Seishi Yokomizo – Die rätselhaften Honjin-Morde / 本陣殺人事件 / Honjin satsujin jiken

  • Kurzmeinung

    Cordi
    Eine sehr ruhige, aber dennoch spannende & vor allem schlau gestrickte Geschichte.
  • Kurzmeinung

    mondy
    Klassischer Verschlossener-Raum-Krimi mit japanischem Hintergrund. Angenehm zu lesen, für Zwischendurch
  • Klappentext/Verlagstext
    Es ist der Winter 1937, und der Ort Okamura befindet sich in heller Aufruhr: schon bald wird die renommierte Ichiyanagi-Famile ihren Sohn vermählen. Aber unter den Tratsch über das anstehende Fest mischt sich ein besorgniserregendes Gerücht: ein maskierter Mann streift durch das Städtchen und fragt die Leute zu den Ichiyanagis aus. In der Hochzeitsnacht dann erwacht die Familie durch einen furchtbaren Schrei, auf den eine unheimliche Melodie folgt. Ja, der Tod ist nach Okamura gekommen und hat keine weitere Spur als ein blutiges Samurai-Schwert hinterlassen, das im reinen Schnee im Hof des Hauses steckt. Der Mord am frisch vermählten Paar gibt Rätsel auf, war doch das Schlafzimmer von innen verschlossen. Doch der private Ermittler Kosuke Kindaichi will den Fall unbedingt lösen.


    Der Autor
    Seishi Yokomizo, 1902-1981, ist einer der berühmtesten und beliebtesten japanischen Autoren von Kriminalromanen. Er wurde in Kobe geboren und las als Junge unzählige Detektivgeschichten, bevor er selbst mit dem Schreiben begann. Allein seine Serie um Kosuke Kindaichi besteht aus 77 Büchern. »Die rätselhaften Honjin-Morde« ist der erste Band dieser Reihe und gewann sogleich den ersten Preis für Kriminalautoren Japans.


    Die Übersetzerin
    Ursula Gräfe hat Japanologie, Anglistik und Amerikanistik in Frankfurt am Main studiert. Seit 1989 arbeitet sie als Literaturübersetzerin aus dem Japanischen und Englischen und hat neben zahlreichen Werken Haruki Murakamis auch Sayaka Murata und Yukiko Motoya ins Deutsche übertragen.


    Inhalt
    Der Erzähler, der von den rätselhaften Honjin-Morden im Jahr 1937 berichtet, hat offenbar alle Unterlagen und Zeugenaussagen zur Hand. Als Autor von Kriminalromanen versteigt er sich sogar dazu, den Bericht des Dorfarztes zu straffen, da ihm Dr. F. rückblickend zu emotional erscheint.


    Im Winter 1937 fand die Familie Ichiyanagi am Morgen nach der standesgemäßen Hochzeitsfeier im Schlafzimmer die blutüberströmten Leichen ihres Sohns Kenzo und der frisch angetrauten Katsuko. Wie im klassischen Closed-Room-Plot gab es weder Spuren eines Täters, der ins Haus eindrang, noch einer Person, die das Haus wieder verließ. Schauplatz und Figuren bieten Krimi-Lesern einiges zu grübeln. Der Ichiyanagi-Clan bewohnte ein abgeschiedenes Anwesen aus mehreren Gebäuden. Außer der Witwe Itoko des verstorbenen Familienoberhaupts und Kenzo als zukünftigem Familienvorstand lebten dort zwei jüngere Geschwister Kenzos und sein Cousin samt Frau und drei Kindern.


    Kenzos Braut war gebildet, stammte aus einer wohlhabenden Familie von Obstbauern und hatte eigenes Vermögen. Für die Frau eines zukünftigen Familienoberhaupts war sie dennoch nicht gut genug, so dass es vor der Hochzeit Auseinandersetzungen über die nicht standesgemäße Brautwahl gab. Als Europäer könnte man sich natürlich fragen, ob ein Mann, der zwar angesehener Philosophieprofessor, aber mit Mitte 40 noch unverheiratet war, für die gute Partie Katsuko standesgemäß genug war. Deren Onkel Ginzo jedenfalls zieht einen überraschenden Trumpf aus dem Ärmel. Er hat gemeinsam mit Kazuos inzwischen verstorbenem Vater in den USA gearbeitet und studiert und kennt aus der Zeit den japanischen Privatdetektiv Kosuke, der ihm zu Dankbarkeit verpflichtet ist. Kosuke eilt an den Tatort und löst das vertrackte Rätsel gemeinsam mit Dr. F.


