirkt sie ja durchaus überaus flatterhaft, die gute Dolly. Sie wird also bei jedem halbwegs feschen jungen Mann rot, und nicht nur bei Joe.

    allerdings sorgt Mrs Varden auch sofort für einen gehörigen Wermutstropfen im Glück, indem sie wieder eine ihrer bekannten Szenen abliefert. Meine Güte, was für ein Weib :roll:

    Puh, die war wirklich grässlich in der Szene - ihr holder Gatte wollte einfach nur einen netten gemeinsamen Samstag verbringen. :wuetend:

    Naja, die Fahrt dauert etwas länger und liefert der Schreckschraube jede Menge Munition, um später gegen ihren Mann zu stänkern. Aber sie scheint den Ausflug tatsächlich zu genießen, bis hin zur Bar im Maypole. Was ich kaum für möglich gehalten hätte - was meint Ihr, warum sie so gegen ihr Naturell jetzt tatsächlich Spaß an der Sause und am Maypole hat? Da werd ich gar nicht schlau draus :scratch:

    Ich vermute, dass sie einen Heidenspaß an der Abwechslung und der guten Nahrung und den vielen netten Getränken :anstossen: hat, aber das niemals zugeben würde und wie du schon schreibst, sie Munition gegen ihren Mann sammelt. Das ist so ekelhaft und niederträchtig, aber Mr. Varden lässt es ja mit sich machen. :ergeben:


    zu Kapitel 20

    Hier wird auf jeden Fall deutlich, dass die gute Dolly doch ziemlich eitel und kokett ist - schlecht für den guten Joe.

    Verblüffenderweise will er den Brief gar nicht sehen - damit hatte ich in der Szene dann doch gerechnet.

    Da war ich auch etwas überrascht, dass er den Brief nicht fordert. Aber vielleicht hat er auch andere Vorsorge getroffen...siehe Kapitel 21. :shock:

    Immerhin hätte er damit Dolly als Postbotin ausgeschaltet, denn dann wäre sie ja ständig auf Warren. Berechnung? Oder doch einfach Mitleid mit dem sehr einsamen Leben seiner Nichte?

    Ich tippe auf Berechnung, da er dann Dolly auch unter Kontrolle hätte. Und ganz nett waren die beiden Ladies ja miteinander, das hat Dickens sehr schön und harmonisch dargestellt. :lol:

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Aber vielleicht hat er auch andere Vorsorge getroffen...siehe Kapitel 21. :shock:

    du meinst, Haredale steckt dahinter? Auf die Idee bin ich ja noch gar nicht gekommen :shock: aber es könnte passen: er wirkt unschuldig, Hugh dürfte es egal sein und er hat den Brief in Händen

  • zu Kapitel 20


    Hier wird auf jeden Fall deutlich, dass die gute Dolly doch ziemlich eitel und kokett ist - schlecht für den guten Joe.

    Im Gegensatz zu Emma ist Dolly wohl recht materialistisch eingestellt. Joe ist halt

    keine gute Partie. Der andere Bewunderer ist finanziell etwas besser gestellt. Das wird

    Joe hart treffen. Dolly treibt Spielchen..............

    Ich tippe auf Berechnung, da er dann Dolly auch unter Kontrolle hätte.

    Das ist schon recht geschickt von Herrn Haredale. Vielleicht ist er aber nur so ruhig,

    weil er weiß, dass Dolly mit dem Brief nicht weit kommt. Das war mein zweiter Gedanke,

    obwohl ich ihm das eigentlich nicht zutraue. Aber wer könnte sonst dahinter stecken?

    du meinst, Haredale steckt dahinter?

    Das wäre ein starkes Stück, aber ich halte es auch für möglich.

    Sonst wäre nur Chester sen und der dunkle Mann eine Möglichkeit. :-k

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


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    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Zu Kapitel 19

    Vielleicht geht sie mir als Frau mehr auf die Nerven als Dir

    Ganz allgemein zu dieser Person: sie geht mir auch auf die Nerven, erst recht in Kapitel 22.

