Matthias Moor - Flammensee

  • Ein Krimi, bei dem wenig so ist, wie es scheint


    Was ist mit Tim und Martha passiert?


    Knapp drei Jahre nach dem der damals sechsjährige Tim Mink verschwunden ist, fehlt auch von seiner kleinen Freundin Martha Steinfort, jede Spur. Die Letzte, die das Mädchen im Dingelsdorfer Strandbad gesehen hat, ist ausgerechnet die Schauspielerin Katharina Mink, also Tims Mutter, die damals verdächtigt worden ist, Tim getötet zu haben.

    Sowohl die Familie Mink als auch die Steinfort sind am Bodensee bekannte Gesichter und so liegt die Möglichkeit einer Kindesentführung und die anschließende Erpressung nahe.


    Wieder beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, den die Polizei, in Gestalt von Marek Hafen und Marlene Winter, anders als vor drei Jahren, diesmal gewinnen will. Die Polizei bietet alles, was verfügbar ist, auf, um diesmal erfolgreich zu sein. Doch das ist Mink zu wenig und der beauftragt Martin Schwarz, einen ehemaligen Afghanistankämpfer und Privatermittler auf, alle, und besonders seine Frau zu observieren.


    Meine Meinung:


    Immer wenn kleine Kinder die Opfer von Verbrechen sind, ist Fingerspitzengefühl des Autors gefragt. Das ist hier gut gelungen. Der Leser muss sich nicht mit Details der Taten herumschlagen. Allerdings bekommt man es diesmal mit zwei etwas seltsamen Familien zu tun.


    Die beiden Elternpaare, Wolfgang und Katharina Mink sowie Robert und Verena Steinfort sind mit sich selbst und ihren Karrieren beschäftigt, sodass wenig Zeit für die Kinder bleibt, die alle im nahe gelegenen Internat untergebracht sind. Selbst in den Schulferien, bleiben die drei größeren Kinder, die Zwillinge Sebastian und Sarah Steinfort sowie Ruth Mink, allesamt Teenager, sich selbst überlassen. Immerhin sind sie mit den Eltern in das Luxushotel gefahren. Die kleine Martha muss, ob sie will oder nicht, in die Kinderbetreuung. Ein geordnetes Familienleben sieht anders aus.


    Nach und nach kommen die Probleme in den Familien ans Tageslicht. Obwohl erfolgreich, haben Wolfgang, Katharina und Verena jeweils eine ähnliche, traumatische Kindheit erlebt. Besonders die Schauspielerin, die für ihre lebensechte Darstellung berühmt ist, hat(te) unter ihrer schizoiden Mutter arg zu leiden und ist, was leicht nachvollziehbar ist, nach Tims Verschwinden und dem anschließenden Spießrutenlauf, unter Depressionen.


    Der Krimi ist durchaus spannend, doch hin und wieder erscheint er ein wenig, mit Personen überfrachtet zu sein, die psychisch angeknackst sind. Neben Katharina, leiden auch Martin Schwarz und die drei Kinder an unterschiedlichen psychischen Problemen. Das wirkt auch mich ein wenig zu dick aufgetragen. Dass Kinder, die in einem so ungesunden Klima aufwachsen, eigene Probleme entwickeln, ist verständlich.


    Interessant ist, dass die Polizei so quasi als „Beifang“ einem Kinderhändlerring das Handwerk legt. Das wird wohl im echten Leben auch manchmal passieren, dass unvermutet andere Verbrechen aufgedeckt werden.


    Was für mich ein wenig verstörend wirkt ist, dass nur der Leser erfährt, was mit Tim bzw. Martha passiert ist.


    Fazit:


    Ein Bodensee-Krimi, der noch ein wenig Luft nach oben hat. Deshalb erhält das Buch 3 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)