... The classic memoir of a trailblazing war correspondent
Klappentext/Verlagstext
Vom Hotel Florida in Madrid über den Fall Frankreichs bis zum finnischen Winterkrieg: Virginia Cowles hat es alles mit eigenen Augen gesehen. Mit 26 Jahren kommt die junge US-Amerikanerin nach Spanien, um vom Bürgerkrieg zu berichten. Schnell verkehrt sie in den Kreisen berühmter Kriegsreporter und -reporterinnen wie Ernest Hemingway und Martha Gellhorn. Von Madrid aus folgt sie der Spur des Faschismus über den ganzen Kontinent, trifft Churchill zum Lunch und Hitler zum Tee. Vor allem aber gelingt es ihr auf einmalige Weise, immer dann vor Ort zu sein, wenn Geschichte geschrieben wird: Cowles nimmt uns mit in die Straßen Berlins in der Nacht vor dem deutschen Überfall auf Polen, in ein geisterhaftes Paris nur Stunden vor der Invasion der Nazis, nach London am ersten Tag des Blitzkriegs. Um das ganz große Bild des Zweiten Weltkriegs zu zeichnen, tritt sie keinen Schritt zurück, sondern geht immer wieder ganz nah dran. In eindringlicher Sprache und unvergesslichen Bildern schildert Virginia Cowles die Tragödie dieses Krieges so unmittelbar, wie wir es noch nie gesehen haben.
Ein wiederentdeckter Klassiker und eine Tour de Force durchs düsterste Kapitel des 20. Jahrhunderts.
Die Autorin
Virginia Cowles wurde 1910 in Vermont geboren. Nach dem Tod ihrer Mutter verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt als Journalistin. Ab 1937 berichtete sie für die Sunday Times, die BBC und NBC aus dem Spanischen Bürgerkrieg und vom weiteren Kriegsgeschehen in Europa. 1941 erschien ihr Buch ›Looking for Trouble‹, das ein Bestseller wurde. Darüber hinaus veröffentlichte sie gemeinsam mit Martha Gellhorn das Theaterstück ›Love Goes to Press‹ (1946) und mehr als 12 biographische und historische Werke.
Inhalt
Der amerikanischen Journalistin Virginia Cowles (*1919) ins Europa zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg zu folgen, wirkt aus der Perspektive unseres Jahrhunderts wie eine Zeitreise. Mit der Summe, die die Lebensversicherung ihrer Mutter nach deren Tod auszahlte, finanzierte Cowles ihre ersten Reisen. Sie sagt von sich, dass ihre einzige berufliche Qualifikation ihre Neugierde gewesen wäre, und gehört vermutlich zu den Entdeckern der Reisekolumne als journalistisches Format und Geschäftsmodell. Mit der Reise-Schreibmaschine im Köfferchen gelangte sie 1937 über Paris nach Spanien, um u. a. für die Sunday Times über den Spanischen Bürgerkrieg zu berichten.
Mit Mitte 20 war sie bereits weltweit vernetzt in einer gehobenen Gesellschaftsschicht, die es sich leisten konnte, Besuch aus aller Welt zu beherbergen und herumzufahren. Cowles Reportertätigkeit scheint rückblickend eine Kette von spontan aus dem Ärmel geschüttelten Flügen, Bahnreisen und Besuchen in den Schützengräben gewesen zu sein. In so mancher Szene musste ich als Leserin darüber grinsen, dass aus Cowles Sicht das Britische Empire in erster Linie dazu diente, ihr ein weltweites Netz aus hilfreichen Kontakten, Unterkünften und unbürokratischen Transportgelegenheiten bereitzustellen. Cowles verkehrte mit Hemingway, arbeitete mit Martha Gellhorn zusammen und interviewte Mussolini. Möglicherweise ist sie die einzige Journalistin (!), die als Alibi-Passagierin diente, um einen militärischen Flug zu vertuschen, die bei minus 40°C auf dem Schauplatz des Finnisch-Russischen-Winterkrieges an tausenden gefrorenen Leichen russischer Soldaten vorbeigefahren wurde und die sich wunderte, dass in einem kalten Land wie Russland keine warmen Strümpfe zu kaufen waren.
Mit unvorstellbarem Glück, stets am richtigen Ort gewesen zu sein, und dem Talent, in jeder Situation wieder auf die Füße zu fallen, bereist Cowles das Vorkriegseuropa. Als gut verdienende, weitgereiste Amerikanerin blickt sie selbstironisch, aber auch etwas herablassend auf das europäische Drama. Faszinierend fand ich die Vorstellung, welch wichtige Rolle als einzige Nachrichtenquelle Auslandskorrespondenten damals spielten, die ihre Artikel aus aller Welt telefonisch ablieferten. Natürlich waren sie – in den Pausen zwischen Bombenabwürfen – dabei auf eine funktionierende Verbindung angewiesen und Telefonistinnen, die nicht bereits vom Konkurrenz-Blatt bestochen worden waren.
Fazit
Victoria Cowles Erinnerungen lehnen sich an ihr Tagebuch an; die chronologische Folge war mir jedoch nicht immer klar. Die Frau traute sich was und konnte zweifellos schreiben. Wer sich für weibliche Lebensentwürfe im vorigen Jahrhundert interessiert, wird die 640 Seiten locker weg lesen. Man sollte ergänzend auf jeden Fall auch die textkritischen Anmerkungen im Anhang lesen. Sie machen bewusst, dass das Buch noch während des Zweiten Weltkriegs veröffentlicht wurde, dass es aus persönlicher Sicht wertet und nicht alle Aussagen heute noch haltbar sind.




