Brigitte Giraud – Schnell leben / Vivre vite

  • Original: Französisch, 2022


    INHALT:

    Diese Schilderung wirkt wie ein Countdown. Brigitte Giraud versucht zu verstehen, was zu jenem Motorradunfall geführt hat, der ihrem Mann am 22. Juni 1999 das Leben kostete. Zwanzig Jahre später geht sie erneut den Fragen nach, die wie ohne Antwort erscheinen. Zufall, Schicksal, Koinzidenz?

    So kommt sie auf diese Tage zurück und zählt jene Folge an Abweichungen auf, die das Schreckliche produzierten. Giraud führt eine Untersuchung und spricht von ihrem Mann Claude, ihrem Leben…

    (Teil aus dem Klappentext, Behelfsübersetzung von mir)


    BEMERKUNGEN:

    Als Brigitte Giraud ihr Haus verkauft kann sie gar nicht anders als an die Umstände denken, unter denen sie es vor zwanzig Jahren mit ihrem Mann Claude gekauft hatte. Der aber sollte nie einziehen, während es doch schicksalsträchtig dazu beitrug, dass der nun gebotene Garagenplatz für ein Motorrad von Brigittes Bruder reichte. Eine Honda Fireblade 900 cm, die eine wahre Herausforderung für Claude war: er würde sie nehmen an jenem 22.Juni, und sterben.

    Doch Brigitte G. zählt eine ganze Reihe an “Wenns” auf (17!, denen sie je eigene Kapitel widmet), die dazu beitrugen – oder scheinbar führten? - , was im Nachhinein wie eine Folge an ungünstigen Schicksalsweichen erscheint.


    Wenn keinerlei Katastrophe passiert, gehen wir ohne zurückzuschauen voran, und wir fixieren die Horizontlinie, da gerade vor uns. Wenn ein Drama auftaucht, machen wir kehrt, besuchen die Orte, nehmen an einer Nachstellung Anteil. Man möchte die Wurzel jeder Geste, jeder Entscheidung verstehen. Und man spult das Hunderte Male ab. Man wird Spezialist für Grund und Wirkung. Man stöbert, man nimmt auseinander, man autopsiert. Man möchte alles wissen von der menschlichen Natur, der inneren und kollektiven Sprungfedern, die es machen, dass das was passiert, passiert.”


    Wie kann es anders sein als dass an gewissen Punkten die Frage nach dem Grund fast eine “Schuldfrage” wird, ein Vorwurf an sich selbst? Hätte ich doch, wenn ich doch… etc. Insofern ist Girauds Vorgehen nach zwanzig Jahren sicherlich Zeugnis ihrer grossen Liebe zu ihrem Mann, aber auch ein Eingeständnis von Hilflosigkeit angesichts der eben letztlich undurchschaubaren Zusammenhänge. Die es wohl eben nicht gibt. Man möchte sie fast in den Arm nehmen und sagen: Du hast keine Schuld! Bleibt es, eine gewisse Form der Absurdität anzunehmen?


    Vielleicht bleibt Brigitte Giraud zu sehr an den Wenns hängen, die einen immensen Platz auf den 200 Seiten einnehmen. Man hätte sie gerne noch weiter und mehr gehört über die Annahme der Trauer, deren Verarbeitung, und einen, hoffentlich möglichen, Neubeginn. Oder ein Leben danach...


    AUTORIN :

    Brigitte Giraud wurde 1966 in Sidi-Bel-Abbès, Algerien, geboren und ist eine französische Schriftstellerin. Nach Kindheit und Jugend in den Banlieues von Lyon, studierte sie Englisch und Deutsch und arbeitete als Buchhändlerin, Übersetzerin und Journalistin. Für ihr erstes Buch "La chambre des parents" (1997) erhielt sie den Prix Littéraire des Étudiants sowie für "Nico" den Prix Lettres frontière. Sie lebt heute in der Nähe von Lyon.


    Inzwischen gewann sie mehrere bedeutende Preise für verschiedene Werke. Dieser hier rezensierte Roman steht auf verschiedenen shortlists.


    Mehrere ihrer Bücher sind schon auf Deutsch erschienen! Siehe auch: https://www.amazon.de/s/ref=nb…-keywords=brigitte+giraud


    Publisher ‏ : ‎ Flammarion; 1st edition (24 Aug. 2022)

    Language ‏ : ‎ French

    Paperback ‏ : ‎ 208 pages

    ISBN-10 ‏ : ‎ 2080207342

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-2080207340

    Dimensions ‏ : ‎ 13.8 x 1.8 x 20.8 cm

  • Schon letztes Jahr unter dem Titel "Schnell leben" auf Deutsch erschienen!


    Vor zwanzig Jahren hat Brigitte Giraud den Mann ihres Lebens, Claude, bei einem Motorradunfall verloren. Drei Tage später ist sie mit ihrem kleinen Sohn in das neue Haus, das sie zusammen mit Claude gekauft hat und in dem er nun niemals wohnen wird, gezogen. Wer die Schuld an dem Unfall trägt, bleibt unaufgeklärt, ihre Fragen unbeantwortet. Als sie zwanzig Jahre später gezwungen ist, das Haus zu verkaufen, das dem Erdboden gleichgemacht werden wird, fühlt es sich für sie an, als würde sie Claudes Seele verkaufen. Der Moment ist gekommen, sich ihrer Vergangenheit zuzuwenden. Erstmals traut sie sich, sich dem »Was wäre gewesen, wenn« zu stellen. Girauds intime Suche umkreist universelle Fragen: »Was im Leben löst die Katastrophe aus? Existiert das Schicksal?« Schnell leben ist eine Liebesgeschichte, eine Erzählung über Schuld, ohne Schuldige zu benennen, ein Porträt der Abwesenheit.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Brigitte Giraud – Vivre vite“ zu „Brigitte Giraud – Schnell leben / Vivre vite“ geändert.