Fernando Aramburu - Die Mauersegler / Los vencejos

  • Das Leben ist eine temporäre Eigenschaft der Materie


    Normalerweise ist ein Wälzer von 830 Seiten für mich gar kein Problem, aber die haben sich diesmal doch ganz schön gezogen. Die misanthropischen Ergüsse eines sich auf seinen Suizid Vorbereitenden habe ich nur ertragen in der Hoffnung, dass es irgendwann eine Wendung gibt, die dieses Elend mit Sinn erfüllt. Das leistet aber noch nicht einmal die schon im Waschzettel angesagte Begegnung mit der Besitzerin eines Hundes namens Toni. Aber ich habe tapfer und entschlossen durchgehalten, von einer gelinden Spannung getrieben, wer wohl die anonymen Schreiben verfasst hat und: tut er es am Schluss oder tut er es nicht? Das wurde mir im Laufe der Lektüre aber auch immer egaler.


    Leider entbehrt dieses Werk völlig der Dynamik und Dramatik von "Patria", in der sich mir anhand von ineinander verflochtenen Einzelschicksalen die ganze verfahrene Geschichte der baskischen Freiheitsbewegung offenbarte: im Mauersegler geht es um die Depression eines singulären Mannes, der in sich zu viele verschiedene Probleme vereinigt, die teilweise auf gesellschaftliche Zustände zurückzuführen sind, das kommt aber nur ganz verstreut zu Tage, so dass sich kein schlüssiges Bild ergibt.


    Diese "Chronik eines angekündigten Todes" lässt durch die Tagebuchform eine chronologische Erzählweise erwarten, doch wird dies schon bald konterkariert durch viele Rückblenden, in denen sich der Ich-Erzähler bestimmt nicht absichtlich selbst als unsympathisch charakterisiert. Schuld an seinem Unglück sind grundsätzlich andere, und dass man als Leser daran zweifelt, hat Aramburu bestimmt so angelegt. Kein Wunder, ist er doch aufgewachsen in einer Familie, in der die Mutter ihrem Ehegatten im wahrsten Sinne des Wortes in die Suppe spuckt, während dieser im Suff die Innung blamiert. Auch die zwei Brüder sind sich nicht grün, schmerzhafte Reminiszenzen an ein quälendes Eheleben, die Verachtung des vermeintlich zurückgebliebenen Sohnes und die Mühen seines Lehrerberufs vervollständigen das Bild.


    Sympathieträger sind allenfalls der Hund Pepa und Àgueda, die werden nach Strich und Faden benutzt wie auch die Sexpuppe Tina. Einen roten Faden bilden die Mauersegler, an sich ein schönes Symbol, aber auch nicht weiter ausgeführt, und die anonymen Briefe. Viel Abstoßendes wird einem zugemutet: diverse Hautkrankheiten und merkwürdige Sexualpraktiken. Die sparsamen Einwürfe schwarzen Humors sind nicht so richtig zum Lachen. Am meisten interessiert hat mich noch der literarisch-philosophische Zettelkasten, der von einem Fundus ausgeprägter Bildung zeugt.


    Was will uns dieser Roman sagen? Ich denke, er gibt gut nachvollziehbar Einblick in die Geistesverfassung eines Depressiven, vielleicht können Psychiater ihre Schlüsse daraus ziehen. Ich werde jedenfalls nicht richtig schlau daraus, habe eher noch Bedenken, dass gefährdete Konsumenten noch bestätigt werden auf ihrem Weg die Rolltreppe abwärts.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „Fernando Aramburu - Die Mauersegler“ zu „Fernando Aramburu - Die Mauersegler / Los vencejos“ geändert.
  • Vielen Dank für die interessante Rezension, Meany :winken: Könntest du vielleicht noch die Sternebewertung bei diesem Roman eintragen. Wäre für andere Leser informativ.

    2024: Bücher: 99/Seiten: 43 438

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Lese gerade:

    Macdonald, Helen/Blaché, Sin - Prophet

  • Das Cover gefällt mir sehr gut, lässt mich an eine spanische Stadt denken, an ein Schlendern durch heiße trockene Straßen, eine Sonne über den Dächern, die nicht nur freundlich ist, sondern auch beklemmend, dominierend. Sehr raffiniert finde ich die Gestaltung des Spiegelbildes - eine flache Wasserfläche - eine Pfütze auf der Straße? - , in der sich nicht nur die Fassaden der Häuser, sondern auch Wolken und blauer Himmel, Bäume und Vögel - die viel zitierten Mauersegler? - spiegeln.