    Bei einem Locked-Room-Fall können Leser zwar mitraten, müssen jedoch oft eine Lösung akzeptieren, auf die sie selbst nie gekommen wären. Seishi Yokomizo bietet hier ein klassisches Setting in großem Anwesen, mit umfangreichem Familien-Clan, der im 20. Jahrhundert noch nach Werten des 19. Jahrhunderts lebt, einen Haushalt mit diversen gefährlichen Geräten – und dann setzt auch noch frischer Schneefall ein. Für den recht kurzen Text von rund 200 Seiten jongliert Yokomizo in sachlichem Ton souverän mit drei Ebenen, der Gegenwart des Erzählers, dem Zeitpunkt der Tat und der Vorgeschichte der Figuren. Mich hat am stärksten beeindruckt, wie viel der Autor in dieser Kürze über seine Figuren zu erzählen hat.


    Wer historische Krimis mag und Richter Di nicht verschmähte, findet mit diesem Serien-Auftakt Futter für die Serien-Sucht.


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    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Naylor - Die Stimme der Kraken

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Würdig aufbereiteter Klassiker


    Dies ist einer jener Fälle, bei denen das Buch aus mehr besteht als der Summe seiner Teile - sprich, wo es als Gesamtkunstwerk zählt, sozusagen. Dieses Werk wäre sicherlich, wäre es nach heutigen Standards in der heutigen Zeit in einem westlichen Verlag erschienen, eher ein Kuriosum. Doch wenn man alles berücksichtigt, finde ich die (Wieder-) Auflage gelungen, und würdig gestaltet.

    Ich befasse mich schon länger mit japanischer Literatur, und habe auch die alten japanischen Krimis für mich entdeckt - die, ganz zu Unrecht, im Westen bisher vernachlässigt wurden. Nur waren diese bisher lediglich in englischer Sprache erhältlich. Umso verdienstvoller der Entschluss der "Blumenbar", einer Abteilung des Aufbau-Verlages, diesen alten japanischen Klassiker erstmals in deutscher Sprache herauszugeben! An dieser Stelle muss ich ausdrücklich die Übersetzerin Ursula Gräfe würdigen. Sie hat es auf großartige Weise geschafft, den alten Sprachduktus, die Atmosphäre, beizubehalten, und dennoch in eine modern lesbare Sprache zu überführen. Immerhin erschien das Original vor gut 80 Jahren!

    Im Klappentext werden das Buch und sein Held mit Sherlock Holmes und Agatha Christie verglichen - und das durchaus nicht zu unrecht! Der Ermittler, Kosuke Kindaichi, erinnert in der Tat ein wenig an Hercule Poirot - er ist eher ein Außenseiter, schert sich nicht um Konventionen, ist ein erstaunlich gewiefter Denker, liebt es, seine Mitmenschen zu verblüffen, und besteht auf einer Aufklärung im großen Kreis, einem "Experiment".

    Der Autor hat sich in der Tat viel mit klassischen Kriminalromanen beschäftigt, wie man nachlesen kann. Das wird auch im ganzen Buch spürbar. Er hat klassische Vorbilder studiert - die hier und da auch zitiert werden! -, und hat sich in diesem Fall für das "Locked-Room-Mystery" entschieden, also ein vorgeblich "unmögliches Verbrechen". Er gibt dem Ganzen jedoch das typisch japanische Flair, durch das Setting, die Umstände, die Tatwaffe, und natürlich das Motiv, das für mich zu einem der ungewöhnlichsten Mordmotive gehört, von denen ich je gelesen habe. Das konnte so nur in Japan geschehen!

    Mir gefällt, wie das Buch aufgebaut ist. Es beginnt eher gemächlich - und auch noch mit einer Rahmenhandlung. Ein Erzähler, ein Autor von Kriminalromanen (!), hat sich von Dorfbewohnern von den Ereignissen erzählen lassen, und hat außerdem die Aufzeichnungen eines Doktor F. studiert. Aus diesen Versatzstücken bastelt er nun die vorliegende Erzählung. (Eine Erzählweise, die wiederum klassisch westlich ist - so ungefähr zur Zeit der viktorianischen Literatur.)

