Emanuele Coccia - Das Zuhause / Filosofia della casa

  • Emanuele Coccia - Das Zuhause

    Philosophie eines scheinbar vertrauten Ortes

    Über den wichtigsten Ort im Leben

    Drei Zimmer, Küche, Bad - ist damit erklärt, was ein Zuhause ist? Keineswegs, beweist Emanuele Coccia in seiner Philosophie des Wohnens. Küche, Flur und Wohnzimmer sind zentral für das Glück und müssen neu gedacht werden, damit der Mensch in Zukunft die Erde zu seinem wahren Zuhause machen kann.


    Sehr interessante Auseinandersetzung mit dem "Zuhause"



    Der Autor selbst hat viele Städte und Wohnungsmöglichkeiten erlebt. Nun nimmt er die Leser mit auf eine Reise in die Betrachtung eben dieser Wohnungsmöglichkeiten und geht der Frage nach, was ein Zuhause bedeutet. Das Cover ist sehr passend gewählt, da es direkt in Zusammenhang mit dem Thema steht. Philosophisch und kritisch betrachtet Emanuele Coccia die Zimmer und Dinge, die ein Zuhause ausmachen. Das Thema hat er sehr gut umgesetzt, da er sich ausschließlich darauf konzentriert. Er lädt die Leser zum Nachdenken ein. Neben persönlichen Erlebnissen, die das Thema greifbarer machen, bietet er auch viele Informationen rund um seine Kapitel an. Er hat einen angenehmen Schreibstil, nicht zu akademisch, aber auch nicht zu umgangssprachlich. Diese Mischung aus persönlicher Erfahrung, Fakten und philosophischen Überlegungen machen das Buch zu einem angenehmen Leseerlebnis, über das man selbst an vielen Stellen nachdenken und die eigene Situation überdenken kann. Empfehlenswert für all jene, die sich gerne mit einem auf den ersten Blick langweiligen Thema auseinandersetzen möchten. M.E. lohnt es sich.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Emanuele Coccia - Das Zuhause“ zu „Emanuele Coccia - Das Zuhause / Filosofia della casa“ geändert.
  • Vielen Dank für deine Rezension, WoKan!

    Eine sehr interessante Lektüre hast du dir da ausgewählt und uns vorgestellt.


    Philosophisch und kritisch betrachtet Emanuele Coccia die Zimmer und Dinge, die ein Zuhause ausmachen.

    Für mich sind es vielleicht gar nicht so sehr die Zimmer, sondern der Ort, an dem ich lebe und ganz deutlich und intensiv meine Wurzeln spüre. Das Thema "Heimat" und was sie ausmacht, fällt mir in diesem Zusammenhang auch wieder ein.


    Das Buch habe ich mir jedenfalls schon in meiner Onleihe vorgemerkt.

    Liebe Grüße von Lorraine :)


    "Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen." (Karl Kraus) :study:

  • Unglaublich, Philosophie kann auch interessant sein!

    Seit Sophies Welt (Jostein Gaardner) habe ich kein so interessantes Buch über Philosophie gelesen. Die Thesen, die Coccia hier aufstellt, sind verblüffend einfach und richtig. Elternhaus und eigenes Heim definieren uns viel mehr als wir zuzugeben bereit waren. Eine Stadt braucht Menschen. Aber Menschen brauchen ein Heim, um wirklich zu leben. Schützengräben sind kein Zuhause. Deswegen hört das Denken auf in Zeiten des Krieges. Aber dies sind meine Gedanken, ausgelöst durch dieses faszinierende Buch. Überhaupt sind meine Gedanken oft weiter geschweift, haben Ideen von Coccia aufgegriffen und in Gedanken weitergesponnen. Zum Beispiel bei dem Kapitel über Küchen. Treffen der gesamten Familie, Verwandlung von Lebensmitteln in Nahrung und dadurch aber auch Verbindung mit dem Universum: die diversen Tiere und Pflanzen, die Zugang zu unseren Küchen und zu uns erhalten. Achtung, eigene Gedanken, ausgelöst durch Coccia: An den Küchen kann man auch klar ersehen, wann das Haus erbaut wurde. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es große, gemütliche Wohnküchen, wo der Vater nach der Arbeit sich aufs Sofa oder Diwan zum Zeitunglesen ausstreckte, die Kinder spielten in der Küche, denn Kinderzimmer gab e s so noch nicht, die Hausfrau und Mutter kochte oder handarbeitete oder führte das Haushaltsbuch. Dann kamen die 68er, die Emanzipation der Frauen. Plötzlich waren die Küchen enge Verliese, wo die Frau oder der Mann wie zur Strafe kochen musste. Es waren Ein-Personen-Zellen, es war auch die Zeit als die Mikrowellen und die Fertiggerichte auftauchten. Die Küche wurde zum Alibi.

    Der Gedanke, dass alle Räume eines Hauses/Wohnung auch zu Mehrfachzwecken dienen können, gefällt mir. Auch dass Badezimmer nie zum Arbeiten oder Spielen verwendet werden, sondern nur den einen Zweck erfüllen, für den sie gebaut wurden, ist einleuchtend. Kulturhistorisch gesehen wurden die Badezimmer nachträglich, erst im Laufe des 20. Jahrhundert in die Wohnungen eingefügt. Wieviel Zimmer hat Versailles? 1800 Zimmer, kein einziges Badezimmer darunter. In dem Schloss hat es sehr “gemenschelt”.

    Und so habe ich mich von diesem Buch verleiten lassen mit jedem neuen Kapitel, auf jeder Seite meine eigenen Gedanken hinzuzufügen, über das offensichtliche eines Heimes zu staunen, unsere Wohnung neu zu entdecken, einige Sachen zu verschenken, den Besuch bei IKEA hinauszuschieben, kurz, das Buch in seiner Gänze - nein, in seiner viel zu kurzen Länge - zu genießen.