    "Patria" des Autors habe ich nicht gelesen, aber "Reise mit Clara durch Deutschland" hat mir entgegen der Meinung vieler anderer sehr gut gefallen.


    Die "Mauersegler" haben mich durch einen Stil beeindruckt, der ganz anders ist als bei "Clara". Aramburu arbeitet mit sehr knappen Worten, präzisen, relativ kurzen Sätzen ohne große Schnörkel, aus denen sich dennoch Abgründe auftun.


    Eher derb als poetisch sind manche Ausdrücke. Man spürt, dass die scheinbare Schilderung von reinen Fakten nur oberflächlich tiefere Emotionen überdeckt.


    Familiäre Konflikte und Zwistigkeiten werden in portionierten Rückblenden und kleinen Handlungssträngen geschildert, die sich zum Teil zu Eskalationen steigern, zum Teil auch ungelöst stehen bleiben. Das gleiche gilt für Bekanntschaften und Freundschaften, die für mich oft bis zum Schluss undurchsichtig bleiben, auch manches unverständlich, insbesondere was "Humpel" betrifft.


    Ich möchte - für die Menschen, die das Buch noch lesen möchten - nichts weiter über den Inhalt verraten, was über den Klappentext und das oben Gesagte hinausgeht.


    Als Resumée ziehe ich für mich: gut zu lesen, aber in der zweiten Hälfte manchmal etwas ermüdend, was Sprache und Handlung betrifft.


    Dennoch eine Leseempfehlung mit 4 Sternen.

  • Ein langes Jahr

    "Die Mauersegler" von Fernando Aramburu handelt von Toni, einem Lehrer, geschieden, einen Sohn, alleinlebend (mit Hund), der auf das Leben keine Lust mehr hat und beschließt sich dieses zu nehmen.

    Dafür hat er sich eine Frist von einem Jahr gesetzt. Nach Ablauf dieses Jahres will er seinen Plan in die Tat umsetzen. Doch vorher schreibt er für jeden Tag alles auf was ihn bewegt, worüber er sich Gedanken macht und was in seinem Leben passiert bzw. passiert ist.

    Der Leser bekommt so in 365 kleinen Kapiteln, Tag für Tag, einen Einblick in Tonis Leben. Mal sind es Erzählungen aus der Vergangenheit, dann wieder aus der Gegenwart.

    Der Schreibstil des Autors ist flüssig und leicht zu lesen, allerdings sind mir seine Ausführungen teilweise zu langatmig, uninteressant und nichtssagend.

    Man braucht schon eine Portion Durchhaltevermögen, um sich durch die gesamten 832 Seiten zu arbeiten.

  • Ich sehe schon: ich bin hier wieder als Geisterfahrer unterwegs. Mir hat der Roman nämlich sehr gut gefallen.


    Toni, Lehrer der Philosophie, will nicht mehr leben und beschließt seinen Selbstmord: nach Ablauf eines Jahres, am 1. August, wird er sich töten. Das Datum wählt er, weil dann die Mauersegler, die er um ihre Leichtigkeit und Unbeschwertheit beneidet, wieder in Richtung Süden ziehen werden. Bis dahin notiert er Tag für Tag seine Gedanken, Erlebnisse etc. auf, und so besteht dieses Buch aus einem Kapitel pro Tag und ist eher ein Tagebuch als ein Roman. In diesen vielen kleinen Kapiteln entfaltet sich vor dem Leser Tonis Leben. Die Episoden sind nicht chronologisch geordnet, sondern einzelne Facetten werden wie mit einem Schlaglicht beleuchtet. Tonis Alltag ist der eines durchschnittlichen Großstadtmenschen, eher eintönig, und seine Kontakte beschränken sich auf seinen Hund Pepa und wenige Menschen, darunter seinen einzigen Freund, der gemeinsam mit ihm Suizid begehen will.