    Sie versäumt wirklich keine Gelegenheit, sich in den Mittelpunkt zu stellen, und dafür ist ihr jedes Mittel recht. Unerträglich. Vielleicht geht sie uns nur deswegen so auf die Nerven, weil wir anders gestrickt sind?


    Zu Kapitel 20

    Dolly treibt Spielchen.

    Ach - sie ist halt einfach jung! Und will sich bestmöglich verkaufen - pardon: verheiraten!


    Sie wird hier bisschen als Gegensatz zur ernsthafteren Emma Haredale aufgebaut. Dolly ist kokett und liebt den Blick auf ihr eigenes Spiegelbild. Sie ist glücklich mit ihren Löckchen, ihren kirschroten Bändern und diesem Kram. Emma rät ihr sogar, sich der Herrenwelt gegenüber weniger kokett zu benehmen.

    Vielleicht ist er aber nur so ruhig,

    weil er weiß, dass Dolly mit dem Brief nicht weit kommt. Das war mein zweiter Gedanke,

    obwohl ich ihm das eigentlich nicht zutraue.

    Ich hatte denselben Gedanken, aber solche Winkelzüge passen nicht zu Haredale, wie er uns bisher vorgestellt wurde. Ebenso wenig würde es passen, wenn er, was den Brief angeht, handgreiflich würde.

    doch ich frage mich doch, wie diese Verbindung zustande kam.

    Das ist mir auch unklar.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Kapitel 21


    Hughs Überfall wird ja richtig genüsslich geschildert. Die Schöne und das Biest! Die bedrohte Unschuld! Und dann der edle Ritter/Retter!

    Ich kann mir richtig vorstellen, wie die Leserinnen der Zeit hier ganz wohlig erstarrt in der Lektüre versinken... Und vielleicht enttäuscht sind, dass nicht mehr als nur ein Kuss passiert ist, so bisschen Gegrabsche wäre doch auch was für ihr Gemüt... :lol: :shock: ?


    Dass Hugh nicht aus eigenem Antrieb handelt, ist klar (meine ich). Sein Auftraggeber ist mit Sicherheit nicht Haredale, der ist zu aufrecht für solche Winkelzüge.

    Es kann nur der schmierige Chester sein. Damit würde sich sein Aufenthalt in Maypole vielleicht auch erklären?

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Vielleicht ist er aber nur so ruhig, weil er weiß, dass Dolly mit dem Brief nicht weit kommt. Das war mein zweiter Gedanke, obwohl ich ihm das eigentlich nicht zutraue.

    das wäre der gleiche Schluss, den Studentine gezogen hat. Zutrauen tun wir es ihm wohl alle nicht, aber unmöglich ist es halt auch nicht. Wir wissen nichts von ihm, rein gar nichts

    Vielleicht geht sie uns nur deswegen so auf die Nerven, weil wir anders gestrickt sind?

    Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass unser Barde gestrickt wäre wie Mrs Varden wenn er sich so über sie amüsiert :mrgreen: Neeeeeee :totlach:

    Ach - sie ist halt einfach jung! Und will sich bestmöglich verkaufen - pardon: verheiraten!

    Ja, vermutlich. Wurde ihr Alter eigentlich irgendwo genannt? :-k Was wohl ihre Mutter von ihrer Koketterie hält? :loool:

    Sie wird hier bisschen als Gegensatz zur ernsthafteren Emma Haredale aufgebaut. Dolly ist kokett und liebt den Blick auf ihr eigenes Spiegelbild. Sie ist glücklich mit ihren Löckchen, ihren kirschroten Bändern und diesem Kram. Emma rät ihr sogar, sich der Herrenwelt gegenüber weniger kokett zu benehmen.

    Stimmt, sie ist der Kontrapunkt zu Emma, die vermutlich viel zu vernünftig ist für ihr Alter.


    Kapitel 21

    Hughs Überfall wird ja richtig genüsslich geschildert. Die Schöne und das Biest!

    Passender Vergleich :) Wobei ich schon das Gefühl hatte, dass Hugh Spaß an der Sache hatte. Da könnten schon auch seine Gefühle der ewigen Zurücksetzung eine Rolle spielen, denn für jemanden wie Dolly ist er ja wirklich nicht existent während sie eben gleichzeitig ständig kokettiert


    Ich kann mir richtig vorstellen, wie die Leserinnen der Zeit hier ganz wohlig erstarrt in der Lektüre versinken... Und vielleicht enttäuscht sind, dass nicht mehr als nur ein Kuss passiert ist, so bisschen Gegrabsche wäre doch auch was für ihr Gemüt... :lol: :shock: ?

    Vermutlich war der Kuss schon harter Tobak für die damalige Zeit. Die Schilderung von mehr war eher undenkbar, glaube ich.


    Es kann nur der schmierige Chester sein. Damit würde sich sein Aufenthalt in Maypole vielleicht auch erklären?

    Dann hätte Chester senior aber voraussehen müssen, dass Dolly just an diesem Tage mit diesem Auftrag bei Emma auftaucht. Ist das nicht sehr konstruiert?

  • Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass unser Barde gestrickt wäre wie Mrs Varden wenn er sich so über sie amüsiert :mrgreen: Neeeeeee

    Jetzt habt ihr mich. Ich bin ein Haustyrann..... :-,

    Ich kann aber zur Beruhigung beitragen. In Kapitel 22 geht sie auch mir gewaltig auf

    die Nerven.

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Jetzt habt ihr mich. Ich bin ein Haustyrann..... :-,

    mit Bibel in der Hand :totlach: mein Kopfkino läuft auf Hochtouren :-,


    Ich kann aber zur Beruhigung beitragen. In Kapitel 22 geht sie auch mir gewaltig auf

    die Nerven.

    Na endlich, wurde ja auch Zeit :lol: Wobei ich bei mir grad erkannt habe, warum mich diese Frau so triggert - hat familiäre Gründe. Solche Ehekonstellationen triggern mich immer enorm, da könnte ich durch die Decke gehen.


    Kapitel 22


    Erst einmal erhält unser lieber Joe hier die Belohnung für sein heldenhaftes Eingreifen: er reitet neben Dolly, sie halten sanft und verborgen Händchen an der Kutsche und tuscheln miteinander. Der schwebt jetzt auf Wolke 777777 und auch Dolly scheint sehr glücklich zu sein in diesem Moment.

    Doch leider kommt sofort der Rückschlag in Person von Hugh angeritten. Ich glaub ihm nicht, dass er von Willet geschickt wurde, der will nur wissen was Dolly tut und sagt.... doch die ist viel zu verängstigt um irgendwas zu verraten, Hugh ist (jedenfalls jetzt noch) sicher.


    Doch dann kommen die Vardens zu Hause an und es geht mal wieder rund :roll:

    Kapitel 22.

    Sie versäumt wirklich keine Gelegenheit, sich in den Mittelpunkt zu stellen, und dafür ist ihr jedes Mittel recht. Unerträglich.

    Ich hab den Eindruck als ob Dickens sie von Mal zu Mal extremer darstellt. Geht es Euch auch so? Nichts und niemand spielt eine Rolle, nur sie - und Miggs steigert das noch exponentiell, wobei ich die für richtig dumm halte ](*,) Aber für Gabriel und Dolly macht sie alles nur noch schlimmer, wobei ich glaube, dass Dolly ihre Mutter doch recht weit durchschaut. Aber so ganz sicher bin ich mir da noch nicht. :scratch:


    Miggs glaubt, sie weiß wo's lang geht und hätte Sim in der Hand, doch da täuscht sie sich gewaltig, behaupte ich. Und auch da macht sie die Dinge nur schlimmer, denn der wetzt jetzt die Messer. Da ist es ja fast von Vorteil, dass Joe so selten in die Stadt kommt.