    Die Spannung baut sich eher langsam auf, zumal der Ermittler Kindaichi erst ungefähr in der Mitte des Buches hinzugezogen wird. Doch diese lange Einleitung dient eindeutig dem Aufbau der Atmosphäre. Die Familie Ichiyanagi ist schon ungewöhnlich, auch für die damalige Zeit.

    Ab dem Eintreffen von Kindaichi geht es stetig voran, die Auflösung ist sozusagen unausweichlich. Auch hier gibt es zwar blutige Spuren, doch keine blutige Atmosphäre! Die Aufklärung erfolgt allein durch Beobachten und Nachdenken. Sehr nett finde ich die eingestreuten mysteriösen Elemente: ein Vagabund mit nur drei Fingern, der im Umfeld der Familie auftaucht, sowie der Klang einer Koto, einer Art japanischer Zither, der in der Nacht ertönt.

    Man darf einfach nicht mit heutigen Erwartungen an dieses Buch herangehen. Es ist relativ kurz, bietet aber in diesem gedrängten Rahmen von gerade einmal 200 Seiten eine prägnante Sprache, und intensive Charakter- und Ortsstudien. Sehr viel Wert wird gelegt auf Höflichkeit, Verwandtschaftsbeziehungen, und Anstand, was in Japan ja auch nicht anders zu erwarten war. Zudem ist es der erste Band der in Japan sehr erfolgreichen Reihe um Kosuke Kindaichi - wobei ich sehr hoffe, dass auch diese in Deutschland verlegt werden!

    Das Buch ist einfach sehr liebevoll gestaltet worden! Das Umschlagmotiv ist ein wenig altertümlich-sparsam gestaltet, wurde aber von den englischen Ausgaben übernommen. Die Verarbeitung ist hochwertig; auch ein Glossar japanischer Begrifflichkeiten ist enthalten. Ich kann der "Blumenbar" wirklich nur gratulieren, und sage, weiter so!

    "Ein Mensch, der Ideale hat/
    Der hüte sich, sie zu erreichen!/
    Sonst wird er eines Tags anstatt/
    Sich selber andern Menschen gleichen."
    (Erich Kästner) :):)

  • Überraschung

    Altmodisch wirkt der Schreibstil, wie bei Sherlock Holmes oder andere Krimis aus diesen Jahren. Hinzu kommt das Japan ein Land ist, das uns Europäern etwas fremd ist. Die Kultur gerade die aus vergangenen Jahrzehnten ist schwer zu verstehen, weil wir diese Ansichten in den meisten Fällen schon hinter uns gelassen haben. Nach dem ich mich aber daran gewöhnt hatte, war der Krimi einfach nur spannend.

    Eigenartige Spuren oder das Nichtvorhandensein solcher, machte das Miträtseln zu einer schier unlösbaren Aufgabe. Es gibt Informationen, da habe ich mich gefragt warum ist das wichtig. Den falschen Spuren bin ich natürlich hinter her gelaufen. Mein Verdacht traf nach einiger Zeit den Richtigen aber warum, welche Gründe gab es für die Tat. Da brauchte ich den Privatdetektiv der sein Köpfchen benutzt und sonst keine weiteren Hilfsmittel.

    Bis auf diesen Detektiv waren alle Figuren weit weg, nicht blass eher unverständlich, obwohl der Autor sich viel Mühe gegeben hat uns Lesern das Gefüge zu erklären. Erst dieser Detektiv, der laut der Geschichte in den USA gelernt hat, bringt durch seine Fragen Licht ins Dunkel, auch er ist nicht mehr ganz firm in dem sozialen Gefüge.

    Nach Informationen gibt es in Japan 77 Krimis mit diesem Detektiv, ich würde gern noch den einen oder anderen lesen.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Winter 1937, Dorf O., Japan. Nach vielen Jahren als alleinstehender Mann hat Kenzo, der älteste Sohn der Familie Ichiyanagi beschlossen, die junge Lehrerin Katsuko zu heiraten. Doch nach einem rauschenden Fest wartet am Morgen die grauenvolle Überraschung: Das Brautpaar wird tot in einem verschlossenen Raum gefunden, draußen im Schnee steckt ein blutiges Katana. In seiner Verzweiflung lässt der Onkel der Toten Privatdetektiv Kosuke Kindaichi herbeirufen.