    Ein Sympathieträger ist dieser Toni sicherlich nicht. Obwohl er Philosophie studiert hat, ist er ausgesprochen oberflächlich. Er orientiert sich bei anderen Menschen an Äußerlichkeiten und schätzt, vermutlich unter dem Einfluss des Vaters, devote Frauen. Er hasst seine Schüler und seinen Beruf und ist der Inbegriff eines Misanthropen. Zudem gefällt er sich in seinem Lebensüberdruss und seiner negativen Grundeinstellung und tut sich selber unendlich leid. Aber trotzdem wächst einem dieser Toni, dieser Ritter von der traurigen Gestalt, ans Herz und man fragt sich beim Lesen zunehmend beklommener, ob er seinen Entschluss wirklich in die Tat umsetzen will.


    Je näher der 1. August heranrückt, desto mehr kann man bei Toni eine Entwicklung beobachten. Er wird nicht im Frieden mit allen (vermuteten) Bösewichten aus dem Leben scheiden, aber er erkennt immerhin, dass er und sein Bruder ihre Mutter aufgrund ihrer Besitzansprüche um ihr eigenes selbstbestimmtes Leben gebracht haben. Da kommt Trauer auf, und das gilt auch gegenüber seinem Vater, der seine familiäre Dominanz mit Gewalttätigkeit behauptete und trotzdem litt. Er bedauert zutiefst, dass er niemals die Chance auf ein Gespräch wahrgenommen hat.


    Und so bekommt die Lebensbilanz des Helden den Anstrich einer ars moriendi.


    Besonders gut gefallen hat mir die Virtuosität, mit der der Autor das Titelmotiv, die Mauersegler, variiert und als omnipräsentes Leitmotiv verwendet, und Aramburu gelingt eine beeindruckende Szene, wenn der Protagonist kurz vor seinem geplanten Tod einen halbverwesten Mauersegler findet.


    Der Roman ist über 800 Seiten stark, sicher hätte man ihn kürzen können, aber ich fand ihn keine Sekunde langweilig. Aramburu erzählt so humorvoll, so leichtfüßig und witzig, und der skurrile und teilweise erschreckend schwarze Humor seines Helden sorgt immer wieder für Heiterkeit, wobei sich Aramburu aber niemals in Slapstick oder Grobheiten verirrt. Dazu ist ihm sein Anliegen zu ernst:

    die Klage um vertane und nicht genutzte Kommunikationsmöglichkeiten.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Vielen Dank für eine sehr schöne Rezension drawe :thumleft: Habe ich doch richtig vermutet oder intuitiv gespürt, dass es ein sehr guter Roman sein könnte. Nun kommt es auf meine Wunschliste. Schade, dass ich es nicht zeitnah lesen kann, da ich im Moment andere Lesepläne habe. Aber ich würde das Buch auf jeden Fall im Auge behalten.

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    Macdonald, Helen/Blaché, Sin - Prophet

  • dass es ein sehr guter Roman sein könnte.

    Danke für Dein Lob!

    Geschmäcker sind bekanntlich unterschiedlich, aber dieser Tagebuch-Roman hat mir wegen seiner menschlichen Grundhaltung so gut gefallen. Da erzählt ein Autor, dem nichts Menschliches fremd ist.

    Trotzdem rate ich Dir von diesem Backstein eher ab, weil ich weiß, dass Du eine lange Leseliste hast!

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Da erzählt ein Autor, dem nichts Menschliches fremd ist.

    Und das mag ich so gerne. :thumleft: Traut sich nicht jeder Autor. Gerade jetzt ist es ein Thema bei mir, in der Geschichte "Der Milchmann", von einem Juden, der in KZ inhaftiert war. Der Autor scheut nicht davor, auch negativen Eigenschaften der Juden in KZ aufzuzeigen. Schwieriges Thema, aber hervorragend rübergebracht.

    Trotzdem rate ich Dir von diesem Backstein eher ab, weil ich weiß, dass Du eine lange Leseliste hast

    Danke, aber ich hoffe, dass ich noch ein paar Jahren zu lesen habe. O:-) Dann kommt auch dieses Buch dran.

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  • Dann kommt auch dieses Buch dran.

    Du gehst davon aus, dass solange keine neuen Bücher erscheinen, die Dich neugierig machen :lol: !

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Du gehst davon aus, dass solange keine neuen Bücher erscheinen, die Dich neugierig machen :lol: !

    Das nicht, es liegt wohl daran, dass ich hoffnungslos positiv in der Hinsicht bin. :P Ich glaube fest daran, dass ich noch alles lese, was mich interessiert. :D Man weiß ja nicht, was noch alles kommt, und die Bücher, die ich habe, die habe ich. Sicher ist sicher. :dance:

    Bei mir kommt durchaus vor, dass ich etwas lese, was ich schon vor fünf Jahren gewollt habe.