    Puh, Dickens baut da grad ein gewaltiges Gebäude auf - gewaltig im Sinne von umfangreich mit vielen verborgenen Hintergründen und Geheimnissen, aber auch im wörtlichen Sinne von physischer Gewalt. Hatten wir das in dieser Form schon mal?

  • zu Kapitel 21

    du meinst, Haredale steckt dahinter? Auf die Idee bin ich ja noch gar nicht gekommen :shock: aber es könnte passen: er wirkt unschuldig, Hugh dürfte es egal sein und er hat den Brief in Händen

    Ja, das war meine Vermutung, dass er Hugh auf Dolly und den Brief ansetzt. Dass Hugh dann so eskaliert, hatte Haredale vermutlich nicht beabsichtigt, sondern nur, dass er ihr den Brief abnimmt. :-k

    Und vielleicht enttäuscht sind, dass nicht mehr als nur ein Kuss passiert ist, so bisschen Gegrabsche wäre doch auch was für ihr Gemüt... :lol: :shock: ?

    Aber das hatten wir doch noch nie bei Dickens, dass sich ein Mann einer Frau so sehr aufdrängt, oder? Ich fand die Szene doch schon ziemlich heftig. :shock:

    Sehr merkwürdig war auch die Aussage von Hugh, dass er den Tod eines Menschen noch nie bedauert hat, den eines Hundes dagegen schon. War das ein versteckter Hinweis darauf, dass er schon mal gemordet hat? Er hatte ja eine schwere Vergangenheit... :scratch: Auch sein hasserfüllter Blick auf den jungen Joe, den Dolly bemerkt, ist sehr beunruhigend. In dem Kapitel hat sich auf jeden Fall ein vermeintliches verpenntes Schaf als Wolf entpuppt. :batman:


    Ich werde es die nächsten Tage nicht in den BT schaffen, aber zum Lesen werde ich auf jeden Fall kommen. Lest also ruhig schon weiter. :winken:

    Liebe Grüße,
    Tine


    :study: Ken Follett - Die Waffen des Lichts

    :study: Taylor Jenkins Reid - Daisy Jones & The Six

  • Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass unser Barde gestrickt wäre wie Mrs Varden wenn er sich so über sie amüsiert

    :D

    Er steht halt souverän drüber!

    Und uns nervt sie, weil wir uns niemals so aufführen würden und das wohl auch nicht könnten. Ich jedenfalls nicht.

    Natürlich amüsieren wir uns auch über sie, ist doch klar! Aber es gibt solche Typen auch im echten Leben, natürlich nicht so überzeichnet wie hier.


    Zu Kapitel 21

    Wobei ich bei mir grad erkannt habe, warum mich diese Frau so triggert - hat familiäre Gründe.

    Siehste. Und drum nervt sie uns, weil in uns etwas ist, das darauf anspricht.

    Wobei ich schon das Gefühl hatte, dass Hugh Spaß an der Sache hatte.

    Ja, er hatte Spaß - mir kommt die Szene aber sehr aufgesetzt vor. Das ist nicht der Hugh, wie wir ihn bisher kennengelernt haben. Ich habe den Eindruck, dass er hier nur eine Rolle spielt. Im Auftrag des wahren Bösewichts.


    Dann hätte Chester senior aber voraussehen müssen, dass Dolly just an diesem Tage mit diesem Auftrag bei Emma auftaucht. Ist das nicht sehr konstruiert?

    Nein, er hätte Hugh ganz allgemein in seine Dienste nehmen können, etwa so: Wenn Dolly auftaucht und zu Emma geht, dann soll er sie beschatten.

    Aber das hatten wir doch noch nie bei Dickens, dass sich ein Mann einer Frau so sehr aufdrängt, oder? Ich fand die Szene doch schon ziemlich heftig.

