Amazon-Text:
Es knirscht, kracht und dampft im Getriebe. Nebel kriecht durch die Gassen und manchmal enthüllt er Dinge, die besser verborgen bleiben sollten. Eine Schachpartie verändert den Lauf der Geschichte. Der Blick durch die Fotolinse zeigt Dinge, die sein könnten. Ganz leise erklingt eine Melodie, die ihrer Zeit weit voraus ist. Hinsehen oder lieber wegschauen? Fünfzehn Steampunk-Storys über das Leben, den Tod und den Raum dazwischen. Mit Geschichten von Angelika Brox, Lina Tiede, Michael Schmidt, Tessa Maelle, Carolin Gmyrek, Aiki Mira, Galax Acheronian, Janika Rehak, Thorsten Küper, Uwe Post, Frederic Brake, Jol Rosenberg, Yvonne Tunnat, Oliver Bayer, Uwe Hermann Herausgegeben von Janika Rehak und Yvonne Tunnat.
Meine Meinung:
Achtung, kleinere Spoiler.
1. My Happiness:
Eine nette kurze Geschichte als Einstieg und eine überraschende Variante des Ich-habe-Elvis-gesehen-Mythos. Naturgemäß nicht sehr detailreich. 7/10
2. Damenopfer:
Eine schöne Idee. Leider ist der Geschichte schwer zu folgen, da alles sehr schnell aufeinander folgt - diese Geschichte ist zu kurz. So ist die letzte halbe Seite kaum nachvollziehbar: Wie hat er es bis zur Weißen Königin geschafft? 5/10
3. Braunkreuz:
Eine Horde Freischärler gegen das Böse, in diesem Fall eine Chemiefabrik, mit viel Action. Dazu eine Heldin, die ihre Liebe rettet und sich selber aufopfert? Das ist mir zu sehr schwarzweiß und zu eindimensional. 3/10
4. Tempus Fugit:
Eine nette Idee, ein wenig Hexerei mit Steampunk zu verbinden. Gefällt mir gut, der Rahmen stimmt, der Plot stimmt. 7/10
5. Die Jagd nach Dampf:
Hier geht es um dampfbetriebene Cyborgs. Stilistisch nicht ganz ausgefeilt, aber anrührend. 6/10
6. Die Zukunft:
Wow. Beeindruckend geschrieben, handelt die Geschichte vom Scheitern des Ich-Erzählers. Eine merkwürdige Dreierbeziehung, in der zwei rückgewandt sind und hilflos an der dritten hängen, die ihnen unverstandenerweise enteilt. 10/10
7. Von Käfern, Schaben und anderem Ungeziefer:
Hier passt das Steampunk-Setting perfekt zu einer Detektivgeschichte. 10/10
8. Mechanical Circus:
Das Scheitern eines Sohnes, der sich seinem Vater nicht gewachsen fühlt und mental abdriftet. Das Steampunk-Setting passt, ist aber nicht zwingend. 8/10
9. Hayes Töchter und Söhne:
Unterdrückung, Gehirnwäsche, Folter, Rache. Gut geschrieben, passt aber nicht zu dem, was ich gern lesen möchte. 5/10
10. Zero el Anarcho:
Oh ja, die Essenz, wie ich mir überdrehten Steampunk vorstelle. Selbst die Personen dampfen, brodeln und zischen im reinen Chaos. 9/10
11. Lautes Sterben:
Steampunk gemischt mit Vampiren und Elfen in einem Mordkomplott, das aus einem Wettstreit zweier paralleler Welten entsteht. Sehr gut geschrieben, hier fehlt mir nichts. 10/10
12. Sehnsucht:
Ein Cyborg flieht vor der Unterdrückung. Was es sucht, findet es nicht, aber dennoch Anerkennung und einen friedlichen Platz zum Leben. 10/10
13. Morsche Haut:
EIn gut zu Ende gedachtes Gedankenexperiment auf zwei Ebenen, der körperlichen und der seelischen. 8/10
14. Die Nacht des toten Gärtners:
Die anscheinend recht intelligente, aber völlig naive Dame ist gut getroffen. Der Rest überzeugt mich nicht. Ein Wunderheilmittel aus Blut, das selbst Tote heilt? Ja nee is klar. 6/10
15. Wir von der kaiserlichen Reinigungskolonne:
Spannend und actionreich mit einem Superhelden, aber leider befreit von Logik. Möglicherweise als Parodie gedacht, ich bin nicht sicher. 6/10
Zusammenfassung:
7,3/10 Punkte. Zwei Geschichten waren mir zu wenig logisch fundiert, zwei waren gar nicht mein Geschmack, vier mit voller Punktzahl.
Mich wundert, dass die Geschichten meist mit beinahe feudaler Gesellschaft und einem Alleinherrscher charakterisiert sind, der die einfache Bevölkerung ausbeutet. Ist das Standard für Steampunk, oder nur hier zufällig?
Mir gefielen die Geschichten besser, die sich mehr auf die Atmosphäre und die Charaktere konzentrieren. Bei viel Action bleibt da zu viel auf der Strecke.
Eine schöne Anthologie.