    Macht doch meine Träume nicht kaputt O:-)

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  • Bei mir kommt durchaus vor, dass ich etwas lese, was ich schon vor fünf Jahren gewollt habe.

    Es gibt wirklich solche persönlichen Dauerbrenner. Die habe ich auch!


    Nein, Deine Träume mach ich Dir nicht kaputt :lol:, der Aramburu-Roman ist auch in 5 Jahren noch lesenswert.


    "Patria" kann ich Dir auch ans Herz legen, wenn Du Dich für Zeitgeschichte interessierst. Grandioser Familienroman.

    :study: Edvard Hoem, Der Heumacher.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • "Patria" kann ich Dir auch ans Herz legen, wenn Du Dich für Zeitgeschichte interessierst. Grandioser Familienroman.

    Danke schön für die Empfehlung. :friends: Sehe ich mir gleich näher an.

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  • "Der Gedanke an den Selbstmord hilft zu leben"

    Der Mittfünfziger Toni, Philosophielehrer, geschieden, Misanthrop, beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen. Nicht sofort, sondern in genau einem Jahr. In diesem Jahr will er jeden Tag Gedanken und Erinnerungen in einer Art Tagebuch aufschreiben, in denen er sein bisheriges Leben schonungslos Revue passieren lässt und er Einblicke in seine derzeitige Lebenssituation gibt. Warum er lebensmüde ist, wird nicht ganz klar, es gibt keinen Auslöser, nur eine allgemeine Unlust und das Gefühl, das Leben halte nichts mehr für ihn bereit.


    Toni ist kein sehr angenehmer Zeitgenosse, eigentlich hasst er alle und jeden. Seinen jüngeren Bruder wollte er schon als Kind am liebsten tot sehen, seine Ex-Frau Amalia ist ihm mittlerweile zutiefst zuwider, von ihrer frömmlerischen Mutter ganz zu schweigen, und er ergeht sich in Fantasien, welche Gewalt er seinen besonders verhassten Schülern antun könnte. Kurzum, ein Mensch, um den man im wahren Leben einen großen Bogen schlagen möchte. Was ihn mir besonders unsympathisch machte, ist sein seltsames Verhältnis zu Frauen, die seiner Ansicht nach in erster Linie schön und willfährig sein müssen.


    Sein bester und einziger Freund ist Humpel, den er insgeheim so nennt, seit dieser bei einem Attentat einen Fuß verlor. Er ist der einzige, mit dem er Kontakt pflegt und dem er sein Vorhaben, Selbstmord zu begehen, eines Tages anvertraut. Daraufhin entwickelt sich Humpel zu einem Experten zum Thema Selbstmord und beschließt, gemeinsam mit Toni aus dem Leben zu scheiden.


    Was mich trotz des unsympathischen Protagonisten – der allerdings mit der Zeit eine Wandlung durchlebt – an diesem Buch fasziniert hat, ist die sprachliche Finesse des Autors und sein Sinn für Humor, über den ich mich köstlich amüsiert habe. Wie bei einem Puzzle erfährt der Leser in jedem der 365 Kapitel ein bisschen mehr über den Antihelden Toni, wobei der Autor keinerlei System einzuhalten scheint. Mal ist Toni ein Kind, das mit den Eltern Urlaub am Meer macht, mal erleben wir ihn als Vater und Ehemann, dann wieder als Lehrer, der seine Schüler fast ins Koma langweilt. Wir lernen unter anderem seine Eltern kennen, Amalia, seine schöne und erfolgreiche Exfrau, für die er seine damalige Freundin Águeda sitzen lässt, den Sohn Nikita, der nicht ganz so hell im Kopf ist wie Toni sich das gewünscht hätte, sowie Tina, seine ganz spezielle Gefährtin. Es ist ein Buch, das immer wieder aufs Neue überrascht und mich so fasziniert hat, dass ich es, abgesehen von einigen ausschweifenden Passagen zu Beginn, nicht aus der Hand legen konnte. Natürlich war ich auch gespannt darauf, ob Toni sein Vorhaben wirklich in die Tat umsetzt.


    Für mich waren „Die Mauersegler“ ein Lese-Highlight, das ich nicht zuletzt auch wegen der hervorragenden Übersetzung sehr genossen habe. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: