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1968 beschrieb Reinhold Messner in einem Artikel über die Veränderungen im Bergsport über den Mord am UnMöglichen. Damit meinte er die Zunahmen von technischen Hilfsmitteln, die es auch weniger starken und wenig erfahrenen Bergsteigern möglich machten, schwierige Routen und hohe Gipfel zu erklimmen. Seinem Appell auf diese Hilfsmittel zu verzichten, folgten damals viele. Das war der Beginn des Freeclimbings, bei dem sich die Schwierigkeitsgrade auch heute noch immer weiter steigern.
Ich kenne Reinhold Messner natürlich durch das, was er am Berg erreicht hat. Aber auch durch die Diskussion um den Yeti, die ich nur am Rand verfolgt habe. Von ihm selbst hatte ich noch nichts gelesen, bei seinem Buch hat mich zuerst der Titel und dann die Verfasser der Artikel darin angesprochen.
Die Diskussion um die Wahl der Hilfsmittel gibt es in jedem Sport, aber beim Bergsteigen nimmt sie andere Dimensionen an. Mittlerweile ist der Weg auf den höchsten Berg der Welt mit Fixseilen so präpariert, dass man den Gipfel erreichen kann, wenn man dafür bezahlen kann. Auch beim Klettern geht es vielen nicht mehr um das Austüfteln der Route selbst, sondern nur um einen Haken auf seiner Liste zu machen. Dass das zu Lasten der Natur geht, ist ohne Frage.
Deshalb war es für mich interessant zu lesen, wie sich die großen Bergsteiger und Kletterer mit der Frage, ob das Unmögliche wirklich tot ist, auseinander setzen. Gerade die junge Generation hat mich mit ihrer Flexibilität und den Ansichten oft überrascht, während die Bergsteiger der frühen Generationen meistens an ihren alten Werten festgehalten haben.
Leider hat jeder seinen Artikel für sich selbst geschrieben, so dass es keine Diskussionen untereinander gab. Das wäre sicher interessant gewesen. Aber auch so gibt der Mord am UnMöglichen viele Denkanstöße und ist nicht nur für Bergsteiger oder Kletterer zu empfehlen.
Ich habe das Buch zwei Mal gelesen und Mord am UnMöglichen hat mir tatsächlich beim zweiten Lesen noch besser gefallen als beim ersten Mal. Ein Satz ist mir besonders hängen geblieben: der Mord an der Fantasie ist oft schlimmer als der Mord am Unmöglichen.
Auch eine sehr entspannte Aussage hat mir gut gefallen: wenn es den Menschen möglich gemacht wird, das Unmögliche zu wagen, warum nicht? Wer die Mittel hat, um die höchsten Berge der Welt zu besteigen, kann das ruhig machen- aber nur mit der nötigen Kletterethik. Grob gesagt: nehmt euren Müll mit und kackt nicht mitten auf den Weg.
Allerdings haben sich diese beiden Aussagen auf das Expeditionsbergsteigen bezogen, das mehr und mehr zu einem profitablem Tourismus wird.
Wenn es ums reine Klettern an den steilen Wänden geht, ist die Meinung eindeutig: man muss nicht um jeden Preis den Gipfel erreichen, sondern innerhalb der eigenen Möglichkeiten bleiben. Wenn die die Begehung nicht zulassen, ist die Erfahrung, es sauber versucht zu haben und gescheitert zu sein mehr wert als die Bezwingung der Wand mit einem Bohrhaken pro Meter. Die Botschaft ist klar: auch kleine Erlebnisse zählen. Sicher ist das schwer, wenn man in den Medien nur das scheinbar perfekte Leben anderer gezeigt bekommt, aber letztendlich sind diese anderen nicht wichtig. Wenn alles möglich ist, gibt es keinen Platz mehr für Träume.
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