    Seishi Yokomizo gehört zu Japans bekanntesten Krimiautoren. Seine Reihe um Detektiv Kindaichi umfasst im Original 77 Bände; der erste - „Die rätselhaften Honjin-Morde“ entstand im Jahr 1946. In der Geschichte inszeniert sich der Autor selbst als Erzähler und Zeitzeuge der Ereignisse und beschreibt, wie er selbst den Schauplatz des Verbrechens besuchte und über beteiligte Personen von den grauenhaften Morden erfuhr. Der Krimi lest sich daher eher wie eine Art Bericht mit Kommentaren des Erzählers und sogar einer Skizze des Tatorts. Zum bessern Verständnis dienen ein Personen- und Fremdwortverzeichnis am Ende des Buches.


    Das Buch ist ein klassischer „Locked Room Mystery“, also ein Kriminalfall, der sich in einem abgeschlossenen Raum auf scheinbar unmögliche Art und Weise abgespielt hat. Diese Technik, die auf Edgar Allan Poe zurückgehen soll, wurde auch schon von anderen berühmten Autoren wie Arthur Conan Doyle oder Agatha Christie verwendet. Im Roman wird sogar selbstreflexiv über die Autoren und darüber gesprochen, was einen guten Krimi dieses Genres ausmacht. Im Verlauf werden Hinweise gestreut und Verdächtige präsentiert – die Auflösung kommt dann recht überraschend.


    Obwohl ich sehr gerne japanische Literatur lese, konnte ich mich mit diesem Werk nicht recht anfreunden. Detektiv Kindaichi trägt Züge des großen Sherlock Holmes oder auch von Hercule Poirot, kann aber deren Charisma nicht erreichen. Auch die Auflösung des Falles war mir zu glatt, das Motiv machte mich sogar wütend, was natürlich der Entstehungszeit des Romans geschuldet sein mag. Yokomizos Bedeutung für das Genre kann ich durchaus anerkennen, das macht diesen Krimi für mich aber leider nicht spannender. :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ein japanischer Krimi im Agatha Christi-Stil


    Im ländlichen Ort Okamura spielt sich im Jahre 1937 nach erfolgter Hochzeit bei der Ichiyanagi-Famile in der Hochzeitsnacht eine Tragödie ab: Das frisch vermählte Paar liegt ermordet im von innen verschlossenen Schalfzimmer. Nur ein blutiges Samurai-Schwert, im frisch gefallenen Schnee, zeugt im Hof auf die Tatwaffe. Das ganze Rätsel in seiner Kompliziertheit an Puzzlestücken wird gelöst durch den privaten Ermittler Kosuke Kindaichi, der den scheinbar gewaltsamen Tod von Kenzo Ichiyanagis und seiner Braut Katsuko Kubo auf dem Anwesen in Yamanoya überzeugend entflechten kann, ähnlich den sogenannten Locked Room Murders, anklingend an Thriller von Agatha Christie u.a.. In den meisten kommt am Ende ein ziemlich enttäuschender mechanischer Kunstgriff zum Einsatz. Außerdem erhält man Einblicke in eine ländliche Sake-Zeremonie anlässlich einer Hochzeit, wird vertraut gemacht mit essenziellen Elementen der traditionellen japanischen Architektur.

  • Ein ausgefeilter Mord


    Im Jahr 1937 ist der Ort Okomura in heller Aufruhr. Der älteste Sohn der angesehene Ichiyanagi-Familie wird bald heiraten. Zur gleicher Zeit streift ein maskierter Mann mit drei Finger durch das Dorf und fragt die Bewohner nach den Ichiyanagis aus. In der Hochzeitsnacht erwacht die Familie durch einen Schrei und eine unheimliche Melodie erklingt. Der Mord an dem frisch vermählten Paar gibt einige Rätsel auf. Zum einem war das Schlafzimmer von innen verschlossen und zum anderen war die Mordwaffe außerhalb des Schlafzimmers. Der Privatdetektiv Kosuke Kindaichi nimmt sich deren Rätsel an.

    Die Charaktere werden gut dargestellt und durch den Perspektivenwechsel wird der Krimi richtig spannend. Ich finde der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen und was mir vorallem gefallen hat war, dass das Papier des Buches sehr hochwertig und fest ist.

    Der Krimi war sehr gut und ich freue mich schon wenn die anderen Teile ins Deutsche übersetzt werden.

  • Langatmig und trotzdem spannend

    Ein Closed Room Krimi aus Japan. Schön. Titelbild und Schrift sind hinreißend.

    Die langatmigen Beschreibungen und Erklärungen unterstreichen den Charme dieses für uns fremden Universums. Das Buch wird nicht langweilig. Es tauchen immer wieder merkwürdige Hinweise auf. Ob sie von Bedeutung sind oder den Leser nur irreführen wollen, eine falsche Fährte legen, das wird sich noch zeigen. Letzten Endes finden sich für all diese Hinweise eine logische Erklärung. Sei es die tote Katze, die mal beerdigt wird, exhumiert und wieder beerdigt, die Saiten und Stege des traditionellen japanischen Zupfinstruments, das Samurai Schwert im Schnee, die verschlossenen Türen und Fensterläden, der zerlumpte Fremde dem einige Finger an einer Hand fehlen, die Tagebücher Kanzos, die Familienmitglieder, die erst am Tag nach der Hochzeit und nach den Morden eingeladen wurden, alles ist so geheimnisvoll und detailliert beschrieben, dass wir das Buch nicht loslassen, immer weiter lesen. Die Lösung ist logisch, aber wie bei guten Krimis merkt man das erst im Nachhinein, ja klar, das ist die einzig mögliche Erklärung für den geheimnisvollen Doppelmord.

    Der sympathische Privatermittler Kosuke Kindaichi ist so ganz anders, als sich die japanische Gesellschaft einen Detektiv vorstellt. Er wirkt leicht zerstreut, verfolgt aber gewissenhaft alle Spuren und geht allen Hinweisen nach, seien sie noch so merkwürdig. Kindaichi findet heraus, in diesem Fall wurde nichts, nicht das kleinste Detail außer Acht gelassen. So gelingt ihm die Auflösung dieses spektakulären Falls.

    Die langatmigen Beschreibungen, das Beharren auf scheinbar belanglosen Einzelheiten, die sich in die Länge hinziehen, machen das Buch auf seine ureigenste ARt und Weise doch anziehend und spannend. In einer Zeit der rasanten Krimis und Thriller zeigt uns Seishi Yokomizo die Schönheit eines “Slow-Krimis”. Genießt es!

  • Japan 1937: Die bekannte Familie Ichiyanagi feiert die Hochzeit des ältesten Sohnes, doch am nächsten Tag findet man das Brautpaar tot vor. Genzi Kubo, der Onkel der Braut, zieht den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi hinzu.


    Seishi Yokomizo (1902 – 1981) war ein in Japan sehr bekannter, erfolgreicher und mehrfach ausgezeichneter Kriminalautor, „Die rätselhaften Honjin-Morde“ ist der erste Roman einer Reihe von 77 Bänden mit Kosuke Kindaichi und erschien erstmals 1946.


    Mir hat vor allem die Erzählweise sehr gut gefallen, der Autor erzählt fast dokumentarisch, teilweise in Ich-Form, er habe von dem Fall gehört, der ein Locked-Room-Rätsel beinhaltet, und da das ein klassisches Motiv in der Kriminalliteratur sei – hier listet er eine ganze Reihe entsprechender, vor allem nicht-japanischer Autor:innen auf – habe ihn das fasziniert und er wollte unbedingt einen Roman daraus machen. Er sei an den Originalschauplätzen gewesen und habe mit Zeugen gesprochen. Immer wieder unterbricht er die Erzählung, um auf dies und das hinzuweisen, das er erfahren habe, ja, er habe sogar Berichte der Zeugen wörtlich übernommen.


    Von Anfang an gibt es einen Tatverdächtigen, doch als geübte Krimileserin habe ich das natürlich in Zweifel gezogen – man hat tatsächlich die Möglichkeit selbst mitzurätseln, und kurz vor dem Ende hatte ich dann die Eigebung, wie es gewesen sein könnte, zumindest im Groben, denn die tatsächliche Auflösung hat dann schon noch ein paar Überraschungen parat.