    Nein, in dieser Direktheit nicht. Ich habe mich amüsiert, weil er hier offensichtlich die viktorianische Lust am erotischen Kitzel bedient. Dass er sie mit Gewalt verbindet, finde ich natürlich nicht so doll, aber vielleicht steigerte das den Kitzel?

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • zu Kapitel 21


    aber auch im wörtlichen Sinne von physischer Gewalt. Hatten wir das in dieser Form schon mal?

    Nur in >A Tale Of Two Cities< soweit ich mich erinnere. Gewalt, in diesem direkten Sinn, gibt es

    bei Dickens wohl nur in den Romanen die sich auf historische Ereignisse beziehen.


    Nein, er hätte Hugh ganz allgemein in seine Dienste nehmen können, etwa so: Wenn Dolly auftaucht und zu Emma geht, dann soll er sie beschatten.

    So sehe ich das auch. Ich denke, Haredale ist da raus. Da bleibt nur einer der perfide genug

    ist so weit zu gehen.

    Bei Hugh bin ich mir nicht sicher. Ist er nur der brutale, durch seine schwere Jugend

    gezeichnete Mensch, der auch über Leichen geht, oder steckt da noch etwas Gutes

    in ihm?

    Wir sind der Stoff aus dem die Träume sind und unser kleines Leben umfasst ein Schlaf.

    William Shakespeare


    :study: Robert Seethaler - Das Cafe ohne Namen

    :study: Matt Ruff - Ich und die anderen

  • Bei Hugh bin ich mir nicht sicher. Ist er nur der brutale, durch seine schwere Jugend

    gezeichnete Mensch, der auch über Leichen geht, oder steckt da noch etwas Gutes

    in ihm?

    Dickens hat Sympathien, zumindest Mitleid mit ihm geweckt, das siehst Du offenbar auch so?

    Das ist der Grund, wieso ich ihm diese Szene nicht ganz abkaufe, wieso ich ihn für fremdgesteuert halte und das Ganze für eine Art Theater.


    Zu Kapitel 22


    Miggs und Simon, unser Traumpaar:

    Miggs erzählt Simon vom Überfall auf Dolly. Diese Stelle fand ich witzig und ironisch zugleich. Miggs kennt die Geschichte ja auch nur vom Hörensagen, sie ist keine Augenzeugin, und sie bauscht die Geschichte dann auf.

    Hier zeichnet Dickens sehr schön nach, wie Gerüchte entstehen und verbreitet werden!

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Aber das hatten wir doch noch nie bei Dickens, dass sich ein Mann einer Frau so sehr aufdrängt, oder? Ich fand die Szene doch schon ziemlich heftig. :shock:

    Uriah Heep hechelte höchst schleimig der Agnes hinterher, aber er wurde nicht körperlich übergriffig.

    Sehr merkwürdig war auch die Aussage von Hugh, dass er den Tod eines Menschen noch nie bedauert hat, den eines Hundes dagegen schon. War das ein versteckter Hinweis darauf, dass er schon mal gemordet hat? Er hatte ja eine schwere Vergangenheit...

    Er hat bestimmt schon viele Menschen sterben sehen und die wenigsten davon werden ihm etwas Gutes getan haben. Insofern kann ich diesen Ausspruch nachvollziehen. Ob es ein Indiz für eigene Gewalt ist? Keine Ahnung

    Auch sein hasserfüllter Blick auf den jungen Joe, den Dolly bemerkt, ist sehr beunruhigend.

    Naja, für Joe ist Hugh auch nur ein Angestellter tiefster Ebene und wer weiß, vielleicht wünscht sich Hugh schon auch mehr Aufmerksamkeit von Dolly, wohl wissend, dass das nie der Fall sein wird.

    Nein, er hätte Hugh ganz allgemein in seine Dienste nehmen können, etwa so: Wenn Dolly auftaucht und zu Emma geht, dann soll er sie beschatten.

