Angelika Franz, Daniel Nösler - Geköpft und gepfählt

  • Kurzmeinung

    Bücherjägerin
    Wie nah (zeit- und örtlich) doch der Glaube an Untote und die Furcht davor waren
  • Über die Autoren:
    Angelika Franz ist promovierte Archäologin und leidenschaftliche Wissenschaftsjournalistin. Sie schreibt für Spiegel Online, Die Zeit und Geo.
    Daniel Nösler ist Kreisarchäologe in Stade und hat die Bestattungen von Untoten im niedersächsischen Harsefeld aufgespürt.


    Buchinhalt:
    Für die einen sind sie Irrlichter aus der Welt des Todes, schmatzen noch im Grab und finden im Tod keine Ruhe. Für die anderen sind die Untoten die schwarze Bestätigung des Jenseits, Zeugen der Allmacht von Leben und Tod, nicht des Glaubens.
    Neueste Forschungen beweisen: Die Furcht vor Untoten ist so alt wie die Menschheit, und die Bestattung von Vampiren oder Wiedergängern findet sich nicht nur in den Karpaten oder Polen, sondern ebenso in Mockersdorf in der Oberpfalz oder im Mittelburgenland in Österreich. Mitten in Europa. Die beiden Archäologen Angelika Franz und Daniel Nösler haben sich auf die Spurensuche gemacht, ja das ein oder andere Grab selbst gefunden. Doch sie sind dabei auch der Frage nachgegangen, welches Schicksal der Untote vor seinem Tod erlitten haben muss, und aus welcher Not heraus Menschen das Gebot der Totenruhe gebrochen haben. Ein düsteres Stück der Kulturgeschichte.

    (Quelle: Amazon)


    Das Buch umfasst 197 Seiten, gegliedert in Einleitung, 8 thematische Kapitel sowie Epilog. Angehängt sind dann noch 10 Seiten Literatur- und Bildnachweise sowie eine Danksagung.


    Die Themenblöcke sind:

    • Leben und Tod in Mittelalter und Neuzeit
    • Beim Namen genannt - Arten von Untoten
    • Wie wird man zum Vampir?
    • Darstellung des Grauens - Der Untote in den Schrift- und Bildquellen des Mittelalters
    • Die Wissenschaft der Vampire - Untote in der Archäologie
    • Wer waren die Untoten? - Die Forensik der Wiederkehr
    • Maßnahmen gegen Nachzehrer und Wiedergänger in der Volkskunde
    • Untote der jüngsten Vergangenheit
    • Bis zuletzt: Untote zu allen Zeiten


    Meine Meinung:
    Es ist spannend zu erfahren, welche Arten von Untoten es gibt, wo man sie findet, was die Menschen über Jahrhunderte darüber zu wissen glaubten und wie man sie bekämpfte. Das hat alles durchaus Spaß gemacht zu lesen und die Bilder dazu fand ich sehr interessant.
    Der Glaube an Untote ist noch immer recht lebendig, wie man nach der Lektüre weiß, und er war und ist sehr weit verbreitet und nicht weit weg von uns. Quer durch alle Bevölkerungsschichten und Glaubensrichtungen konnten die beiden Autoren Nachweise dazu finden, selbst innerhalb von Klostermauern. Thematisch ist das Buch also allemal interessant.

    Stilistisch finde ich das eher weniger. Ich frage mich durchaus öfter, wieso es englische Fachautoren schaffen, ihre Wissensgebiete amüsant und ansprechend an den Leser zu vermitteln, deutsche / deutschsprachige Autoren diese Kunst aber leider nicht beherrschen. Mit knapp 200 Seiten ist das Buch nicht dick, aber die Spannung nahm für mich doch deutlich ab, die Wiederholungen dafür zu und der Schreibstil wurde leider nicht besser oder routinierter oder amüsanter. Daher habe ich auch lediglich 3,5 Sterne vergeben. Trotzdem: wer sich für die Thematik interessiert, wie viel Neues erfahren und sich manches Mal verwundert an den Kopf greifen.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier