Ann-Helén Laestadius - Das Leuchten der Rentiere / Stöld

  • Die neunjährige Elsa wollte ihre Eltern überraschen und alles für die Fütterung der Rentiere vorbereiten. Doch dann muss sie beobachten, wie ein ihr bekannter Mann, ihr Kalb Nástegallu tötet. Als er merkt, dass er entdeckt wurde, bedroht er das Mädchen und verschwindet. Für die Polizei ist es nur ein Fall von Diebstahl, wie er ständig vorkommt. Sie sehen keine Veranlassung zu ermitteln, denn Elsa und ihre Familie sind Sámi. Elsa fühlt sich schuldig, aber sie hat auch Angst und ist wütend. Die Bedrohungen nehmen zu. Doch was soll man machen, wenn die Behörden nichts unternehmen?


    Auch wenn ich ein Weilchen gebraucht habe, um mich einzulesen, so hat mir dieser Roman doch sehr gut gefallen. Die Geschichte wird weitgehend aus der Sicht von Elsa erzählt. Dabei erfährt man sehr viel über die Traditionen und Kultur der Sámi sowie über ihre Lebensweise. Es werden aber auch die Probleme der heutigen Sámi deutlich, die immer noch diskriminiert werden.


    Elsa hat als Kind Probleme zu verstehen, warum die Erwachsenen sich nicht zu Wehr setzen angesichts der Ungerechtigkeiten. Es fällt ihr schwer, mit ihren Emotionen umzugehen. Dazu kommt die Angst. Erst als Erwachsene begreift sie die Schwierigkeiten ihres Volkes.


    Diese Geschichte wird zurückhaltend und doch eindringlich erzählt. Sie wird später sogar spannend. Ich kann diesen Roman nur empfehlen.


  • Vielen Dank für deine Rezension buchregal , das Buch ist direkt auf meine Wunschliste gelandet. Mich interessiert die Lebensweise der Sámi sehr und die Autorin dürfte sich da ja gut auskennen, ist sie ja selbst gebürtige Sámi.

    Jetzt darf ich noch auf den Erscheinungstermin des Buches warten, um es mir näher anzuschauen zu können.

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  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Ann-Helén Laestadius - Das Leuchten der Rentiere“ zu „Ann-Helén Laestadius - Das Leuchten der Rentiere / Stöld“ geändert.
  • Ein guter Lappe ist ein toter Lappe – ein spannender Kampf nicht nur ums Überleben der Samen.


    Die Reihenfolge der Wörter kann auch vertauscht werden. ›Ein toter Lappe ist ein guter Lappe‹ könnte es auch heißen. Die Botschaft ist klar, trotz der Satzstellung auf dem Zettel am Informationsbrett in der Schule von Elsa. Robert, ein Wilderer aus der Nachbarschaft, erkennt die Rechte indigener Völker nicht an und meint, Schweden sollte die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) weiterhin nicht unterschreiben entsprechend seinem Aufkleber ‚ ILO 169 nicht ratifizieren.‘ Durch dessen häufigem, teils qualvollem Töten der Rentiere aus Elsa’s Sippe und diversen üblen Bedrohungen erleben diese Familienmitglieder ein auch psychisch sehr belastetes Miteinander, ohne dass die Polizei trotz hundert Strafanzeigen der juristisch nur als Diebstahl gewerteten Untaten Roberts Herr werden will.


    Samisch zu sein bedeutet, seine Geschichte in sich zu tragen, als Kind vor dem schweren Rucksack zu stehen und sich zu entscheiden, ihn zu schultern oder nicht. Aber woher sollte man den Mut nehmen, sich für etwas anderes zu entscheiden, als die Geschichte der eigenen Sippe zu tragen und das Erbe weiterzuführen? Die Rentierhaltung ist so viel mehr als nur ein Beruf für die Sami, sie ist ein Teil ihres Lebensstils, bedrängt auch durch den dortigen Bergbau. Ihr Leben in alten Traditionen scheint sehr bedroht zu sein. So jedenfalls wirkt dieser sehr authentisch geschriebene Roman über das Leben der Samen auf mich.

  • erscheint am 4.10.2022


    Klappentext/Verlagstext
    Die unvergessliche Geschichte eines Sámi-Mädchens, das in einer im Verschwinden begriffenen Welt für seinen Platz im Leben kämpft. Ein Roman, so fesselnd und bezaubernd wie die schneebedeckte Weite, in der er spielt.

    Die Sámi Elsa ist neun Jahre alt, als sie allein Zeugin des Mordes an ihrem Rentierkalb wird. Der Täter zwingt sie, zu schweigen. Sie kann nichts tun und fühlt sich doch schuldig, gegenüber ihrer Familie und allen, die ihr nah sind, denn wieder einmal sieht die Polizei keinerlei Anlass, in einem Verbrechen zu ermitteln. Elsas Rentier gilt schlicht als „gestohlen“. Als die Bedrohung der Sámi und ihrer Herden dramatisch zunehmen und auch Elsa selbst ins Visier des Haupttäters gerät, findet sie endlich die Kraft, sich ihrer lange unterdrückten Schuld, Angst und Wut zu stellen. Aber wird sie etwas ausrichten können gegen die Gleichgültigkeit der Behörden und die Brutalität der Täter?


    Die Autorin
    Ann-Helén Laestadius (*1971) ist eine schwedische Journalistin und Autorin und gebürtige Sámi. In Schweden war sie bereits für ihre vielfach preisgekrönten Kinder- und Jugendbücher bekannt, bevor sie mit ihrem ersten Roman für ein erwachsenes Publikum, "Das Leuchten der Rentiere", einen Nummer-1-Bestseller landete. Ann-Helén Laestadius lebt in der Nähe von Stockholm. (gekürzt)


    Inhalt

    Die neunjährige Elsa erkennt den Mann, der gerade ihr erstes eigenes Rentier getötet hatte. Es ist Robert Isaksson, Sámi wie sie. Wortlos zieht er mit dem Finger eine Linie über seinen Hals. Wenn sie ihn verrät, wird er sie töten. Schon jahrelang haben die Rentierhalter im nordschwedischen Jockkmokk vergeblich Fälle von Tierquälerei angezeigt. Jedes Mal, wenn die Polizei beschließt, wieder nicht zu ermitteln, landet bei den Opfern wieder ein Bescheid in der Schublade, wie bei Elsas Eltern.


    Inzwischen ist Elsa erwachsen. Von ihrem Vater und ihrem Bruder Mattias hat sie ihr Handwerk als Tierhalterin gelernt und könnte sich mit einer eigenen Herde selbstständig machen. Heiraten könnte sie dann nicht mehr; denn welcher traditionsbewusste Rentierhalter würde seiner Frau eine eigene Herde erlauben? Und wer hätte von einer Frau gehört, die zur Sprecherin der Gemeinschaft gewählt worden wäre? Weder in der Tradition der Sámi ist das vorgesehen, noch in einer Region, in der die schwedische Bevölkerungsmehrheit schon lange Sonderrechte für die nationale Minderheit ablehnt. Elsas Freundin Minna hat längst Konsequenzen gezogen, studiert und arbeitet heute als Rechtsanwältin. Für Elsa dagegen ist noch immer nichts klar. Rentierzüchter ist ein risikoreicher Beruf, der sich nur lohnt, wenn die Tiere frei laufen können und nicht unten im Dorf gefüttert werden müssen. Bedroht sind die Herden durch Unfälle in harten Wintern, Raubtiere wie Bären und – nach vielen Jahren noch immer – durch einen perversen Tierquäler, den die Gemeindemitglieder zu gut kennen. Zum Frust über die ermittlungsfaule Polizei kommt nun nach dem Tod von Lasse die Angst, in Matthias Generation könnten sich weitere junge Männer das Leben nehmen. An wen soll sich ein junger Sámi mit Problemen hier wenden – an die ahnungslose schwedische Ärztin in der Gesundheitsstation?


    Fazit
    Die für Elsa traumatische Tötung ihres Rens bildet die Rahmenhandlung für einen geschickt komponierten Plot, in den der reale Hintergrund passiver Polizeikräfte und wirtschaftliche wie familiäre Probleme eines indigenen Volks gefügt werden. Hochinteressant auf dem Weg in die Moderne fand ich den Nachfolgekonflikt in Elsas Familie und die Rolle der Frauen. Der Focus auf Elsa, ihr ganzes Dorf, das sich von einem einzelnen Gewalttäter lähmen lässt, und nicht zuletzt die Spannung, wie die Figuren sich entscheiden werden, macht den Roman für mich zu einem Highlight des Jahres.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ein Mädchen mit Prokura

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Mal eine vorsichtige Nachfrage. Bei dir Buchdoktor hält sich ja die Wartezeit bis zum Erscheinungstermin in annehmbarer Zeit. (Übrigens ganz lieben Dank auch bei dir für die schöne Rezi :winken: Buchdoktor ), aber buchregal und easymarkt3 hatten ihre Rezensionen schon Anfang bzw. Mitte September eingestellt. Gab es bei dem Buchverlag keine entsprechende Angabe was die Veröffentlichung der Rezis betraf? Ich hätte das Buch fast schon wieder vergessen, was ja nicht im Sinne eines Unternehmens sein kann. Oder etwa doch?

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  • Gab es bei dem Buchverlag keine entsprechende Angabe was die Veröffentlichung der Rezis betraf?

    Doch, eine sehr präzise.


    Zur Autorin (Quelle: Verlag):


    Ann-Helén Laestadius (*1971) ist eine schwedische Journalistin und Autorin und gebürtige Sámi. In Schweden war sie bereits für ihre vielfach preisgekrönten Kinder- und Jugendbücher sehr bekannt, bevor sie mit ihrem ersten Roman für ein erwachsenes Publikum, "Das Leuchten der Rentiere", einen Nummer-1-Bestseller landete. Der Roman wurde u.a. als Buch des Jahres 2021 ausgezeichnet. Ann-Helén Laestadius lebt in der Nähe von Stockholm.


    Mein Lese-Eindruck:


    “Samisch zu sein bedeutete, seine Geschichte in sich zu tragen, als Kind vor dem schweren Rucksack zu stehen und sich zu entscheiden, ihn zu schultern oder nicht“ (S. 190).


    Die Autorin versetzt ihre Leser in die Welt der Samen, dem einzigen indigenen Volk Europas. Im Zentrum steht Elsa, die als Kind die Tötung ihres Renkalbs und ihre eigene Bedrohung erleben muss. Die Wehrlosigkeit ihrer Familie verbittert sie zunächst, aber im Lauf der Jahre verdichten sich ihre Erlebnisse und sie begreift die Ursachen dieser Wehrlosigkeit als strukturelles rassistisches Problem. Elsa entschließt sich, den „schweren Rucksack“ zu tragen. Sie wird mutig und setzt sich zur Wehr, auch wenn sie erkennt, dass sie dafür einen hohen Preis zahlen muss.


    Die Ablehnung der samischen Kultur und Lebensweise zeigt sich in vielen Bereichen: wir lesen von grausamen Jagden auf die Rentierherden der Samen, von Mobbing und gewalttätigen Übergriffen in den Schulen auf samische Kinder, von alltäglichen rassistischen Beleidigungen, von Telefonterror, von massiven psychischen Erkrankungen und vom Desinteresse der Polizei, bei Übergriffen zu ermitteln. Zugleich wird der Lebensraum der Samen immer weiter eingeengt, nicht nur durch die klimatischen Veränderungen, sondern auch durch die staatliche Forcierung des Bergbaus, der die Weidegründe der Rentierherden schmälert. Gleichzeitig vermittelt uns die Autorin die tiefe Liebe der Samen zur Natur und die Art und Weise, wie sie mit und in der Natur leben, ohne in idyllisierende Schwärmerei zu verfallen.


    Wie die Autorin das alles in ihre Geschichte einwebt, hat mir hervorragend gefallen. Sie belehrt nicht, sie informiert nicht, sie jammert nicht und klagt nicht an, sondern sie erzählt einfach die Geschichte Elsas. Und damit gelingen ihr auch sehr anrührende und tief beeindruckende Episoden, wenn sie z. B. die tiefe Trauer der Schwester um ihren geliebten kleinen Bruder in wenigen Strichen so erzählt, dass die Bilder in Erinnerung bleiben. Ihr Erzählen wirkt gleichmütig und durch die durchwegs einheitliche Syntax eher statisch, fast hölzern. Gelegentliche dramatische Ausrutscher wie “eine diabolische Energie, die sie einen Schritt zurücktreten ließ... und ihr Gesicht zog sich in kleinen schnellen Zuckungen um die Augen und den Mund zusammen“ (S. 331) verzeiht man gerne.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Mit "Das Leuchten der Rentiere" liegt ein sehr berührendes Werk vor, das definitiv unter die Haut geht. Im Mittelpunkt steht die junge Samin Elsa, ihre Familie, ihr Freundeskreis und die Rentiere. Seit Jahrhuderten ist Elsas Familie mit den Leben mit und um die Rentiere vertraut und verbunden. Auch Elsa will dieser Tradition weiter folgen, erlebt aber Vorurteilen innerhalb der samischen Gesellschaft, offenen Rassismus Seitens der schwedisch-norwegisch-finnischen Mehrheitsbevölkerung, Untätigkeit der Polizei und Sadismus und Tierquälerei gegenüber Renntieren.

    Der Schreibstil der Autorin Ann-Helén Laestadius geht definitiv unter die Haut und lässt die Leser*innen verändert zurück. Wer mehr über die heutigen Samen und die Welt der Rentiere erfahren möchte, ist hier definitiv richtig. Aber Achtung: Das Buch ist nichts für mal eben zwischendurch, es geht an die Substanz.

  • Über die Autorin (laut Verlag):

    Ann-Helén Laestadius (*1971) ist eine schwedische Journalistin und Autorin und gebürtige Sámi. In Schweden war sie bereits für ihre vielfach preisgekrönten Kinder- und Jugendbücher sehr bekannt, bevor sie mit ihrem ersten Roman für ein erwachsenes Publikum, "Das Leuchten der Rentiere", einen Nummer-1-Bestseller landete. Der Roman wurde u.a. als Buch des Jahres 2021 ausgezeichnet. Ann-Helén Laestadius lebt in der Nähe von Stockholm.


    Die Übersetzung ist von Maike Barth und Dagmar Mißfeldt.


    Die neunjährige Elsa fährt auf ihren ersten eigenen Skiern früh am Morgen zum Rentiergehege ihrer Familie. Sie fühlt sich schon groß und möchte sie damit überraschen, dass sie alles für die Fütterung der Tiere vorbereitet. Dort angekommen entdeckt sie zu ihrem Entsetzen, dass ihr Kalb ermordet wurde, und der Täter, den sie erkennt, ist noch da. Mit der Geste des Halsabschneidens bedeutet er ihr, dass sie schweigen soll, ansonsten würde schlimmes passieren.


    So beginnt das Buch und man ist mitten in einer fremden Welt, was mich sehr fasziniert hatte. Elsas Familie gehört zu den Sámis, einer indigenen Volksgruppe. Sie leben tief verbunden mit der Natur und ihren Rentieren. Für sie sind ihre Tiere viel mehr als nur Besitz, ihr ganzer Lebensrhythmus dreht sich um sie. Beim Lesen wird einem klar wie tief die Abgründe zwischen den Sámen und der einheimischen Bevölkerung noch ist.


    Die Rentierzüchter finden so gut wie kein Gehör bei den Behörden, wenn ihre Tiere abgeschlachtet werden. Niemand scheint sich darum zu scheren und die vielen Anzeigen werden mangels Beweise eingestellt. Was nur teilweise darauf zurückzuführen ist, dass die Polizei in diesem großen Gebiet nicht genug Personal haben.


    Ich fand es faszinierend wie viele weitere Themen Ann-Helén Laestadius gekonnt mit einflicht, ohne dass es überladen wirkt. Man lernt viel über die Familien und das auch dort nicht alles eitel Sonnenschein ist. Viele jüngere Mitglieder fühlen sich überfordert, sehen durch den Klimawandel keinen Sinn mehr in der Zucht. Frauen dürfen keine eigenen Rentierherden haben. In der Schule werden die Kinder noch immer ausgeschlossen und gemobbt. Manches scheint sich nicht ändern zu wollen.


    Doch als Elsa älter wird, nimmt sie ihr Leben in die Hand. Sie dürfte eine neue Generation Frauen darstellen, die ihre Rechte durchsetzen und einen eigenen Platz in der Sámikultur finden werden.


    Fazit:

    Ich habe das Buch mit viel Interesse gelesen und fand es äußerst spannend. Es hat mir einiges über die Sámi, ihrer Kultur und ihrer Lebensweise gelehrt. Am Ende des Buches befindet sich noch ein Glossar, welches die sámischen Begriffe erklärt. Unfassbar fand ich auch, dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht hatte. Man kann nur hoffen, dass sich einiges ändern wird.


    Für mich 5- :bewertung1von5:

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  • Ich muss doch mal nachfragen Buchdoktor. Du schreibst:

    Es ist Robert Isaksson, Sámi wie sie.

    Ich habe es so verstanden, dass Robert zur einheimischen Bevölkerung gehören würde und nicht zu den Sámis. Habe ich da was überlesen?


    Und noch eine Frage in die Runde. Ging es euch auch so, dass ihr im Anschluss über die Sámis und ihrer Kultur recherchiert habt? Ich muss gestehen, dass ich im Vergleich mehr über die indigene Völker Nordamerikas weiß, als über die Sámis. Wunderschön fand ich es auch den Joiks bei YouTube zu lauschen. Das geht ganz schön unter die Haut. Tolle Musik! Und wie innovativ die neue Generation diese alte traditionelle Art mit neuen Musikrichtungen kombiniert. Das ist sehr beeindruckend für mich.

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  • Ich muss doch mal nachfragen Buchdoktor. Du schreibst:

    Es ist Robert Isaksson, Sámi wie sie.

    Ich habe es so verstanden, dass Robert zur einheimischen Bevölkerung gehören würde und nicht zu den Sámis. Habe ich da was überlesen?

    Als ich es schrieb, war ich überzeugt davon, aber kann mich irren.

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ein Mädchen mit Prokura

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Falls du doch noch etwas finden solltest, sag bitte Bescheid. :winken:

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  • Und noch eine Frage in die Runde. Ging es euch auch so, dass ihr im Anschluss über die Sámis und ihrer Kultur recherchiert habt? Ich muss gestehen, dass ich im Vergleich mehr über die indigene Völker Nordamerikas weiß, als über die Sámis. Wunderschön fand ich es auch den Joiks bei YouTube zu lauschen. Das geht ganz schön unter die Haut. Tolle Musik! Und wie innovativ die neue Generation diese alte traditionelle Art mit neuen Musikrichtungen kombiniert. Das ist sehr beeindruckend für mich.

    :thumleft:


    Falls dich auch noch andere Musikrichtungen interessieren: Ich höre immer mal ganz gern die Musik von Mari Boine, guck mal bei youtube. :winken: Bin ja Norwegen- und generell Skandinavienfan und da irgendwann in einem Sammelalbum norwegischer Sänger*innen über sie "gestolpert" und hängengeblieben. :lol: :love:

    :study: Seishi Yokomizo - Mord auf der Insel Gokumon

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Dietrich Krusche (Hg.) - Haiku (Reread)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • Bei meiner Suche im Netz habe ich dabei unter anderem auch Mari Boine entdeckt. Eine ganz wunderbare Sängerin :drunken:

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Ich habe es so verstanden, dass Robert zur einheimischen Bevölkerung gehören würde und nicht zu den Sámis. Habe ich da was überlesen?

    Das war mir bei Buchdoktor s Rezension auch aufgefallen, und deswegen habe ich extra nochmals nachgelesen, ich wollte es wie Du genauer wissen.

    Entschuldige, wenn ich die Stellen jetzt nicht mehr eigens heraussuche, aber er beschimpft sie an einer Stelle als "Lappen-Hure" oder so ähnlich. Er scheint mir deswegen kein Same zu sein.

    :study: Percival Everett, James.

    :musik: Agatha Christie, Mord im Pfarrhaus.


    "Der echte Bibliophile liebt mehr als Form und Inhalt eines Buches seine Existenz; er muss es erst gar nicht lesen" (Werfel, Die vierzig Tage des Musa Dagh, S. 49).

  • Entschuldige, wenn ich die Stellen jetzt nicht mehr eigens heraussuche, aber er beschimpft sie an einer Stelle als "Lappen-Hure" oder so ähnlich.

    Oh ja, an die Beschimpfung kann ich mich noch gut erinnern. :|

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  • Wow! Was für ein Highlight!


    Worum geht es?

    Elsa, ein junges samisches Mädchen, muss mit ansehen wie ihr Rentier ermordet wird. Und sie sieht auch den Mann, der die Tat begangen hat.


    Worum geht es wirklich?

    Kulturelle Wurzeln, Veränderungen und Rückzug.


    Lesenswert?

    Ja ja ja! Was für ein Highlight. Ein Buch, welches mit unglaublich bewegt hat, das berührend war und das einfach so viele Emotionen hervorgerufen hat.

    Es war lehrreich und informativ, was man über die sämische Kultur erfahren hat und wie viel Auswirkung der Klimawandel in bestimmten Regionen schon heute hat. Hiermit gehen die verschiedenen Generationen ganz unterschiedlich um.

    Dieses Buch fasst so viele Themen an und wird ihnen doch allen gerecht. Das ist grandios. Dazu zählen zum Beispiel der eben erwähnte Klimawandel, Generationen, alternde Menschen und der Umgang mit ihnen, Einsamkeit, Familienbande und der Umgang mit Gefühlen oder auch Depressionen. Zeitgleich geht es um eine männerdominierte Gesellschaft, junge starke Frauen auf der Suche nach Veränderung, verschiedene Lebenskonzepte, die Natur und diverse Ängste und Sorgen und Hoffnungen. Man erfährt nicht nur Dinge über die sämische Kultur, sondern auch über den Umgang der restlichen Bevölkerung mit den Samen und wie sich Frustration und Wut in diesem Aufeinandertreffen entladen können.

    Protagonistin Elsa fand ich wunderbar, ihre Entwicklung ganz großartig.

    Es gibt viele unschöne Szenen und dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass die Autorin sich ihnen mit großem Respekt und Vorsicht nähert und niemals zu viel schildert nur für den Schockmoment.

    Generell habe ich das Buch als sehr vorsichtig und behutsam empfunden und dennoch bewegend und aufrüttelnd.

    Es erzählt viel über den Umgang mit indigenen Kulturen und wie aus Worten Hass und Taten werden.

    Der Schreibstil war sehr angenehm, die Naturbeschreibungen nicht zu viel und nicht zu wenig und die Kapitellängen eher kurz gehalten - das mag ich. Wie wunderschön das Cover ist, muss man vermutlich nicht erwähnen.