    Und wenn Dolly jetzt direkt zu Emma gefahren wäre???? Ich weiß noch nicht, wen ich für den Auftraggeber halten soll, vielleicht liegen wir ja alle völlig falsch :loool:

    Nur in >A Tale Of Two Cities< soweit ich mich erinnere. Gewalt, in diesem direkten Sinn, gibt es bei Dickens wohl nur in den Romanen die sich auf historische Ereignisse beziehen.

    Ja, da war auch viel Gewalt, das stimmt. Du kannst gut recht haben, dass Dickens das in den historischen Romanen einsetzt. Und "Oliver Twist" haben wir noch nicht gelesen.

    Bei Hugh bin ich mir nicht sicher. Ist er nur der brutale, durch seine schwere Jugend

    gezeichnete Mensch, der auch über Leichen geht, oder steckt da noch etwas Gutes

    in ihm?

    Bei ihm könnte ich mir vorstellen, dass die Entwicklung erstmal ins Negative geht und Hugh am Ende dann doch noch den Dreh in die positive Richtung / zum Guten hinbekommt.

    Miggs erzählt Simon vom Überfall auf Dolly. Diese Stelle fand ich witzig und ironisch zugleich. Miggs kennt die Geschichte ja auch nur vom Hörensagen, sie ist keine Augenzeugin, und sie bauscht die Geschichte dann auf.

    Hier zeichnet Dickens sehr schön nach, wie Gerüchte entstehen und verbreitet werden!

    Stimmt, Miggs spielt hier ja stille Post. Aber neben Hugh hat der arme Joe jetzt eben auch noch Sim auf den Fersen.


    Studentine viel Spaß, was auch immer Du vorhast :D

  • Ja, da war auch viel Gewalt, das stimmt.

    Aber eben nicht die sexualisierte Gewalt. Mein Gedächtnis ist nicht immer auf Vordermann, aber ich glaube, das lesen wir zum ersten Mal.


    Kapitel 23

    Chester sen. hält Selbstgespräche. Im Unterschied zu Frau Varden liest er nicht in der Bibel, sondern in den Briefen Lord Chesterfields an seinen Sohn. Lord Chesterfield war ein rechter Zyniker, die Lektüre passt.

    :idea: Und drum heißt Chester auch Chester!


    Philip Stanhope, 4. Earl of Chesterfield – Wikipedia


    Und siehe da: der schleimige Chester ist es tatsächlich, der Hugh in Auftrag genommen hat. Hugh war also tatsächlich fremdgesteuert.

    Chester verpflichtet Hugh zur Verschwiegenheit und droht ihm damit, andernfalls seinen Diebstahl anzuzeigen, und dann wäre sein Leben von "außerordentlicher Kürze".


    Das Thema der öffentlichen Hinrichtungen hatten wir schon mal bei Dickens, es scheint ihm wichtig zu sein. Hinrichtungen als "Augenweide" vieler vieler Zuschauer, und "allein der Hund und ich" haben "Mitleid mit der Ärmsten" (S. 214). Ein grausiges Thema, aber im Iran zur Zeit ganz aktuell.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Das Thema der öffentlichen Hinrichtungen hatten wir schon mal bei Dickens, es scheint ihm wichtig zu sein.

    das wird sicher später noch weiter thematisiert, wenn ich das Preface richtig deute. diese Hinrichtungen wegen Kleinigkeiten müssen damals sehr häufig gewesen sein.


    Lord Chesterfield war ein rechter Zyniker, die Lektüre passt.

    :idea: Und drum heißt Chester auch Chester!

    Auf diesen Zyniker gehen auch die Notes ein, das war wohl ein sehr spezieller Zeitgenosse. Sehr treffend finde ich das Zitat Boswells

    Zitat von Lord Boswell

    „This man (said he) I thought had been a Lord among wits; but I find he is only a wit among Lords!“

    :mrgreen: