Inhalt:
Eine Bande übler Geschäftemacher und Gauner wollen der Witwe Eileen Mulkerin die geliebte Ranch wegnehmen.
Sie glauben, leichtes Spiel mit ihr zu haben, doch Eileen ist eine bodenständige und sturköpfige Irin, ausserdem hat sie zwei Söhne, die ihr zu Hilfe eilen: Michael, ein Mönch und Sean, ein Seefahrer. Doch Mut und Kampfkraft ist angesichts der gegnerischen Überzahl nicht gefragt; was die Mulkerins brauchen, ist Geld, um ihre Schulden zu bezahlen. Ihre einzige Hoffnung ist ein geheimnisumwitterter Goldschatz, der irgendwo in den Bergen versteckt sein soll. Ein Schatz, von dem niemand weiss, wo er liegt und ob es ihn überhaupt gibt - niemand, ausser dem uralten Eingeboreren Juan, der mit den Geistern seiner Vorfahren in Verbindung zu stehen scheint...
Der amerikanische Autor Louis L'Amour (eigentlich Louis La Moore) ist in den USA berühmt für seine Western-Romane; hierzulande erschienen seine Bücher in den Siebziger- und Achzigerjahren in der Serie "Heyne Western". Seither sind sie vergriffen.
Ich habe das besprochene Buch gebraucht gekauft; es war mein erstes von diesem Autor. Das Titelbild und die Aufmachung erinnert eher an Groschenromane wie Lassiter und G.F.Unger als an seriöse Literatur - doch es täuscht.
Meinung:
Die Geier warten schon ist ein durchwegs ernst zu nehmender Versuch, die US-Historie schriftstellerisch aufzuarbeiten. Gelungen ist er leider nur halbwegs.
Die Geschichte ist detailreich erzählt und sehr gut recherchiert, die Handlung spannend aufgebaut und interessant. Doch leider erscheint sie in der deutschen Übersetung recht hölzern.
Was aber m.E. mehr ins Gewicht fällt, sind die dürftig ausgearbeiteten Hauptcharaktere; sie bleiben papieren und wirken somit leblos und langweilig. Das ist schade, denn darunter leidet dann die ganze Geschichte: Es ist einem irgendwann einfach egal, ob die Witwe nun ihr Gut behalten kann oder nicht, weil man sie nicht als Charater aus Fleisch und Blut wahrnimmt; sie und ihre Gefolgschaft erscheinen lediglich als Idealtyp der rechtschaffenen Leute.
Es gibt im Zusammenhang mit dem alten Ureinwohner einen starken Zug ins Mystische, welcher - wohl dank der ungeschickten Übersetzung - leider immer wieder ins Lächerlich-Pompöse kippt.
Fazit:
Ein seriöser Westernroman mit interessanter Handlung, der leider an der Unfähigkeit des Autors scheitert, Menschen aus Fleisch und Blut zu schaffen.