    Zusammengefasst: Richtig richtig gut. Sollte man lesen!

  • Winter 2008 am nördlichen Polarkreis: Hier liegt Sápmi, das Land der Samen, der Ureinwohner Skandinaviens. Die neunjährige Elsa, die Tochter eines Rentierbesitzers, wächst auf mit dem Gefühl ständiger Bedrohung. Eines Tages wird sie Zeugin einer brutalen Tat: Ein Mann tötet ihr geliebtes Rentierkalb. Er droht ihr. Sie darf ihn nicht verraten…


    „Das Leuchten der Rentiere“ ist der Debütroman von Ann-Helén Laestadius.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus mehreren Teilen, die wiederum in Kapitel untergliedert sind.

    Die Handlung umfasst einige Jahre, beginnend im Jahr 2008, wobei Orts- und Zeitangaben für Orientierung sorgen. Erzählt wird aus der Perspektive von Elsa.


    In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman nicht enttäuscht. Der Schreibstil ist sehr eindrücklich und anschaulich.


    Im Mittelpunkt des Romans steht Elsa, eine sympathische und mutige Protagonistin, deren Gefühle sehr gut deutlich werden. Der Charakter wirkt ebenso wie die anderen Figuren authentisch.


    Inhaltlich finde ich das Buch sehr wichtig. Es lenkt den Blick auf ein indigenes Volk, das diskriminiert und missachtet wird. Gerne habe ich über die Geschichte, Kultur und Strukturen der Sámi gelesen und so meinen Horizont erweitert. Mich persönlich hat der Roman immer wieder zum Nachdenken angeregt. Das Setting ist zudem sehr reizvoll.


    Auf den mehr als 400 Seiten ist die Geschichte trotz des Kriminalfalls nicht durch und durch spannungsgeladen, aber dennoch fesselnd und nicht langatmig.


    Den deutschen Titel empfinde ich für den Roman als zu romantisierend und weniger passend als das Original. Ähnliches gilt für das sehr hübsche Cover, das auf einen anderen Inhalt schließen lässt.


    Mein Fazit:

    „Das Leuchten der Rentiere“ von Ann-Helén Laestadius gehört zu meinen Lesehighlights in diesem Jahr. Eine durchweg empfehlenswerte Lektüre mit einer wichtigen Botschaft.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Auch mich hat dieser Roman rund um die traditionelle samische Lebensweise mit der Rentierzucht sehr berührt und ich habe viel gelernt, nebenbei nachgelesen, mir Gedanken gemacht... Wie Elsa aufgerieben zu werden droht zwischen dem Hass und Unverständnis der schwedischen Mehrheitsbevölkerung auf der einen, aber auch den vielschichten, teils erstickenden samischen Traditionen auf der anderen Seite, die einer talentierten jungen Frau keinen Platz in der männlich dominierten Gesellschaft der Rentierzüchter einräumen wollen und so ihrer eigenen Lebensweise unnötig Steine in den Weg legen, hat die Autorin geschickt entfaltet. Allerdings hat es mir persönlich etwas zu lange gedauert, bis der Roman an Fahrt aufgenommen hat, sodass ich "nur" 4 Sterne vergebe.

    :study: Seishi Yokomizo - Mord auf der Insel Gokumon

    :musik: Asako Yuzuki - Butter (Re-???)

    :musik: Satoshi Yagisawa - Die Tage in der Buchhandlung Morisaki

    :montag: Dietrich Krusche (Hg.) - Haiku (Reread)

    :montag: Deb Olin Unferth - Happy Green Family (Reread)





  • Entschuldige, wenn ich die Stellen jetzt nicht mehr eigens heraussuche, aber er beschimpft sie an einer Stelle als "Lappen-Hure" oder so ähnlich.

    Oh ja, an die Beschimpfung kann ich mich noch gut erinnern. :|

    Habe heute das Buch (in Französisch) beendet und Robert ist ganz bestimmt kein Same.

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