    Im Anhang gibt es ein Personenverzeichnis und ein Glossar, ersteres könnte für jene, die mit den japanischen Name Probleme haben, nützlich sein, das Glossar allerdings ist unbedingt nützlich, denn die japanischen Bezeichnungen bleiben in der Übersetzung erhalten, manche betreffen z. B. die klassische japanische Architektur. Manche Begriffe, wie „Honjin“ werden aber auch direkt erklärt, wenn sie für den Kontext wichtig sind.


    Klassische Krimis und ihre Autor:innen sind wichtiger Bestandteil des Romans, und dieser ist im Grunde selbst einer, erstmals erschienen ist er 1946. Japanische Traditionen sowie das Leben auf dem Land in jener Zeit spielen eine Rolle, wobei die Familie Ichiynagi privilegiert, was sich schon aus dem Namen Honjin im Titel ergibt (hier möchte ich nicht vorgreifen), und auch über das Leben dieser Familie erfährt man einiges.


    Weitere Romane der Reihe sind noch nicht ins Deutsche übersetzt, schade, ich würde mich freuen, wenn das nachgeholt würde.


    „Die rätselhaften Honjin-Morde“ bietet einen wahrhaft rätselhaften Fall, einen interessanten Erzählstil und einen klugen Protagonisten, der hier seinen ersten Fall von vielen löst, zumindest in Romanform. Als Leser:in kann man miträtseln, wird aber am Ende wahrscheinlich überrascht sein. Besonders gut hat mir auch gefallen, mehr über das frühere Japan und seine Kultur zu erfahren.

  • „Closed Room Murder Mystery“ - Made in Japan


    In seiner Hochzeitsnacht wird Kenzo, der älteste Sohn der bekannten und reichen Ichiyanagi-Familie gemeinsam mit seiner frisch angetrauten, aber nicht standesgemäßen Frau
    ermordet. Die Umstände sind allerdings höchst befremdlich: Zum einem konnte man einen lauten Schrei und eine seltsame Melodie hören und zum anderen liegt das tote Ehepaar in einem fest verschlossenen Raum.


    Kann der Fremde mit den drei Fingern, der seit einiger Zeit in Okamura herumschleicht und nach dem Haus der Familie Ichiyanagi gefragt hat, der Mörder sein? Wenn ja, warum? Um Klarheit zu gewinnen, engagiert der Onkel der ermordeten Braut den jungen Detektiv Kosuke Kindaichi.


    Meine Meinung:


    "Die rätselhaften Honjin-Morde" ist ein 1946 von des 1981 verstorbenen japanischen Autors Seishi Yokomizo veröffentlichter historischer Kriminalroman, der im Jahr 1937
    spielt.

    Yokomizo ist ein Vertreter des „Closed room murder mystery“-Kriminalromans, also jener Unterordnung des Genres, bei dem nicht Opfer oder Täter im Mittelpunkt stehen, sondern die Durchführung der Tat, die auf den ersten (und zweiten) Blick undurchführbar erscheint.

    Seishi Yokomizo wird gerne mit britischen Krimiautoren wie Agatha Christie oder Arthur Conan Doyle und deren Detektiven verglichen, die mit Köpfchen und Kombinationsgabe ihre kniffligen Fälle lösen.


    Der junge Detektiv Kosuke Kindaichi kommt, im Gegensatz zu den saturierten Ermittlern aus Europa, ziemlich arrogant daher. Er weiß eben, was er kann. Für die Leser wirkt er unnahbar, was vermutlich daran liegt, dass man wenig über ihn erfährt. So kann man als Leser seinen Gedanken und den Schlüssen daraus nicht immer ganz folgen.


    Der Schreibstil selbst ist ungewohnt, denn die Leser erhalten den Mord wie einen Krimi nacherzählt. Dennoch ist diese Erzählweise spannend, denn hier erhalten wir Einblick in japanische Traditionen und Gepflogenheiten.


    Der Autor legt zahlreiche falsche Spuren und recht schnell ist klar, dass der Mann, nur mehr drei Finger hat und deshalb so auffällig ist, keinesfalls der Mörder sein kann.


    Fazit:


    Ein Einblick in die Welt der japanischen Krimis, der mich nicht ganz überzeugt hat, daher nur 3 Sterne.

    "Ein Tag ohne Buch ist ein verlorener Tag"


    "Nur ein Lesender kann auch ein Schreibender sein oder werden" (Maria Lassnig/1919-2014)